'Die Forscherin. Pinzessin Therese und der Ruf des Amazonas' - Anfang - Seiten 098

  • Jetzt muss ich doch mal kurz auftauchen aus Brasilien. Ich hab fast noch den Geschmack der Mango auf der Zunge und das Nachtkonzert am Amazonas im Ohr. :love:


    Was für ein wunderbares Buch. Ich bin total begeistert. Ich wusste vorher rein gar nichts von Therese von Bayern und jetzt sitzte ich in der einen Hand mit dem Buch und in der anderen mit meinem Handy und google ständig die interessanten Details. Die VillaAmSee, die mich tatsächlich an die Häuser am Comer See erinnert (italienisch also), die Bilder der Personen (z.B. Olga), das Leben von Otto (sehr tragisch). Schon lange bin ich nicht mehr in ein Buch so schön eingetraucht und war gefangen.


    Therese und all die anderen Personen wirken so nahbar und real. Ihr lieber Max ist so ein pundiges bayrisches Original. Ich würde sofort mit ihm Schafkopfen. Und sein "scho sche" hat mich echt zum Lachen gebracht. So typisch. Perfekt. Therese erinnert mich tatsächlich wahnsinnig an Humbold. (An die Vermessung der Welt muss ich ständig denken.) Ihre Neugierde auf Alles finde ich einfach wundervoll. (Ich habe jetzt das Humboldt-Buch von Andrea Wolf rausgekramt und werde da immer mal wieder reinlesen. Das passt so gut.)


    Wie bescheuert von dem Konsul und seiner Frau, das sie sich alles so deutsch einrichten und gar kein Brasilien reinlassen. Wie sollen Kulturen zusammenfinden, wenn man sich so verhält. Aber das zieht sich ja durch all die Darsteller. Entweder, man lässt die Welt an sich ran (wie der Priester) oder man wehrt sie ab, wie der spröde Reisemarshall.


    Ich kann es kaum erwarten weiter zu lesen. Ich freu mich, sehr, dass ich diesen Leseschatz für unsere Runde entdeckt habe und hoffe, ihr habt genauso viele Spaß daran. (Das gräusliche kalte Regenwetter macht mir gerade gar nichts mehr aus.)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liebe Kathrin/Tabea,


    wie bist du an all die Informationen für dieses Buch gekommen? Gibt es viele Reiseberichte von Therese?


    Ich lese das Nachwort gründsätzlich erst immer danach, damit ich mich nicht spoilere. Sollte da alles erklärt sein, entschuldige meine Nachfragen. ;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich lese das Nachwort grundsätzlich erst immer danach, damit ich mich nicht spoilere. Sollte da alles erklärt sein, entschuldige meine Nachfragen. ;)

    Dazu Frage an Katharina_Innig Kann man das Nachwort ohne große Spoilergefahr lesen? Ich war auch schon ein paarmal nahe dran nachzulesen, ich will ja so gern wissen, was real und was fiktiv ist.


    Ansonsten kann ich mich hollyhollunder wirklich anschließen: ein sehr schönes Buch, gerade jetzt in der grauen Herbstzeit! Ich war überrascht und auch etwas erleichtert, mit der gealterten Therese zu beginnen. Überrascht, weil ich damit nicht gerechnet habe und erleichtert, weil ich erwartete, chronologisch erstmal mit den Jugendjahren von Therese zu beginnen und erst irgendwann nach Brasilien zu dürfen. So gefiel mir der Einstig sehr gut und ich hoffe, in den Rückblicken trotzdem zu erfahren, wie Theresa so reiselustig wurde und welche Widerstände sie überwunden hat, um nach Brasilien zu dürfen.


    Irritiert hat mich nur die Verwendung der Gegenwartsform während der Reise und der Vergangenheitsform in den Lindauer Kapiteln. Da bin ich bei den Kapitelanfängen immer etwas ins Schleudern gekommen, nach ein paar Sätzen war ich dann schon wieder drin. Gabs da eine Überlegung dazu?


