'Schloss Liebenberg - Hinter dem hellen Schein' - Seiten 001 - 100

  • Ich habe nun auch gestern Abend den ersten Abschnitt beendet. Mir gefällt das Buch bisher auch recht gut.

    Die Einwände, dass es negativ ist kann ich teilweise bestätigen. Aber ich denke so war einfach das Gefühl der "kleinen" Leute, die hatten wirklich nicht viel zu lachen.

    Adelheid gefällt mir ausgesprochen gut, ich mag sie sehr. Bei Victor habe ich gespaltene Gefühle. Ich bin gespannt, wie die Sache sich weiterentwickeln wird.

    Ich denke die Diebstähle werden dann doch irgendwann auffallen, genauso wie die Schikanen von Opitz.

  • Nun muss ich doch mal nachfragen, weil der Roman ja doch einigen zu "duster" erscheint. Einige kennen Gut Greifenau ja auch.
    War es wirklich so viel besser, ich meine, das damalige Leben?


    Als, wie die Verlage es nennen, Wohlfühlbuch (Reihe), war HINTER DEM HELLEN SCHEIN ja nie geplant. Und jeder gute Roman zeichnet sich durch seine Konflikte aus. Hier gibt es natürlich reichlich Konflikte, aber ich denke, ich bin relativ realisitisch in der Beschreibung des damaligen Lebensumstände für die unteren Schichten. Und gute historische Romane zeichnen sich ja dadurch aus, dass man tiefen und realistischen Eindruck von damals bekommt.

    Wie war hier eure Erwartungshaltung?

    Ich denke keinesfalls, dass das damalige Leben besser war, nicht mal das der sogenannten "Gesellschaft". Da gab es vor allem für die Frauen viel zu viele Einschränkungen, sie mussten heiraten um etwas zu sein, da fand ich natürlich gut, dass in der Greifenau-Reihe auch emanzipierte Frauen auftraten.

    Hier sind die Mädchen der Fürstenfamilie einfach dumme Gänse.

    Die Männer mussten markig und möglichst Militär sein.

    Einzig Adelheid und Hedda? scheinen hier Ziele und etwas Grips zu haben.

    Ich erwarte kein Wohlfühlbuch, nein, aber dass es wirklich so trostlos in den Bedienstetenetagen zu geht, nein, das habe ich nicht erwartet.

  • Er soll also tatenlos in seinem Bett sitzen - für den Rest seines Lebens. Und die Söhne sollen für ihn schuften? Und die Töchter und die Frau in Hunger und Armut weiterleben? Irgend einen Job, sei er noch so unter seiner Würde, wird es doch wohl geben.

    Nein, das soll er ganz sicher nicht. Meines Erachtens kann er aber gar nichts Anderes tun. In seinem Beruf wird er nicht mehr unterkommen und als "einfacher Arbeiter" wird er es ebenfalls schwer haben. Nicht nur mit dem Finden einer Stelle, sondern auch damit, sich in dieser zu behaupten. Er ist hier wie dort Außenseiter.

  • Wie war hier eure Erwartungshaltung?

    Meine Erwartungshaltung war ganz zufällig passend zum Buch. ;) Ich hab einen historischen Roman erwartet, der das Leben der Dienstboten beleuchtet - mehr tatsächlich nicht. Aber ich kenne auch bisher kein Buch von dir, dadurch habe ich vielleicht auch weniger / andere Erwartungen. Und kann natürlich keine Vergleiche ziehen.


    Ich finde es, ähnlich wie Johanna , gar nicht so düster. Ja, die Lebensumstände sind nicht rosig, wenn man nicht spurt / aufmuckt / seine eigene Meinung vertritt. Aber dass die Angestellten, und hier insbesondere die Frauen, noch weniger Rechte und Möglichkeiten haben, ist schon klar. Von daher finde ich die Grundstimmung schon passend- Und ich bin zuversichtlich, dass es in den nachfolgenden Abschnitten noch ein bisschen kollegialer zugehen wird.

  • Auch der Rest dieses Leserundenabschnitts hat mir gut gefallen. Interessant fand ich die familiären Hintergründe von Adelheid und Viktor.


