Galeerentagebuch – Imre Kertész

  • Rowohlt

    Taschenbuch

    304 Seiten


    OT: Gályanapló

    Aus dem Ungarischen von Kristin Schwamm


    Kurzbeschreibung:

    In einer Gesellschaft, «in der man nur leben kann und darf, wenn man ihr den Rücken kehrt», führte Imre Kertész jahrzehntelang, gleichsam als Gefangener seiner Erfahrungen, eine Geheimexistenz: zurückgezogen, ganz und gar ausgerichtet auf das Schreiben, jene Zwangsarbeit, ohne die das Sein unerträglich war. Sein «existentielles Tagebuch» will weder Arbeitsjournal noch Chronik der laufenden Ereignisse sein. Gleichwohl hält es Beobachtungen fest, etwa anläßlich einer Reise in die DDR 1980, in denen sich Kertész als einer der sensibelsten und klügsten Zeugen seiner Zeit erweist.

    «Tagebuchroman» nennt Imre Kertész seine Sammlung von Beobachtungen, Aphorismen und philosophischen Exkursionen aus dreißig Jahren. Im inneren Dialog mit Nietzsche, Freud, Camus, Adorno, mit Musil, Beckett, Kafka und anderen versucht er, Holocaust und Modernität, Totalitarismus und Freiheit zu Ende zu denken.


    Über den Autor:

    Imre Kertész, 1929 in Budapest geboren, wurde 1944 als 14-Jähriger nach Auschwitz und Buchenwald deportiert. In seinem "Roman eines Schicksallosen" hat er diese Erfahrung auf außergewöhnliche Weise verarbeitet. Das Buch erschien zuerst 1975 in Ungarn, wo er während der sozialistischen Ära jedoch Außenseiter blieb und vor allem von Übersetzungen lebte (u.a. Nietzsche, Hofmannsthal, Schnitzler, Freud, Joseph Roth, Wittgenstein, Canetti). Erst nach der europäischen Wende gelangte er zu weltweitem Ruhm, 2002 erhielt er den Literaturnobelpreis. Seitdem lebte Imre Kertész überwiegend in Berlin und kehrte erst 2012, schwer erkrankt, nach Budapest zurück, wo er 2016 starb.


    Über die Übersetzerin:

    Kristin Schwamm, geboren 1953 in Altenburg, 1984-1989 wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Göttingen, seit 1989 freiberufliche Übersetzerin aus dem Ungarischen (Imre Kertész).


    Mein Eindruck:

    Imre Kertesz hat mehrere Bände mit tagebuchartigen Aufzeichnungen geschrieben. Galeerentagebuch ist das erste. Anfangs (ab 1961) ist sein berühmtes Jahrhundertbuch „Roman eines Schicksalslosen“ noch nicht geschrieben, wohl aber anscheinend konzipiert.

    Man erfährt einiges von Imre Kertesz Gedankengänge, auch seine Bezüge zur Literatur, z.B. zu Hemingway, Sarte, Gide, Malcom Lowrey, Kafka, Marais, Beckett, Thomas Mann, einige ungarische Autoren. Auch Nietzsche, Pascal und Freud und viele andere.


    Schon einmal habe ich mich vor Jahren mit diesem Buch beschäftigt. Jetzt habe ich eine Großteil noch einmal gelesen. Das Buch umfasst die Jahre 1961 bis 1991. Kertesz gibt sich oft nüchtern.

    Es gibt lange Passagen essayistischer Art mit philosophischen Erkenntnissen und Selbsterkenntnissen. „Diese Galeerenbankarbeit der Selbstdokumentation“ (S.160)


    Es ist kein leichtes Buch. Aber das war ja auch nicht zu erwarten.

    Aber interessant sind Kertesz Reflexionen immer und man sollte sie wirklich nicht unterschätzen.



    ASIN/ISBN: 3499225751