Jutta Hoffritz - 1923 und seine Folgen

    • Herausgeber ‏ : ‎ HarperCollins; 1. Edition (27. September 2022)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 336 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3365001301
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3365001301


    ASIN/ISBN: 3365001301


    Über die Autorin:

    JUTTA HOFFRITZ, Jahrgang 1966, hat in Würzburg, New York und Berlin Volkswirtschaft studiert. Seit über zwanzig Jahren schreibt sie für Die Zeit u.a. über die Geschichte der Geldpolitik. Nebenher verfasst sie Beiträge für den Deutschlandfunk. Sie denkt über Inflation nach, seit ihr ihre Großmutter von ihren Erlebnissen im Ruhrgebiet des Jahres 1923 berichtete. Ein »Kalenderblatt«, das sie zum 150. Geburtstag des Inflationsgewinners Hugo Stinnes für den Deutschlandfunk verfasste, gab den Anstoß für dieses Buch. Jutta Hoffritz lebt und schreibt in Hamburg.



    Inhaltsangabe:

    1923 wird zum politischen und ökonomischen Wendejahr für Deutschland. Zwischen schwindelerregenden Brotpreisen, eskapistischen Tanzabenden, der folgenreichen Ruhrbesetzung und der Einführung der Rentenmark begleitet Jutta Hoffritz vier Deutsche durch das Jahr. Durch ihren Kampf. Ihren Alltag. Ihre Verhängnisse.

    Wir erleben, wie Anita Berber – Berlins begehrteste Tänzerin – auf dem Zenit ihrer Karriere dem Rausch verfällt, wie Ruhrbaron Hugo Stinnes das Kalkül der Besatzer unterläuft und das Kohlekontor an die Alster verlegt, wie Reichsbankpräsident Rudolf Havenstein den Reparationsboykott finanziert und die Hyperinflation schürt, wie Käthe Kollwitz ihren Liebeskummer besiegt und das allgemeine Elend auf Plakaten festhält.

    Über ein Jahr und seine Menschen. Über eine Zeit, in der Deutschlands Zukunft auf des Messers Schneide stand – und die unserer heutigen mehr gleicht, als uns lieb ist.

    »Was die Wirtschaft betrifft, so sind von Dir angekommen 60 Millionen. Im übrigen hab ich für Lichtrechnung ausgelegt 34 Millionen, für Vorwärts 6 Millionen. Die Quittungen liegen bei den Briefen. Dann an Frau Fechter 4 Millionen und noch zur Wirtschaft erst 50 dann 20 Millionen zusammen 114 Millionen. Bei der Wiedergabe musst du abziehen, was ich hier gegessen habe. Nun lebt wohl und seid gegrüßt, die Zeit hier bei Euch war mir schön.

    Eure Mutter.«

    Käthe Kollwitz an ihren Sohn Hans, September 1923

    Meine Kritik:

    1923 war ein schwieriges Jahr. Deutschland litt an den Nachwirkungen des verlorenen Weltkriegs und kämpfte gegen Hunger, Krankheiten und Hyperinflation. In dem Buch versucht Unternehmer Hugo Stinnes, der Sache auf der wirtschaftlichen Ebene Herr zu werden, während Käthe Kollwitz und Anita Berber die künstlerische und kulturelle Sichtweise abdecken. Über den Kölner Oberbürgermeister und späteren Bundeskanzler Konrad Adenauer erfahren wir von den politischen Methoden, mit den vielen Krisen klarzukommen. Hauptsächlich an diesen vier Personen macht Autorin Jutta Hoffritz ihren Geschichtskurs fest, berichtet separat in jedem einzelnen Monat des Jahres davon, was diese Personen und die Menschen um sie herum erlebten, erduldeten und unternahmen. Dadurch ergibt sich eine komplexe Sammlung von Fakten und Eindrücken der damaligen Zeit, gepaart mit Erklärungen über die historische Zusammenhänge. Es ist wie eine überlange Geschichtsstunde, bei der man allerdings öfters mal eine Pause einlegen muss, damit das Buch nicht zum puren Infodumping verkommt. Ausgiebig recherchiert hat Jutta Hoffritz für ihr Buch auf jeden Fall. In seiner Machart erinnert es an Bill Brysons „Sommer 1927“, nur dass dort ein anderer Zeitpunkt der Weltgeschichte abgedeckt wird und es bei ihm vorwiegend um die USA geht. In „1923 und seine Folgen“ hingegen steht Deutschland klar im Vordergrund, auch wenn für das bessere Verständnis auch öfters Vergleiche und Einflüsse aus den Nachbarländern aufgegriffen werden.