Tom Liehr "Idiotentest"

  • Zitat

    Original von Tom
    Edit: Ist natürlich IRL schöner. Aber bisher bin ich nur ein einziges Mal jemandem zufällig begegnet, der gerade ein Buch von mir - in diesem Fall "Radio Nights" - las. Das war vor zwei Jahren am Pool des Urlaubshotels.


    Wow, das war sicher ein erhebendes Gefühl! Wenn du nicht auf der Bestseller-Liste stehst, ist die Chance, dass dir das passiert, ja eher gering...


    Jetzt würde ich gern mal wissen: Bist du zu dem Leser hingegangen und hast gesagt: Hey, toll dass du mein Buch liest! oder so? Das würde mich als Leser ja umhauen, wenn mir das mal passieren würde!

  • Zitat

    Bist du zu dem Leser hingegangen und hast gesagt: Hey, toll dass du mein Buch liest!


    Ich habe im Vorbeigehen gefragt: "Soll ich's Dir signieren?"
    Der Typ hat mich nur kurz angeglotzt und dann weitergelesen. Ein paar Minuten später kam er mir nach, weil er die Verbindung - dank des Fotos auf der Rückseite - hergestellt hatte. Dann habe ich's ihm signiert, und wir haben uns beim Bier noch ein bißchen über das Buch unterhalten. Ich denke, das war für ihn ein ebenso erhebendes Erlebnis wie für mich. Allerdings, und da hast Du recht, hätten Sysai und Gheron (also Iny Lorentz, für die Nochnichteingeweihten) das während meines letztjährigen Urlaubs ungefähr zehnmal am Tag machen können. :grin


    Edit: Und Dan Brown hätte sich die Finger wundsignieren können. :lache

  • Natürlich habe ich das Buch längst ausgelesen, eigentlich viel zu schnell, nur hatte ich noch keine Gelegenheit, einen abschließenden Kommentar abzulassen. Das hole ich hiermit nach:


    „Idiotentest“ trägt ganz eindeutig Toms Handschrift: sarkastisch, witzig, spitzfindig und äußerst unterhaltsam!


    Die Zeitsprünge, die Mr. Waldfee moniert hatte, haben mich überhaupt nicht gestört. Es waren nur wenige, und die waren leicht nachzuvollziehen. Seine Kritik am Happy End jedoch teile ich: Dass Saulus aufgrund eines Schlüsselerlebnisses zu Paulus wird, o.k. (was immer es mit dieser Geschichte auf sich hat…). Aber ein Mensch, der über Jahre hinweg täglich große Mengen Alkohol zu sich nimmt, ist ein Alkoholiker, denn regelmäßiger Alkoholkonsum in Übermengen macht süchtig. Ein Alkoholiker, der mir nichts dir nichts und ohne Entzug das Trinken einstellt bzw. auf ein Minimum reduziert und das auch noch ohne Rückfall, obwohl er jeden Abend am Tresen seiner Kneipe ausschenkt?! Das klingt in meinen Ohren sehr märchenhaft.


    Trotzdem mochte ich das Buch sehr. Man merkt, dass Tom seine Figuren allesamt lieb hat, genauso lieb wie die Kneipen Berlins… Ich hätte nicht erwartet, dass mir ein Sauf- und Kneipenroman soviel Spaß machen würde!


    Und Premiere in der Lebensgemeinschaft von Mr und Mrs Waldfee: Wir haben über ein BUCH diskutiert. Danke, Tom! :-)

  • Moinsen!


    Also, nach all den Jahren, hier meine kleine Meinung zu dem Roman:


    Ein Geschichte, die anrührt, ohne rührselig zu sein!


    Ein Löffel voll Buchstabensuppe auf einem grasgrünen Cover – recht fröhlich mutet der Roman „Idiotentest“ von Tom Liehr an. Beim Aufklappen erwartet man die übliche Großstadtgeschichte mit Rückblenden in die 70er, 80er und 90er Jahre, die im Leser das „ach ja, richtig, damals“-Feeling wecken.
    Was dann allerdings auf den ersten Seiten geschieht, ist vieles, aber nicht fröhlich: Der Roman beginnt mit der Kindheitsgeschichte der Hauptfigur Henry Hinze. Seine ersten Lebensjahre sind durchzogen von seelischen Grausamkeiten, die noch viel schlimmer sind als die Prügel, die der Junge regelmäßig von seinem Vater bezieht. Wärme und Zuneigung sind für seine Eltern Fremdworte, Henrys kleine Schwester wird vom Vater wegen einer Lappalie tot geschlagen und auch Henry bekommt immer wieder zu hören, was er in den Augen seiner Erzeuger ist: Ein „schlimmes, verantwortungsloses Kind“.


    Auch als Erwachsender scheut Henry sich, jegliche Verantwortung zu übernehmen. Weder für sich selbst, noch für jemand anderen. Mit seinen Kumpels Walter und Gonzo haust er einer Berliner WG, hangelt sich von Affäre zu Affäre und versucht hin und wieder – trotz fehlendem Orientierungssinn – als Taxifahrer ein Paar Euro zu verdienen.


