'Das Glück unserer Zeit. Der Weg der Familie Lagerfeld' - Seiten 187 - 290

  • ok, ich nehme meinen Kommentar aus dem Abschnitt zuvor, Paul leistet in diesem Abschnitt wahrhaftig nichts großartiges. Gertrud scheint ihm ja durchaus etwas zu bedeuten, aber wie er mit ihr umgeht geht halt gar nicht. Mich hat das Gejammer, dass ihm alles was er liebt, genommen werden soll sehr genervt. Dann hätte er Gertrud nicht schwängern dürfen.... Wobei ich Gertrud hätte schütteln mögen... wird schon nichts passieren... Da dachte ich nur: Mädchen! Es kann immer was passieren! Und schon war sie schwanger.


    Dass Paul sich so gar nicht um seine Familie gekümmert hat fand ich schon traurig. Und auch dass er Otto unterstellt, ihn bevormunden zu wollen, wo der tatsächlich nur helfen will, fand ich schon sehr daneben.


    Otto verkuckt sich also spontan in Theresia und die will einfach nicht spontan nach Wladiwostok :-)

    Kann ich durchaus nachvollziehen, das ist ja nichts was man von jetzt auf sofort entscheidet. Sie merkt ja nicht umsonst an, dass es purer Zufall war, dass er innerhalb von 2 Tagen in Hamburg sein konnte, weil er eben gerade in St. Petersburg war.


    Die Schilderungen von Wladiwostok haben mir gut gefallen. Irgendwie hab ich bei Sibirien immer nur kalte graue Städte und Arbeitslager vor Augen. Aber die Zeit unter Stalin ist ja noch weit weg und noch regiert der Zar.


    Jetzt muss ich mal schauen, wie die Geschichte zu Ende geht. Noch fehlt ja der erste Weltkrieg und das Glück mit Theresia. Und dann gibt es ja noch Band 2 :-)

  • ok, ich nehme meinen Kommentar aus dem Abschnitt zuvor, Paul leistet in diesem Abschnitt wahrhaftig nichts großartiges. Gertrud scheint ihm ja durchaus etwas zu bedeuten, aber wie er mit ihr umgeht geht halt gar nicht. Mich hat das Gejammer, dass ihm alles was er liebt, genommen werden soll sehr genervt. Dann hätte er Gertrud nicht schwängern dürfen.... Wobei ich Gertrud hätte schütteln mögen... wird schon nichts passieren... Da dachte ich nur: Mädchen! Es kann immer was passieren! Und schon war sie schwanger.

    Schon... allerdings weiß sie ja, dass Paul kein Kaufmann ist, oder? Sich blind darauf zu verlassen, er wird sich schon kümmern, geht gar nicht. Außerdem würde er ja, wenn nicht der ganze Familienclan ein bestimmtes Arrangement verlangen würde. Ich sehe Paul da nur sehr eingeschränkt schuldig. Und immer dieser Großvater. Ja mein Gott, Mädel, entweder ich mache es dem Großvater recht oder ich gehe mit meinem Mann. Oder dem zukünftigen Vater meines Kindes.



    Sicher will Otto nur helfen, aber auch nur im Sinne der Familie, er verwirklicht sein Kaufmannsein, Paul soll aber nicht seinen Traum und seinen Beruf leben?

    Ach ja, Seite 208 fehlt mal wieder ein Buchstabe, ungefähr in der Mitte der Seite. Um kochendes Wasser zu kaufen reihten sich "Miteisende" hier fehlt eindeutig ein R


    Theresias Zögern jedoch verstehe ich, auch wenn die Schilderungen von Wladiwostok verlockend klingen, scheut sie sich, so weit weg zu gehen.

  • Sicher will Otto nur helfen, aber auch nur im Sinne der Familie, er verwirklicht sein Kaufmannsein, Paul soll aber nicht seinen Traum und seinen Beruf leben?

    Tja, wenn Paul seinen Traum leben will muss er sich aber auch entsprechend verhalten. Otto hat für sein Kaufmannsdasein ein privates Leben erst einmal aufgegeben, hat alles hintenan gestellt um sich seinen Traum zu verwirklichen.


