Türkei-Beitritt: Ja oder Nein?

  • Ein Türkei-Beitritt zur EU wird Europa völlig überfordern. Vor allen Dingen der europäische Arbeitsmarkt würde kollabieren. Die Erweiterung der EU wird eh zu schnell vorangetrieben. Im Moment wirkt die EU wie mit der heißen Nadel genäht.
    Daher ein klares NEIN zum türkischen EU-Beitritt.

    Ich mag verdammen, was du sagst, aber ich werde mein Leben dafür einsetzen, dass du es sagen darfst. (Evelyn Beatrice Hall)


    Allenfalls bin ich höflich - freundlich bin ich nicht.


    Eigentlich mag ich gar keine Menschen.

  • Ich denke dazu aber auch, dass die Türkei sich noch nicht an die Europäischen Gegebenheiten anpassen kann. Die Großstädte die moderner sind dort vielleicht, allerdings hat die Türkei viele kleine Dörfer in denen es ganz anders aussieht. Dort müsste man erstmal dafür sorgen, dass die Menschen sich auch entsprechend an diesen Wandel anpassen und nicht wir uns wieder den anderen anpassen müssen.

    Auch aus Steinen,
    die dir in den Weg gelegt werden,
    kannst du etwas Schönes bauen

    Erich Kästner

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Branka ()

  • In den nächsten 20 Jahren nein. Man kann nicht so schnell die Struktur eines Landes ändern. Momentan sehe ich keines der Kriterien erfüllt oder leicht erfüllbar. Allein die noch immer sehr starke Macht des Militärs, Menschenrechtsprobleme und die Probleme mit Zypern, scheinen mir im moment unüberwindbar.


    Dazu kommt, dass ich die Aufnahmefähigkeit der EU stark bezweifle. Schon jetzt mit 25 lassen sich kaum noch Kompromisse finden. Eine Aufnahme der Türkei würde ca. 20 % des EU Budgets kosten, vom "Schaden", denn der Arbeitsmarkt nehmen würde ganz zu schweigen.


    Aus meiner Sicht war der Verhandlungsbeginn zu früh. Aber Olli Rehn scheint fleißig zu sein, jetzt will er auch Serbien in die EU bringen.

  • Die Frage stellt sich heute einfach nicht, weil die Diskussion sich nicht darum dreht, ob die Türkei am 1.1.2006 der EU beitritt, sondern darum, dass man in Verhandlungen eintritt, mit dem Ziel, dass die Türkei 2021 beitrittsfähig sein soll. Ich weiß ja nicht, wer von euch die Fähigkeit besitzt, heute schon die Voraussetzungen von 2021 vorherzusehen? Also, ich nicht.


    Außerdem ist dem Beitritt eine extreme hohe Hürde vorgesetzt worden. Alle (!) EU-Staaten müssten dem Beitritt zustimmen, wenn die Verhandlungen so weit sind; bei einigen Ländern (z.B. Frankreich) wäre sogar eine Volksabstimmung notwendig.


    Wollen wir wirklich heute schon festlegen, dass wir die Türkei 2021 keinesfalls integrieren werden?

  • Zitat

    Original von Rabarat
    Die Frage stellt sich heute einfach nicht, weil die Diskussion sich nicht darum dreht, ob die Türkei am 1.1.2006 der EU beitritt, sondern darum, dass man in Verhandlungen eintritt, mit dem Ziel, dass die Türkei 2021 beitrittsfähig sein soll. Ich weiß ja nicht, wer von euch die Fähigkeit besitzt, heute schon die Voraussetzungen von 2021 vorherzusehen? Also, ich nicht.


    Außerdem ist dem Beitritt eine extreme hohe Hürde vorgesetzt worden. Alle (!) EU-Staaten müssten dem Beitritt zustimmen, wenn die Verhandlungen so weit sind; bei einigen Ländern (z.B. Frankreich) wäre sogar eine Volksabstimmung notwendig.