    Beipflichten kann ich hollyhollunder auch, was das nachschlagen angeht. Da kommt man fast gar nicht mehr mit dem Buch voran, so viel Interessantes gäbe es zu entdecken und nachzulesen :). Olga hab ich noch nicht gegoogelt - sie ist sicher auch eine sehr interessante Person! Bei Therese selber bin ich vorsichtig, aber ihr Alter im Handlungszeitraum hat mich interessiert. Geboren 1850 ist sie immerhin schon 38 auf ihrer Brasilienreise, also doch schon eine "reife" Frau.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Irritiert hat mich nur die Verwendung der Gegenwartsform während der Reise und der Vergangenheitsform in den Lindauer Kapiteln. Da bin ich bei den Kapitelanfängen immer etwas ins Schleudern gekommen, nach ein paar Sätzen war ich dann schon wieder drin. Gabs da eine Überlegung dazu?

    Ich war da zwar kurz überrascht aber dadurch merkt man den zeitlichen Unterschied noch mehr. Das find ich ganz gut.

    Geboren 1850 ist sie immerhin schon 38 auf ihrer Brasilienreise, also doch schon eine "reife" Frau.

    Dass sie kein junges Mädel mehr ist, finde ich auch interessant. Aber eigentlich ist das auch rauslesbar, denn sie ist sehr klug, weiß, wie sie erreicht, was sie möchte und die Menschen haben einen gewissen Respekt vor ihr. Sonst würde sie so eine Reise wohl auch nicht machen können. Das hätte ihr keiner erlaubt, denke ich.

    Mich würde interessieren, ob sie vorher schon andere große Reisen unternommen hat oder das ihre erste Reise ist.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Oh wie schön zu lesen, dass ihr bisher so gut in die Geschichte reingekommen seid! Das freut mich sehr, hatte gerade das Gefühl, dass ich fast ein bisschen rot werde bei den netten Rückmeldungen. ^^


    Ich muss gleich los, darum nur ganz kurz: Ich würde das Nachwort eher danach lesen, ehrlich gesagt (mache ich selber, wenn ich Bücher lese, auch so). Das ist sonst vielleicht schon ein wenig Spoiler.

    Was die Informationen und die Recherche angeht: Ja, genau, Therese hat selber Reiseberichte verfasst und veröffentlicht - auch von ihrer Brasilienreise. Außerdem gibt es Briefe von ihr (und eine tolle Biografie über sie), aus der ich versucht habe, auch ihrem Charakter ein wenig auf die Spur zu kommen. Ansonsten habe ich viele Bücher, Dokumentationen, etc.... über Brasilien, den Amazonas, das Leben der Indigenen dort, aber auch Lindau und die Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg verschlungen in der Vorbereitung für das Buch. :) Und auch mit ein paar Experten gesprochen.


    Noch zu den Zeitebenen: Ich habe mich dafür entschieden, die Reisekapitel in der Gegenwart zu schreiben, damit man erstens "unmittelbar" dabei ist, mit Therese wirklich alles entdeckt. Ich hatte den Eindruck, dass die Gegenwartsform dabei hilft. Und auch einfach, weil ich die beiden Ebenen stärker voneinander abheben wollte. Aber klar, ich verstehe auch das Stolpern, das dadurch dann entstehen kann...

  • Ich habe heute Vormittag den ersten Abschnitt gelesen und ich muss sagen:
    Ich liebe dieses Buch :love:

    Ich finde einfach alles ganz toll daran: die Aufmachung mit den tollen alten Karten vorne und hinten im Buch. Das wunderschöne Cover, die Geschichte und den Schreibstil. Ich bin einfach nur begeistert von diesem Roman:anbet


    Ich muss ja gestehen, ich habe als erstes das Nachwort gelesen. Das mache ich tatsächlich bei allen Büchern so, das ist so eine komische Angewohnheit von mir, aber ich kann einfach nicht anders:lache

    Und ich bin auch richtig froh, dass ich das Nachwort schon gelesen habe. Da bekommt man ja so viele interessante Informationen über Therese, von der ich bisher noch überhaupt nichts wusste. Ich finde so ausführliche Nachworte in historischen Romanen einfach perfekt!


