Karin Seemayer – Der Himmel über Amerika – Leahs Traum

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Die Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit

    Jacobstown, 1917: Leah ist das, was man einen »Blaustrumpf« nennt: voller Wissbegier und Neugier auf Erfindungen wie Autos und Telefone. Ihre Träume gehen über den engen Horizont ihrer Amisch-Gemeinde hinaus. Leahs beste Freundin Grace, deren Mutter eine Pension besitzt, versorgt sie mit Büchern und Zeitungen. Als Leah die Gelegenheit hat, in die Stadt zu ziehen und im Laden ihrer Tante auszuhelfen, packt sie der Wunsch nach einem freieren Leben – und sie verliebt sich in den jungen Richard. Doch Leah weiß, dass sie sich früher oder später entscheiden muss …

    Das berührende Schicksal einer jungen Frau auf der Suche nach dem persönlichen Glück – mit faszinierenden Einblicken in die Welt der Amisch


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.


    Allgemeines

    Dritter Band der Amisch-Saga „Der Himmel über Amerika“

    Erschienen am 21. Juni 2022 im Aufbau Verlag als TB mit 349 Seiten

    Gliederung: Zwei Hauptteile mit insgesamt 35 Kapiteln – Epilog – Nachwort und Danksagung – Familienstammbaum der Familie Hochleitner

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsort und -zeit: Jacobstown und Harrisburg, 1917 bis 1919, Epilog 1925


    Inhalt

    Leah Hochleitner, die der fünften Generation der Familie seit deren Auswanderung nach Amerika angehört, steht kurz vor der Entscheidung, sich taufen zu lassen und damit vollständig der Gemeinde der Amischen anzugehören und sich der strengen Ordnung dieser Glaubensgemeinschaft unterwerfen zu müssen. Bevor die jungen Leute diese weitreichende Entscheidung treffen, können sie die Zeit der „Rumspringa“ dafür nutzen, über den engen Horizont ihrer Gemeinde hinauszublicken, einige Zeit außerhalb ihrer Gemeinschaft zu leben und das Leben der Nicht-Amischen kennenzulernen.

    Leah, die an der Lebensweise der „Englischen“ (nicht-amische Amerikaner) interessiert ist, geht nach Jacobstown, um ihrer Tante Rachel in deren Laden zu helfen. Dort kann sie auch regelmäßig ihre „englische“ Freundin Grace treffen und mit ihr ausgehen. Bei einem solcher Ausflüge lernt sie einen jungen Mann kennen, der sie fasziniert und bekommt an seiner Seite Einblick in das von moderner Technik geprägte Leben der Amerikaner. Zum ersten Mal in ihrem Leben sitzt sie in einem Automobil und nutzt ein Telefon. Außerdem kann sie die Bibliothek aufsuchen und Zeitungen lesen, was bei den Amischen nicht gern gesehen wird. Vieles an diesem Leben gefällt ihr, andererseits vermisst sie auch den festen Zusammenhalt in ihrer Familie und Glaubensgemeinschaft, so wird die Entscheidung über ihre Zukunft nicht einfach.


    Beurteilung

    „Leahs Traum“ ist der dritte Band einer Reihe, er kann als Einzelband gelesen werden; sinnvoller ist allerdings die vorherige Lektüre der beiden Vorgängerbände, in denen der Leser mit den Sitten der Amischen vertraut gemacht wird.

    Im Mittelpunkt des dritten Bandes steht der Kontrast zwischen dem Leben der Amischen und dem der Amerikaner im frühen 20. Jahrhundert – ein Unterschied, der durch die technischen Innovationen in der amerikanischen Gesellschaft immer gravierender wird. Als Amerika in den Ersten Weltkrieg eintritt, werden die Amischen, die vorher bereits als absonderlich galten, offen angefeindet, denn die Amerikaner sehen in ihnen wegen ihrer ursprünglich deutschen Herkunft immer noch Deutsche, obwohl die Amischen selbst sich als Amerikaner fühlen, die lediglich ihren Glauben praktizieren möchten. Die Tatsache, dass die Amischen aus religiösen Gründen Kriegsdienstverweigerer sind, erschwert noch ihre Situation. Junge Männer, die trotzdem eingezogen werden und den Wehrdienst verweigern, sind als Feiglinge verrufen und Repressalien sowie Übergriffen ausgesetzt.

    Der Roman schildert außerdem die Welle der Spanischen Grippe, die 1918/1919 um die Welt geht und auch die abgesonderten Gemeinden der Amischen nicht verschont.