    Paul hingegen übernimmt mir zu wenig Verantwortung für sein Leben. Er handelt und wenn es zu Konsequenzen kommt sind die anderen Schuld und niemand versteht ihn. Wenn er Seemann sein möchte sollte er Gertrud mit Gertrud Tacheles darüber reden, was das für sie als seine Frau bedeutet. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er ihr erklärt hat, dass er trotz Heirat weiter zu See fahren möchte und sie ist wohl einfach davon ausgegangen, dass er sich dann an Land einen Beruf suchen würde. Und die Familie dachte wohl auch ehr, dass das nur eine Phase ist in der er sich austobt und er dann schon noch Kaufmann wird.


    Vielleicht habe ich das überlesen, aber hat Paul irgendwann mit irgendjemanden darüber gesprochen, dass das Seemannsleben wirklich sein Traum ist? Ich hatte eher das Gefühl, dass er immer nur gesagt hat, was er nicht will, aber nie klargestellt hat, dass das Leben auf dem Meer, das ist, was er gerne dauerhaft machen würde.

  • Tja, wenn Paul seinen Traum leben will muss er sich aber auch entsprechend verhalten. Otto hat für sein Kaufmannsdasein ein privates Leben erst einmal aufgegeben, hat alles hintenan gestellt um sich seinen Traum zu verwirklichen.

    Es ist eben nicht jeder so diszipliniert wie Otto und seine anderen Geschwister. Einer schlägt ja immer aus der Art.

    Sicher wäre es wünschenswert, Pau würde mehr Verantwortung übernehmen, vor allem den Frauen gegenüber, die er schwängert.

    Für mich liest sich Gertrud aber so, dass sie zwar weiß, dass man sich auf Paul nicht verlassen kann, sie sich aber trotzdem Hoffnung macht, dass er sich in der Ehe ändert. Nun ja, die Hoffnung hatten schon viele.

    Ich kann mich jetzt nicht mehr genau erinnern, aber hatte Paul nicht ein Gespräch mit seinem Vater, dass er zur See fahren möchte? War da dann nicht die Krankheit des einen Sohnes, weswegen er zurück kam? Er hat es, meine ich, doch versucht, aber Kaufmann und nicht handeln und rechnen können verträgt sich nicht.

  • Ich hab nochmal geblättert, er spricht einmal mit Joseph darüber, dass er Sehnsucht nach der Ferne hat und kein Kaufmann sein will. Der kann es sich aber nicht vorstellen, dass jemand freiwillig lieber Seemann als Kaufmann ist. Ich glaube das ist das Problem, die Familie meint, das ist eine Spinnerei, die sich auswächst und er meint es aber ernst.


    Aber anstatt seinem Vater zu sagen, dass er seine Vorstellungen nicht erfüllen kann und lieber wieder zur See möchte, heuert er bei einer Gesellschaft an und verschwindet ohne ein Wort. Vermutlich hätte es Streit gegeben, aber es hätte sich eine Lösung finden können. Es wurde ja auch eine gefunden, als er einfach verschwunden ist. Das ist für einfach jedem Konflikt aus dem Weg gehen und davonlaufen, wenn es ernst wird.


    Wenn Otto ihn nicht vor vollendete Tatsachen gestellt hätte, dass er mit Gertrud in die USA gehen soll und ihm die Schiffskarten gegeben hätte, was wäre dann mit Gertrud passiert? Ja, sie hat sehr unvernünftig gehandelt, das muss man so sehen, aber Paul läuft am liebsten davon. Und andere können sich drum kümmern, das niemand zu schaden kommt.


    Ich weiß, ich klinge da echt unversöhnlich, aber an der Stelle wo er Gertrud schwängert und sich am liebsten nicht weiter drum kümmern will, sind meine Sympathien für ihn verflogen. Zum Kinder machen gehören immer zwei. Er wollte Gertrud ins Bett kriegen und hat ihr die Heirat versprochen, dann soll er sein Wort auch halten und mit den Konsequenzen leben.

  • Ich weiß, ich klinge da echt unversöhnlich, aber an der Stelle wo er Gertrud schwängert und sich am liebsten nicht weiter drum kümmern will, sind meine Sympathien für ihn verflogen. Zum Kinder machen gehören immer zwei. Er wollte Gertrud ins Bett kriegen und hat ihr die Heirat versprochen, dann soll er sein Wort auch halten und mit den Konsequenzen leben.

    Nö, unversöhnlich, wieso? Paul hat sich ja aus der Schlinge gezogen, ob es uns gefällt oder nicht. Ich kann es ihm nachfühlen, man muss es ja nicht verstehen oder gut heißen. Aber ich glaube, sie wollte ihn mehr als er sie. Und deshalb hat sie sich darauf auch eingelassen.

