Merlin : Die Beitrittsverhandlungen beginnen jetzt, der Beitritt findet frühestens in einigen Jahren statt. Dir ist wohl bekannt, daß der letzte Kanton der Schweiz erst in den Achtzigern des vergangenen Jahrhunderts - mit knapper Mehrheit bei einer Volksabstimmung - das Frauenwahlrecht eingeführt hat? Gut, wirst Du jetzt sagen, die Schweiz ist ja auch kein EU-Mitglied. Aber wer behauptet, daß in allen EU-Ländern - einschließlich Deutschlands - die Rechte der Frauen mit denjenigen der Männer vergleichbar sind, hält den Mond auch für einen Hollywood-Werbeeffekt.
Türkei-Beitritt: Ja oder Nein?
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Vll. sind die Frauen per Gesetz gleichberechtigt, doch ist das in den größten teilen das Landes unwichtig, da herrschen Religion und Männer.
Du redest von Bayern und Österreich, richtig?
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Moment mal, wenn wir jetzt jedes Land, wo noch soziale Ungerechtigkeit herrscht in dei Eu ließen, bestände sie bald aus zig weiteren Ländern!
Die Türkei soll in 10,20,30 Jahren beitreten und nicht jetzt.
Warum wird eigentlich jetzt alles sofort abgelehnt, wie als die Türkei sofort beitreten würde?
ZitatFür mich steht es noch immer gegen einen Beitritt, erstmal sollte die neue Gleichberechtigkeit der Frauen in den Köpfen der Menschen richtig ankommen
Ich kenne kein Land der Welt, wo Frauen gleichberechtigt sind.
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Nach meinen Schulaufzeichnungen ruht der Beitrittsgesuch der Schweitz seit 1992
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Die Schweiz gehört natürlich nicht zur EU.
Aber am Beispiel der Schweiz sieht man, dass bei uns selbst einiges im Argen liegt, aber auch schon dank des EU-Erweiterungsprozesses viel verbessert wurde.
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In 15 Jahren, und es wird nicht alles abgelehnt! Ich habe nur die momentanen Gründe aufgezählt, die es im mom. einfach nicht als okay erscheinen lassen, dass die Türkei in die Eu beitritt.
PS: Les doch bitte meine Beiträge etwas genauer, ich sagte doch: Die Türken sollten nur erst einmal zeigen, dass sie auf sozialer ebene auf die Forderungen eingehen, damit will ich ausdrücken, dass die Türkei schon beitreten kann, und ich lehne sicherlich nicht alles ab
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Dann muss sich erst auch in der Türkei einiges verbessern wo noch viel mehr im Argen liegt! MIt sicherheit wird dann niemand mehr etwas gegen den Beitritt haben, aber auch erst dann ist er zu rechtfertigen nicht früher! Dies zu beurteilen liegt natürlich bei keinem von uns, dennoch: Es wäre ein Fehler die Türkei zu früh beitreten zu lassen bzw. den Beitritt zu früh diesen zuzusichern!
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Les doch bitte meine Beiträge etwas genauer
Diesen Schuh solltest Du Dir selbst anziehen. Ich schrub im fraglichen Beitrag explizit, daß die Schweiz nicht der EU angehört. Das war davon abgesehen ein Beiheispiehiel.
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Merlin : Die EU ist nicht dazu da - oder gedacht -, sämtliche kulturellen Unterschiede auszumerzen. Es mag uns seltsam erscheinen - und sicher ist es in der existenten Form auch nicht akzeptabel -, aber die Verteilung der Geschlechterrollen in der Türkei fußt auf kulturellen Entwicklungen und ist ein Ausdruck derselben. Das mutet vielleicht alles sehr anachronistisch an, aber andererseits gibt es sicher auch viele kulturelle Entwicklungen in anderen Ländern, die wiederum den Türken seltsam anmuten würden. Allerdings sollte es jeder Frau, die dies wünscht, möglich sein, aus dem traditionellen Rollenverhalten auszuscheren, ohne Probleme und entstehende Nachteile. Das scheint im Moment nicht der Fall zu sein, aber ohne Veränderung z.B. dieser (es gibt noch einige andere) Umstände wird es auch keinen Beitritt der Türkei geben. Mit oder ohne Verhandlungen.
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*Hust* Darf ich das wohl noch einmal verdeutlichen? Damit habe ich nur noch einmal ausdrücken wollen, dass der Punkt sinnlos war!
2. Genau das habe ich doch die ganze Zeit gesagt, dass es dies auch richtig so ist! Die Türkei hat die Möglichkeit etwas zu ändern, tut sie es nicht, bzw. bleibt sie so wie sie ist, bin und bleibe ich dagegen, dass sie beitritt!