    Wie schon die ersten beiden Bände ist auch „Leahs Traum“ gut recherchiert, sehr anschaulich im Erzählstil und bietet fesselnde Unterhaltung. Besonders interessant ist auch die Entwicklung innerhalb der Amischen Gemeinde, in deren Verlauf es zu Konflikten zwischen Erzkonservativen und für moderate Neuerungen Aufgeschlossenen kommt.

    Die Charakterzeichnung der Hauptfiguren ist differenziert und größtenteils glaubwürdig, lediglich in einem Fall etwas zu positiv, um wahr zu sein.

    Der Roman wird durch ein Nachwort und einen Familienstammbaum abgerundet, letzterer wäre vor dem Text besser aufgehoben gewesen als im Anhang.


    Fazit

    Interessante Einblicke in Leben und Sitten der Amischen im frühen 20. Jahrhundert, fesselnde Unterhaltung!

    9 Punkte

    ASIN/ISBN: 3746637589

  • Jacobstown 1917

    Der 18jährigen Leah steht die Zeit des „Rumspringa“ bevor. Das ist die Zeit bevor sich junge Leute bei den Amisch auf eigenen Wunsch hin taufen lassen. Leah ergreift begeistert die Chance, während dieser Zeit in die Stadt zu ihrer Tante Rachel zu ziehen. Dort lebt auch ihre „englische“ Freundin Grace, die mit ihrer Mutter eine Pension betreibt und durch sie und die ausgeliehenen Zeitschriften erfährt Leah auch einiges über das Leben außerhalb der Amisch-Kultur. Gleich bei ihrer Ankunft bemerkt sie Unterschiede, indem selbst Tante Rachel nicht völlig nach den strengen Amsih-Vorgaben gekleidet ist. Das stellt für Leah schon eine spürbare Befreiung zu den strengen Vorschriften auf dem Lande dar. Ihre Tante besitzt einen Laden, in dem sowohl Amisch als auch die Bewohner des Städtchens, die sog. Engländer, einkaufen, dadurch kommt Leah vermehrt in Kontakt zu ihnen. Leah selbst ist willensstark, neugierig, wißbegierig und auch mutig. Als ihre Freundin sie animiert, gemeinsam in ein Cafe mit Tanz zu gehen, stimmt sie zu. Um aber nicht sofort aufzufallen, muß sie dafür auch ihr Äußeres verändern. Mit Grace geht sie zum ersten Mal anders als sonst gekleidet in ein Cafe. Sie trifft in der Stadt auf sehr viele für sie vollkommen neue Sachen, so sieht sie zum ersten Mal eine Straßenbahn, ein Kino, ein Kaufhaus mit Rolltreppe, eine Bücherei, aber auch Bettler. Die jungen Damen lernen im Cafe die Geschwister Bellamy kennen und bei Richard schlägt ihr Herz höher. Durch ihn kommt sie nun in völlig andere gesellschaftliche Kreise und lernt die Gegensätze kennen. Sie muß nun selbst abwägen, ob sie diesen Verlockungen nachgibt oder ob sie nach ihrer Zeit in der Stadt mit ihren erlebten Erfahrungen wieder zu ihrer Amisch-Gemeinde auf dem Land zurückkehrt.



    Ich habe die Vorgängerbände schon begeistert gelesen und dieses vorliegende Buch steht in keinster Weise nach. Es war für mich ein Wohlfühlbuch, das ich in einem Rutsch gelesen habe. Diese tolle, berührende und gut recherchierte Geschichte ließ mich in diese völlig andere Welt abtauchen. Man durfte mit Leah eine sehr wichtige Zeit ihres Lebens mit erleben, die geprägt war von Verboten auf dem Lande und dem völlig anderen Stadtleben. Die Frage war, ob sie wieder in ihre Dorfgemeinschaft mit der gegenseitigen Hilfe und Fürsorge, aber auch den Verboten und der Rückständigkeit bzw. Abkehr der modernen Technik zurückkehrt? Es kamen aber darüber hinaus auch Themen wie der Krieg zur Sprache. Hier wurden die jungen Amisch für ihren Glauben stark benachteiligt und gedemütigt. Sie wurden als Deutsche angesehen, obwohl die eingewanderten deutschen Amisch bereits Generationen zurücklagen. Außerdem wurde auch der Ausbruch der Spanischen Grippe mit in die Geschichte einbezogen.


