Irene Vallejo - Papyrus: Die Geschichte der Welt in Büchern

  • ASIN/ISBN: 3257071981


    Herausgeber ‏ : ‎ Diogenes; 1. Edition (27. April 2022)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 752 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3257071981

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3257071986

    Originaltitel ‏ : ‎ El infinito en un junco


    Inhaltsangabe:


    Das Buch ist eine der schönsten Erfindungen der Menschheit. Bücher lassen Worte durch Zeit und Raum reisen und sorgen dafür, dass Ideen und Geschichten Generationen überdauern. Irene Vallejo nimmt uns mit auf eine abenteuerliche Reise durch die faszinierende Geschichte des Buches, von den Anfängen der Bibliothek von Alexandria bis zum Untergang des Römischen Reiches. Dabei treffen wir auf rebellische Nonnen, gewiefte Buchhändler, unermüdliche Geschichtenerzählerinnen und andere Menschen, die sich der Welt der Bücher verschrieben haben.


    Autoreninfo:


    Irene Vallejo, geboren 1979 in Saragossa, studierte klassische Philologie an der Universität von Saragossa und Florenz. Dabei entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Antike. "Papyrus", ihr erstes Sachbuch, wurde in Spanien ein Bestseller und mit den wichtigsten Literaturpreisen des Landes ausgezeichnet. Auch in ihren zahlreichen Auftritten als Gastrednerin und wöchentlichen Kolumnen in "El País Semanal" und "Heraldo de Aragón" berichtet sie über ihre Passion für die Antike. Sie ist Autorin von zwei Romanen und einigen Kinderbüchern. Irene Vallejo lebt mit ihrer Familie in Saragossa.


    Meine Meinung:


    Titel: Zeitreise in die Welt der Bücher...


    Als Büchernärrin war eigentlich klar, dass ich über ein Buch stolpern würde, welches die Entstehung des Buches schildert. Was ich geboten bekam war aber nochmal gänzlich anders.


    Die optische Gestaltung wirkt enorm edel mit den goldenen Verzierungen und dass die Papyruspflanze das komplette Cover einnimmt. Ich war vorher noch mit keiner Abbildung einer solchen Pflanze in Berührung gekommen.


    Irene Vallejo schreibt mit einer sehr bildlichen und fesselnden Sprache, so dass sich dieses Sachbuch sehr kurzweilig liest, obwohl es so seitenstark ist. Zudem lässt es sich auch kurz immer mal wieder in kleinen Abschnitten lesen, da man immer wieder rein findet.


    Die Entstehung von der allerersten Bibliothek in Alexandria hat mich doch sehr gefesselt. Heute ist es ja beinahe eine Selbstverständlichkeit an Lesestoff zu kommen, selbst wenn man nur einen kleinen Geldbeutel hat, kann man in die örtliche Bücherei gehen. Dass Bücher damals vor dem Buchdruck so kostbar waren, das wusste ich, aber dass sie so begehrt waren und darum gekämpft wurde, weil Bücher als Reichtum galten, das war mir dann doch nicht so präsent.


    Es wird immer wieder deutlich wie wichtig das Buch für den Menschen war und ist, hat es doch Wissen auch über die Jahrhunderte weitergegeben und konserviert, damit es nicht verloren geht.

    Ich mochte, dass immer wieder ein Bogen zur heutigen Zeit geschlagen wird, da man so noch mehr am Ball blieb und selbst mehr Bezug zum Erzählten bekommt.


    Für mich war es zudem schön zu lesen wie hart die Menschen gekämpft haben für Bücher und ohne all dem hätten wir heute vielleicht gar nicht den Luxus so einfach an Lektüre zu kommen. Wirklich mal etwas Anderes.


    Fazit: Ein Buch, welches aufklärt und sich in meinen Augen hervorragend als Geschenk für Bücherfreunde eignet.


    Bewertung: 10/ 10 Eulenpunkten

  • Seit fast 5000 Jahren faszinieren das Buch und seine Vorstufen die Menschheit. Wie ist es entstanden und wie hat es sich entwickelt? Eine Reise in die Geschichte fördert Erstaunliches zutage.


    „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ist ein literaturhistorisches Sachbuch mit autobiografischen Zügen von Irene Vallejo.


    Meine Meinung:

    Das Buch besteht aus zwei Teilen, die insgesamt 34 Kapitel umfassen. Sie werden eingerahmt durch einen Prolog und einen Epilog.


    Die Sprache ist leicht verständlich, sehr anschaulich und unprätentiös, aber nicht zu simpel. Dank des plastischen Schreibstils gelingt es der Autorin, Historisches auf lebhafte Art zu vermitteln.


    Inhaltlich liegen die Schwerpunkte eindeutig auf den alten Griechen und dem antiken Rom. Wissenswerte Details und weniger bekannte Aspekte rund um Bücher, Bibliotheken und das Schreiben greift das Buch auf und stellt damit auch für Geschichtsbewanderte eine große Fundgrube dar.


    Trotz der mehr als 600 Seiten konnte mich die Autorin immer wieder überraschen. Längen und Wiederholungen halten sich in Grenzen. Zwar ist das Buch aufgrund des Themas und der Faktenfülle in inhaltlicher Sicht durchaus gewichtig und lässt sich nicht in Rekordtempo durchlesen. Dennoch hat es mich zu keinem Zeitpunkt gelangweilt.


