Dumont, 2022
Kurzbeschreibung:
Rieke studiert Theologie und bereitet sich bei Sorgentelefon e. V. auf die Gemeindearbeit vor. Wanda sammelt für ein DDR-Museum Gegenstände, die nicht mehr gebraucht werden: »Das Gestern will im Heute nicht aufhören zu sprechen.« Für Matthias, der auf dem Bau arbeitet, ist das Dasein an sich eine rätselhafte Aufgabe: Während der Ausbildung bei Sorgentelefon e. V. hat er die schöne Emilia kennengelernt. Die traurige Buchhalterin Marianne, der pensionierte Redakteur Lorentz und die 80-jährige heitere Ich-Erzählerin von Schrey, die nicht weiß, ob sie eine verhinderte Pianistin oder eine verhinderte Terroristin ist, gehören ebenfalls in die Sorgentelefon-Gruppe. Alle sieben - so unterschiedlich ihre Leben verliefen - erfahren, dass Zuhören den Anrufenden in einer schlaflosen Nacht das Gefühl von Ausweglosigkeit nehmen kann - und mit dem Zuhören auch eigene Lebenserfahrungen einen unerwarteten Sinn bekommen. Ein unsichtbares Netz zwischen Rand und Mitte der Gesellschaft entsteht, das Lebensgeschichten aus dem Dunkel des Unerzählten fischt.
Über die Autorin:
Judith Kuckart, geboren 1959, lebt als Autorin und Regisseurin in Berlin. Sie veröffentlichte bei DuMont den Roman ›Lenas Liebe‹ (2002), die Neuausgabe ihres Romans ›Der Bibliothekar‹ (2004) sowie die Romane ›Kaiserstraße‹ (2006), ›Die Verdächtige‹ (2008), ›Wünsche‹ (2013), ›Dass man durch Belgien muss auf dem Weg zum Glück‹ (2015), ›Kein Sturm, nur Wetter‹ (2019) und ›Café der Unsichtbaren‹ (2021). Judith Kuckart wurde mit zahlreichen Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnet.
Mein Eindruck:
Judith Kuckart ist eine Autorin, die ich bisher noch nicht viel gelesen habe, die aber doch einige interessante Themen hat.
In diesem Roman geht es um 7 ehrenamtlich tätige Telefon-Seelsorger in Berlin.
Interessanterweise liegt Kuckarts Erzählperspektive auf diese sieben Leute und weniger auf die Anrufer.
Es sind sehr unterschiedliche Menschen, die nicht wirklich eine richtige Gemeinschaft bilden. Manche mögen sich, manche weniger.
Die Schilderungen der Anrufe und der Abläufe in der Seelsorge e.V. finde ich sehr glaubhaft. Kein Wunder, die Autorin hat selbst Erfahrungen in dieser Tätigkeit.
Es sind auch sehr verschiedene Menschen, die an den Osterfeiertagen, an dem die Handlung des Buches sich abspielt, Hilfe suchen. Es gibt ein paar klassische Lebensprobleme. Manche sind auch aggressiv. Das ist vor allem für die junge Rieke ein Problem. Die schon ältere von Schrey sieht alles souverän, der Pensionär Lorentz ist manchmal zynisch.
Dann gibt es noch Wanda, Matthias, Marianne, Emelia.
Eigentlich sind das fast alle spannende Figuren, doch die Kürze des Buches mit nur 202 Seiten lässt es nicht zu, die Figuren wirklich alle richtig kennen zu lernen. Der Umfang ist daher das Manko des Romans.
ASIN/ISBN: 3832181563 |