    Von mir bekommt das Buch auf jeden Fall eine Leseempfehlung!

  • Im dritten und letzten Band befinden wir uns in der Zeit ersten Weltkriegs. Die Amish-Gemeinde lebt immer noch ihr ruhiges und beschauliches und weitgehend abgeschottetes Leben. Die Menschen sind eingebetet in ihren Glauben und die Regeln, die er ihnen auferlegt. Nur die jungen Leute haben die Möglichkeit für eine kurze Zeit auszubrechen und sich außerhalb der Religionsgemeinschaft umzusehen bevor sie sich endgültig für das streng gläubige Leben entscheiden und sich taufen lassen. Zu ihnen gehört auch Leah, die in der Rumspringa-Zeit ihrer Tante in der Stadt im Laden hilft. Dabei lernt sie das Leben und die technischen Errungenschaften der "Englischen" aber auch einen jungen Mann kennen, der kein Amish ist sondern Sohn einer vermögenden Stahlbau-Familie. Leah fragt sich bald, ob sie sich taufen lassen oder sich von der Amish-Familie lossagen soll, um ihrem Liebsten zu folgen.


    Die Hauptthemen der drei Romane sind in Grundzügen natürlich ähnlich. Es wird das Leben der Amish beschrieben, wobei es immer wieder kleine Veränderungen und Entwicklungen in den religiösen Regeln gibt aber die wichtigsten Werte wie Demut, Genügsamkeit, Glaube und Gewaltlosigkeit eine große Rolle spielen. Wie können die Amish-Männer verhindern, dass man sie zum Wehrdienst einzieht? Wie stark dürfen die Eltern über das Leben der Kinder und ihre Entscheidungen bestimmen? Ist wirklich alles schlecht und verwerflich, was in der Außenwelt passiert? Kann es nicht Dinge geben, die man für die Amish-Gemeinde übernehmen kann? Ist die Liebe zu einem Menschen wichtiger als der Glaube und die Familie? Muss man sich wirklich zwischen beiden entscheiden?


    Die Personen werden sehr nahbar beschrieben. Man erfährt viel über die Amish und ihre Lebensweise. Auch die Konflikte innerhalb der Gemeinde und mit den Andersgläubigen werden beleuchtet und man kann sich eine eigene Meinung dazu bilden. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, weil es so schön zu lesen war. :love:

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Leah ist 17 Jahre alt und neugierig auf die Welt. Als Amish hat sie die Möglichkeit eine Rumspringa-Zeit zu nutzen um sich klar zu werden, ob sie sich taufen lassen will oder nicht. So taucht sie ein in die Gesellschaft von Jacobstown und lernt die Lebensweise der Englischen kennen. Doch erkennt sie bald, dass auch hier nicht alles Gold ist, was glänzt.


    Wir begleiten nun zum dritten Mal die Amischen aus der Gemeinde bei Jacobstown. Und den hundert Jahren, die sie jetzt dort leben, hat sich viel verändert. Die Welt der Amischen und die der Englischen driften alleine durch die technische Weiterentwicklung schon auseinander, aber auch gesellschaftlich trennen sich die Wege mehr und mehr. Und als die USA in den ersten Weltkrieg eintreten, kippt die Stimmung gegen die vermeintlich Deutschen und die jungen Männer der Amischen müssen sich in ihrem Glauben beweisen, da sie trotz der Kriegsdienstverweigerung in die Armee eingezogen werden.


    Karin Seemayer gelingt es wieder die Welt der Amischen unvoreingenommen zu schildern. Es gibt sowohl in dieser Welt als auch in der der Englischen gute und nicht so gute Menschen. Fanatismus und die Wahrnehmung, dass man recht hat und alle anderen Unrecht lässt sich nicht allein auf eine Glaubensrichtung beschränken.


    Mit Leah zeichnet die Autorin eine starke Frau, die die Regeln ihres Lebens hinterfragt und für sich den besten Lebensweg sucht. Sie hat dabei das Glück, Menschen um sich zu haben, die zu ihr stehen und sie in ihrem Vorhaben bestärken. Mir hat das Buch wieder sehr gut gefallen, gerade Leahs Weg zwischen den Welten war toll beschrieben. In der zweiten Hälfte der Geschichte geht es dann mehr um die Probleme, die die Amischen nach dem Kriegseintritt der USA bekommen. Ihr Glauben und Lebensstil scheinen dem patriotischen Gedanken entgegenzustehen und so kommt es immer wieder zu Konflikten und Übergriffen. Es gelingt der Autorin hier gut, genau das zu schildern. Hier sieht man deutlich wie Propaganda und gezielte mediale Hetze aus guten Nachbarn plötzlich vermeintliche Feinde machen.


