Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)
Die Sehnsucht nach Selbstbestimmung und Freiheit
Jacobstown, 1917: Leah ist das, was man einen »Blaustrumpf« nennt: voller Wissbegier und Neugier auf Erfindungen wie Autos und Telefone. Ihre Träume gehen über den engen Horizont ihrer Amisch-Gemeinde hinaus. Leahs beste Freundin Grace, deren Mutter eine Pension besitzt, versorgt sie mit Büchern und Zeitungen. Als Leah die Gelegenheit hat, in die Stadt zu ziehen und im Laden ihrer Tante auszuhelfen, packt sie der Wunsch nach einem freieren Leben – und sie verliebt sich in den jungen Richard. Doch Leah weiß, dass sie sich früher oder später entscheiden muss …
Das berührende Schicksal einer jungen Frau auf der Suche nach dem persönlichen Glück – mit faszinierenden Einblicken in die Welt der Amisch
Autorin (Quelle: Verlagsseite)
Karin Seemayer, geboren 1959, machte eine Ausbildung zur Reiseverkehrskauffrau und war beruflich und privat viel unterwegs. Die meisten ihrer Romanideen sind auf diesen Reisen entstanden. Allerdings musste die Umsetzung warten, bis ihre drei Kinder erwachsen waren. Heute lebt sie im Taunus.
Allgemeines
Dritter Band der Amisch-Saga „Der Himmel über Amerika“
Erschienen am 21. Juni 2022 im Aufbau Verlag als TB mit 349 Seiten
Gliederung: Zwei Hauptteile mit insgesamt 35 Kapiteln – Epilog – Nachwort und Danksagung – Familienstammbaum der Familie Hochleitner
Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven
Handlungsort und -zeit: Jacobstown und Harrisburg, 1917 bis 1919, Epilog 1925
Inhalt
Leah Hochleitner, die der fünften Generation der Familie seit deren Auswanderung nach Amerika angehört, steht kurz vor der Entscheidung, sich taufen zu lassen und damit vollständig der Gemeinde der Amischen anzugehören und sich der strengen Ordnung dieser Glaubensgemeinschaft unterwerfen zu müssen. Bevor die jungen Leute diese weitreichende Entscheidung treffen, können sie die Zeit der „Rumspringa“ dafür nutzen, über den engen Horizont ihrer Gemeinde hinauszublicken, einige Zeit außerhalb ihrer Gemeinschaft zu leben und das Leben der Nicht-Amischen kennenzulernen.
Leah, die an der Lebensweise der „Englischen“ (nicht-amische Amerikaner) interessiert ist, geht nach Jacobstown, um ihrer Tante Rachel in deren Laden zu helfen. Dort kann sie auch regelmäßig ihre „englische“ Freundin Grace treffen und mit ihr ausgehen. Bei einem solcher Ausflüge lernt sie einen jungen Mann kennen, der sie fasziniert und bekommt an seiner Seite Einblick in das von moderner Technik geprägte Leben der Amerikaner. Zum ersten Mal in ihrem Leben sitzt sie in einem Automobil und nutzt ein Telefon. Außerdem kann sie die Bibliothek aufsuchen und Zeitungen lesen, was bei den Amischen nicht gern gesehen wird. Vieles an diesem Leben gefällt ihr, andererseits vermisst sie auch den festen Zusammenhalt in ihrer Familie und Glaubensgemeinschaft, so wird die Entscheidung über ihre Zukunft nicht einfach.
Beurteilung
„Leahs Traum“ ist der dritte Band einer Reihe, er kann als Einzelband gelesen werden; sinnvoller ist allerdings die vorherige Lektüre der beiden Vorgängerbände, in denen der Leser mit den Sitten der Amischen vertraut gemacht wird.
Im Mittelpunkt des dritten Bandes steht der Kontrast zwischen dem Leben der Amischen und dem der Amerikaner im frühen 20. Jahrhundert – ein Unterschied, der durch die technischen Innovationen in der amerikanischen Gesellschaft immer gravierender wird. Als Amerika in den Ersten Weltkrieg eintritt, werden die Amischen, die vorher bereits als absonderlich galten, offen angefeindet, denn die Amerikaner sehen in ihnen wegen ihrer ursprünglich deutschen Herkunft immer noch Deutsche, obwohl die Amischen selbst sich als Amerikaner fühlen, die lediglich ihren Glauben praktizieren möchten. Die Tatsache, dass die Amischen aus religiösen Gründen Kriegsdienstverweigerer sind, erschwert noch ihre Situation. Junge Männer, die trotzdem eingezogen werden und den Wehrdienst verweigern, sind als Feiglinge verrufen und Repressalien sowie Übergriffen ausgesetzt.
Der Roman schildert außerdem die Welle der Spanischen Grippe, die 1918/1919 um die Welt geht und auch die abgesonderten Gemeinden der Amischen nicht verschont.
Wie schon die ersten beiden Bände ist auch „Leahs Traum“ gut recherchiert, sehr anschaulich im Erzählstil und bietet fesselnde Unterhaltung. Besonders interessant ist auch die Entwicklung innerhalb der Amischen Gemeinde, in deren Verlauf es zu Konflikten zwischen Erzkonservativen und für moderate Neuerungen Aufgeschlossenen kommt.
Die Charakterzeichnung der Hauptfiguren ist differenziert und größtenteils glaubwürdig, lediglich in einem Fall etwas zu positiv, um wahr zu sein.
Der Roman wird durch ein Nachwort und einen Familienstammbaum abgerundet, letzterer wäre vor dem Text besser aufgehoben gewesen als im Anhang.
Fazit
Interessante Einblicke in Leben und Sitten der Amischen im frühen 20. Jahrhundert, fesselnde Unterhaltung!
9 Punkte
ASIN/ISBN: 3746637589 |