    Ich finde die Geschichte bisher auch nicht zu düster. Sicher, es ist kein fröhliches Buch, aber ich finde die Stimmung passend und realistisch. Alle machen ihre Arbeit, es gibt kleine und größere Unstimmigkeiten und Zeit für Freizeitvergnügen gab es ja sowieso nicht. Und Freundschaften unter den Bediensteten sind zwar schön, aber ja kein Standard. Ist ja heutzutage nicht anders mit den Kollegen.


    Widerlich finde ich diesen Optiz und ich mag echt nicht in jedem historischen Roman von sexueller Belästigung lesen (auch wenn das vermutlich genauso realistisch ist wie die eher nüchterne Stimmung)


    Sehr gut gefällt mir, dass konsequent aus Sicht der Bediensteten erzählt wird. Auch wenn ich zu gern die Beweggründe des Fürsten verstehen würde...

  • Ich habe die ersten Seiten nun auch gelesen und mir gefällt es gut, eine Geschichte aus Sicht der "kleinen Leute" zu lesen.

    Die Zeiten und Arbeitsbedingungen waren hart und von daher stört mich der etwas düstere Gesamteindruck gar nicht, schließlich ist es ja die Story "hinter dem hellen Schein".


    Adelheid ist sehr wissbegierig und lernwillig, ihr ist schnell klar, was alles von ihrem Verhalten abhängt.

    Die Stelle kann schnell wieder weg sein.............vor allem, da sie ja gegen einige Neider anzukämpfen hat.


    Von der Eulenburg Affäre hatte ich auch noch nichts gehört oder gelesen:

    Harden-Eulenburg-Affäre – Wikipedia

  • So, nun hatte ich gestern Nacht (wieder viel zu lange gelesen - aber es war ja sooo spannend!) endlich auch den ersten Leseabschnitt durch... Dass ich solange gebraucht habe, lag keineswegs am Buch, sondern an meiner knäpplichen Zeit - oder ich lese langsamer als früher???

    Ich habe die ganzen Beiträge meiner "Vorredner*innen" noch nicht gelesen, aber beim Durchscrollen fiel mir das Wort "düster" ins Auge... Ja, bisher ist es wirklich kein "fröhliches" Buch, aber ich glaube, die Zeiten waren damals wirklich so, gerade auf dem Land (in den Städten war es sicherlich schon etwas anders, z.B. mehr Arbeitsmöglichkeiten): so lange war die Leibeigenschaft noch nicht abgeschafft und das "Recht der ersten Nacht" nahmen sich sicherlich noch einige Großgrundbesitzer heraus...

    Mir gefällt, dass das Buch nur aus der Sicht der Bediensteten geschrieben ist (wobei ich zu gern wissen würde, warum der Fürst unbedingt Adelheid eingestellt haben will, ich hätte da ja sofort einen passenden Verdacht... Und das die Söhne alle aus dem Haus sind, hat mich auch beruhigt...), Adelheid und Viktor kommen ja aus den gegensätzlichen Richtungen - Adelheid "steigt" durch ihre Anstellung auf, während es für Viktor den totalen "Abstieg" darstellt! Ich kann schon etwas verstehen, dass sich die anderen Angestellten darüber mokieren, dass Adelheid eingestellt wurde (s.o. warum?), da ja zumindest Lydia die Stelle als Stubenmädchen fast zugesagt war. Opitz hat die Rolle übernommen, die sonst der Hausherr oder seine Söhne innehaben - igitt! Heddas Verzweiflung erscheint mir authentisch und eine richtige Lösung gibt es tatsächlich nicht. Bei Hedda schwanke ich: einerseits finde ich sie sympathisch, realistisch in ihren Träumen (Amerika), andererseits kann es doch mit ihren Diebstählen nicht lange gut gehen... Und da wir aus dem Klappentext wissen, dass Adelheit eine "Degradierung" bevorsteht, könnte ich mir vorstellen, dass sie des Diebstahls beschuldigt wird... Andererseits kann "ihr Vergehen" ja nicht so schlimm sein, da sie nicht mit Schimpf und Schande rausgeschmissen wird, sondern "nur" degradiert...