    Wollen wir wirklich heute schon festlegen, dass wir die Türkei 2021 keinesfalls integrieren werden?


    Es stimmt, dass man heute noch nicht alles abschätzen kann, aber es gibt durchaus einige Punkte, die sich nie ändern werden und von daher kann man auch heute schon die Meinung haben, dass man nie für einen Beitritt ist.


    Da wären z.B. die enormen Kosten für die Erweiterung (kann man heute schon abschätzen), dass die Türkei nur zu einem kleinen Teil zu Europa gehört (geographisch wie gesellschaftlich), dass es eine enorme Belastung für den Arbeitsmarkt der EU wäre.


    All das kann man schon heute sagen und all das wird auch so bleiben. Deswegen kann ich dir auch schon heute sagen, dass ich gegen einen Beitritt bin und für eine alternative Partnerschaft, in der man einige Probleme ausklammern kann.


    Die Chancen für einen Beitritt sind sehr gering. Immerhin ist die Bevölkerung mehrheitlich gegen einen Beitritt und das wird sich in 10 bis 15 Jahren nicht dramatisch verändern.

  • ...ist mit Sicherheit etwas OFF-Topic, was ich jetzt kurz erzählen möchte ... und auch mit Sicherheit nicht repräsentativ, das ist mir selbst klar!!! ... aber ich erzähl`s dennoch mal fix:


    Auf meinem gestrigen Nachhausweg von der Arbeit saßen neben mir ein paar polnische Jugendliche...ausgelassen, fröhlich...:-)


    Als diese bei der nächsten U-Bahn-Station die Bahn verließen, kamen gleichzeitig zwei in etwa gleichaltrige junge Frauen herein ... eine davon eine Türkin, dressed up like a bitch ... tut mir leid, aber einen anderen Ausdruck wüßte ich nicht mehr für ihr Aussehen und ihr arrogantes Gehabe den Polen gegenüber! :-(


    Und die absolute "Krönung" war, dass die junge Türkin laut sagte: "Was wollen eigentlich die dämlichen Polen hier? Sollen Fußböden schrubben oder noch besser verschwinden nach Hause. Ich kann dieses Fußvolk nicht ab."


    Der Vorfall ist wirklich passiert - die polnischen Jugendlichen sagten NICHTS und gingen einfach ... aber alle anderen Insassen des Waggons - vorwiegend Deutsche, wie es aussah - waren peinlich berührt.


    Mir ging und geht es ähnlich ... zusätzlich zu allen anderen - zugegebenermaßen bei mir bestehenden Vorurteilen.


    LG
    Ikarus

  • Zitat

    Es stimmt, dass man heute noch nicht alles abschätzen kann, aber es gibt durchaus einige Punkte, die sich nie ändern werden ...


    Genau! Wie die ewige Feindschaft zwishen Deutschland und Frankreich!

  • Zitat

    Original von Rabarat
    @ ikarus


    Und deshalb "Nein" zum EU-Beitrott der Türkei? Oder nur wegen deiner anderen Vorurteile, äh, verzeihung, Vorbehalte wollte ich sagen?


    :grin natürlich wegen meiner anderen Vorurteile, die ich auch ruhig zugebe. Durch solche läppischen Vorfälle werden sie nur bei mir nicht gerade abgebaut...auch DAS geb ich gern zu.


    Ich bin eh sehr skeptisch und mißtrauisch, was dieses hektische Gebaren in bezug auf die EU angeht ...und finde, dass das alles viel zu schnell zusammengedroschen werden soll...:gruebel


    Um das nochmal in aller Deutlichkeit zu sagen: ich ganz persönlich wünsche mir mit absoluter Sicherheit das sogenannte Paradies auf Erden, in dem es keine Zwistigkeiten, keine Unterdrückung anderer Völker, keine Ausgrenzungen Andersdenkender gibt usw. usf.


