'Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein' - Seiten 001 - 100

  • wie wenig Zusammenhalt bei den Dienstboten besteht. "Nach oben buckeln" und nach unten treten. Neid und Missgunst sind vorherrschend.

    Ich glaube, die Konkurrenz um Arbeitsplätze war (besonders auf dem Land) einfach riesengroß. Wir erfahren es ja: entweder hatte man eine Arbeit oder man hungerte und fror erbarmungslos, soziale Netze gab es noch kaum...

    Viktor ist eine interessante Person.

    Viktor hingegen gefällt mir.

    Da stimme ich mit Dir überein!

  • Das sind doch wirklich Nichtigkeiten, für die Adelheid Angst hat, rausgeschmissen zu werden.

    Für Adelheid und ihre "Chefs" waren es eben (leider) keine Lappalien, sondern "Gehorsam" stand an oberster Stelle...

    Deswegen denke ich eben, dass dieses Erntedankfest z.B. ein solcher Moment sein könnte, wo man einfach die Arbeit mal für ein paar Stunden vergessen und fröhlich sein kann.

    Das denke (und hoffe) ich auch...

    Diesem Opitz allerdings müsste das Handwerk gelegt werden.

    Da bin ich sofort dabei!

  • Er könnte ja versuchen als Privatlehrer zu arbeiten oder wie sein Sohn irgendwo in eine Anstellung zu gehen. Mir scheint, er ist sich zu gut dafür.

    Er gehört wohl zu den Menschen, die immer die Schuld bei anderen suchen und sich in Selbstmitleid baden... Solche Menschen gibt es auch heute noch in Massen....

    , weil ich endlich mal über den schweren und harten und wenig lustigen Arbeitsalltag der Dienstboten berichten wolllte. Sie hatte kaum Freizeit, und waren eben extrem abhängig, konnten aber jederzeit wegen Kleinigkeiten vor die Tür gesetzt werden. Und liest man Zeitungen von damals, gab es reihenweise solche Vorkommnisse.

    Ich habe die Geschichte als realistisch und authentisch eingeschätzt: traurig, aber wahr... Ich wiederhole mich: ich glaube, es war auf dem Land noch extremer als in der Stadt!

    So richtig "böse" finde ich eigentlich nur Lydia (und Gerda als ihre Mitläuferin, bei ihr denke ich noch nicht mal, dass sie ohne Lydias Einfluss so wäre) und natürlich Opitz, der seine Stellung ausnutzen will und die Mädchen bedrängt.

    So denke ich auch... Wobei ich für Lydia sogar noch ein klitzekleines Fünkchen Verständnis aufbringe, immerhin war ihr die "Beförderung" mehr oder weniger versprochen worden. Opitz ist für mich der "Dreh- und Angelpunkt" der schlechten und angstbesetzten Stimmung im Schloss... Ich hoffe, es passiert irgendetwas und er muss von seinem hohen Ross runter... Bei ihm kommen meine fiesesten Rachegedanken zusammen...

    Und für harte Arbeit, handwerkliche Tätigkeiten oder solcherlei Dinge wird er vielleicht auch nicht taugen, dazu ist er womöglich zu schöngeistig.

    Den Eindruck habe ich auch - und dazu noch seine Selbstmitleid.... puh, schlechte Kombination...

    begegnet ihr Wolfram Neumann. Ob sich da doch noch etwas anbahnt? Zumindest von seiner Seite her scheint Interesse zu bestehen.

    Aber soooo ganz uninteressiert ist sie auch nicht... Wobei ich ihr aber durchaus zutraue, wegen eines "Flirts" (oder sagte man früher "Techtelmechtel"?) ihr Ziel, nach Amerika auszuwandern, nicht aus den Augen zu verlieren...

  • Ich habe lange überlegt, ob ich es überhaupt schreiben soll - andererseits sind Leserunden dazu da, Gedanken offen zuäußern

    Ich finde es gut und richtig, dass Du es geschrieben hast, denn es sist genau meine Meinung: dazu sind Leserunden da!!!

    Ich weiß nicht, wie dasum 1906 so war und ob die Menschen wirklich „besoffen vor stolz“ waren, oder ob das nur bestimmte Kreise waren

    Ich weiß nicht mehr genau, in welchem Zusammenhang es stand (war es bei Viktors Besuch in Berlin?) - aber da hatte ich gerade den Eindruck, dass da die Gegensätze Monarchie vs. Sozialdemokratie gerade aufeinanderprallten. Viktors Vater hat ja nicht umsonst wg. Majestätsbeleidigung im Gefängnis gesessen und Viktor selbst "verorte" ich auch eher bei den Sozialdemokraten als bei den Monarchisten...

    quasi zur Erholung und zur Eröffnung der Weihnachtsfilmsaison

    Danke für den Filmtipp!