    Das Buch schließt die Amisch Reihe nun ab. Genau wie die anderen beiden Bände hat es mir wieder sehr gut gefallen und ich kann die gesamte Reihe nur empfehlen.

    9 von 10 Punkte

  • Bei neuen Erfindungen prüfen wir immer, ob sie gut für uns sind, aber die alten Regeln wagt niemand infrage zu stellen. Dabei ändert sich die Welt. (Seite 330)


    Meine Meinung


    Mit diesem Roman ist die Geschichte um die Hochleitners zu Ende. Rund hundert Jahre sind vergangen, seit Daniel und Rebekka ihr gemeinsames Leben im deutschen Schönthal begonnen haben. Was haben sie und ihre Nachkommen alles erleben und durchmachen müssen! Vom Jahr ohne Winter über die Auswanderung nach Amerika und den schwierigen Start dort. Der Sezessionskrieg ging für die Amisch glimpflich ab, die Sklaverei forderte harte Gewissensentscheidungen. Und nun ist wieder Krieg, zudem hat sich die Welt der „Englischen“ durch technische Entwicklungen sehr verändert und weiter entwickelt, wodurch der Kontrast der Lebensweisen noch größer geworden ist. Sich taufen zu lassen, ist nun nicht mehr nur eine bewußte Entscheidung für einen Glauben, sondern auch für eine Lebensweise.


    Bevor Leah sich entscheidet, möchte sie die andere Lebensweise kennenlernen und zieht daher für einige Zeit zu ihrer Tante nach Jakobstown, um ihr in ihrem Laden zu helfen. In der Freizeit hat sie Kontakt zu „Englischen“ und geht mit ihrer Freundin Grace aus. Kompliziert wird es, als sie Richard, den Sproß einer Industriellenfamile, kennen - und lieben lernt. Es mag sein, daß diese Begegnung etwas „märchenhaft“ wirkt, aber nur auf den ersten Blick. Denn hier prallen zwei Welten aufeinander, so daß die Unterschiede recht deutlich werden. Dabei habe ich immer wieder unwillkürlich überlegt, daß es Dinge und Situationen gibt, in denen wir "Englischen" durchaus von den Amischen etwas lernen könnten.


    Auch in diesem dritten Band hat die Autorin dankenswerterweise ihre Linie, nicht zu glorifizieren und möglichst nahe am realen Leben zu bleiben, konsequent beibehalten. Zu keinem Zeitpunkt erschien mir Denken oder Handeln einer Figur unrealistisch, selbst in den Zeiten, in denen Leah eine zumindest rosarot getönte Brille auf hatte. Durch das Aufeinanderprallen der Welten und das Sinnieren darüber (vgl. zum Beispiel Seite 185 zum Thema „Eitelkeit“) werden die Unterschiede noch deutlicher. Vor allem aber öffnet es (nicht nur den Figuren), sondern auch den Lesern die Augen für so manche Übertreibung, man könnte sogar versucht sein, den Begriff „Fehlauslegung“ zu verwenden, der Amisch und ihrer sehr engen und wörtlichen Bibelauslegung.


    Wie schon in den Vorgängerbänden (die man nicht gelesen haben muß, will man der Handlung dieses Romans folgen, allerdings versteht man Manches besser, wenn man die Vorgeschichte kennt), so ist auch hier die Handlung perfekt in die historische Entwicklung der Jahre 1917/1918 eingepaßt. An anderer Stelle hat die Autorin für viele Details die historischen Quellen genannt, einige (etwa Zeitungsausschnitte) sind wörtlich ins Buch eingeflossen. Bei so manchen Schikanen, die die Amisch-Männer zu erdulden hatten, mußte ich unwillkürlich daran denken, wie die Indianer von den Weißen behandelt wurden. So viel Unterschied war da nicht, zumindest auch in dem, was man als „guter Amerikaner“ von ihnen hielt.


    Dankenswerterweise hat die Autorin das Buch nicht, wie heute (zu) oft üblich, nach dem Ende der Geschichte mit (zu) wenigen Sätzen, was oft schon wie abrupt wirkt, beendet, sondern zum langsamen Ausklingen (wie es die Trilogie auch verdient) einen Epilog angefügt, der ein paar Jahre später angesiedelt ist. So hat man noch ein paar Seiten Zeit, sich von der Familie Hochleitner zu verabschieden und erfährt, wie es weiter gegangen ist.