    Gern gelesen habe ich auch die kleinen Hinweise zur politischen Situation in Deutschland (Marokko-Krise, Monarchie vs. Sozialdemokratie, Verherrlichung des Militärs usw.), so kann ich das Leben aus dem Schloss Liebenberg eher in seinen gesellschaftlichen und politischen Kontext sehen.

    Von der Eulenburg-Affäre habe ich noch nie gehört und ich habe es mir bis jetzt auch verkniffen, dies schon zu Googlen....

    So, Ihr Lieben, seid mir nicht böse, Eure Beiträge kann ich erst heute Abend lesen (und kommentieren), jetzt muss ich leider los - hihi, der Alltag ruft!

  • (wobei ich zu gern wissen würde, warum der Fürst unbedingt Adelheid eingestellt haben will, ich hätte da ja sofort einen passenden Verdacht... Und das die Söhne alle aus dem Haus sind, hat mich auch beruhigt...)


    Teilst Du Deinen Verdacht mit uns?

    Ich fürchte ja fast, es geht um irgendwelche "verwandtschaftlichen" Verhältnisse, aber ich hoffe, es kommt eine andere Erklärung.

  • Ihr habt jetzt schon so viele tolle Gedanken geäußert und ich habe jetzt erst den ersten Abschnitt beendet.

    Viktor ist eine interessante Person. Ich habe ja ein wenig gerätselt, was er wohl verbirgt. Das es am Ende eine so (sympathische) Lapalie ist, hätte ich nicht vermutet. Der arme Kerl! Ihm stand die Welt offen und dann sowas. Der Vater tut mir auch sehr Leid und ich habe großen Respekt vor ihm (anders als Viktor ;) ). Er lässt sich noch weniger den Mund verbieten, auch wenn ihm das aus seiner jetzigen Lage eher nicht helfen wird. Mit Blick auf den weiteren historischen Verlauf befürchte ich fast noch Schlimmeres für ihn.

    Viktor hingegen gefällt mir. Er versucht das Beste aus seiner jetzigen Lage zu machen, obwohl er sich sicherlich niemals eine Laufbahn als Diener hätte vorstellen können. Bei seiner Bildung hätte er ganz andere Karrieren offen gehabt. Nun ja. Er verzagt nicht, sondern arbeitet stoisch weiter und versucht dabei noch seinen Geschwistern so gut es geht zu helfen. Die Szene bei ihm zu Hause fand ich sehr anrührend.

    Ich bin mal sehr gespannt, was sich zwischen Adelheid und Viktor noch entwickelt, denn so ganz kalt lässt Adelheid Viktor ja auch nicht.

    Viktor finde ich auch sehr interessant und ob die beiden nun anbandeln oder nicht, unabhängig davon bin ich an seiner Entwicklung interessiert und gespannt, was Hanna mit ihm vor hat. Auch ich habe natürlich ein ganz anderes und für mich schwerwiegendes Geheimnis vermutet, welches er verbirgt.

    Bei der Szene, als sie Adelheid zurück auf den Flur geschickt haben, hatte ich schon befürchtet, sie zerdeppern das gute Geschirr... aber vielleicht gibt es ja doch Dinge, die zu tun sie sich nicht trauen.

    Ich habe auch geglaubt, dass in der Zwischenzeit die Bremse/ Blockierung am gefüllten Speiseaufzug gelöst wird und Geschirr dadurch, weil noch nicht korrekt hineingestellt, dabei beschädigt wird/ zerbricht und Speisereste überall sind.

    Bei der Szene mit dem nächtlichen "Spuk" der weißen Frau fühlte ich mich übrigens an diverse Internatsgeschichten erinnert.

    Wer nicht? Doch Adelheids Reaktion und Furchtlosigkeit ist grandios.

    Lydia und Gerda sind zwei ganz unsympathische Figuren.