    Der Idiotentest – das ist das Leben, an dem Henry Hinze und seine Freunde fast zu scheitern drohen. Sie dümpeln dahin, lassen sich treiben und versammeln sich Abend für Abend in der einzigen Heimat, die sie kennen: Die Neuköllner Kneipe „Wohnzimmer“, dessen Inhaber Harry wie ein Ziehvater über seine Schützlinge wacht. Doch ausgerechnet hier, im „Wohnzimmer“, wird von Henry plötzlich eine Entscheidung gefordert, die seinem Leben eine andere Wendung geben könnte: Nach einer volltrunkenen Liebesnacht mit Andrea, die in der Kneipe kellnert, sieht Henry sich unverhofft mit der Frage konfrontiert, ob er sich nach Jahren voller Unverbindlichkeiten tatsächlich auf etwas – und jemanden! – festlegen kann. Eine Frage, die er nur zu gern verdrängen würde – die ihn andererseits aber auch nicht zur Ruhe kommen lässt. Ist es an der Zeit, endlich doch Verantwortung zu übernehmen?


    Tom Liehr ist ein großartiger Roman gelungen. Die Charaktere sind lebensecht, warmherzig und skurril zugleich, ihre Geschichten rühren an, bringen den Leser zum Lachen und manchmal sogar zum Weinen. Und am Ende steht fest: Das Leben ist zu kurz, um es nicht auch zu leben!



    Oder, um es kurz zu machen: Ein tolles Buch, Tom! Mehr davon!!! :wave

  • Zitat

    Original von Tom[/i]
    Zwei sind in Arbeit. Ich beeile mich. :-)


    Hach, dass du einen aber auch so unter Druck setzen musst :cry


    Na gut, ich tipp ja auch schon weiter, maul ...

  • Hallo, Wolke.


    Da kann ich leider noch nichts drüber sagen, aber ich hoffe schwer, daß in diesem Jahr noch was passiert. Als kleines Appetithäppchen erscheint im April ein Erotik-Ferienreader bei Aufbau, in dem sich meine Story "Don Johann" befinden wird. :-)

  • Zitat

    Original von Waldfee
    Ein Alkoholiker, der mir nichts dir nichts und ohne Entzug das Trinken einstellt bzw. auf ein Minimum reduziert und das auch noch ohne Rückfall, obwohl er jeden Abend am Tresen seiner Kneipe ausschenkt?! Das klingt in meinen Ohren sehr märchenhaft.


    Dazu wollte ich noch was sagen: Ein, sagen wir, mir nahe stehender Verwandter wurde auch von heute auf morgen trocken und arbeitet weiterhin als Kneipier. Seit mehr als zehn Jahren kein Rückfall. Also kein Märchen :-)

  • Zitat

    Original von Tom
    Da kann ich leider noch nichts drüber sagen, aber ich hoffe schwer, daß in diesem Jahr noch was passiert. Als kleines Appetithäppchen erscheint im April ein Erotik-Ferienreader bei Aufbau, in dem sich meine Story "Don Johann" befinden wird. :-)


    Huhu Tom,
    ich verstehe, dass du noch nichts sagen darfst. Aber sowie du die Erlaubnis erhälst, wirst du uns bitte sofort informieren, ja? :knuddel1

  • Huhu, Wolke.


    Zitat

    Ich verstehe, dass du noch nichts sagen darfst.


    Eher nicht können. Bin bei beiden Projekten mittendrin; es gibt einfach noch keine Erscheinungstermine. Und wenn ich mich nicht sehr beeile, rutsche ich am Herbstprogramm vorbei. :cry


    Zitat

    Aber sowie du die Erlaubnis erhälst, wirst du uns bitte sofort informieren, ja?


    Aber hallo. :knuddel1

  • Zitat

    Original von Tom
    Eher nicht können. Bin bei beiden Projekten mittendrin; es gibt einfach noch keine Erscheinungstermine. Und wenn ich mich nicht sehr beeile, rutsche ich am Herbstprogramm vorbei. :cry


    Ups, im Mai kommen schon die Herbst/Wintervorschauen. Also hau in die Tasten! *anfeuer*

  • Nun denn - ich hab es ebenfalls durchgelesen, und das auch noch gerne (es teilt also nicht das Schicksal der vielen angefangenen Bücher um meinen Lebensmittelpunkt (=Bett) herum).


    Am Anfang war ich noch skeptisch, trotz genauer und typischer Tom-Schreibe - es gibt eine Wendung, die alle Charaktere zum Leben erweckt und mich dann ca. ab der Mitte in die Handlung "saugte" - und mich mit einem guten Gefühl entließ (nämlich jenem, wieder etwas über das Leben gelernt zu haben). Es gehört zu den wenigen Geschichten, die nach dem Lesen noch wachsen.


    :wave
    die Nudelsuppe

  • Die Frage mußte ja kommen. Aber ich gelobe und schwöre, daß ich mich, gerade aus der Düsseldorfer Altstadt ins Hotel zurückgekehrt, zuerst in den Mitsu-Thread geklickt habe, bevor ich gesehen habe, daß Marcel was zu "Idiotentest" geschrieben hat. Inhaltlich-tendentiell-zeitpunktsmäßig mag es kein Zufall sein, weil wir uns vor einer Woche getroffen und die Bücher ausgetauscht haben.