    Ansonsten mag ich die Geschichte so gerne.:-] Ich finde es super, dass es immer abwechselnd in Lindau und in Brasilien spielt. Dadurch wird das Ganze schön abwechslungsreich. Und ich mag wirklich beide Zeitebenen gleich gerne. Ich fühle mich so, als wäre ich bei der Reise nach Brasilien mit dabei: ich kann die Mango schmecken und sehe den blauen Himmel und habe exotische Geräusche im Ohr. Das ist einfach perfekt geschildert, alles ist so lebhaft und lebendig und bunt beschrieben, ich kann da wirklich komplett abtauchen. Einfach nur toll.

    Und auch die Abschnitte in Lindau gefallen mir total gut. Ich finde ja Bruno den Nasenbären als Haustier super:love: Hatte Therese wirklich einen Nasenbären als Haustier? Ich habe diese kleinen Bären mal in München im Zoo gesehen und fand die super putzig. Aber ich habe noch nie gehört, dass jemand sie als Haustier besitzt. Ich glaube ich hätte auch gerne einen zahmen Nasenbären daheim.:-]

  • Irritiert hat mich nur die Verwendung der Gegenwartsform während der Reise und der Vergangenheitsform in den Lindauer Kapiteln. Da bin ich bei den Kapitelanfängen immer etwas ins Schleudern gekommen, nach ein paar Sätzen war ich dann schon wieder drin.

    Mir ist der Wechsel der Erzählform auch aufgefallen, aber ich finde das tatsächlich total passend. Bei der Reise wird auch aus der Ich-Perspektive berichtet und in Lindau aus der Dritten-Person. Und meiner Meinung nach passt das richtig gut. So habe ich das Gefühl, bei der Brasilien-Reise richtig mit dabei zu sein und die Kapitel in Lindau lese ich ein bisschen mehr aus der Distanz . Ich finde das passt richtig gut.

  • Ich bin auch gut ins Buch gestartet. Therese war mir auch kein Begriff, sie muss ein aussergewöhnlicher Mensch gewesen sein. Ihre Herkunft hat ihr sicher etwas Freiheit gegeben, das zu tun was sie wollte und muss aber gleichzeitig auch ein Hemmschuh gewesen sein. Alleine das Getue mit der Gräfin ist schon anstrengend.


    Ich finde auch beide Erzählstränge super interessant. Mich stört der Wechsel gar nicht. Schön, dass man Therese auch noch als alte Frau erleben darf, die ihr Leben gelebt hat. Und auch die Entwicklung von Veronika ist interessant, sie war auf der Reise zumindestens Anfangs wohl noch recht naiv. Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis der beiden weiter entwickelt.


    Was mich ja immer wieder nervt ist die unglaubliche Borniertheit der Europäer den Einheimischen gegenüber. Nur weil die Leute anders leben, sind sie ja nicht weniger wert. Und wie schlimm, dass ganze Dörfer geheilt mit europäischen Krankheiten infiziert wurden, um sie aus dem Weg zu schaffen. Immer wieder das Gleiche, in Nordamerika wurde das ja auch gemacht. Das Schlimme ist, dass das in Brasilien teilweise ja heute noch üblich ist, einfach alles aus dem Weg zu räumen was dem Geschäft und es Geld im Wege steht. Ich bin ja gespannt, was die Wahl in Brasilien heute bringen wird.

  • Den Nasenbären finde ich übrigens auch putzig. Therese scheint dann ja doch noch einen aus Brasilien mitgebracht zu haben, ob das wohl der vom Markt in Belém war?


    Ich muss ja gestehen, dass ich, obwohl in München geboren und aufgewachsen, herzlich wenig über die bayerische Königsfamilie weiss. Hat mich erstaunlicherweise nie so richtig interessiert. Ludwig II kann man ja nicht entgehen, aber der Rest der Familie ist mir relativ unbekannt…. Sollte ich vielleicht mal ändern

  • Ich habe von Therese vorher noch nie gehört und habe erstmal das Nachwort gelesen (mache ich eh meistens so).