    Daher hat mich erschreckt, dass Adelheid ganz zu Beginn meinte/ vorstellen konnte, sie könnte sich wohl mit der 15-jährigen Gerda anfreunden. Leider lässt sie sich von Lydia steuern.

    Dass die Dienstboten zum Teil stehlen finde ich auch sehr riskant und auch nicht in Ordnung. Klar merkt man vielleicht eine Mark oder ein paar Groschen nicht, wenn die Taschen voll sind, aber irgendwann geht das böse aus.

    Ich bin ja mal gespannt, ob nicht die eine das Versteck des Geldes bei einer anderen entdeckt oder sie beim Diebstahl beobachtet und erpresst.



    Einen Tippfehler steuere ich auch noch bei:

    S. 98: zweiter Absatz, dritte Zeile: eigenes Geld

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Ich erwarte kein Wohlfühlbuch, nein, aber dass es wirklich so trostlos in den Bedienstetenetagen zu geht, nein, das habe ich nicht erwartet.

    Und wenn du nun zwischen zwei Bücher wählen müsstest, die eine eine realistische Darstellung (meiner Recherche nach, war alles noch viel schlimmer) , und die andere Geschichte geschönt, mit Lichtblicken. Welches würdes du wählen?

  • Gern gelesen habe ich auch die kleinen Hinweise zur politischen Situation in Deutschland (Marokko-Krise, Monarchie vs. Sozialdemokratie, Verherrlichung des Militärs usw.), so kann ich das Leben aus dem Schloss Liebenberg eher in seinen gesellschaftlichen und politischen Kontext sehen.

    Von der Eulenburg-Affäre habe ich noch nie gehört und ich habe es mir bis jetzt auch verkniffen, dies schon zu Googlen....

    Sehr schön. Du brauchst auch nicht google. Ich erzähle die Affäre verknappt, allerdings in allen drei Bänden.

  • Teilst Du Deinen Verdacht mit uns?

    Ich fürchte ja fast, es geht um irgendwelche "verwandtschaftlichen" Verhältnisse, aber ich hoffe, es kommt eine andere Erklärung.

    Das kann ich mir kaum vorstellen, der Fürst als Vater Adelheids? Gut, wenn sie die Älteste ist, und ihre Mutter früher im Schloss angestellt ist das durchaus möglich. Aber die Gedanken des Fürsten, als er Adelheid sieht, deuten nur darauf, dass sie ihm der Haare wegen aufgefallen ist.

  • Das kann ich mir kaum vorstellen, der Fürst als Vater Adelheids? Gut, wenn sie die Älteste ist, und ihre Mutter früher im Schloss angestellt ist das durchaus möglich. Aber die Gedanken des Fürsten, als er Adelheid sieht, deuten nur darauf, dass sie ihm der Haare wegen aufgefallen ist.

    Ja schon, aber die nur Optik bei der Auswahl eines Stubenmädchens, dass er im Idealfall eh nie sieht?

  • Ja schon, aber die nur Optik bei der Auswahl eines Stubenmädchens, dass er im Idealfall eh nie sieht?

    Das ist natürlich eigenartig, aber der Fürst scheint eh recht sonderbare Ansichten zu haben. Soweit man sie mit bekommt. Natürlich will ich nichts ausschließen.

  • Ich fürchte mal, dass Adelheid für einen Diebstahl von Hedda belangt wird. Das wäre naheliegend, wenn ich den Klappentext so lese

    Das befürchte ich auch!

    Dass der Opitz sich immer wieder an Hedda ranmacht ist echt ätzend. Ich fürchte auch um Adelheid, so hüpsch wie sie scheinbar ist

    Die Rolle, ich eigentlich dem Gutsherr zugeschrieben habe, hat Opitz perfekt besetzt - und ja, auch ich fürchte um Adelheid (und ich befürchte, sie wird sich nicht so gut "wehren" - ihn hinhalten - können, wie Hedda es kann...

    Wobei ich es schon seltsam finde, dass Adelheit nur wegen ihres Äußeren eingestellt wurde. Wie ein schöner Einrichtungsgegenstand.

    Das empfinde ich bisher als das größte Rätsel: warum wurde Adelheid eingestellt???