Morgen ist es soweit, mit einer Startauflage von zwei Millionen Exemplaren startet der Verkauf des 6. deutschsprachigen "Harry-Potter"-Bandes. Amazon traktiert mich schon seit Wochen damit, mir bei jedem Buchtitel, CDs und sogar Haushaltsgeräten zu empfehlen, den "Frühstücksband" zu kaufen, der pünktlich zum Morgenmahl geliefert würde. Dabei trinke ich morgens nur Kaffee. Vor jeder Buchhandlung springen mich lebensgroße Potter-Nebenfiguren an, jede Magazinsendung im Fernsehen zeigt irgendwas mit Besen und bebrillten Hutträgern, die aussehen, als wären sie dem Kinderwunschdenken eines verknöcherten Lehrerehepaares aus Castrop-Rauxel entsprungen.
Ich fürchte, ich könnte mir ein paar Feinde einhandeln, aber ich muß es einfach rauslassen: Ich finde Harry Potter scheiße. Total scheiße. Die Romane sind langweilig, schlecht geschrieben und verwursten hauptsächlich Anleihen aus viel besseren Büchern. J. K. Rowling ist unsympathsich. Die Filme sind nölig (also gut, ich habe nur einen gesehen, im Flugzeug, aber das reichte). Ich verstehe nicht, null, nada, niente, was den Erfolg dieses Krempels ausmacht. Als beruhigend empfinde ich lediglich, daß in zehn Jahren niemand mehr darüber sprechen wird - allerdings wird sich Rowlings Vermögen in dieser Zeit um über 100 Millionen Euro erhöht haben, setzt man nur ihr derzeitiges voraus und einen Zinsgewinn von etwa 4 Prozent.
So, jetzt dürft Ihr mich hinrichten.