    Noch zu den Zeitebenen: Ich habe mich dafür entschieden, die Reisekapitel in der Gegenwart zu schreiben, damit man erstens "unmittelbar" dabei ist, mit Therese wirklich alles entdeckt. Ich hatte den Eindruck, dass die Gegenwartsform dabei hilft. Und auch einfach, weil ich die beiden Ebenen stärker voneinander abheben wollte. Aber klar, ich verstehe auch das Stolpern, das dadurch dann entstehen kann...

    Die verschiedenen Zeitebenen gefallen mir sehr gut, die Reisekapitel in der Gegenwart geben mir wirklich das Gefühl viel direkter dabei zu sein, als bei den "Lindau Kapiteln".

    Was mich ja immer wieder nervt ist die unglaubliche Borniertheit der Europäer den Einheimischen gegenüber. Nur weil die Leute anders leben, sind sie ja nicht weniger wert. Und wie schlimm, dass ganze Dörfer geheilt mit europäischen Krankheiten infiziert wurden, um sie aus dem Weg zu schaffen. Immer wieder das Gleiche, in Nordamerika wurde das ja auch gemacht. Das Schlimme ist, dass das in Brasilien teilweise ja heute noch üblich ist, einfach alles aus dem Weg zu räumen was dem Geschäft und es Geld im Wege steht. Ich bin ja gespannt, was die Wahl in Brasilien heute bringen wird.

    Das finde ich auch immer wieder schrecklich, dieses abwertende Verhalten der allermeisten Europäer den Einheimischen gegenüber. Hier ist es die Konsulin, die für mich den Vogel abschießt, ihr Verhalten Kito gegenüber und ihre ganze Denkweise, z.B. die Einheimischen sind unzivilisiert, weil sie Krieg gegeneinander führen? Hä? Und was machen die ach so zivilisierten Europäer zu Hause?

  • Noch zu den Zeitebenen: Ich habe mich dafür entschieden, die Reisekapitel in der Gegenwart zu schreiben, damit man erstens "unmittelbar" dabei ist, mit Therese wirklich alles entdeckt. Ich hatte den Eindruck, dass die Gegenwartsform dabei hilft. Und auch einfach, weil ich die beiden Ebenen stärker voneinander abheben wollte. Aber klar, ich verstehe auch das Stolpern, das dadurch dann entstehen kann...

    Dass mit dem "mehr dabeisein" habe ich mir auch schon überlegt und das stimmt natürlich. Da fühlt man sich (vor allem auch in Verbindung mit der Ich-Erzählerin Therese) ganz anders mitgenommen. Mein Kopf sträubt sich nur ein bisschen, weil die Reisen ja zeitlich vor der Zeit in Lindau spielen, aber da wird er sich schon noch dran gewöhnen ;).


    Was mich ja immer wieder nervt ist die unglaubliche Borniertheit der Europäer den Einheimischen gegenüber.

    Das hatte man früher, hat man aber auch noch heute. Mittlerweile denke ich, viele sind sich ihrer selbst unsicher und müssen sich und ihre Lebensweise deswegen durch eine bewusste Abgrenzung selber bestätigen. Leider ist damit oft auch eine Abwertung des/der anderen verbunden. Das hat aber mehr mit ihnen selbst, als mit anderen zu tun. Und wenn dann auch noch mehrere zusammenkommen, die sich gegenseitig bestätigen, dass die eigene Lebensweise ja doch die allerbeste ist, hat irgendwas anderes überhaupt keine Chance.


    Leider. Weil es natürlich Quatsch ist. Und weil es nicht eine "richtige" Lebensweise gibt (auch nicht für den Einzelnen), sondern ganz viele "richtige". Was für den einen passt, muss für die andere nicht passen und was heute passt, kann morgen schon ganz anders aussehen. Durch diese eingeschränkte Einstellung verstellen sich die Leute aber selber den Blick auf andere Möglichkeiten und verpassen damit nicht nur die Chance, ihren Horizont zu erweitern, sondern auch, für sich selber andere Lebensweisen kennen - und vielleicht lieben - zu lernen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich muss ja gestehen, dass ich, obwohl in München geboren und aufgewachsen, herzlich wenig über die bayerische Königsfamilie weiss. Hat mich erstaunlicherweise nie so richtig interessiert

