Lauren Groff - Matrix

  • Klappentext

    Marie ist siebzehn Jahre alt, groß und ungelenk und nach allgemeiner Ansicht ungeeignet für die Ehe und das höfische Leben. Sie verehrt ihre Königin, Eleonore von Aquitanien, doch die verstößt sie mit einem Lächeln: Marie soll Priorin eines abgelegenen Klosters werden, irgendwo im Schlamme Englands, fern von den zärtlichen Zuwendungen ihrer Dienerin. Lebendig begraben in der Gemeinschaft verarmter, frierender, hungernder Nonnen – ausgerechnet sie, die aus einer Familie von Kriegerinnen stammt und alles andere als fromm ist. Doch in der Abgeschlossenheit des Klosters findet Marie für sich und ihre Schwestern ungeahnte Möglichkeiten von weltlichem Einfluss, Wohlstand und neuer Gemeinschaft.


    Über die Autorin

    Lauren Groff, 1978 geboren, lebt in Gainesville, Florida. Ihr Roman Licht und Zorn ist einer der größten Erfolge der amerikanischen Literatur der vergangenen Jahre. Er stand ebenso wie Matrix und ihre Erzählungen auf der Shortlist des National Book Award.


    Mein persönliches Fazit

    Ich war sehr gespannt auf das Buch, hat mir doch „Licht und Zorn“ seinerzeit ausgesprochen gut gefallen. „Matrix“ lässt mich derzeit noch ein wenig unentschlossen zurück.


    Mir gefällt die Idee, die Geschichte nicht nur in einem Frauenkloster spiele zu lassen, sondern auch welche Möglichkeiten sich ergeben, wenn man die Frauen nicht nur als das schwache und unterwürfige Geschlecht ansieht, sondern ihre jeweiligen Fähigkeiten fördert. Vor dem Hintergrund, dass die Geschichte im wahrlich tiefsten Mittelalter spielt, ein besonders reizvolles Gedankenspiel.


    Den Schreibstil der Autorin würde ich als herausfordernd bezeichnen. Das liegt nicht nur an der fehlenden direkten Rede. Die Sätze sind zum Teil sehr verschachtelt und zwischendrin wechseln die Gedanken auch einfach mal die Richtung. Das macht es dann mitunter auch recht schwer der Geschichte zu folgen. Ich musste Absätze zum Teil mehrfach lesen um zu verstehen, worauf das Geschriebene abzielt. Daraus resultierte für mich eine Langatmigkeit, die es mir dann auch schwer gemacht hat am Ball zu bleiben.

    Dagegen steht eine inhaltlich spannende Geschichte und einige Passagen mit wirklich wunderschönen Sätzen und sehr gefühlvollen Beschreibungen der anderen Nonnen und dem zwischenmenschlichen Zusammenspiel aller Klosterbewohnerinnen.


    Faszinierend finde ich die Hauptprotagonistin Marie. Als Leser begleitet man sie ihr ganzes Leben. Erlebt ihre Eintreffen im Kloster, ihren Aufstieg zur Äbtissin, welche Macht sie erlangt und wie sie das heruntergekommene Kloster zu neuer Blüte bringt. Hat man manchmal den Eindruck, die Figur und ihre Handlungen zu kennen, überrascht sie einen auf der nächsten Seite wieder. Und trotz aller Bemühungen bleibt da eine gewisse Distanz zu ihr. Als ob sie auch dem Leser nicht die letzten Geheimnisse preisgeben will. Eine verwirrende und zugleich faszinierende Kombination.


    Alles in allem fordert das Buch den Leser heraus und verlangt seine volle Aufmerksamkeit. Definitiv nichts, das man mal eben nebenbei liest.


    ASIN/ISBN: 3546100379

  • Pelican Irgendwann werde ich den Rest auch noch von ihr lesen.

    Wenn du Interesse hast, kannst du das Buch gerne haben. Ich habe momentan ein kleines Platzproblem und kann leider nicht alles behalten, sonst gibts hier Ärger :engel

    Ich habe eine Wassermelone getragen!