    Als ich das Buch dann mit leichter Wehmut (weil es nun endgültig vorbei ist) zugeklappt hatte, hatte ich das Gefühl, mich von sehr guten Freunden verabschieden zu müssen. So, wie ich sie einschätze, haben sie im Weiteren ihre Chancen auf ein gutes Leben genützt. Nach allem, was sie durchgemacht haben, würde ich es Ihnen jedenfalls von Herzen gönnen.



    Mein Fazit


    Die Amisch im Konflikt mit der modernen Welt - grandioser Abschluß der Trilogie. Diese sind für mich die besten Amisch-Romane, die ich je gelesen habe. Absolute Leseempfehlung für alle drei Bände.

    Unter den Büchern finden wir wieder, was uns in der Fremde entschwand, Frieden im Innern und Frieden mit unserer Umgebung.
    (Gustav Freytag, 1816 - 1895, aus "Die verlorene Handschrift")

  • Darum geht‘s

    Pennsylvania, 1917: Leah, eine Nachfahrin von Rebekka und Daniel, lebt mit ihrer Familie in der Amisch-Gemeinde in der Nähe von Jacobstown. Die Gemeinde lebt nach wie vor nach ihren ursprünglichen Traditionen und Werten. Die Kluft zwischen Ihnen und den sogenannten „Englischen“ (also Nicht-Amishen) wird durch neue Erfindungen wie fließendem Wasser, Autos und Telefon immer größer. Trotzdem verspürt Leah den Drang, sich diese moderne Welt genauer anzuschauen. Ihre Neugier und Wissbegier geben ihr die Kraft, bei ihrem Vater die Erlaubnis für ein „Rumspringa“ durchzusetzen. Während einem Rumspringa leben die jungen Amish-Leute unter den Englischen, um sich dann zwischen den beiden Welten zu entscheiden. Voller Tatendrang zieht Leah vorübergehend zu Ihrer Tante nach Jacobstown und taucht fasziniert in die moderne Welt ein. Schon bald lässt ein junger Englischer ihr Herz höher schlagen. Trotz des jungen Glücks fühlt sich Leah immer mehr hin und hergerissen und ist sich bewusst, dass sie sich über kurz oder lang entscheiden muss.


    So fand ich‘s

    Nun war er da, der heiß ersehnte dritte und letzte Band von Karin Seemayers Amish-Saga. Ich bin ja kein großer Fan von Buchreihen – ich bin da wohl zu ungeduldig. Aber diese Reihe hatte es mir von Anfang an angetan und bis jetzt empfand ich keine einzige Passage als zäh oder langweilig. Im Gegenteil! Man rauscht förmlich über die Seiten – und das war für mich auch in diesem dritten Teil der Fall.


    Leah ist ein richtiger „Pfundskerl“ und ich könnte mir gut vorstellen, mit ihr Pferde zu stehlen. Durch die lebendigen Beschreibungen der Autorin sah ich sie förmlich vor mir mit ihren leuchtend roten Haaren und den schwer zu bändigenden Locken, die immer wieder vorwitzig aus der Kapp hervorlugten. Kein Wunder also, dass auch der junge Richard sofort von ihr fasziniert war. Doch hier prallten zwei komplett unterschiedliche Welten aufeinander, was die Autorin auf eindrückliche Weise beschrieben hat. Ohne zu dramatisieren oder gar kitschig zu werden, hat Karin Seemayer Leahs innere Zerrissenheit für den Leser spürbar gemacht.


    Der Autorin ist es auch in diesem dritten Teil gelungen, das Leben der Amish und dessen Entwicklung im Laufe der Zeit eindrucksstark darzustellen, ohne jemals zu bewerten. Sie bleibt neutral und schafft es dennoch die Geschichte spannend und berührend zu erzählen. Für mich war diese Amish-Reihe ein richtig schönes Leseerlebnis mit einem gewissen Lerneffekt. Ich hatte immer wieder das Bedürfnis etwas zu hinterfragen und etwas nachzuschlagen.


    Es gibt ja nicht viele Bücher zu diesem Thema. Und gerade deshalb würde ich mir viele Leser für diese tolle Reihe wünschen. Ich kann jedenfalls auch für diesen dritten Band eine klare Leseempfehlung abgegeben und bin ein wenig wehmütig, die Amish-Leute aus Jacobstown jetzt endgültig verlassen zu müssen. Aber vergessen werde ich sie bestimmt nicht.

