Sarah Penner - Die versteckte Apotheke/The lost Apothecary

  • Mudlarking


    Die versteckte Apotheke, Roman von Sarah Penner, 384 Seiten erschienen Im Harper Collins Verlag.
    Eine Apothekerin „rettet“ mit giftigen Arzneien Frauen in Not
    Die Historikerin Caroline Parcewell, muss kurz vor einer Reise mit ihrem Ehemann nach London, anlässlich ihres 10jährigen Hochzeitstages feststellen, dass ihr Gatte sie betrügt. Kurzentschlossen tritt sie die Reise alleine an, um über ihr weiteres Leben nachzudenken. Bei einem „mudlarkin“, einer Art Schatzsuche im Uferschlamm der Themse findet sie eine 200 Jahre alte Apothekerflasche. Der faszinierende Fund bringt sie auf die Spur einer Apothekerin aus dem 18. Jahrhundert. Nella die den Frauen zu dieser Zeit einen „Ausweg“ aus unglücklichen Ehen ermöglichte.
    Die äußere Aufmachung des Buches hat mich fasziniert, unter dem Schutzumschlag steckt ein prächtig aufgemachtes Hardcover. Das Buch beinhaltet 36 kurze knackige Kapitel in zwei Zeitebenen, als Erzählform hat sich die Autorin, des personalen Erzählstils in Ichform bedient, es erzählen in der Gegenwart Caroline und in der Vergangenheit Eliza und Nella. Die Erzählstränge und Zeiten wechseln in jedem Kapitel was bei mir zu einer hohen Lesegeschwindigkeit führt. Da die einzelnen Kapitel mit der erzählenden Person und dem Ort, sowie dem Datum gekennzeichnet sind, ist es leicht den chronologischen Überblick zu behalten. Am Buchanfang ist eine Karte von London ca. 1791 gedruckt. Somit konnte man Eliza auf ihren Gängen durch das alte London gut begleiten. Ein alter Apothekerschwur auf der ersten Seite stimmt den Leser bestens auf die Geschichte ein. Im Anhang findet man einige Tinkturen und Zubereitungen aus Nella Clavingers Giftapotheke, zusätzlich ein paar ungefährliche, hilfreiche Rezepte.
    Der Beginn des Buches war fesselnd, sofort entstand Lesefluss und es hat mich regelrecht in das Geschehen, in beiden Zeitebenen, hineingezogen. Die Spannung baute sich kontinuierlich auf. Die Figuren sind tief charakterisiert eine Verbindung zu den Protagonistinnen konnte ich mühelos herstellen. Das Setting, ganz besonders im Vergangenheitsstrang war herrlich geschildert, die Orte sind regelrecht vor meinen Augen entstanden. Jedoch war der Plot nicht immer nachvollziehbar. Nur so viel ohne zu spoilern: Hätten die Machenschaften der Apothekerin nicht schon viel früher auffliegen müssen? Hätte der Schluss für Lady Clarence nicht anders aussehen sollen? Auch Caroline in der Gegenwart handelte manchmal unglaubhaft, viel zu glatt gestaltete sich ihre Recherche. Nachdem ich dreiviertel des Buches gelesen habe, ergab sich für mich ein ungeahnter Plottwist, der mir fast die Luft nahm. Das Ende im Vergangenheitsfaden ist einfach nur unglaubhaft.
    Leider bin ich mit der Auflösung nicht einverstanden, das Buch und die Idee dafür hätte ein Volltreffer werden können. Leseempfehlung für Leser denen die Authentizität nicht vorrangig wichtig ist. Deshalb von mir einen Stern Abzug. 8 Punkte von 10 möglichen

    ASIN/ISBN: 3365001506

  • Frauenpower?


    Vorab:

    Die optische Aufmachung des Buches gefällt mir sehr gut, die gelungene Umschlaggestaltung, Kartenmaterial und die Rezepte im Anhang sind ein besonderes Bonbon!


    Sarah Penner hat mit „Die versteckte Apotheke“ ihren Debutroman vorgelegt; stilistisch durchaus nicht anspruchslos – es gibt zwei Zeitebenen bzw. Handlungsstränge, die einerseits im achtzehnten Jahrhundert und andererseits in der Gegenwart angesiedelt sind.


    Worum geht’s?


    Die Geschichtswissenschaftlerin (ihr Beruf soll der Handlung zugutekommen) Caroline steht vor den Trümmern ihrer Existenz, als ihr klar wird, dass ihr Mann sie betrügt - eigentlich war ein gemeinsamer Trip anlässlich des Hochzeitstages geplant gewesen. Völlig desillusioniert bricht sie aus den USA nach Europa auf. Ihr Weg führt sie in die britische Metropole, wo sie in der Themse ein ominöses Fläschchen entdeckt. Wer weiß meistens Rat?