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  • Europa im Jahr 1158: Vom royalen Hof von Eleanore von Aquitanien verstoßen, wird Marie von Frankreich, die Halbschwester der Königin, nach England geschickt. Die 17-Jährige soll die neue Priorin eines verarmten Klosters werden. Marie ist über diese Entscheidung entsetzt. Aber sie muss sich fügen…


    „Matrix“ ist ein Roman von Lauren Groff.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus drei Teilen, wovon zwei wiederum in Kapitel untergliedert sind. Die Geschichte umspannt etliche Jahre. Erzählt wird im Präsens aus der Sicht von Marie.


    Die Sprache ist ungekünstelt, manchmal sogar etwas grob, gleichzeitig aber eindringlich und mit poetischer Note. Der Schreibstil sticht definitiv heraus.


    Zwar ist die Handlung im Mittelalter angesiedelt. Bei der Geschichte geht es aber nicht um einen typischen historischen Roman. In mehrfacher Hinsicht ist das Buch ungewöhnlich. Das trifft auch auf den Inhalt zu.


    Mit Marie steht eine interessante Protagonistin im Vordergrund, die mir zwar ein wenig fremd blieb, aber authentisch wirkt.


    Besonders angesprochen haben mich - neben der reizvollen Figur - die feministische Komponente und andere provokante Themen, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte. Leider fehlt eine Einordnung oder ein Nachwort, um den Wahrheitsgehalt und die historischen Fakten ohne eigene Recherche von der Dichtung trennen zu können.


    Auf nur etwa 300 Seiten ist das Erzähltempo mal gemächlich, mal gestrafft. Langeweile kam für mich, auch dank mehrerer Überraschungen, nicht auf.


    Das Cover ist unkonventionell für diese Art von Roman, gefällt mir unter optischen Gesichtspunkten aber sehr gut. Der Titel ist wortgetreu aus dem englischsprachigen Original übernommen.


    Mein Fazit:

    „Matrix“ von Lauren Groff ist ein ungewöhnlicher Roman, der mich zwar nicht in allen, aber in vielen Aspekten überzeugen konnte.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Ein ganz und gar ungewöhnliches, um nicht zu sagen außergewöhnliches Buch! Es lässt sich nicht in die ansonsten üblichen Bewertungsschemas „gefällt“ oder „gefällt nicht“ einordnen, da es nicht unbedingt „schön“, aber intelligent geschrieben und anregend, teilweise auch fordernd ist.


    Ungewöhnlich ist es sowohl stilistisch als auch inhaltlich. Der Stil ist auf der einen Seite nüchtern, mehr distanzierte Erzählung als lebendiger Roman, mit durchgehend indirekter Rede. Oft mit langen, verschachtelten Sätzen. Auf der anderen Seite ist die Sprache wunderschön, fast poetisch. Der Rhythmus hat mich oft an ein Lied erinnert, ohne das aber an bestimmten Dingen festmachen zu können. Die Sprache trägt durch das Leben von Marie, einer jungen unehelichen französischen Adligen, die unfreiwillig zur Priorin eines abgelegenen englischen Klosters wird. Auch das ungewöhnlich - Klosterleben im 12. Jhd. ist üblicherweise kein Thema für heutige Bestseller.


    Faszinierend fand ich, wie mich Maries Geschichte aus einer ganz anderen Zeit nicht nur in den Bann gezogen, sondern mir auch so viel zum heutigen Leben zu sagen hat bzw. mich viel zum Nachdenken anregt. Ganz unwillkürlich tauchten bei mir Fragen auf, nach der Kraft der Frauen z. B., nach dem sinnvollen Einbringen in eine Gemeinschaft oder aber auch nach Macht und wie viel davon für eine einzelne Person gut ist.


    Alles in allem fordert das Buch den Leser heraus und verlangt seine volle Aufmerksamkeit. Definitiv nichts, das man mal eben nebenbei liest.