  • In der Amish-Trilogie sind wir nun im Jahr 1917 gelandet.

    Die junge Leah steht vor der Entscheidung, ob sie sich taufen lassen will und sich damit für ein weiteres Leben bei den Amischen entscheidet.

    Sie darf, auch wenn ihr Vater darüber nicht ganz glücklich ist, die Zeit des "Rumspringa" nutzen und sich in der Welt der Englischen umschauen.

    Denn dies soll ihr ihre Entscheidung leichter machen.

    Leah ist eine vernünftige, intelligente und sehr sympathische junge Frau.

    Ihre Erfahrungen, Erlebnisse, Gedanken und Entscheidungen während und nach des Rumspringa bringen uns wieder näher in die Welt der Amische.

    Eine Welt, in der es für mich viele Vorteile aber auch Nachteile gibt.

    Trotz aller guten Erklärungen kann ich so manches nicht nachvollziehen.

    Aber wenn man bei den Amischen aufgewachsen ist sieht man sicher vieles auch anders oder kann es besser verstehen.

    Auch der 1. Weltkrieg spielt eine Rolle im Buch.

    Amische verrichten keinen Kriegsdienst und stehen somit vor einer Glaubens-und Gewissensfrage.

    Dieser Konflikt wird deutlich beschrieben.

    Wie immer ist das Buch hervorragend recherchiert, sehr unterhaltsam und kurzweilig geschrieben und einfach ein Musss, wenn man die Vorgängerbände gelesen hat.

    Aber auch sonst in sich abgeschlossen und problemlos zu lesen.

    Diese Trilogie ist für mich ein Highlight in der Serien-Welt der Bücher und sollte viele, viele Leser und Leserinnen finden.

    Von mir eine echte Leseempfehlung.

  • Es sind gut hundert Jahre vergangen, seit sich die Ammanleit von Deutschland nach Amerika aufmachten. Sie haben sich in der Gegen um Jacobstown eingerichtet. Leah Hochleitner möchte ihre Rumspringa abseits ihrer Gemeinschaft verbringen und hat Mühe ihren strengen Vater davon zu überzeugen, dass sie bei ihrer Tante Rachel in Jacobstown gut aufgehoben ist. Sie hilft dort im Laden und kann sich mit ihrer Freundin Grace, einer „Englischen“, treffen. So lernt sie Richard Bellamy und seine Schwester Lillian kennen und damit eine ganz andere Lebensweise. Leah verliebt sich in Richard. Doch wird ihre Liebe eine Chance haben?


    Dies ist der dritte und letzte Band aus der Reihe „Amish-Saga“. Das Leben dieser Glaubensgemeinschaft ist uns sehr fremd. Sie sind sehr gläubig und haben strenge Regeln. Man muss das nicht alles gut finden und doch gibt es einiges, was unserer heutigen Welt und Lebensweise ganz guttun würde. Auch innerhalb der Gemeinschaft gibt es Menschen, die aufgeschlossen sind und andere, welche die Worte der Bibel sehr streng auslegen. So kommt es immer wieder zu Konflikten.


    Für die „Englischen“, die sich erst in der Gegend angesiedelt haben nachdem die Amish das Land erschlossen hatten, ist die Lebensweise der Amish rückständig. Auch dass sie den Kriegsdienst aus religiösen Gründen verweigern, wird ihnen vorgeworfen. Richard ist von Leah fasziniert, gerade weil sie so anders ist als andere junge Frauen, die er kennt. Leah ist wissbegierig und will vor ihrer Taufe das Leben kennenlernen. Ihr gefällt es, modische Kleidung zu tragen und im Automobil zu fahren, aber ihr Glaube und die Regeln, die sie befolgen muss, sind ihr auch wichtig. Während ihr Vater sie möglichst schnell zurückholen möchte, bestärkt sie ihr Jugendfreund Joshua erst eine Entscheidung zu treffen, wenn sie dafür bereit ist.


    Der Autorin ist es sehr gut gelungen, uns die Regeln und die Lebensweise dieser Menschen nahe zu bringen, ohne das Leben in dieser Gemeinschaft zu verklären. Die Charaktere sind alle gut und authentisch dargestellt. Schwierig wird die Situation für die jungen Männer der Amish, als sie zum Wehrdienst eingezogen werden, denn sie wollen nicht kämpfen. Daher wird ihnen das Leben schwer gemacht und sie müssen viel ertragen.