Du kannst ja wohl auch nicht gut heißen, wenn die Eu die Türkei einfach schon aufnimmt bzw. die Zusage macht! Erst einmal sollte man eine eher kritische Sicht haben! -
Um ehrlich zu sein, ich verstehe nicht, wovon Du redest.
Es beginnen Beitrittsverhandlungen mit der Türkei. Im Rahmen dessen werden die Bedingungen des Beitritts formuliert, und diese Bedingungen müssen innerhalb eines festgesetzten Zeitrahmens erfüllt werden, damit der Beitritt erfolgen kann. Es wird nicht festgelegt: So, in fünfzehn Jahren seid Ihr Mitglied, feddisch. Sondern: In fünfzehn Jahren könntet Ihr Mitglied werden, wenn bis dahin dasunddas geändert/erfüllt/umgesetzt wurde. Wenn also, zum Beispiel, nachgewiesen wird, daß die Menschenrechte eingehalten werden, daß das Rechtssystem nach gängigen Normen funktioniert, daß ethnische Minderheiten nicht unterdrückt werden, daß - davon abgesehen - wirtschaftliche Rahmenbedingungen erfüllt werden. Maastricht gilt auch für Neumitglieder.
Mein Eindruck verstärkt sich, daß die Beitrittsgegner vor allem Angst davor haben, daß "noch mehr" Türken nach Deutschland kommen. Ich teile diese Angst nicht. Alle, die hier sein wollen, sind schon da. Und so attraktiv ist Deutschland inzwischen auch nicht mehr.
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So, muss jetzt wieder gehn, aber als Conclusio:
Dem Beitritt der Türkei ist erst dann akszeptabel, wenn die Türken in Gesetz, Sozialen Begebenheiten, (auch Kurdenfrage bspw.) ein paar Änderungen vornehmen und sich den Forderungen der EU fügen. Man sollte aber noch keine Zusage geben, wer weiß, was die Zukunft bringt
VLG
Bis bald
Merlin
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Wie du meinst, auch wenn ich Deutschland doch nicht als so schlecht empfinde, dass ich die Türkei vorziehen würde!
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Man sollte aber noch keine Zusage geben, wer weiß, was die Zukunft bringt
Das weißt Du von keinem EU-Land. Sind Dir die Lebensbedingungen in Lettland, Litauen, Estland, Ungarn, der Tschechischen Republik, wenigstens in Luxemburg genauestens bekannt? Ich wage das stark zu bezweifeln. Aber bei den Türken geht's halt anders (was ich, wie ich auch schrub, anteilig okeh finde). Und daß Deppen an die Macht kommen, dagegen scheint auch kein Mitgliedsland gefeit, wie einige Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit (südlicheres Europa) gezeigt haben.
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Hallo Tom,
ZitatTom:
Ich denke, man muß unterscheiden, ob man gegen den Beitritt der Türkei als durch bestimmte Leute regiertes Land ist, gegen den Beitritt der Türkei "nur" als Land (mit allen Stärken und Schwächen, unabhängig davon, wer gerade regiert) oder gegen den Beitritt der Türken. Wenn ich meine Landsleute so beobachte und ihnen zuhöre, habe ich mehr und mehr den Eindruck, es ginge fast ausschließlich um letzteres.Richtig, es geht um letzteres: Freizügigkeit beispielsweise. Es geht hier um eine grundsätzliche, existenzielle Frage: will die Mehrzahl der Deutschen mit diesen Menschen zusammenleben?
ZitatDie Diskussionen um Kosten und vermeintliche Veränderungen des Arbeitsmarktes sind meines Erachtens Augenwischerei, günstigstenfalls ein Nebenschauplatz.
Nein. Die Ost-Erweiterung hat in grenznahen Gebieten wirtschaftlich desaströse Folgen.
Andere Ausgangssitaution? Ja! Aber die Argumentation der Befürworter ist die gleiche.
Eine Frage an dich, wie soll unsere Gesellschaft die Zuwanderung von geschätzten zwei- bis viermillionen Menschen verkraften?
ZitatDie Türkei ist das Tor Europas zum asiatischen Raum, die Türkei ist in mancherlei Hinsicht europäischer (integrativer) als manches Kernland der EU.
Was heißt integrativer? Die Leugnung des Genozids an den Armeniern spricht beispielsweise dagegen.
ZitatNatürlich - und das ist für mich das Kernproblem - gibt es ethnische und religiöse Konflikte, es gibt nicht hinnehmbare Verletzungen von Menschenrechten.
Richtig! Und weil für uns Europäer eine Lösung dieser Konflikte Herzenssache ist, sollte diese Lösung nicht etwa Produkt einer Liberalisierung im Zuge der Beitrittsverhandlungen oder Beitrittsbedingungen sein, sondern Ergebnis soziokultureller Änderungsprozesse, im Interesse der Türkei und ihrer Bewohner ohne Aussicht auf EU-Mitgliedschaft.