    :writeDas Buch fordert, ohne Frage, nicht nur sprachlich. Man muss sich einlassen auf Marie, die viele unterschiedliche Seiten hat und nicht nur im Aussehen, sondern auch im Charakter kantig und sperrig ist. Man muss sich auch einlassen können auf ihre Art, die Welt zu sehen inkl. mystischer Erfahrungen und ganz eigener religiöser Anschauungen. Belohnt wird man dafür mit einem großartigen Buch, das sicherlich im Gedächtnis bleibt. Einige Längen im Mittelteil verzeihe ich da gern.


    Erwähnen möchte ich noch, dass es Marie als Marie de France tatsächlich gegeben hat. Viel weiß man nicht mehr über sie, so dass die Darstellung größtenteils fiktiv ist. Doch dass es tatsächlich so gewesen hätte sein können macht das Buch für mich noch reizvoller.


    Fazit: Ein außergewöhnliches und faszinierendes Buch, auf das man sich aber einlassen muss. Neun Eulenpunkte von zehn und eine klare Leseempfehlung für alle, die von Literatur mehr als nur „Unterhaltung“ wollen.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich habe von Lauren Groff bisher fast alles gelesen und freue mich schon sehr auf das Erscheinen von Matrix im September.

    Für mich war Matrix das erste Buch der Autorin. Welches würdet ihr denn ganz besonders empfehlen?

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • „Matrix“ von Lauren Groff wird als „Times Bestseller“ und „Lieblingsbuch von Obama“ beworben. Die Autorin erzählt eine Geschichte aus dem Mittelalter mit einer ungewöhnlichen Protagonistin und einer ungewöhnlichen Handlung.


    Die siebzehnjährige Marie verehrt Eleonore von Aquitanien und ist enttäuscht, als diese sie vom Hofe in ein Kloster verbannt. Marie ist ein „Mannweib“ groß, ungelenk und so gar nicht heiratsfähig. Aus diesem Grund soll sie Priorin in einem herunter gewirtschafteten Kloster werden. Marie muss sich fügen und macht sich auf in das Kloster. Noch lange wird sie sich nach Eleonore sehnen, doch erst, als sie die Hoffnung aufgibt, das Kloster jemals wieder verlassen zu können, beginnt sie, aktiv zu werden. Sie ist eine gute Priorin und verhilft dem Kloster nach und nach zu immer mehr Wohlstand. Die Nonnen sind ihre Schwestern geworden, um deren Leben sie sich aktiv kümmert. Sie wird Äbtissin und gelang zu noch mehr Einfluss und Macht, die sie gegen die Männer in ihrem Umfeld einsetzt. Doch kann sie tatsächlich ihr Kloster gegen Männer und gegen deren Anfeindungen verteidigen?


    Es fällt nicht einfach, mit Marie Freundschaft zu schließen. Das liegt anfangs an dem etwas distanzierten Blick, den die Autorin auf sie wirft und daran, dass sie konsequent auf den Einsatz wörtlicher Rede verzichtet. Beim Lesen hatte ich deshalb oft das Gefühl, dass mir die Handlung aus zweiter Hand erzählt wird. Trotzdem ist die Lebensgeschichte von Marie faszinierend, denn man erlebt mit, wie sie sich weiter entwickelt, wie sie die Nonnen nach heutigen Managementaspekten bewertet und deren Arbeitskraft effizient einsetzt. Sie ist einfach eine Heldin, der alles gelingt und die sich in dieser von Männern dominierten Kirche eine Macht anmaßt, die eigentlich unvorstellbar ist. Genau das ist aber dann auch der kleine Kritikpunkt an diesem Roman. Er ist eine Art feministischer Wunschtraum, denn solch ein Aufbegehren, solch eine Macht in einer Männerdomäne sind ja selbst in der heutigen Zeit in der katholischen Kirche noch undenkbar.

    Ich verstehe das Buch als einen Roman, als eine erdachte retrospektive Utopie, die mich gut unterhalten hat, trotz des Schreibstils, mit dem ich bis zum Schluss nicht warm geworden bin.