    Archivare!


    Gemeinsam mit ihrer neuen Freundin, einer Bibliothekarin, enthüllt die Protagonistin ein mehr oder weniger gut gehütetes (Achtung Topos!) Geheimnis der Vergangenheit – Nella betrieb als ‚Kräuterhexe‘ & Giftmischerin im Jahre 1791 eine geheime Apotheke, tatkräftig unterstützt wurde sie dabei bei von ihrer Helferin, dem Dienstmädchen Eliza. Wenn Not am Mann bzw. der Frau war, schritt das Duo zur Tat, gewalttätige Ehemänner wurden ins Jenseits befördert, Schwangerschaften unterbrochen etc – Nella führte penibel Buch, eine Chronik des Schreckens oder ein Register der Erlösung, je nach Sichtweise.


    Ist der Androzentrismus wirklich überwunden?


    „Die geheime Apotheke“ ist ein feministischer Roman, der sich anfangs spannend liest. Leider flacht die Spannungskurve für meinen Geschmack zu schnell ab, und manche Elemente fand ich arg konstruiert, doch liest sich die Geschichte recht flüssig, daher fühlte ich mich insgesamt gut unterhalten, ich könnte mir aber vorstellen, dass das Ganze als Film oder als Serie besser funktioniert, da manche Szenen regelrecht ‚kinoreif‘ sind, auch wenn nicht alle Handlungsfäden zufriedenstellend zusammengeführt werden, stellenweise hätte die Konstruktion für mich schlüssiger sein dürfen & die Figuren (und Erzählstimmen) facettenreicher.

    Die kleinen Schwächen des Romans sind sicher der Tatsache geschuldet, dass es sich bei der „versteckten Apotheke“ um Sarah Penners Erstling handelt.


    Fazit:


    Ich vergebe 3,5 von insgesamt fünf möglichen Eulen für Penners unterhaltsames Debut, das mit einer guten Grundidee punkten kann.




    ASIN/ISBN: 3365001506

    "Literatur ist die Verteidigung gegen die Angriffe des Lebens."


    "...if you don't know who I am - then maybe your best course would be to tread lightly."

  • Im London des 18. Jahrhunderts führt Nella ihre Apotheke. Sie will Frauen helfen, auch Frauen, die sich mit Gift aus ihren Nöten befreien wollen. Sie brauchen nur eine Nachricht zu verstecken. Doch als das Mädchen Eliza bei ihr auftaucht, setzt das eine Reihe von Ereignissen in Gang, die Nella in große Gefahr bringen.

    Fast zweihundert Jahre später stößt die Historikerin Caroline Parcewell, welche Abstand von ihrem fremdgehenden Mann braucht, in London auf die Spuren von Nella. Die Geschichte lässt sie nicht los und am Ende wird ihr Leben sich verändert haben.

    Dieser Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Zunächst hat mich das wundervolle Cover angezogen, obwohl ich sonst nicht so auf das Cover achte. Die Geschichte hat mich auch gut unterhalten, auch wenn ich finde, dass einiges nicht ganz so logisch war. Mir ist die Gegend in London bekannt und ich kann nicht glauben, dass dieses Grundstück so lange brach gelegen hat und der Bebauung entgangen ist. Sei’s drum.

    Caroline wollte ihren Hochzeitstag mit ihrem Mann in London verbringen. Sie ist eine Frau, die sich zu lange von ihm hat unterbuttern lassen. Als sie seinen Seitensprung entdeckt, trifft sie die Entscheidung, alleine nach London zu reisen, um Stand zu gewinnen. Als sie dort auf die Geschichte der Apothekerin stößt, macht ihr das Nachforschen ungeheuer viel Spaß und hilft ihr dabei, zu überlegen, wie ihre Zukunft aussehen soll. Ihr Mann will mit zur Schau getragenen Reue Caroline zurückholen.

    Die Geschichte um Nella ist interessant. Sie hat die Apotheke von ihrer Mutter übernommen. Doch dann passierte etwas, das sie auf ihre ungewöhnliche Geschäftsidee brachte. Sie hätte aber auf ihre unbehaglichen Gefühle achten sollen, denn plötzlich gerät sie in Gefahr. Auch die junge Eliza hat mir gefallen, die weiß, was sie will und eine treue Seele ist.

    Es hat mir Freude bereitet, dieses Buch zu lesen.


    8/10

  • Die Geschichte beginnt in London im Jahr 1791. Nella Clavinger, eine junge Frau, hat von ihrer Mutter gelernt, Arzneien herzustellen. Die Mutter wollte damit Frauen in Notlagen helfen. Nella will jedoch darüber hinaus auch Frauen helfen, sie von ungeliebten, gewalttätigen Ehemännern oder ungewollten Schwangerschaften zu befreien. Um dies zu bewerkstelligen wird ein toter Briefkasten benutzt und sie notiert sich alles in einem Buch. Wie man später erfährt, hatte Nella diese Art der Tätigkeit nach dem Verrat von Frederick begonnen.

