Edition Azur, 2022
176 Seiten
Kurzbeschreibung:
Der 17-jährige Freudenberg spricht nur gezwungenermaßen mit seiner Umwelt, fühlt sich fremd in ihr. Er hat Sehnsüchte, Phantasien, Träume – doch ihm fehlen die Worte, um sich verständlich zu machen. Also treffen andere die Entscheidungen für ihn. Während eines Familienurlaubs an der polnischen Ostseeküste bietet sich unverhofft die Chance, sein fremdbestimmtes Leben hinter sich zu lassen: An einem verlassenen Strandabschnitt findet er den Leichnam eines Jungen, der von der Steilküste ab- gestürzt ist. Freudenberg vertauscht Kleidungsstücke, Brieftaschen und Ausweise, inszeniert seinen eigenen Tod und nimmt eine neue Identität an. Doch schon bald überfordert ihn die neu gewonnene Freiheit und er kehrt in die elterliche Kleinstadt zurück, wo man ihn gerade beerdigt hat. Ein Gerüst aus Lügen soll ihm den Rückweg in sein altes Leben ermöglichen, aber dieses Gerüst trägt nicht. In seinem sprachlich fulminanten Romandebüt erzählt Carl-Christian Elze von einem fast erwachsenen Kind, das anders ist als die anderen, erzählt von Schuld, Verdrängung und dem unstillbaren Wunsch, ein anderer zu sein.
Über den Autor:
Carl-Christian Elze, 1974 in Berlin geboren, wuchs in Leipzig auf. Sein Vater war Zootierarzt, wodurch er einen großen Teil seiner Kindheit im Leipziger Zoo verbrachte. Später studierte er zwei Jahre Medizin, danach Biologie und Germanistik. Von 2004 bis 2009 war er Student am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Er veröffentlichte mehrere Gedichtbände, 2022 erscheint „panik/paradies“ im Verlagshaus Berlin. Für seine Arbeit wurde er u.a. mit dem Lyrikpreis München (2010), dem Joachim-Ringelnatz-Nachwuchspreis (2014) und einem Stipendium im Deutschen Studienzentrum in Venedig (2016) ausgezeichnet. Er ist Monatsjuror beim lyrix-Bundeswettbewerb und Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.
Mein Eindruck:
Freudenberg ist ein Roman, der bei Edition Azur im Verlag Voland und Quist erschienen ist.
Der 17jährige Freudenberg befindet sich in einem außergewöhnlichen emotionalen Bewusstseinszustand.
Mit seinen ungeduldigen Vater hat er wenig gemeinsam. Was er mit seinem Leben anfangen soll, weiß er noch nicht. Und ihm graut vor einem kleinbürgerlichen Leben.
Er lässt sich zu einer Kurzschlußhandlung hinreißen, indem er mit einem Toten am Strand an der polnischen Ostsee einen Identitätswechsel vollzieht.
Er gilt als tot, führt das Leben eines Fremden und lernt Maja kennen. Dennoch ist schnell klar, dass ihn auch die neue Situation zu nichts führt. Die erhoffte Freiheit wird schnell schal.
Carl Christian Elzes Debütroman ist lyrisch angehauchte Prosa mit vielen bemerkenswerten Sätzen. Ich denke, dass dieser Stil mit seinem Rhythmus neben dem Thema stark mit dafür verantwortlich ist, dass der Roman für den deutschen Buchpreis nominiert wurde.
ASIN/ISBN: 3942375656 |