    Dieser Roman wie auch die Vorgängerbände bieten ein ungemein packendes und informatives Leseerlebnis. Schade, dass dies der letzte Band aus der Reihe ist. Mich hat dieses Buch wieder begeistert.


    10/10

  • Der dritte und - leider - letzte Band der Reihe um die Amischen, die nach Amerika auswanderten.

    Ich gestehe, ich könnte die Reihe noch weiter lesen, da ich das Leben der Amischen so faszinierend finde.

    Ebenso die Figuren und die Schreibweise. Absolut stimmig und spannend beschrieben.


    Diesmal geht es um Leah, die vor ihrer Rrumspringa steht - damit in die Entscheidungsphase eintritt, sich taufen zu lassen und den Amischen weiter anzugehören.


    In der kleinen Stadt, bei ihrer Tante im Laden, macht sie viele neue Erfahrungen, kann sich endlich oft mit ihrer englischen Freundin Grace aus Kindertagen treffen, probiert die Kleidung der Englischen - die sich sehr von der der Amischen unterscheidet - aus.

    Nimmt an Unternehmungen mit ihrer Freundin teil, lernt Automobile, Rolltreppen und die bewegten Bilder des Kinos kennen. Dabei begegnet sie Richard, einem interessanten faszierenden jungen Mann, in den sie sich verliebt, der ihr die Welt der Englischen zu Füßen legt.....



    Die Thematik wird wunderbar beschrieben. Das Leben der Amischen als Kontrast zu dem der Englischen. Schon dadurch, daß sich die Welt im Wandel befindet und viele technische Neuerungen entstanden sind, die in der Welt der Amischen doch langsamer und anders ankommen, als im Leben der englischen. Der Kontrast der beiden Lebenswelten wird sehr gut beschrieben.

    Ebenso das Hin und Hergerissen sein, sich zwischen den beiden Welten entscheiden zu müssen.


    Der erste Weltkrieg verschont diesmal auch nicht die Amischen, im Gegenteil, sie werden vielen Repressalien ausgesetzt, da die Englischen sich nicht die Mühe machen, die amische Lebensweise und ihre Religion kennenzulernen.


    Auch die spanische Grippe wird nicht ausgelassen und sie macht keine Unterschiede zwischen den Menschen - Reich oder arm, amisch oder englisch - da schert sich die Grippe nicht drum.


    Ein wunderbares Buch - hochinformativ, wenn man sich für die amische Lebensweise interessiert.

    Komplexe Charaktere, die sehr lebensecht wirken und den Leser direkt mit ins Geschehen eintauchen lassen.

    Man sieht sie schnell als eine Art Freunde an - daher fällt es mir ja auch nicht leicht, die Serie beendet zu wissen.


    Ich kann das Buch nur wärmstens empfehlen, auch wenn ich rate, vorher noch die ersten beiden Bände zu lesen. Fürs Verständnis zwar nicht zwingend, aber für den Genuß dreier wunderbarer Romane auf jeden Fall.


    Fazit

    Ein wunderbarer dritter Teil der Reihe um die Amischen, die im aJhre 1818 aus Deutschland nach Amerika auswanderten und sie über 100 Jahre begleitet, in flüssigem, spannendem Schreibstil.

    Interessante Darstellung des Lebens der Amischen, sowie hervorragende Charaktere, die die Geschichte bildlich auferstehen lassen.

  • Jetzt darf ich auch noch meine Meinung zu all diesen wohlwollenden Kommentaren hinzufügen.


    "Leahs Traum" ist die Fortsetzung der Reihe "Der Himmel über Amerika" diesem hoffnungsvollen Land, das viele für tolerant, liebenswert und als dort zu leben als erstrebenswert halten. Vor allem in Zeiten als in Europa gewisse Religionen verfolgt wurden, die Hungersnöte die Menschen zur Auswanderung zwangen.

    Nur, dieses angeblich so verheißungsvolle Land wartet mit Vorurteilen, Bigotterie und einem Hang zu Elitärem auf, vor allem sind es diejenigen, deren Vorfahren zu den Pilgrimfathers gehörten.


    Deshalb ist es für die Amishen in Jacobstown, eigentlich ihrer Stadt, die sie gegründet haben, nicht leicht zu leben, seit sich auch "Englische" angelockt hat und sie sich natürlich über die Lebensweise der Amishen lächerlich machen und sich für etwas Besseres Halten.