  • Wie war hier eure Erwartungshaltung?

    Ich muss gestehen: ich kenne die Greifenau-Bücher nicht, kann deshalb also keine Vergleiche ziehen. Ich empfinde das Buch nicht als düster, sondern "nur" realistisch. Das Leben war damals einfach kein Zuckerschlecken, der nackte Kampf ums Überleben herrschte vor... Im Gegensatz: mich ärgert es manchmal, dass die "Goldenen Zwanziger" manchmal so positiv und interessant und aufregend geschildert werden, auch da mussten abertausend Menschen um ihre Existenz (oder sogar Überleben) fürchten...

  • Meine Erwartungshaltung war ganz zufällig passend zum Buch. Ich hab einen historischen Roman erwartet, der das Leben der Dienstboten beleuchtet - mehr tatsächlich nicht. Aber ich kenne auch bisher kein Buch von dir, dadurch habe ich vielleicht auch weniger / andere Erwartungen. Und kann natürlich keine Vergleiche ziehen.

    Sehr schön formuliert - da kann ich jedes Wort unterschreiben!

  • Teilst Du Deinen Verdacht mit uns?

    Ich fürchte ja fast, es geht um irgendwelche "verwandtschaftlichen" Verhältnisse, aber ich hoffe, es kommt eine andere Erklärung.

    Klar, teile ich ihn mit Euch: ich habe aber gar nicht so weit gedacht, sondern bei den ersten Seiten dachte ich, dass vielleicht der Fürst ein hübsches, unbedarftes (von seinen "Gunsten" abhängiges) junges Mädchen als "Betthäschen" haben wollte - ich hatte mich aber bei diesem Verdacht getäuscht... aber: ich finde Adelheids Einstellung immer noch sehr rätselhaft (und ich merke, dass sie mich beschäftigt...)

    Wobei: Deine "verwandtschaftlichen Beziehungen" sind auch nicht uninteressant...

    Das kann ich mir kaum vorstellen, der Fürst als Vater Adelheids? Gut, wenn sie die Älteste ist, und ihre Mutter früher im Schloss angestellt ist das durchaus möglich. Aber die Gedanken des Fürsten, als er Adelheid sieht, deuten nur darauf, dass sie ihm der Haare wegen aufgefallen ist.

    Nee, eigentlich glaube ich nicht, dass der Fürst der Vater ist... Aber eine Einstellung nur wegen der Haare - und das, wo er sie eigentlich nie zu sehen bekommt???

  • Aber soooo ganz uninteressiert ist sie auch nicht... Wobei ich ihr aber durchaus zutraue, wegen eines "Flirts" (oder sagte man früher "Techtelmechtel"?) ihr Ziel, nach Amerika auszuwandern, nicht aus den Augen zu verlieren...

    Da bin ich mir bis jetzt noch nicht so ganz sicher, wie Hedda in der Hinsicht einzuschätzen ist. Ihr Ziel der Auswanderung ist auf jeden Fall das, worauf sie hofft und hinarbeitet.






    OT

    Danke für den Filmtipp!

    Gerne. Aber Du hast schon gesehen, daß das eine Region-1-DVD (also USA) ist, die auf normalen europäischen DVD-Playern nicht läuft? Man braucht einen codefree-Player (oder den VLC Media Player auf dem PC - der spielt alles ab ohne Rücksicht auf den Regionalcode). Ein ähnlicher (also auch mit "royalem Touch") Film kommt demnächst mit deutscher Synchronisation heraus:

    ASIN/ISBN: B08LZDWMXD

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • wie Hedda in der Hinsicht einzuschätzen ist

    Hedda finde ich eine ganz interessante Person, auf ihre weitere Entwicklung bin ich sehr gespannt: ihr klares Ziel (Amerika) vor Augen, ihre Diebstähle, um eben dieses Ziel zu erreichen, ihr Bestreben, sich Opitz vom Leib zu halten (im wahrsten Sinn des Wortes), ihr objektives Verhalten Adelheit gegenüber - doch ja, da bin ich neugierig auf die weitere Entwicklung!

