Claudius Crönert – Das ewige Licht von Notre-Dame

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Ein waghalsiges Vorhaben, gefährliche Intrigen und eine Kirche für die Ewigkeit

    Nach dem Tod seiner Mutter kommt Pierre 1237 für die Lehre als Baumeister nach Paris. Hier gerät er sogleich in den Bann der größten Kathedrale, die er je gesehen hat: Notre-Dame de Paris. Als der dortige Baumeister stirbt und Pierres Lehrherr Jean sein Nachfolger wird, kann Pierre sein Glück kaum fassen. Auch, weil er fortan an der Seite der schönen Bildhauerin Agnes arbeiten wird. Doch Baumeister Jean wird sein Erfolg nicht gegönnt und die Neider intrigieren. Als es zu einem schrecklichen Unfall kommt, steht Pierres größte Bewährungsprobe bevor: Kann er Jeans Vision von Höhe und Licht Wirklichkeit werden lassen?

    Der große Roman über den Bau der Notre-Dame de Paris


    Autor (Quelle: Verlagsseite)

    Claudius Crönert, geboren 1961 in Hamburg, studierte Kunstgeschichte und arbeitete als politischer Journalist, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Imposante Bauwerke und historische Stoffe haben es ihm schon immer angetan; die Idee, einen epischen Roman über die Notre-Dame zu schreiben, lag also auf der Hand. Claudius Crönert lebt in Berlin.


    Allgemeines

    Erschienen am 1. September 2022 bei Ullstein als TB mit 464 Seiten

    Gliederung: Prolog – 38 Kapitel – Autorennachwort – Glossar – Personenverzeichnis

    Ich-Erzählung des Pierre de Montreuil

    Handlungsorte und -zeit: Paris und Chartres, 1238 – 1249


    Inhalt

    Als dreizehnjähriger Junge wird Pierre von seinem Vater Hugo in die Lehre des Pariser Baumeisters Jean de Chelles gegeben. Er lernt verschiedene Gewerke und arbeitet – zunächst auf der Baustelle von Saint-Denis – als Steinmetz, Mörtelmischer und Maurer, sein größter Wunsch ist es jedoch, eines Tages selbst ein Baumeister zu sein. Als sein Lehrherr Jean als Baumeister für die Kathedrale Notre-Dame berufen wird, geht Pierre mit ihm und verfolgt, wie dieser mit den Intrigen von neidischen Konkurrenten konfrontiert wird. Jean ist ein visionärer Baumeister mit innovativen Ideen, aber kein begnadeter Redner, was ihm zum Nachteil gereicht, als er sich wegen seines angeblich verschwenderischen Vorgehens auf der Baustelle vor dem Domkapitel verantworten muss.


    Beurteilung

    Im Mittelpunkt des Romans steht der Bau der Pariser Kathedrale Notre Dame, der sich über nahezu zwei Jahrhunderte hinzieht und in die Zeit des Übergangs von der Romanik zur Gotik fällt.

    Aufgrund der langen Bauzeit sind viele verschiedene Baumeister mit unterschiedlichen Präferenzen am Werk, es gibt also keinen von Anfang an festgelegten Bauplan, sondern immer wieder Veränderungen während der langen Bauzeit. So werden beispielsweise bereits errichtete Mauern wieder abgetragen, wenn der amtierende Baumeister ein filigraneres Bauwerk bevorzugt als seine Vorgänger oder es inzwischen technische Neuerungen gibt. Nicht nur durch solche „Kurswechsel“ der Baumeister, sondern auch durch versiegende Geldquellen des Domkapitels gestaltet sich der Baufortschritt sehr zögerlich. Handwerker werden überall gebraucht und wenn auf der Baustelle der Kathedrale nicht regelmäßig der Lohn ausgezahlt werden kann, wandern die Handwerker ab.

    Die beiden Baumeister Jean des Chelles und Pierre de Montreuil sind historische Persönlichkeiten, über die jedoch nicht allzu viel bekannt ist. Deshalb gestaltet der Autor die Geschichte ihres Lebens und Wirkens fiktiv aus, wobei jedoch die Darstellung des mittelalterlichen Baufortschritts gut recherchiert und faktengetreu ist. Für den Leser ist es überraschend, dass auf mittelalterlichen Baustellen, wie sich durch Lohnlisten belegen lässt, auch Frauen arbeiteten. Im vorliegenden Roman arbeitet Agnès, die Tochter Jeans, als Bildhauerin und fertigt Skulpturen für die Kathedrale.

