ZitatOriginal von Grizzly
Fertig mit der Schimpfkanonade?
Nehmen wir Komplexität und Wohlklang der Syntax, nehmen wir Hinweise auf eine ausgesprochene Kunstfertigkeit des Sprachgebrauchs, nehmen wir die Verwendung von Stilmitteln (Metaphorik, Tropen und Figuren), nehmen wir die logisch-konsequente Vernetzung der Handlungsebenen, nehmen wir die Stringenz der Handlung und ihre Kohärenz, ihre Mehrdimensionalität und Vielschichtigkeit, nehmen wir metaphysische Fragestellungen, Gesellschaftskritik und die gesellschaftliche Relevanz, nehmen wir die Bedeutung des Stoffs über sich selbst und seine Zeit hinaus (= Klassiker), nehmen wir Symbolik und zuletzt die Fähigkeit des Autors, eine Geschichte zu erzählen - siehe da, schon haben wir einen (unvollständigen) Katalog, mit dem man literarische Qualität zumindest erahnen kann. Es geht hier im übrigen nicht um eine strenge Bewertung.
Muss ich das jetzt alles verstehen? Ich bin nur ein doofer Jurist der in seiner Freizeit sehr viel Freude am Lesen hat. Und mich interessieren wirklich keine "Bewertungskataloge" für Bücher. Ich mag Thomas Mann nicht (sein Bruder Heinrich dagegen finde ich phantastisch) - und dabei sind mir irgendwelche Bewertungskriterien völlig egal.
Ich bin kein Literaturwissenschaftler und nehme mir einfach die Freiheit heraus, ein Buch auch "unwissenschaftlich" zu lesen und es dann individuell und subjektiv für mich zu bewerten.