  • Es ist wirklich sehr spannend, eure Überlegungen zu Paul zu lesen. Tatsächlich gibt es an dieser Stelle immer Leserinnen und Leser, die sich auf seine Seite schlagen, weil er am allerwenigsten seinen Weg gehen darf und andere, die seine Rebellion so gar nicht verstehen. Ich denke, es kommt darauf an, wie groß der eigene Freiheitsdrang ist.


    Damals war es ja nicht so einfach, sich gegen den Wunsch des Vaters bzw. der Familie durchzusetzen. Ein strenges Familienoberhaut wie Gertruds Großvater hatte oft die gesamte Familie unter seiner Knute. Gertruds Eltern hatten sich ja selbst nicht getraut, von der unehelich gezeugten Tochter zu erzählen. Ottos Vater hingegen ist für die Zeit recht lieb und harmlos. Immerhin lehnt er körperliche Züchtigung ab.


    Wir sind da zum Glück freier und auch reflektierter und wir haben keine Scheu, uns über unsere Wünsche und Sehnsüchte auszutauschen. Damals war es nicht üblich, über seine Gefühle zu reden. Das galt als ein Übertreten der Schamgrenze. So gab es auch viele unausgesprochene Erwartungshaltungen.

  • Wir sind da zum Glück freier und auch reflektierter und wir haben keine Scheu, uns über unsere Wünsche und Sehnsüchte auszutauschen. Damals war es nicht üblich, über seine Gefühle zu reden. Das galt als ein Übertreten der Schamgrenze. So gab es auch viele unausgesprochene Erwartungshaltungen.

    Ich glaube auch, dass man sich im Jetzt schwerlich in die Strukturen und die Familiengefüge und -erwartungen der damaligen Zeit eindenken kann. Freiheitsbestrebungen kann ich aber sehr gut nachfühlen und dass man sich dagegen auflehnt, oft auch falsche Entscheidungen trifft, kommt da sicher sehr oft vor. Außer man ist schon so angepasst oder auch durch entsprechende Erziehung nicht in der Lage sich offen aufzulehnen oder seine Wünsche und Vorstellungen zu argumentieren.

  • Ja, aus heutiger Sicht fällt es mir auch schwer, viele Sympathien für Paul zu empfinden.

    Er erscheint mit zu egoistisch.

    Natürlich waren die Zeiten anders, Heike hat das ja sehr gut beschrieben - aber trotzdem gefallen mir manche Charaktereigenschaften an ihm nicht.

    Wenn der eigene Freiheitsdrang bedeutet, andere (wissentlich) zu verletzten habe ich schon Probleme damit.

    Und dann auch noch gerne ohne ein Wort, ohne Erklärung, ohne Entschuldigung. ;-)

  • Ich bin auch immer wieder etwas erstaunt, wie scheinbar "einfach und problemlos" Menschen wie Otto etc. in der Weltgeschichte herum reisen und leben.

    Für die Erfüllung beruflicher Wünsche.

    Jahrelang.

    Ich wüsste nicht, für welchen Beruf ich das mache würde. Und schon gar nicht, deshalb auch noch auf private Beziehungen verzichten würde. Also über Jahre keine Familie zu gründen, keine Beziehung zu Frauen einzugehen etc, wie Otto beispielsweise.

  • .... Wobei ich Gertrud hätte schütteln mögen... wird schon nichts passieren... Da dachte ich nur: Mädchen! Es kann immer was passieren! Und schon war sie schwanger.

    Ist diese Beziehung zu Gertrud eigentlich fiktiv oder tatsächlich so geschehen?

    Vor allem auch die Schwangerschaft.


    Ich habe gegoogelt aber nichts zu Paul gefunden. :-)


    Edit: Ich bin noch nicht am Ende des Abschnitts angelangt.

  • Also mich hat dieser Abschnitt doch sehr zwiegespalten und emotional zurückgelassen. Ich musste echt ein paar Tage drüber nachdenken, was ich dazu schreibe, und vor allem, damit ich dann auch weiterlesen kann.


    Natürlich geht es um Paul. Es ist ein hin und her bei mir. Im Moment pendelt es sich aber leider zum Negativen ein , wobei ich mir dann auch wieder sage, warum sind sie nach den zwei Jahren nicht wieder zurückgefahren? So wie sie es sich vorgenommen haben? Dann wäre sie in Obhut ihrer Familie gewesen und er hätte auch wieder zur See reisen können.