ZitatAber wenn diese Probleme gelöst sind, bin ich extrem dafür, daß die Türkei der EU beitritt, nicht zuletzt, um den vielen, vielen längst hier lebenden Türken das Etikett "Ausländer" zu nehmen. Denn das wären sie dann genausowenig wie wir es irgendwo in der EU sind. Und ich habe die große Hoffnung, daß manch ein Holzkopf dann endlich sein Stammtischgelaber einstellt.
Die Franzosen werden das Nötige tun, einen Türkeibeitritt zu verhindern. Ich hoffe es zumindest.
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Die Franzosen werden das Nötige tun, einen Türkeibeitritt zu verhindern. Ich hoffe es zumindest.
Die derzeitige Ausgangssituation betrachtend würde ich ebenfalls annehmen, daß es letztlich nicht zu einem Beitritt kommt. Aber wer weiß, was sich in den nächsten Jahren noch alles ändert.
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Es geht hier um eine grundsätzliche, existenzielle Frage: will die Mehrzahl der Deutschen mit diesen Menschen zusammenleben?
Mehr oder weniger gerne als mit saufenden Engländern, katholischen Österreichern, diebischen Polen, engstirnigen Franzosen, neurotischen Belgiern, perfektionssüchtigen Deutschen, latent faschistoiden Italienern, nach Knoblauch stinkenden Griechen, vergnügungssüchtigen Spaniern - um nur einige Vorurteile zu nennen? Wie gesagt, ich lebe in Berlin, und ich habe bis vor kurzer Zeit in Neukölln gewohnt, am Kottbusser Damm, quasi mittendrin - und die dort ebenfalls lebenden Türken waren nun wirklich mein geringstes Problem.
Das Modell Europa zielt darauf ab, die Schwächen des Nationalstaates mit den Stärken einer großen, integrativen Gemeinschaft abzufedern. Gerade ein Land wie die Türkei bedarf m.E. genau dieses Ausgleichs. Sonst ändert sich da nämlich nix.
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Das Argument, dass die Türkei sich nur verändert, wenn man ihnen die Karotte EU vor die Nase hält, halte ich für falsch.
Was bringen die Reformen, wenn sie nicht ernst gemeint sind, wenn sie erzwungen sind? Erst heute hat Erdogan scharf auf eine Aussage Chiracs reagiert, der in einem Interviewm gesagt hat, dass sich die Türkei kulturell ändern muss. Erdogan signalisiert keinen Funken bereitschaft.
Ich sehe die EU nicht als Weltvereiner. Der Wert der EU als Friedensprojekt ist sicher nicht hoch genug einzuschätzen, aber dieses Projekt ist nicht ewig erweiterbar. Zumindestens nicht zu unseren Lebzeiten. Ich halte es daher falsch, wenn man als Argument anbringt, dass sich die Reformen der Türkei wieder verlaufen würden.
Wenn man das Spiel ohne Bevölkerung ewig weitertreibt, wird die EU irgendwann von innen zerbrechen. Und bei allen Schwächen die die EU hat, dass wäre das Schlimmste was Europa passieren könnte. Es hat noch nie funktioniert, wenn man verschiedene Völker dazu gezwungen hat gemeinsam in einem Staat zu leben.
Und im moment will die EU Bevölkerung diese Erweiterung auf keinem Fall.
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Hallo, Taciturus.
Nun, die Karotte wird in beide Richtungen gehalten. Es ist ja nicht der pure Altruismus, der die Brüsseler Köpfe immer wieder in diese Richtung dreht. 70 Millionen Türken, die dem Binnenmarkt hinzugefügt würden, wären ein Schnäppchen für so manches Unternehmen. Es gibt auch noch andere Argumente - dafür wie dagegen -, die u.a. dieser Wikipedia-Artikel sehr klug zusammenfaßt:
http://de.wikipedia.org/wiki/T%C3%BCrkischer_EU-Beitritt
Das Interesse der Türkei an einer EU-Mitgliedschaft hat bereits viel bewegt. Man darf auch nicht vergessen, daß die Gefahr besteht, daß diese Entwicklung wieder umschlägt, wenn die EU die Tür zumacht.
Ich seh's zudem eben auch persönlich. Ich kenne viele Türken und bin mit einigen befreundet. Es mißfällt mir zutiefst, daß diese Leute immer noch als "Gastarbeiter" bezeichnet werden, obwohl sie das längst nicht mehr sind (ich rede nicht von Türken, die inzwischen die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben). Und ich hielte es für wesentlich besser, eine möglicherweise (vorübergehend) wirtschaftlich kräftezehrende "in der EU zu haben", statt sie von isolationistischen Fundamentalisten regiert zu sehen. Immerhin, und das dürfen wir an dieser Stelle auch nicht vergessen, hat sich die Türkei zu einem der beliebtesten Reiseländer der Deutschen entwickelt.