    Obwohl der Fokus auf der länger zurückliegenden Vergangenheit ist, geht die Autorin auch auf jüngere Werke ein. Das macht Lust, diese Bücher selbst zu lesen, und es verdeutlicht, dass sie weiß, wovon sie schreibt.


    Persönliche Erinnerungen und Anekdoten unterbrechen die historischen Ausführungen. An diesen Stellen weicht der Genretyp des Sachbuches stark auf. Auch die damit verknüpfte Ich-Perspektive ist gewöhnungsbedürftig. Dies jedoch macht auch den Charme des Buches aus.


    Das umfangreiche Quellenverzeichnis, die weiterführende Literatur und das Personenverzeichnis runden das Buch ab. Sie belegen noch einmal die fundierte und ausführliche Recherche der Autorin.


    Die Gestaltung des Hardcovers mit den Goldelementen, dem Leineneinband und dem Lesebändchen wirkt ansprechend und hochwertig. Einzig der deutsche Untertitel ist nicht ganz so gut gelungen, weil er missverständlicher formuliert ist als das spanischsprachige Original („El infinito en un junco - La invención de los libros en el mundo antiguo“).


    Mein Fazit:

    Nicht nur in optischer, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht ist „Papyrus - Die Geschichte der Welt in Büchern“ ein Schmuckstück im Regal. Das Werk von Irene Vallejo ist sehr empfehlenswert nicht nur, aber vor allem für Bibliophile.


    Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Eine Leidenschaft für Bücher

    Es hat lange gedauert, bis ich mit Irene Vallejos Buch "Papyros" fertig war - nicht weil es mir nicht gefallen hätte - ganz im Gegenteil! - sondern weil hier so viel drinsteckt, dass es am besten in kleinen Portionen genossen wird, ähnlich wie Schokolade mit ultrahohem Kakaoanteil. Da ist weniger mehr für den Genuss. Ein Buch über die Geschichte von Büchern und die Geschichte des Lesens und der Schriftstellerei - das war sofort etwas, was mein Interesse erregte. Und obwohl sich Vallejo auf die Welt der Antike konzentrierte, von Alexander dem Großen bis ins alte Rom, so ist "Papyrus" doch gleichzeit ein Galopp durch die Jahrtausende, mit aktuellen Bezügen, mit Streifzügen und Überlegungen.

    Für manche mag das ein wenig konfus sein - sind die persönlichen Erinnerungen und Gedankensprünge der Autorin, die sich vom ursprümglichen Thema fortbewegen, wirklich wichtig? Ich denke schon, denn auf diese Weise habe ich das Gefühl, auch Vallejo besser zu kennen, so wie eine neue Bekanntschaft oder vielleicht auch Freundin. Ja, sie schreibt viel über ihre eigenen Erfahrungen, aber sie macht das auf eine reflektierte Art und Weise, nicht so wie manche Autoren, die vor allem Seelenstriptease betreiben und selbstbezogene Nabelschau halten.

    "Papyrus" zu lesen, hat mich an die richtig guten Gespräche erinnert, für die man leider viel zu oft nicht die passenden Gesprächspartner hat - es fängt an einem Punkt an ünd springt munter in immer neuen Ideen und Gedanken - was mit antiken Feldzügen beginnt, führt über die Geschichte der Lyrik zu Philosophie, Feminismus oder Gedanken über verschiedene Gesellschaftsordnungen. Es gibt viel zu entdecken in diesem Buch, daher sollte man sich auch die Zeit dafür nehmen und häufig habe ich das Buch auch erst mal beiseite gelegt, um zu einem Thema etwas nachzulesen und zu recherchieren, um mich mit Vallejos Gedankengängen zu beschäftigen.

    Stellenweise hatte ich das Gefühl, hier redet beziehungsweise schreibt jemand über Situationen, die ich selber kenne, hat jemand Bücher ähnlich als verändernd, bereichernd und voll Leidenschaft fürs Lesen kennengelernt. Ich kann sie so gut vor mir sehen, die gemobbte junge Irene, die sich dank der Schulbibliothek aus dem unschönen Alltag fortträumen konnte auf Robnisons Insel, mit Hannibal die Alpen überquerte, in Büchern Freunde, Trost, Lehrer fand.

    In "Papyrus" gibt sie diese Erfahrungen weiter, gespickt mit historischen Anekdoten, Einblicken in die Welt der Griechen und Römer, aufräumend mit manchem Mythos über die Welt der Klassik. Apropos Klassiker - wenn sie die Werke klassicher Literatur vom staubigen Sockel holt und statt dessen mit alternden Rockstars vergleicht, die immer noch die Stadien füllen, kommt Lust auf, es doch mal wieder mit den alten Größen zu versuchen.

    Papyrus ist klug, ein Sachbuch, das nicht langweilt, sondern viele Anregungen gibt, Wissen auf durchaus unterhaltsame Art teilt und Neugier weckt, den Gedankengängen der Autorin zu folgen. Dass der Literaturanhang am Ende ausgesprochen umfangreich geraten ist, ist nicht verwunderlich. Dieses Buch hat seine Vorschusslorbeeren zu Recht erhalten.