    Nur: sowas dauert erfahrungsgemäß sehr, sehr lange (hatten wir das nicht schonmal hier?) und vielen "Beschwörungsformeln" von EU-Befürwortern glaub ich schon deshalb nicht recht, weil es auf mich den Eindruck macht, dass die selben Menschen mit dem Haßfinger auf die USA zeigen...paßt für mich einfach überhaupt nicht zusammen.


    Vielleicht bin ich aber auch nur schlicht zu dumm zumzum :-)

  • @ ikarus


    zu dumm (sprich zu wenig informiert) sind wir sicher alle, um das wirklich beurteilen zu können. Ich stimme völlig mit dir überein, dass das EU-Wachstumstempo sehr, sehr hoch ist, aber vielleicht bieten sich hier Chancen, denen man später nachtrauern würde, ergriffe man sie heute nicht.


    Das zentale Ansinnen der EU ist nach meiner Überzeugung, Europa, dessen Geschichte eine endlose Kette von Kriegen ist, endlich einen langfristigen Frieden zu bringen.


    Nach dem Niedergang des Ostblocks musste meines Erachtens die EU den ehemaligen Ostblockländern ein Angebot machen, um diese nicht zu zwingen, sich anderweitig zu orientieren.


    Ich sehe das heute mit der Türkei sehr ähnlich. Die Türkei ist ein Schwellenland zwischen Orient und Europa (es liegt ja auch geographisch sowohl in Europa als auch in Asien). Die EU entsheidet, wohin es sich langfristig orientiert und ob es einen politischen Trennwal bilden oder eine Brückenfunktion einnehmen will.


    USA? Meinst du dieses Drittweltland mit Atomwaffen?


  • Stimme ich Dir weitestgehend zu, Rabarat. Brückenfunktion ist ein sehr gut gewählter Ausdruck :-)


    Möchte auch nicht der Bedenkenträger schlechthin sein...sondern mein Anliegen wäre nur, ein wenig mehr Sensibilität und Behutsamkeit walten zu lassen.


    Das Beispiel, dass ich weiter oben nannte, hat mich gestern nur schlicht und einfach vom Hocker gehauen, weil ich mit sowas nie gerechnet hätte...ich kenne auch viele andere Beispiele, wo Zusammenleben - zumindest im Kleinen - recht gut funktioniert!


    Wahrscheinlich war ich deshalb so fassungslos :-)


    Zitat

    USA? Meinst du dieses Drittweltland mit Atomwaffen?


    Ähem...ich glaube, den Satz dürften wir uns eigentlich eben erst so richtig leisten, wenn das mit der von Dir benannten Brückenfunktion so richtig gut gegangen ist dereinst, oder?


    :wave
    Ikarus

  • @ Ikarus
    Vorfälle, wie der von Dir geschilderte, passieren in jeglicher Konstellation... das ist von Nationalitäten unabhängig. Jeweils derjenige, der sich als "Alteingesessener", "Zuerst-Gekommener" empfindet, wird sich bei entsprechender Veranlagung gegen die "Neuen" wenden.


    Aus verschiedenen Gründen, bei denen zum Beispiel der Umgang der türkischen Administration mit Menschenrechten eine Rolle spielt, stehe ich einem Beitritt der Türkei mit großen Vorbehalten gegenüber.
    Andererseits stimme ich Dir, Rabarat, sowohl was die Schwellenland-Funktion der Türkei als auch was die Rolle der EU als Garantin für langfristigen Frieden betrifft.
    Ergo: derzeit Beitritt nein, aber Aufnahme der Beitrittsverhandlungen ja - meine bescheidene Meinung.


    P. S. Warum sollte man sich den Satz über die USA nicht leisten?

  • Zitat

    Original von Rabarat


    Genau! Wie die ewige Feindschaft zwishen Deutschland und Frankreich!


    Der Vergleich hinkt. Wenn du dir anschaust, welche Punkte ich als Beispiele angeführt habe, dann wirst du merken, dass die anderer Natur sind.