    Gertrud war blind vor Liebe und hat gehofft, dass er sich vielleicht ihr und den Kindern zuliebe ändern könnte. Aber sie kannte ihn einfach zu wenig.


    Paul muss man zugute halten , dass er, obwohl er es nicht wollte, trotzdem auf den Handel eingegangen ist und es versucht hat. Aber von Anfang an ist er so negativ an den Job rangegangen, dass es nichts werden konnte. Und zum Schluss das Geld der Schwiegereltern: Ein kurzer Versuch auf Selbständigkeit der kläglich scheiterte. Er ist nun mal kein Kaufmann.


    Er wird niemals sesshaft. Familie ist einfach nicht sein Ding, auch wenn er seine Frau vielleicht liebt und seine Kinder. Aber er kann nicht aus seiner Haut. Er will sich nicht einsperren lassen. Ich gehe sogar davon aus, dass er Gertrud und seine Kinder so schnell nicht wiedersehen wird, wenn überhaupt.


    Eigentlich hätten doch beide von Anfang an wissen müssen, dass das nicht gut gehen kann. Paul wird niemals sesshaft werden und Gertrud hat sich einfach darin verrannt, dass er bleiben würde, wären sie erstmal verheiratet und hätten Kinder. Vielleicht hätte eine Aussprache hier auch mehr Klarheit gegeben. Aber er WILL es ja gar nicht. Er WILL raus, zur See. Mich macht das echt wütend, dass es da derzeit keine Kompromisse gibt oder gab.


    Mir geht das immer noch alles durch den Kopf. Aber für mich ist er einfach zu egoistisch. Zu wenig Verantwortung. Und der Versuch ist von vornherein gescheitert, weil er ja in die Situation hineingedrängt wurde. Da ist der Widerstand bei einem Menschen wie Paul von Anfang an vorprogrammiert. Bei Otto hätte es vielleicht geklappt, aber nicht bei Paul.


    Otto hingegen geht munter seinen Weg mit der vollen Unterstützung seiner Eltern. Und er verliebt sich in Theresia. Die ist aber so stark mit ihrer Familie verbunden, dass sie ihm nicht folgen will. Wladiwostok ist ja nun auch nicht gleich um die Ecke.


    Ich bin ehrlich: Ich habe nach diesem Abschnitt stundenlang im Internet gegoogelt, ob ich was zu Paul und Gertrud finde. Mich macht das echt wahnsinnig. Aber … nix. Ich muss mich jetzt auf Heike verlassen und hoffen, dass ich noch in diesem Band erfahre, wie es mit den beiden ausgeht. Auch im Personennachspann habe ich nichts gefunden.


    Übrigens bin ich nämlich auch die, die fast immer erst das Ende liest:unverstanden:schnellweg, damit ich weiß, auf was ich mich einlassen kann :rolleyes:hmm

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

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    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

    SuB: 324

  • Ich bin ehrlich: Ich habe nach diesem Abschnitt stundenlang im Internet gegoogelt, ob ich was zu Paul und Gertrud finde. Mich macht das echt wahnsinnig. Aber … nix. Ich muss mich jetzt auf Heike verlassen und hoffen, dass ich noch in diesem Band erfahre, wie es mit den beiden ausgeht. Auch im Personennachspann habe ich nichts gefunden.

    Wie ich. :lache


    Mit was ich mich auch immer schwer tue in Romanen: mit den "Beim-ersten-Mal-Schwangerschaften". ;-)

    Gibt es ganz sicher und auch nicht wenige.

    Aber so oft wie in Romanen? ;)


    Deshalb auch meine Frage ob das belegt ist.

  • Dass ihr nichts zu Paul und Gertrud findet, liegt daran, dass in diesem Buch exklusiv etwas über die Familie enthüllt wird, das so noch nicht bekannt war. 8)


    Ja, die Beziehung hat es wirklich gegeben und die im Buch beschriebenen Vorkommnisse sind in der Familie überliefert. Begleitend dazu bekam ich Fotos und Dokumente, wie beispielsweise Heirats- und Geburtsurkunden zur Einsicht.

