Leserundenvorschlag ab 10. Februar 2023: ""Mehr als die Gerechtigkeit" (Gut Mohlenberg Teil 4) mit Autorin

  • Die anderen haben ich leider noch nicht geschafft und das wird vorher auch nix mehr.

    Dann bin ich mal gespannt, wie es dir ohne Vorkenntnisse gefällt. Der einzige Spoiler ist halt, was mit Doktor Krüger, Richards Intimfeind, wurde. In diesem Band ist er das Mordopfer ;-)

    Ne, die hab ich noch nicht gelesen, irgendwie war mir Helen nicht so sympathisch in den Stimmlosen. Daher habe ich beschlossen mir das noch aufzuheben und ein bisschen Zeit dazwischen zu legen

    Am Anfang von "Die verstummte Liebe" ist Helen eine absolute Sympathieträgerin, die alle mochten. Sie wandelt sich erst in der zweiten Hälfte des Buches, als sie an Depressionen erkrankt. Im Grunde ist "Mehr als die Gerechtigkeit" auch ihr Abschluss.

    "Die verstummte Liebe" steht hier - bisher ungelesen!

    Und natürlich erinnere ich mich an Fredi und Richard und freue mich doll darauf, sie wieder zutreffen....

    Ich bin gespannt, wie es dir gefällt, das Zusammentreffen.

  • Da ich Freitag und Samstag vermutlich leider wenig Zeit zum Lesen habe, habe ich mir heute gegönnt, schon mal die ersten Seiten von "Mehr als die Gerechtigkeit" zu lesen - und leider viel weiter als gedacht und viel später als vernünftig.. . Deshalb kurz im Telegramm-Stil (gibt es eigentlich heute noch Telegramme?).: Bin gut auf Gut Mohlenberg angekommen, freue mich, Bekannte wieder zutreffen, sofort wiedererkannt. Genieße gerade Grill-Nachmittag bei den Hellmers, auch hier glücklich über ein Wiedersehen. Später mehr!

    Gute Nacht!

  • Da ich Freitag und Samstag vermutlich leider wenig Zeit zum Lesen habe, habe ich mir heute gegönnt, schon mal die ersten Seiten von "Mehr als die Gerechtigkeit" zu lesen - und leider viel weiter als gedacht und viel später als vernünftig.. . Deshalb kurz im Telegramm-Stil (gibt es eigentlich heute noch Telegramme?).: Bin gut auf Gut Mohlenberg angekommen, freue mich, Bekannte wieder zutreffen, sofort wiedererkannt. Genieße gerade Grill-Nachmittag bei den Hellmers, auch hier glücklich über ein Wiedersehen. Später mehr!

    Gute Nacht!

    Dann bin ich ja gespannt, wenn du den Thread zu Teil 1 eröffnest.

    h schaffe es leider nicht, pünktlich zu starten. Ich hoffe mal, ihr rauscht nicht allzu schnell durch.

    Ich bin bis zum Schluss dabei.

  • Wie ich schon erwartet hatte, bin ich heute nur wenig zum Lesen gekommen, aber ich bin jetzt gerade an der Stelle, wo Richard mit Dr. Krüger telefoniert... Da ist mir die Frage eingefallen, ob Ihr eigentlich das Buch "Die Unwerten" von Volker Dützer kennt (sorry, Melanie_M , es ist doch erlaubt, auch andere Autoren zu nennen?)? Ich habe gerade festgestellt, dass ich sogar Richard in meiner Rezension erwähne, hatte ich ganz vergessen... Ein Buch, was mich auch sehr beeindruckt hat - gerade weil der Hauptprotagonist so vollkommen gegensätzlich zu Richard (eben eher wie Dr. Krüger, deshalb vielleicht die Assoziation) ) ist...


    Ein Buch gegen das Vergessen...


    Volker Dützer hat mit seinem Buch „Die Unwerten“ einen Roman über Deutschlands dunkelste Zeit mit seinen schrecklichsten Taten geschrieben: über Euthanasie im Nationalsozialismus.

    Die Geschichte startet im Dezember 1939, seit 6 Jahren ist Hitler an der Macht, im September hat der 2. Weltkrieg begonnen...

    Hannah, eine 14-jährige Halbjüdin, leidet unter ihrem Mathematiklehrer, Herrn Pilz, einem glühenden Nationalsozialisten (Rechenaufgabe: „Ein Irrenhaus kostet zwei Millionen Reichsmark. Wie viele deutsche Familien könnten von dem Geld eine Wohnung bekommen?“, S. 14, E-book). Aber Hannah leidet auch an epileptischen Anfällen und bekommt einen gerade im Mathe-Unterricht. Das muss Herr Pilz selbstverständlich sofort an die entsprechenden Stellen melden!

    Quasi als „Gegenpart“ lernen wir Joachim Lubeck kennen, ein junger Psychiater., der sich von seinem Vater unterdrückt fühlt: „Sein Vater traute ihm nicht zu, sich allein durchzusetzen und eine Laufbahn als Psychiater aufzubauen.“ (S. 30) Lubeck war 1932 in die SA eingetreten. „Der affige Pomp begeisterte ihn wenig, er sah seine Mitgliedschaft lediglich als Mittel zum Zweck. Was ihn dagegen faszinierte, war die Macht, die mit den Privilegien der SS einherging.“ (S. 31). Durch Beziehungen seines Vaters erhält Lubeck letztendlich eine Stelle bei der Aktion T4. „Lubecks Aufgabe würde es sein, Patienten zu begutachten und Meldebogen auszufüllen: Mit anderen Worten: Er war fortan Herr über Leben und Tod.“ (S. 33)

    In den kommenden Jahren kreuzen sich Hannahs und Lubecks Wege immer wieder, als Leserin stockt einem in solchen Situationen meist der Atem, wissen wir doch, dass Lubeck „am längeren Hebel“ sitzt – und außerdem hat sich Hannah Lubeck auch aus anderen Gründen zum „persönlichen Feind“ gemacht.