    :write

    Geht mir tatsächlich ganz genauso. Außer den ominösen König Ludwig II kenne ich mich überhaupt nicht mit dem bayerischen Königshaus aus. Ich glaube, dass muss ich auf jeden Fall mal ändern. Ich habe ja schon das Nachwort in dem Buch gelesen und finde Thereses Lebensgeschichte super interessant. Ich denke ich werde da für mich noch ein bisschen mehr nachlesen und recherchieren.:)

  • So, jetzt komm ich wieder zum Antworten! Habe aber immer mal wieder den Austausch hier reingelesen.

    Rouge Ja, Therese hatte tatsächlich mal einen Nasenbären als Haustier (allerdings in Wirklichkeit etwas früher als zu ihrer Lindauer Zeit dann im Alter). Allgemein mochte sie wohl schon als Kind eher ungewöhnliche Haustiere, zum Beispiel hatte sie mal eine Mopsfledermaus. Die exotischen Tiere, die sie als Erwachsene von ihren Reisen mitgebracht hat, haben oft ungewöhnlich lange bei ihr überlebt. Was meiner Meinung nach darauf hindeut, dass sie sich viel Mühe gegeben hat, sie wenigstens einigermaßen artgerecht zu halten.


    Ansonsten freue ich mich einfach total über eure lieben Rückmeldungen zum ersten Abschnitt, vielen Dank!

    Ja, beim Recherchieren fand ich es oft einfach furchtbar, wie arrogant und rücksichtslos sich damals viele Europäer in Brasilien verhalten haben. Fast noch beschämender finde ich aber, dass sich an der Situation der indigenen Bevölkerung dort auch im 21. Jahrhundert oft nicht besonders viel zum Positiven verändert hat und immer noch ihre Rechte wenig anerkannt werden.


    Und zum Schluss: Ich bin wirklich ziemlich geschichtsverrückt, aber auch ich habe von Therese erst vor zwei Jahren erfahren. 8o Die "Promi" der Familie ist eben wirklich Ludwig II (und vielleicht noch Thereses Vater, Prinzregent Luitpold).

  • Dass sie kein junges Mädel mehr ist, finde ich auch interessant. Aber eigentlich ist das auch rauslesbar, denn sie ist sehr klug, weiß, wie sie erreicht, was sie möchte und die Menschen haben einen gewissen Respekt vor ihr. Sonst würde sie so eine Reise wohl auch nicht machen können. Das hätte ihr keiner erlaubt, denke ich.

    Wobei der Respekt sicher auch von ihrer Stellung als Prinzessin kommt, das würde ich nicht unbedingt auf das Alter zurückführen. Wenn man von frühester Kindheit an als "Hoheit" gesehen und bezeichnet wird, hat man sicher auch in jungen Jahren ein ganz anderes Auftreten als wir "Normalos". Beim anderen stimme ich dir zu - da ist schon erkenntlich, dass sie zumindest nicht mehr ganz jung ist. :alter

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Es tut mir wirklich leid, dass ich erst jetzt endlich meine Meinung zum ersten Abschnitt schreibe. Die letzten Tage bin ich auch Abends nicht zum Lesen gekommen oder habe nur ein paar Seiten geschafft, bevor ich eingeschlafen bin.


    Thérèse ist wirklich eine intéressante Frau und so wissbegierig und sie weiss auch viel. Also ich könnte nicht so viele verschiedene Pflanzen erkennen und benennen. Es war schön zu erfahren, dass ihr Wunsch nach Brasilien zu reisen schon im Kindesalter gereift ist. Und ihr als Kind auch nicht verboten wurde, sich in der Bibliothèque aufzuhalten.

    Bruno, der Nasenbär ist in den Lindau-Kapiteln mein Favorit, so wie es Max in den Kapiteln um Brasilien ist.