  • Ich hab jetzt auch gestern etwas verspätet angefangen zu lesen und war direkt total im Geschehen drin. Was mir direkt positiv aufgefallen ist, war die Namensauflistung. Zum einen, weil es direkt Orientierung bietet, zum anderen aber auch, weil ich die Namen einfach als sehr authentisch gewählt empfinde. Darüber hinaus liebe ich alte Namen 🥰

    Ich bin noch mitten im 2. Kapitel, deswegen kann ich noch nicht zu allem etwas sagen, was in dem Abschnitt passiert.

    Die beschriebene etwas düstere oder eher trostlose Atmosphäre finde ich sehr passend und konnte mir bildhaft alles vorstellen.

    Adelheid ist mir als Protagonistin sehr sympathisch, mit den anderen muss ich erst warm werden. Warum Adelheid die Stelle bekommen hat, verwundert mich auch noch sehr und ich bin gespannt, wie es aufgelöst wird.

    Ich gehe davon aus, dass wir von Opitz noch sehr ekelhafte Sachen lesen werden.

    HannaCaspian Mein persönliches Highlight waren bisher die beschriebenen Situationen bei Tisch. Ich finde es immer sehr spannend, zu sehen, was die Dienerschaft früher gegessen hat und da ich weiß, wie intensiv immer deine Recherchen sind (ich folge dir auf Facebook 😁), würde mich interessieren, welche Werke usw. du zum Thema Essen und auch Tischkultur herangezogen hast?

  • Auch ich bin gut ins Buch gekommen. :)

    Mein persönlicher Favorit - und das obwohl ich starke Frauen wie Adelheid mag - ist Viktor Novak.

    Viktor hingegen gefällt mir.

    Ich kann verstehen, dass er niemanden an sich ranlassen will und er alles dafür tut um seiner Familie zu helfen. Schade, dass sein Vater nicht alles dafür tut - ja, Gedanken zu haben sind das eine, sie auszusprechen etwas anderes. Sein Vater hat einen sehr traurigen Weg für seine Familie gewählt und man sieht wieder mal, wie schlimm das auch für die Frauen ist, die dort einfach mit hineingezogen werden. Als Frau und Mutter blieb dir einfach keine Wahl.


    Ebenfalls ein Unsympath ist der Vater von Adelheid. Er wirkt auf mich geldgierig und man kann es ihm nie Recht machen. Fürchterliche Charaktereigenschaften.


    Opitz ist für mich der "Dreh- und Angelpunkt" der schlechten und angstbesetzten Stimmung im Schloss... Ich hoffe, es passiert irgendetwas und er muss von seinem hohen Ross runter... Bei ihm kommen meine fiesesten Rachegedanken zusammen...

    Hier bin ich auch gespannt, was uns als Leser noch erwartet. Jedoch denke ich, dass in diesem Band der Reihe noch keine Strafe auf Herrn Opitz wartet, es jedoch nicht mehr lange dauert, bis er sich an Hedda vergreift oder es zumindest versucht.


    Das Leben war damals einfach kein Zuckerschlecken, der nackte Kampf ums Überleben herrschte vor

    Ist es heute so viel anders? Ich möchte hier keine politische Diskussion beginnen, aber ich bin der Meinung, dass auch heutzutage jeder sehen muss, wie er zurecht kommt. Und wenn man arbeiten geht wird man in den meisten Firmen, wie auch damals auf den Gutshöfen, Schlössern und Burgen, Herrenhäusern und sonstigen besser gestellten Haushalten mit Neid, Missachtung / Ignoranz und "dummen Scherzen" konfrontiert. Ich habe es bereits in 2 Firmen am eigenen Leib spüren dürfen. Adelheid kann ich demzufolge sehr gut verstehen und auch Viktor. Man muss sich (bitte verzeiht, wenn es arrogant und egoistisch klingt) auf sich selbst konzentrieren, denn nur man selbst ist sich am nächsten - heute, genauso wie damals. Ich denke, dass sich deine Aussage Sonnenschein12 auf beispielsweise das Essen bezieht, aber dennoch sind meine Gedanken deinen nicht so fern.


    Mit Adelheid habe ich noch keine richtige Beziehung aufbauen können, sie ist mir noch etwas fremd. Aber ich denke, dass legt sich mit der Zeit.

  • Ist es heute so viel anders? Ich möchte hier keine politische Diskussion beginnen, aber ich bin der Meinung, dass auch heutzutage jeder sehen muss, wie er zurecht kommt.