    Es ist wahrhaftig kein „leichtes“ Buch, an einigen Stellen konnte ich kaum weiterlesen, so entsetzten mich die Grausamkeiten der Nationalsozialisten (ja, man weiß es alles, aber es ist schon etwas anderes, dies in einem Roman zu lesen!): „Vor zwei Tagen war der zehntausendste Patient kremiert worden, zur Feier des Tages hatte die Anstaltsleitung jedem Mitarbeiter eine Flasche Bier spendiert.“ (S. 155)

    Der Autor lässt uns an der weiteren Entwicklung von Hannah und Lubeck teilhaben (natürlich gibt es noch viele andere Charaktere, auf die ich aber hier nicht eingehe!): Hannah wird stärker und erwachsener, sie verliert ihre Angst (dieser Moment wird sehr berührend beschrieben). Lubeck wird immer skrupelloser: zuerst lässt er nur andere töten, zum Schluss tötet er selbst. Anders als Dr. Richard Hellmer im Buch „Im Lautlosen“ von Melanie Metzenthin, der falsche Gutachten erstellt, um seine Patienten vor der Euthanasie zu bewahren, geht Lubeck seinen Weg durch die Hierarchie, er hat auch an sich selbst kaum oder nie Zweifel, auch nicht an seinen Schritten, Handlungen und Entscheidungen.

    Der fesselnde und lebhafte Schreibstil hat mich vom Beginn in die Handlung einbezogen, ich habe mit Hannah, gelitten, gezittert und gehofft (und ja, auch geweint!)

    In einem ausführlichen Nachwort geht der Autor detailliert auf seine Recherchen ein, ich habe festgestellt, dass ihm viele reale Personen als Vorlage für seine fiktiven Protagonisten dienten. Volker Dützer stellt die Frage, ob dieses Thema in einem (Unterhaltungs-) Roman behandelt werden sollte, meine Antwort: ja, unbedingt! Solche Romane müssen geschrieben werden, denn sie werden bestimmt eher als Sachbücher zu diesem Thema gelesen!

    Dies ist ein Buch gegen das Vergessen und für das Statement, dass keine Regierung, kein Staat, kein Regime, keine Behörde das Recht bekommen sollte, über den „Wert“ eines Menschen zu urteilen und zu entscheiden! Eigentlich sollte dieses Buch eine Schulbuch-Empfehlung bekommen...

    Für mich ist dieses Buch bestimmt eines meiner Lesehighlights 2020, kein „einfaches“ Buch, dafür aber umso wichtiger!

  • Ich frage mich, wann Du selbst überhaupt zum Lesen kommst... Berufstätigkeit, Autorin, Fortbildungen - alles nix, was man "nebenbei" so wuppt...

    Deshalb habe ich so viele ungelesene Bücher. Und da ich weiß, dass Bücher ein "Verfallsdatum" haben und evt. nach ein paar Jahren vom Markt gehen und nicht mehr verkauft werden, kaufe ich zwar, wenn ich weiß, dass ich etwas lesen will, aber schaffe es nicht unbedingt sofort.

  • Deshalb habe ich so viele ungelesene Bücher. Und da ich weiß, dass Bücher ein "Verfallsdatum" haben und evt. nach ein paar Jahren vom Markt gehen und nicht mehr verkauft werden, kaufe ich zwar, wenn ich weiß, dass ich etwas lesen will, aber schaffe es nicht unbedingt sofort.

    Von Deinem Argument mit dem "Verfallsdatum" ist eine gute Freundin von mir regelrecht begeistert - sie kauft sich bisher nämlich immer Bücher "weil das Papier eines Tages knapp werden könnte und dann keine Bücher mehr gedruckt würden"...

  • Die Verträge mit den Verlagen gehen meist für einen Zeitraum von 10-15 Jahren - danach gehen die Rechte an die Autoren zurück. Oft nehmen Verlage Bücher aber viel früher vom Markt, wenn die Absätze ihnen zu gering sind. Deshalb haben Autoren sich diese Klausel erbeten - dann können sie Bücher nach Ablauf ggf. selbst wieder auf den Markt bringen. Fakt ist, dass Bücher meist - wenn es keine Longseller sind - eine Lebenserwartung als Print von 2-10 Jahren haben. Ebooks gibt es oft länger.

  • Unter anderem deswegen bin ich inzwischen fast vollständig auf eBooks umgestiegen. Die Auswahl ist einfach viel größer, gerade was Bücher angeht, die ein wenig älter sind. Hier steht zwar auch in jedem Zimmer mindestens ein Bücherregal - ok, in der Küche nur Kochbücher - aber ich lese fast nur noch auf meinen Readern (ja, Plural).


    Ich habe mit dem Buch angefangen und steige morgen in die Leserunde ein MelanieM

  • Ich bin am Dienstag übrigens tagsüber in Berlin. SAT 1-Frühstücksfernsehen hat mich eingeladen. Geht um ein Buch, das ich unter Pseudonym geschrieben habe und bin dort auch unter dem Pseudonym vorstellig. Also nicht wundern, wenn ich mich am Dienstag nicht so häufig melde. Und am Freitag bin ich in der gleichen Angelegenheit beim SWR in Stuttgart eingeladen.