    Ich glaube, darüber sind viel Mitlesende auch gestolpert. Leah, unsere Protagonistin und Nachfahrin von Daniel und Rebecca aus dem ersten Band, ist alt genug für ihre Rumspringa, eine Tradition bei den Amishen, bevor man sich taufen lässt und endgültig zur Gemeinde gehört.

    Sie möchte die Welt außerhalb dessen kennen lernen, aber der strenge Vater ist dagegen. Erst eine Tante mit Laden in der Stadt, sie verkauft von Amishen hergestellte Quilts und Lebensmittel, ermöglicht es, dass Leah raus kommt.


    Ich habe das Buch mit Begeisterung gelesen, die Welt der Amish People erscheint auf den ersten Blick harmonisch und einfach, natürlich eingeschränkt ohne die Vorteile der immer schneller in der Entwicklung vorankommenden Zivilisation. Oder was man eben dafür hält.

    Natürlich entdeckt man schnell, dass die strengen Regeln, das beobachtet werden, die oft überalteten Vorstellungen der Älteren, für uns einfach nicht nachzuvollziehen sind und man gern in der Moderne wohnt und lebt.

    Karin Seemeayer ist eine wunderbare Trilogie gelungen, die den Leser in eine Welt voller Verwicklungen führt aber auch mit ziemlich guten Überlegungen, die Leah anstellt, die einen guten Leitfaden für das Leben miteinander geben würden.


    Viele Anmerkungen, viele links um tiefer in die Geschichte einzudringen, das hat die Leserunde zu etwas ganz besonderem gemacht. Vielen Dank an alle Mitleser und Mitleserinnen und besonders der Autorin, die die Runde so engagiert begleitet hat.

    Ich empfehle die Reihe jedem, der sehr gut lesbarer Geschichte, Romantik und gut recherchierte Hintergründe mag.

  • Der dritte und letzte Teil der Amish-Saga vermochte ebenso wie seine beiden Vorgänger zu überzeugen. Die Geschichte lebt von den interessanten Figuren und deren Lebendigkeit.

    Leah's Mut das Leben zu entdecken ist spannend zu lesen.

    Mich fasziniert das Leben der Amishen seit Jahren und ich lese sehr gerne darüber.

    Vielen Dank an die Autorin für die Begleitung der Leserunde, die vielen Informationen die sie zusätzlich lieferte.

    Vollste Leseempfehlung.

  • Diesen dritten Band kann man, wenn man mit der Amischen Lebensweise vertraut ist, wunderbar unabhängig von den Vorgängerbänden lesen. Allerdings kann man neugierig werden, wie die Familie Hochleitner vor ca. 100 Jahren nach Amerika kam. Das erfährt man in Band 1. In diesem 3. Buch wird nämlich des Öfteren erwähnt, dass die Amischen immer wieder von den Engländern als Deutsche beschimpft werden, obwohl sich die Amischen selbst nicht als Deutsche sehen. Das ist eines der zahlreichen Themen, die die Handlungen im Roman beeinflussen. Auf den weiteren Inhalt gehe ich aber jetzt nicht ein, da es – denke ich – schon zu genüge hier geschildert wurde.


    Jede einzelne Seite des Buches habe ich genossen. Das Lesegefühl habe ich als sehr intensiv erlebt. Ich habe mit Leah und Joshua richtig intensiv mitempfunden. Ich glaube, es ist eines meiner Lieblingsbücher geworden. Auch, weil ich irgendwann gemerkt habe, dass ich wie Leah auf der Suche bin.


    Gegen Ende des Buches könnte man dann neugierig auf Band 2 werden, da Leah etwas erfährt, das in Band 2 vorkommt.


    Das Einzige, was mich an dem Buch gestört hatte, war, dass etwas zu oft ein Buchstabe bei einem Wort gefehlt hatte.


    Ich kann das Buch bestens empfehlen, wer sich für andere Lebensweisen mit Glauben interessiert, erfahren möchte, wie es den Amischen während des 1. Weltkrieges ergangen ist und miterleben will, was für Erfahrungen Leah macht, während sie bei ihrer Rumspringa herausfinden will, wie sie ihr Leben weiterführen möchte. Das Letztgenannte nimmt den größten Teil des Buches ein.


    9 von 10 Eulenpunkten

    Sasaornifee :eiskristall

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    "Ich habe nicht mehr Ambitionen zum Fliegen als ein verdammter Strandlöper!" - Die Insel der Tausend Leuchttürme - Walter Moers