Unvermeidlich denkt man zunächst an Sven Regeners "Herr Lehmann". Eine Gruppe Endlospubertierender, deren Leben sich mehr oder weniger in Kneipen abspielt. Will da jemand noch ein wenig auf der Welle surfen?
Schnell aber merkt man, dass man es hier mit einem sehr eigenen Buch zu tun hat. Liehrs Figuren sind zynischer, kaputter, verdreckter und weitaus unromantischer geschildert als die Regeners.
Anders als der liebenswerte Herr Lehmann ist Henry Hinze ein kaputtes, versoffenes Arschloch, alles andere als ein Sympathieträger (mit Ausnahme der Szene in Kapitel 19 als er "Renn, Buddy, renn" und "Immer wenn er Pillen nahm" nachtrauert). Fraglos macht dieses "Sich-nicht-identifizieren-können-und wollen" das Buch nicht einfach, aber authentisch. So ein versoffener Sack ist eben nicht liebenswert, sondern ein Arschloch.
Die Sprache ist flott und es sprüht nur so vor coolen Sprüchen, manchmal im 10-Sekunden-Takt.
Und dann überrascht Liehr im "Idiotentest" plötzlich mit äußerst einfühlsamen Szenen, sehr sensibel und überraschend weich. Da verliert sich so manche Träne in den Augenwinkel. Gerade in diesen Passagen fand ich persönlich das Buch am allerbesten. Denn natürlich ist die wahre Hauptfigur nicht Henry, sondern Harry.