Da staunt der Laie

Hallo, Alexx.

Wäre Dein Taxifahrer promovierter Dr. med., hätte zwei oder drei Sanitäter dabei, würde chirurgische Ausstattung für 'ne halbe Million Euro mit sich herumschleppen und wäre außerdem dazu in der Lage, während der Fahrt Akupunkturnadeln zu setzen, dann würde es auch nicht mehr 30 Euro kosten.

Manchmal rechnet sich's nicht, genau abzurechnen, und dann werden Pauschalen berechnet, eben um irgendwie "solidarisch" zu sein. Sagt ja auch keiner, daß niemand mehr am Gesundheitssystem (eigentlich: Krankheitssystem) verdient.

Alexx, der Sanker ist im Unterhalt schweineteuer und muß nach jeder Fahrt pingeligst gesäubert werden. Außerdem sind immer zwei Personen dabei, einer vorne (Fahrer), einer hinten -- in Taxi hockt nur einer.

Eine Rettungsfahrt mit Blaulicht und Martinshorn wäre übrigens noch teurer geworden.

Mag sein, daß das für den Laien unverständlich ist, mag sein, daß die derzeitige Regelung so manchem komisch vorkommt. Adererseits haben die Leute es früher weidlich ausgenutzt, auf Kosten der Allgemeinheit mit dem Taxi zum Doktor chauffiert zu werden. Da das nicht kontrollierbar war, wurde es generell gegen Krankenfahrten ersetzt, also Sanker.

Ich nehme an, du hast den Sanker nicht selbst bestellt, sondern dein Arzt hat das getan. Ich nehme ebenso an, daß dieser Arzt seine Gründe hatte, dich mit dem Sanker zu schicken und nicht deinem Mann oder Sohn zu sagen: "Bring die Mutter mal in die Klinik." Und anders wäre das mit dem Taxi auch nicht gewesen.

Ich für meinen Teil habe jedenfalls kein Problem damit, durch meinen Beitrag solche Fahrten mitzufinanzieren. Krankenkassen sind Solidargemeinschaften -- manch einer zahlt erheblich mehr ein als er jemals rausholt, ein anderer ist z.B. aufgrund einer Erbkrankheit ein Lebenlang auf die Solidarität der anderen Versicherten angewiesen.

Wer das anders haben will, kann sich ja für eine Private Krankenversicherung entscheiden.

Du schreibst, du hättest gesessen, dann sei froh, daß die dich nicht liegend transportiert haben, denn das ist noch teurer. Da ist meines Wissens nach nämlich sehr wohl ein Unterschied.

Ich kenne einige DRK-Mitglieder und weiß deshalb zufällig, dass der Unterhalt für solche Wagen sehr teuer ist. Der Inhalt dieser Wagen davon mal ganz abgesehen. Er muss in der Tat penibelst gereinigt werden nach jeder Fahrt, auch die Sanis wollen ihr Geld haben und dann bezahlt man ja nicht nur diese Fahrt, es werden auch sonstige Gebühren berechnet, die zum unterhalten solcher Wagen gebraucht werden (Reparaturen usw).

Ich finde es schon gerechtfertigt und immerhin zahlt man nur 10 Euro Eigenanteil, wenn man bedenkt, man müsste den kompletten Betrag bezahlen, stünde man wohl ganz anders da oder?

Natürlich sieht die Rechnung zunächst horrend aus, aber es ist eben kein Taxi, sondern - wie schon mehrfach erwähnt - ein sehr gut ausgerüsteter medizinischer Fachwagen.

Außerdem müssen immer Leute bereit sein, um zu fahren. Der Taxiunternehmer kann sagen, er fährt nur von 6 Uhr - Mitternacht, wenn sich die restlichen Stunden nicht lohnen. Das RK kann das nicht. Der Taxiunternehmer kann seinen Dienstplan so gestalten, dass zu Stoßzeiten mehr Fahrer und Wägen zur Verfügung stehen und zu anderen Zeiten weniger. Das RK muss immer einsatzbereit sein. Ich war selbst viele jahre beim RK und obwohl wir im ländlichen Bereich waren, standen rund um die Uhr 365 Tage im Jahr zwei komplette Fahrzeugbesatzungen (also 4 Mann) einsatzbereit. Nur weil - wie beispielsweise ich - viele ehrenamtliche Mithelfer dabei sind, lässt sich das überhaupt finanzieren. Bei vollen Gehaltsempfängern wäre das unbezahlbar.

Zwei komplette Besatzungen rund um die Uhr snd schon ohne Berücksichtigung vo Urlaub und Krankheit 17 Vollzeitkräfte!

Je länger ma darüber nachdenkt, umso kleiner wird die Rechnung.

Nur mal zum Vergleich: der Eigentanteil hier an einer Fahrt im Krankenwagen liegt bei umgerechnet 200 Euro (in Worten: zweihundert). Der wird nur uebernommen, wenn man eine private Zusatzversicherung hat. Die wird in unserem Fall vom Arbeitgeber meines Mannes bezahlt wie auch bei vielen anderen Arbeitgebern. Wer so eine Zusatzversicherung nicht selber abschliesst, weil selbstaendig, arbeitslos, Rentner ... sieht arm aus.

Hab vorhin mit meiner Tante gesprochen, die als Privatversicherte für das Ausstellen eines Rezeptes 3,50 € an ihren Arzt zahlen musste. Sie regte sich über das deutsche System aus, dass alles schlechter geworden ist. Außredem bedauerte sie meine Generation, weil wir es ja noch schlechter haben als sie, die schon Rente bekommt.

Da meinte ich, dass wir es hier sehr gut haben, dass es leider notwendig ist, zuzuzahlen, aber in Amerika ein Krankenhausaufenthalt sehr viel teurer für den Patienten ist.

Naja, wir redeten noch eine Weile, aber ich bin wirklich davon überzeugt, dass wir es im Vergleich zu vielen anderen sehr gut haben. Trotzdem.

Bea : An Dich (und "Leidensgenossen") musste ich dabei auch denken

Es gibt in den Preisen für die Wagen Unterschiede, ebenso gibt es Unterschiede in den einzelnen Bundesländern.
Es gibt den Krankentransporter (KTW), der ist am billigsten und wäre für Alex eigentlich richtig gewesen.
Dann gibt es den Rettungswagen (RTW), der ist am teuersten und eigentlich nur für Schwerkranke und Unfälle gedacht.
In Rheinland-Pfalz werden pro Wagen zudem auch Nachtzuschläge berechnet, im Saarland nicht.
Übrigens, meine Großcousine mußte mit einem KTW transportiert werden und durfte für die 3 km Strecke satte 860 Euronen abdrücken. Da sie um 6 Uhr morgens den Wagen angefordert hatte, wurde noch Nachttarif berechnet.

Hienzu kommen, das ein einfacher KTW mittlerweile auch schon über 100 000 Euros in der Anschaffung kostet, und in der gleichen Zeit heruntergeritten wird, wie ein Taxi!
Doch nagelt mich mit den Preisen nicht fest.
Vor Jahren (als ich selbst noch beim DRK aktiv mitgemacht habe kostete ein Rettungswagen über 500 000 DM!

Babyjane, was hast du denn gemacht, dass sogar ein Helikopter kam?
*ich weiß, ich bin zuuu neugierig...und krankengeschichteninteressiert...*