    Da hast du in gewisser Weise schon recht - der Vergleich zu den im Roman geschilderten Verhältnissen hinkt jedoch insofern, als dass die gesellschaftliche Fallhöhe heutzutage womöglich nicht so hoch ist wie noch Anfang des 20. Jahrhunderts.

    Aber was die Art, wie zusammengearbeitet wird, anbelangt, da finden sich heute ganz sicher ähnliche Beispiele wie im Roman.

  • Ist es heute so viel anders? Ich möchte hier keine politische Diskussion beginnen, aber ich bin der Meinung, dass auch heutzutage jeder sehen muss, wie er zurecht kommt.

    Ja, auch heute muss jeder sehen, wie er zurechtkommt, da hast Du vollkommen recht...

    Aber ich glaube, es war früher einfach "existentieller" (und mir führt dieses Buch wieder einmal deutlich vor Augen, dass es ja noch gar nicht sooo lange her ist): wenn Du da keine Arbeit hattest, hattest Du auch keine Geld, keine Wohnung, kein Essen, keine Kleidung usw. Auch ich möchte keine politische Diskussion anfangen, aber in weiten Teilen befürworte ich das "soziale Netz", was wir heute in Deutschland haben...

  • Ich glaube, die Konkurrenz um Arbeitsplätze war (besonders auf dem Land) einfach riesengroß. Wir erfahren es ja: entweder hatte man eine Arbeit oder man hungerte und fror erbarmungslos, soziale Netze gab es noch kaum...

    Arbeitsplätze waren vor allem vom Wohlwoheln eineger weniger abhängig. Man arbeitete für sie in der Landwirtschaft, oder in deren Häusern. Selbst kleinere Industriebetriebe wie Brauereie oder Ziegeleien gehörten meistens den Herrschenden.

  • Im Gegensatz: mich ärgert es manchmal, dass die "Goldenen Zwanziger" manchmal so positiv und interessant und aufregend geschildert werden,

    Das stimmt. Die "Goldenen Zwanziger" waren nur für wenige Menschen, und eigentlich auch nur in den Großstädten golden. Die Unterhaltungsindustrie erlebte einen Aufschwung. Aber alle hatten gerade die Hyperinflation erlebt, und all ihre Rücklagen (für Rente und Krankheit) eingebüsst. Dazu noch das Herr an Kriegsinvaliden. Nein, die Mitte der zwanziger Jahre waren zwar besser als die vorangegangenen zehn Jahre, aber besser war sie nur in Relation gesetzt. Aber von "katastrophal" auf ein "geht gerade noch so" zu kommen, ist zwar eine Verbesserung, aber kein schönes Leben.

  • Ich gehe davon aus, dass wir von Opitz noch sehr ekelhafte Sachen lesen werden.

    HannaCaspian Mein persönliches Highlight waren bisher die beschriebenen Situationen bei Tisch. Ich finde es immer sehr spannend, zu sehen, was die Dienerschaft früher gegessen hat und da ich weiß, wie intensiv immer deine Recherchen sind (ich folge dir auf Facebook 😁), würde mich interessieren, welche Werke usw. du zum Thema Essen und auch Tischkultur herangezogen hast?

    Als Erstes recherchiere ich immer lokale Speisen, hier also typische brandburgische oder berliner Gerichte. Und dann gibt es Bücher wie "Küche um die Jahrhundertwende", aber auch Speisekarten, die man im Netz findet, wo solche Gerichte wie Aal in Aspik oder Krebsterrine aufgelistet sind.

  • Ich möchte hier keine politische Diskussion beginnen, aber ich bin der Meinung, dass auch heutzutage jeder sehen muss, wie er zurecht kommt. Und wenn man arbeiten geht wird man in den meisten Firmen, wie auch damals auf den Gutshöfen, Schlössern und Burgen, Herrenhäusern und sonstigen besser gestellten Haushalten mit Neid, Missachtung / Ignoranz und "dummen Scherzen" konfrontiert.

    Immerhin gibt es heute gesetzliche Regelungen zum Arbeitsrecht und Arbeitsschutz, auf die man sich berufen könnte, wenn es zu arg wird. Es gibt einen Mindesturlaubsanspruch und Kündigungsrecht. Aber du hast natürlich recht, all das muss man dann auch im Zweifel einklagen, und das machen viele nicht. Und Neid und Missgunst, ja, das sind offensichtzlich so ur-menschliche Gefühle, die wir wohl in jeder Zeit antreffen werden.