    Ich bin vor vielen Jahren selbst aus Deutschland fort gegangen, behalte einige deutsche Traditionen für mich auch hier da. Aber in ein fremdes Land zu gehen und sich so gar nicht für die Gepflogenheiten des "Gastlandes" zu interessieren und quasi "Klein-Preussen" in der Fremde aufzubauen finde ich echt gruselig. Sogar deutsches Essen gibt es jeden Tag auf den Tisch. Also solche Leute kann ich nicht verstehen. Obwohl ich diese Sorte Menschen auch hier schon kennen gelernt habe :wave

  • Mein Buch ist ja mit Verspätung angekommen und ich hatte in den letzten Tagen nicht so viel Zeit zum Lesen - aber zu meiner verspäteten Rückmeldung hat sicherlich auch beigeragen, dass ich soooo vieles bei Wikipedia nachgelesen habe....

    Ein ganz erstaunliches Buch, eigentlich habe ich es nicht so mit Reisebeschreibungen aus vergangenen Jahrhunderten (obwohl ich natürlich die "Vermessung der Welt" kenne), hier hatte mich eher Prinzessin Therese interessiert.... Aber was soll ich sagen: ich bin in null-komma-nix in Brasilien angekommen, habe am Leben in Belem teilgenommen, habe mit dem Pater und Therese an Deck gesessen und dem "Nachtkonzert" gelauscht! - ich bin wirklich begeistert von der Eindrücklichkeit der Beschreibungen, ich sehe alles direkt vor mir...

    Es sieht ja fast so aus, als habe sich leider in Brasilien nicht viel verändert in den letzten 150 Jahren, das ganze Dörfer mit europäischen (Kinder-)Krankheiten infiziert werden, damit die Menschen sterben, wusste ich nicht und hat mich doch ganz schön geschockt. Aber heute werden ja gerade am Amazonas riesige Flächen abgefackelt, damit Gen-Mais (oder war es etwas anderes?) angebaut werden können...

    Ich hatte mal eine brasilianische Kollegin, zu der ich auch heute noch relativ guten Kontakt habe, ich glaube, ich werde mit ihr mal telefonieren... Mich würde auch interessieren, was sie zu der gerade laufenden Wahl in Brasilien sagt...

    Die Haltung der Europäer (hier denke ich besonders an den Konsul) ist ja wirklich erstaunlich und auch ziemlich erschreckend. Ich liebe ja auch Königsberger Klopse, aber nicht gerade ein Essen, was mir zu tropischen Verhältnissen einfallen würde. Und dann seine Haltung zur indigenen Bevölkerung - aber so war es damals halt: die "Weißen" waren eben die "besseren" Menschen... Schon allein die Frage, ob sie ihr nicht einen Angestellten "ausleihen" sollten....!!! Auch die Oberin in der Missionsstation war ja auch in ihren Vorurteilen behaftet...

    Da haben mir Schwester Elisabeth und der Pater (sehr schöne Gedanken!) viel besser gefallen...

    Doch, mir gefällt das Buch (bisher) wirklich ausgezeichnet!

  • Ich wusste vorher rein gar nichts von Therese von Bayern und jetzt sitzte ich in der einen Hand mit dem Buch und in der anderen mit meinem Handy und google ständig die interessanten Details

    Genauso ergeht es mir auch - und von der Existenz von Therese von Bayern hatte ich keine Ahnung!

    Therese und all die anderen Personen wirken so nahbar und real.

    Auch da stimme ich Dir zu, ich kann mit die Reisegesellschaft lebhaft vorstellen...

  • Kann man das Nachwort ohne große Spoilergefahr lesen? Ich war auch schon ein paarmal nahe dran nachzulesen, ich will ja so gern wissen, was real und was fiktiv is

    Geliebäugelt habe ich auch schon damit, aber bisher meine Finger (d.h. meine Augen) davon gelassen, aus Sorge, dass ich mich selbst spoilern könnte...

    Irritiert hat mich nur die Verwendung der Gegenwartsform während der Reise und der Vergangenheitsform in den Lindauer Kapiteln

    Ja, da war ich anfangs auch etwas irritiert, aber nach 2-3 Wechseln fand ich es vollkommen in Ordnung... Mich würde interessieren, welche stilistische Absicht dahinterstecken könnte...