    Da ich wie immer sehr akribisch recherchiere, habe ich alle Fakten zusätzlich mit Blick in Passagierlisten, amerikanische Archive und historische Zeitungsberichte abgesichert. Was von mir erdacht ist, steht dann im Anhang.


    Mit was ich mich auch immer schwer tue in Romanen: mit den "Beim-ersten-Mal-Schwangerschaften". ;-)

    Gibt es ganz sicher und auch nicht wenige.

    Aber so oft wie in Romanen? ;)


    Deshalb auch meine Frage ob das belegt ist.


    Ob Paul nicht schon vorher bei Gertrud landen konnte und dies vielleicht das dritte oder vierte Mal war, das kann ich natürlich nicht sagen. :lache

    Fakt ist aber, dass Paul direkt nach der Zeugung nach Durban gefahren. Ich habe es also so interpretiert, dass Gertrud sich im Anblick der anstehenden langen Trennung endlich hingegeben hat.


    Ob sie damit rechnen konnten, dass doch etwas passiert? Zu der Zeit haben Eltern nicht mit ihren Kindern über Sexualität gesprochen, das war zu schambehaftet. Und in der Schule wurde das auch nicht thematisiert. Alles, was man wissen sollte, war, dass gewisse Handlungen erst nach der Ehe stattzufinden hatten. Das meiste wusste man durch "Hörensagen" und da wurde jede Menge Unsinn verbreitet. Gut möglich also, dass sie sich auf eine angeblich sichere Verhütungsmethode verlassen hatten.


    Durch die Familie weiß ich, wie sehr Gertrud sich ihren Paul zurechtbiegen wollte. Daher vermute ich, dass sie das als Druckmittel genommen hatte, damit er sie endlich heiratet.

    Dass Paul sich dafür entscheidet, das Kind anzuerkennen und dafür seinen Beruf aufgibt, war nicht selbstverständlich. Für damalige Verhältnisse war es die Tat eines wahren Kavaliers. :wave

  • Man kann nicht alle Menschen an Otto messen. Für mich ist seine Zielstrebigkeit und seine Selbstdisziplin bewundernswert, aber ehrlich ein bisschen auch übermenschlich.


    Da ist mir Paul menschlich fast näher, der zwar unsympathisch rüber kommt, verantwortungslos handelt, Frau und Kind im Regen stehen lässt, das alles aber auch nicht geregelt bekommt, weil er vielleicht als Kind auch immer die braven Brüder vorgehalten bekam? Selbst vernachlässigt wurde? Es kann genug Gründe geben für sein Verhalten und ich kann Gertrud nicht von einer Mitschuld frei sprechen. Sie wollte ihn unbedingt haben und hatte die Hoffnung, mit Kind und Frau würde er sesshafter werden.


    Ob Paul real ist oder nicht, die Figur ist zumindest interessant, gerade weil sie so gar nicht in diese ach so fleißige und ehrbare Familie passt.

  • Ob Paul nicht schon vorher bei Gertrud landen konnte und dies vielleicht das dritte oder vierte Mal war, das kann ich natürlich nicht sagen. :lache

    Fakt ist aber, dass Paul direkt nach der Zeugung nach Durban gefahren. Ich habe es also so interpretiert, dass Gertrud sich im Anblick der anstehenden langen Trennung endlich hingegeben hat.


    Dass Paul sich dafür entscheidet, das Kind anzuerkennen und dafür seinen Beruf aufgibt, war nicht selbstverständlich. Für damalige Verhältnisse war es die Tat eines wahren Kavaliers. :wave

    Zu Punkt 1: :lache:lache


    Und danke für die weiteren Infos. :-)

    Ja, das geht meistens nicht gut, also dieses unbedingte "Haben und halten wollen" wie es Gertrud versucht hat.

  • Also mich hat dieser Abschnitt doch sehr zwiegespalten und emotional zurückgelassen. Ich musste echt ein paar Tage drüber nachdenken, was ich dazu schreibe, und vor allem, damit ich dann auch weiterlesen kann.


    Natürlich geht es um Paul. Es ist ein hin und her bei mir. Im Moment pendelt es sich aber leider zum Negativen ein , wobei ich mir dann auch wieder sage, warum sind sie nach den zwei Jahren nicht wieder zurückgefahren? So wie sie es sich vorgenommen haben? Dann wäre sie in Obhut ihrer Familie gewesen und er hätte auch wieder zur See reisen können.


