Quecksilberlicht – Thomas Stangl

  • Matthes & Seitz, 2022

    256 Seiten


    Kurzbeschreibungen:

    Ein chinesischer Kaiser, der von der totalen Herrschaft über die Zeit träumt, Autorinnen aus dem 19. Jahrhundert, die sich gegen die Zwänge ihrer Wirklichkeit auflehnen, ein Mädchen im Simmering des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, am Rand der Stadt und am Rand der Weltgeschichte: Thomas Stangl löst einzelne Momente der individuellen Lebensgeschichte, eigener und fremder Familiengeschichten sowie weit entfernte historische Momente aus ihren Zusammenhängen und montiert sie zu neuen Konstellationen. Er verwebt Gesten, Handlungen und Szenen zu einem faszinierenden, jeder Zeitordnung enthobenen Roman und errichtet einen kontrastreichen Erzählraum, in dem vermeintliche Selbstverständlichkeiten neue Bedeutung gewinnen und konventionelle Vorstellungen von Biografie, Identität und Wirklichkeit verloren gehen. Quecksilberlicht ist ein Roman soghafter Kraft über Geschichte, das Vergehen der Zeit und das Fortleben alles Geschehenen in unser aller Leben. Der chinesische Kaiser hielt sich für das Zentrum des Universums und versuchte, durch die Einnahme von Quecksilber unsterblich zu werden; er starb an Quecksilbervergiftung. Nicht er und nicht der Autor ist das Zentrum der Welt, ein jeder, eine jede ist es. Und die Literatur von Thomas Stangl ist der Ort, an dem sie weiterleben.


    Über den Autor:

    Thomas Stangl, 1966 in Wien geboren, studierte Philosophie und Spanisch in Wien und schrieb zunächst Essays, Buchbesprechungen und kleinere Prosaarbeiten für Zeitungen und literarische Zeitschriften. Seit seiner ersten Buchveröffentlichung 2004 ist ein umfangreiches und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnetes literarisches Werk entstanden, zuletzt erschien der Erzählband Die Geschichte des Körpers. Thomas Stangl lebt in Wien.


    Mein Eindruck:

    Der Wiener Schriftsteller Thomas Stangl arbeitet in seinem Buch Quecksilberlicht mit einigen konkreten Versatzstücken. Sie sind exemplarisch gewählt und daraus setzt sich der Roman zusammen.

    Da ist die Großmutter des Erzählers, die er selbst nicht mehr kennen gelernt hat, mit 13 Jahren. Auch sich selbst bezieht er ein, wird wieder Kind. Es ist die Zeit der Pandemie, in der er den Text schreibt und daher denkt er sich selbst in die Figuren hinein. Auch recherchiert er über seine Vorfahren und folgt ihren Lebensspuren.


    Er erzählt auch vom ersten chinesischen Kaiser Quin Shihuangdi, ein Gewaltherrscher.


    Ein weiterer wichtiger Handlungsteil ist der um die Familie Bronte: Emily, Charlotte, Anne und Branwell, der hier wirklich eine schillernde Figur ist. Aber auch die Schwestern werden sensibel dargestellt.


    Zwar haben die verschiedenen Erzählebenen, die auch zeitlich stark getrennt sind, nicht viel miteinander zu tun, aber Thomas Stangl geht geschickt vor, indem er die Teile in rascher Folge wechseln lässt. Es ist eine Methode, sich in die Figuren hineinzufühlen und die Vergangenheit zu verstehen.


    Es ist kein einfaches Buch, aber wenn man dann drin ist, beginnt der sprachlich starke Text zu faszinieren.


    ASIN/ISBN: 3751800840