Alfred Grünewald - Werk und Leben
Alfred Grünewald (1884 - 1942 ermordet) war ein Wiener Dichter der Moderne, wie der etwas unpräzise Ausdruck dafür lautet. In Wahrheit war seine Bandbreite viel größer, von der geschlossenen Hexameter - Form bis hin zur Possen- und Schwankdichtung der Meistersingerzeit. Grünewald war ein Eigenbrödler, ein Außenseiter selbst in der bunten Wiener Boheme fast isoliert, unsichtbar.
Er selbst nannte seine Dichtung "Kassiber", "aus der Seele hinausgeschmuggelte Lebenszeichen". Die meist strenge Form diente ihm zum Abschweifen ins Unsichtbare, ins Exhibitionistische, ins "nie Erschaute". Trotz seiner menschenscheuen Lebensart strebte Grünewald das Hölderlinsche Motto "Es neigen die Weisen am Ende dem Schönen sich zu", an.
Die politische Katastrophe Österreichs 1938 traf Alfred Grünewald besonders hart. Als Jude und Homosexueller war der Dichter ein gesuchtes Feindbild der Nationalsozialisten und es erfolgte ein Suizidversuch Ende 1938. Grünewald überlebte durch das Eingreifen Dritter und der Dichter führte anschließend ein Leben im Verborgenen. Nach Denunziation durch Nachbarn an die GeStaPo folgte eine Inhaftierung in Dachau mit später zeitweiliger Freilassung. Grünewald flüchtete über die grüne Grenze in die Schweiz, dann nach Frankreich, wo ihn die Polizei der Regierung Petain an die SS auslieferte. 1942 erfolgte die Deportation nach Treblinka oder Auschwitz, wo Alfred Grünewald 1942 den Tod fand.
Grünewald ist heute beinahe vergessen und vor allem jüngeren Lesern (m/w) völlig unbekannt.
Hiermit möchte ich an einen der vielseitigsten und sprachlich glänzenden Vertreter deutscher Dichtung erinnern.
Mahnung:
"Wenn Sie dein Herz verlangen,
dann gib es lachend preis.
Du wirst dich neu empfangen
nach ewigem Geheiß.
Sie werden dich zerstücken,
streun dich in Nacht hinaus,
du aber wirst dich pflücken
und sammelst dich als Strauß.
Sieh, Bruder, ohne Bangen,
dem Dunkel ins Gesicht.
Verlieren und Empfangen
sind eines einst im Licht."
ASIN/ISBN: 3205203054 |