    Für Paul ist eine Rückkehr nicht so einfach. Dazu ist er viel zu stolz. Das wird auch an einer Stelle thematisiert. Er hat in Amerika nichts so richtig auf die Reihe bekommen. Und dann geht auch noch das Geld vom Schwiegervater verloren. Der Weg zurück ist versperrt, denn in der Heimat wäre er nur wieder das schwarze Schaf.


    Bei allem Freiheitsdrang ist Paul ja auch jemand, der sich immer wieder dem Willen der Familie beugt. Erst für seinen Vater, dann für Gertrud. Ich kann verstehen, dass da zwei Herzen in seiner Brust schlagen. Und auch, dass er die ganze Zeit mit sich und der Welt hadert. Denn niemand nimmt auch nur einen Deut Rücksicht auf ihn.


    Aber du hast natürlich recht. So, wie er reagiert, kann ja keine Lösung zustande kommen. Im Kopf war er schon lange fort.

  • So, Abschnitt beendet. :-)


    Otto und Irina sind sich ja doch noch näher gekommen, zumindest für eine Weile. ;-)


    Aber nun schlägt sein Herz für Theresa..........ihr geht es ähnlich, allerdings konnte ich ihre Einwände (gerade in Bezug auf den Herzanfall seiner Mutter z.B.) sehr gut nachvollziehen.

    Wenn man wochenlang braucht um "nach Hause" bzw. zu seinen Eltern etc. zu kommen.........wäre auch für mich schwer vorstellbar.

    Aber wir wissen ja, dass es irgendwann klappt mit den Beiden. ;-)


    Paul und Gertrud..........man möchte aufseufzen.

    So schade, dass kein gemeinsames glückliches Leben möglich ist. :-(

    Klar, Paul ist zu stolz um das Geld für die Rückfahrt anzunehmen.

    Aber leider setzt er es auch wieder umgehend in den Sand...............was zu erwarten war.

    Ich denke schon, dass er seine Kinder und Gertrud liebt, auf seine Art, aber beim Abschied erscheint es doch so, als wäre er von einer großen Last befreit.

    Für Gertrud und die Kinder ist es sicher die beste Lösung wieder nach Hamburg zu fahren.


    Nimmt wirklich niemand Rücksicht auf Paul?:/

    Sehe ich eigentlich nicht so.

    Ihm wird doch so gut wie alles verziehen und es würde ihm geholfen werden. Wenn er wollte.

    Denn zur See fahren, das kann er auch ohne Hilfe von anderen.

    Aber falls er sich je für die Familie, die Firma, seine Kinder hätte entscheiden wollen (freiwillig und nicht unter Zwang) - wäre ihm immer geholfen worden.


    Aber ich denke auch, dass ihm dies weder möglich noch von ihm gewollt war.

    Von daher sollte er sich nun endlich für seinen gewünschten Lebensweg entscheiden.

    Das würde ihm und vielleicht auch dem Rest der Familie(n) gut tun.


    Und jetzt kommt der 1. Weltkrieg.................


    Ich fand die Beschreibungen von Otto bedrückend............zu sehr kann man sie auf die heutige Zeit übertragen.:(

  • HeikeK Ich kenne dich ja nun ganz gut und weiß, wie ordentlich und akribisch du immer recherchierst, das macht deine Bücher ja auch so authentisch. "Lagerfeld" ist halt ein großer Name (auch wenn mehr von Karl) und ich habe einfach gedacht, dass daher die ganze Familie schon immer mehr durchleuchtet wurde. Aber ich habe mich vorher auch noch nie mit ihnen befasst.


    Ich kann diesen Abschnitt wirklich schwer in Worte fassen. Deshalb kann ich Paul auch so schwer in Worte fassen. Ihm wurden öfters Möglichkeiten und Wege aufgezeigt und gegeben. Aber er hat so seinen Stolz, so auch der letzte verzweifelte Versuch in Amerika mit dem Geld. Ich denke, er steht sich selbst im Weg. Er weiß genau was er will und alles andere zählt nun mal nicht so richtig. Wie gesagt, er liebt Gertrud bestimmt und auch seine Kinder, aber sie passen einfach nicht in das Leben, was er möchte und will.


    Ein sehr zerrissener Mensch und ihr habt recht, natürlich nicht mit Otto zu vergleichen. Der ist eher das Gegenteil.

    :lesend Mary Kay Andrews - Winterfunkeln

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    Hörbuch: Andreas Föhr - Totholz

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