    Nellas Prinzip ist: Keine Frauen kommen zu Tode!


    In einem zweiten Strang befindet man sich in der Gegenwart. Caroline Parcewell wollte mit ihrem Ehemann den 10. Hochzeitstag in London feiern. Sie mußte kurz vor der Abreise feststellen, daß James fremd geht. Nun ist sie alleine nach London gereist und zum Zeitvertreib nimmt sie am sog. Mudlarking teil. Hier findet sie im Uferschlamm eine Flasche mit einer seltsamen Gravur. Als Historikerin will sie mehr darüber erfahren und beginnt mit ihrer Recherche in der Bibliothek.


    Für den Leser ist klar, hier beginnt das Zusammenspiel der beiden Stränge.




    Die Autorin hat die Geschichte in ihrem Debütroman flüssig erzählt, manchmal vielleicht etwas zu konstruiert. Wenn man nicht alle Details hinterfragt, sondern nur diesen Krimi liest, dann hat man als Leser ein Kopfkino ablaufen, denn sie schreibt sehr lebendig. Man konnte durchaus die Entwicklung der Frauenfiguren, vor allem den immer größer werdenden Willen und die Stärke, sehr gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite sollten die Nebenfiguren nicht vergessen werden. Zum einen Eliza, ein Dienstmädchen, das erst quasi als Kundin in Nellas Apotheke kam und später zu ihrer Vertrauten wurde. Und zum anderen begegnet man der Bibliothekarin Gaynor, die Caroline bei den Nachforschungen hilft und anschließend Anstöße für deren Zukunft gab. Bei keiner Figur konnte man Rivalität bemerken. Es war eindeutig, daß hier alle Frauen an einem Strang ziehen – sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.


    Das Cover und die Ausstattung, sowie den Anhang mit den Rezepten fand ich ausgesprochen gut gelungen.


    Für mich ein unterhaltsamer historischer Krimi, bei dem nicht alle Details hinterfragt werden sollten und der Luft nach oben hat. Als Urlaubslektüre finde ich ihn sehr gut geeignet.

  • London im 18. Jahrhundert: Eine geheime Apotheke bietet einen ungewöhnlichen Service an. Der Name von Nella Clavinger wird hinter vorgehaltener Hand geflüstert. Sie verkauft Gift an ihre Kundinnen. In der britischen Hauptstadt der Gegenwart stößt

    Caroline Parcewell auf einen Hinweis auf die Giftapotheke…


    „Die versteckte Apotheke“ ist der Debütroman von Sarah Penner.


    Meine Meinung:

    Der Roman besteht aus 36 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Die Geschichte spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal geht es um die Gegenwart, in der in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Caroline erzählt wird. Ein anderes Mal befinden wir uns im Jahr 1791, wobei im Wechsel aus der Sicht von Nella und Eliza erzählt wird. Die Orientierung ist dank Zeitangaben und den Namen als Kapitelüberschriften sehr leicht. Ein hilfreiches Extra ist die Londoner Stadtkarte.


    In sprachlicher Hinsicht ist der Roman weder kunstvoll noch besonders. Zwischen den einzelnen Perspektiven enthält der Stil zu wenig Variation. Zudem ist der Wortgebrauch auf der historischen Ebene auffällig anachronistisch. Der Schreibstil ist jedoch anschaulich und angenehm zu lesen.


    Die Protagonistinnen sind reizvolle Charaktere, wobei mich die Figur Eliza am wenigsten überzeugt hat.


    Inhaltlich hat mich die feministische Komponente direkt angesprochen. Auch die kreative Geschichte an sich ist ein Pluspunkt. In der Umsetzung hat mir allerdings ein wenig Tiefgang gefehlt.


    Auf rund 370 Seiten bietet die Geschichte mehrere Überraschungen. Die Handlung ist unterhaltsam und durchaus fesselnd.


    Angehängt sind Auszüge aus der Giftapotheke Nellas sowie kleine Rezepte. Ich persönlich konnte damit zwar wenig anfangen. Dennoch eine schöne Idee.


    Die Gestaltung des deutschen Hardcovers ist gleichzeitig etwas düster, was gut zum Inhalt passt, und hübsch. Es wurde von der Erstausgabe übernommen. Auch der deutsche Titel ist nahe dran am englischen Original („The Lost Apothecary“).


    Mein Fazit:

    „Die versteckte Apotheke“ von Sarah Penner ist ein gelungenes Romandebüt. Aufgrund kleinerer Schwächen konnte mich die Geschichte leider nicht komplett begeistern.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.