Das Abendessen – Cesar Aira

  • Matthes&Seitz, 2022


    Kurzbeschreibung:

    Alles beginnt mit einem Abendessen: Zusammen mit seiner Mutter ist der Erzähler bei einem Freund zu Gast. Doch der Abend gestaltet sich für ihn frustrierend, denn sofort beginnen Freund und Mutter mit ausuferndem Namedropping: Meisterlich beherrschen sie, was die kleinstädtische Welt zusammenhält und jedem seinen Ort zuweist, den Lebenden genauso wie den Toten. Der Erzähler, der all die Namen nicht kennt, sieht für sich daher hüben wie drüben keinen Platz, doch wohin mit sich? Zu Hause zappt er sich durchs Fernsehprogramm und landet beim örtlichen Reality-TV-Sender. Gerade geht es in rasender Fahrt zum Friedhof, und gebannt verfolgt er, wie sich reality in ein Splattermovie verwandelt: Die Toten steigen aus ihren Gräbern, und eine Flut hungriger Untoter strömt in die Stadt Coronel Pringles.


    Über den Autor:

    César Aira, geboren 1949 in Coronel Pringles, veröffentlichte bisher über 80 Bücher: Romane, Novellen, Geschichten und Essays. Darüber hinaus übersetzt er aus dem Englischen, Französischen und Portugiesischen und lehrt an den Hochschulen von Rosario und Buenos Aires, wo er heute lebt. Aira gilt als einer der wichtigsten lateinamerikanischen Autoren der Gegenwart – und als ihr raffiniertester. Seine Texte überraschen durch Genresprünge, aberwitzige und riskante Erzählkonstruktionen und Plots. 2016 erhielt er den Premio Iberoamericano de Narrativa Manuel Rojas.

    Über den Übersetzer:
    Christian Hansen, 1962 in Köln geboren, ist Übersetzer aus dem Spanischen. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen u. a. Roberto Bolaño, Julio Cortázar, Alan Pauls und Sergio Pitol.


    Mein Eindruck:

    Der Argentinier Cesar Aira ist der Spezialist in Sachen Kurzromane. Viele hat er schon geschrieben und „Das Abendessen“ gehört dazu.

    Es ist ein kurzer, aber sehr dichter und origineller Roman, der aus 3 Teilen besteht.

    Der Icherzähler des Buches sieht sich als Verlierer, 60 Jahre alt, ohne Familie, außer seiner streitlustigen Mutter, mit der er zusammenlebt, geschäftlich gescheitert und desillusioniert.

    Zu Beginn besucht er zusammen mit seiner Mutter einen alten Freund zum Abendessen. Danach sieht er abends zuhause einen Horrorfilm im Fernsehen, den er minutiös nacherzählt. Das macht den ganzen Mittelteil aus und irgendwie scheint das Erzählte auch eine Art argentinische Gesellschaftskritik zu sein.

    Im letzten Teil telefoniert er noch einmal mit seinem Freund, der ebenfalls radikal Kritik an der allgemeinen Mutlosigkeit übt.


    Der Roman ist durch die Reflektionen und der Stimmungslage des Erzählers geprägt. Ebenso durch seine Erinnerungen und den detaillierten Beschreibungen.


    Bei all dem könnte man denken, das Buch wäre spröde und könnte einen runterziehen. Aber das trifft nicht zu. Im Gegenteil ist der Roman aufgrund Cesar Airas Erzählkraft und der Ironie sehr amüsant.


    ASIN/ISBN: 3751800654