    Die Romanfiguren sind in ihren Persönlichkeiten individuell ausgestaltet, muten jedoch gelegentlich zu modern für ihre Zeit an. Agnès, die Tochter Jeans, ist sehr emanzipiert und teilweise äußerst respektlos gegen ihren Vater Jean, auch dessen Frau Nathalie geht keiner Konfrontation mit ihrem Mann aus dem Weg – es ist schwer vorstellbar, dass ein mittelalterliches Familienoberhaupt dies hingenommen hätte.

    Pierre ist ein Sympathieträger, den viele Frauen gern als Schwiegersohn hätten, auch er wirkt sehr modern für seine Zeit. Die Sympathie, die der Leser dem Protagonisten entgegenbringt und die anschauliche, fesselnde Beschreibung des mittelalterlichen Kathedralbaus sorgen dafür, dass man das Buch nur schwer aus der Hand legen kann.

    Ein informatives Autorennachwort, ein Glossar und ein Personenverzeichnis runden den lesenswerten Roman ab.


    Fazit

    Eine empfehlenswerte Lektüre für Liebhaber gut recherchierter historischer Romane, die sich für den Bau mittelalterlicher Sakralbauten interessieren!

    8 Punkte

    ASIN/ISBN: 3548066437

  • Pierre ist dreizehn, als er von seinem Vater von Chartres nach Paris gebracht wird, damit der dort beim Baumeister Jean in die Lehre geht. Pierre ist anfangs sehr unglücklich, hat er doch gerade erst die Mutter und nun auch noch den Rest der Familie verloren. Doch nach und nach lebt er sich ein und als Jean als Baumeister an die Baustelle von Notre Dame wechselt, wird auch ein Traum für ihn wahr.


    Pierre de Montreuil und Jean de Chelles sind beides Baumeister die gelebt haben und ihre Zeichen an Notre Dame de Paris gesetzt haben. Über die Menschen an sich ist nicht viel bekannt, aber der Autor schafft es ihnen beiden ein Leben zu zeichnen, dass sie eventuell so geführt haben könnten.


    Wir begleiten Pierre ab dem Zeitpunkt, als er 1238 nach Paris kommt bis ca. 1249. Das Buch ist von einem Pro- und einem Epilog umrahmt, in dem sich Pierre direkt an seinen Mentor richtet. Dazwischen begleiten wir Pierre durch sein Leben und bekommen es von ihm erzählt. Das Buch ist in der Ich-Form geschrieben, so kommt man ihm auch sehr nahe. Seine Zweifel und seine Ängste werden so sehr direkt transportiert.

    Mir hat das Buch gut gefallen. Es lies sich sehr flüssig lesen und man hatte direkt Bilder vor Augen. Hilfreich war dabei sicher, dass ich letztes Jahr erst an der aktuellen Baustelle von Notre Dame war. Die Charaktere waren schön beschrieben, und dem Autor ist es gelungen sie gut zu zeichnen, auch wenn wir sie nur durch Pierres Augen erleben. Mir waren die Frauen im Hause des Baumeisters manchmal zu emanzipiert, andererseits hatte ich aber auch das Gefühl, dass es Jean teilweise auch egal war, Hauptsache er konnte auf seine Baustelle. Agnes Charakterisierung von Pierre, dass er zu gut für die Welt wäre, fand ich sehr zutreffend. Er braucht sehr lange, bevor er den Mut hat für sich und seine Ideen und Pläne auch einzustehen.


    Ich fand es interessant, wie damals solche Großbaustellen organisiert waren. Und dass es dabei auch viele Frauen in Handwerksberufen gegeben hat. Im Buch lernt man zwei solcher Baustellen kennen, neben der in Paris auch die der Kathedrale in Chartres. Hier zeigen sich dann auch die Unterschiede.


    Ich kann das Buch durchaus empfehlen. Es war eine schöne Zeitreise ins mittelalterliche Paris.


    8 von 10 Punkte