In den Wäldern der Biber – Franziska Fischer

  • Produktinformation (Amazon):

    • Herausgeber ‏ : ‎ DuMont Buchverlag GmbH & Co. KG; 1. Edition (17. Mai 2022)
    • Sprache ‏ : ‎ Deutsch
    • Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 320 Seiten
    • ISBN-10 ‏ : ‎ 3832165924
    • ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3832165925

    Kurzbeschreibung (Verlag):

    Innehalten, ankommen, weitermachen

    Als ihr wohlgeordnetes Leben ins Wanken gerät, flüchtet Alina aus dem hektischen Frankfurt zu dem einzigen Menschen, der ihr einfällt: ihr Großvater, der in einem kleinen brandenburgischen Dorf lebt. Seit achtzehn Jahren hat sie keinen Kontakt mehr zu ihm.

    Der alte Mann wohnt allein in einem viel zu großen, renovierungsbedürftigen Haus am Waldrand. Er hält Hühner, pflegt den Garten, backt Brot, beobachtet Biber – und nimmt seine Enkelin bei sich auf, ohne viele Fragen zu stellen. Dunkel und fast ein wenig unwirklich sind Alinas Kindheitserinnerungen an die Ferien bei ihren Großeltern; im Alltagsstress gefangen, hat sie seit Jahren nicht mehr an die Sommer im Dorf gedacht. Nun, inmitten der Natur, kehren die Erinnerungen zurück. Ehe sie sichs versieht, verliebt sie sich nicht nur in den Ort und die umliegenden Wälder. Doch bevor sie sich ein neues Leben aufbauen kann, gibt es einiges, wovon Alina sich befreien muss.

    Eine Geschichte über eine besondere Großvater-Enkelin-Beziehung und eine Hommage an das Leben auf dem Land, die Ruhe und den Frieden, den wir in der Natur finden.


    Zur Autorin (Verlag):

    Franziska Fischer wurde 1983 in Berlin geboren, hat einige Zeit im Ausland verbracht und ist mittlerweile aus der Stadt herausgezogen. Sie studierte Germanistik und Spanische Philologie an der Universität Potsdam und arbeitet als freiberufliche Autorin und Lektorin.


    Meine Meinung:

    Alinas Leben zerfällt von einem Tag zum anderen. Erst trennt sich ihr Freund von ihr, damit verliert sie ihre Wohnung und auch der Job ist nach der spontanen Kündigung weg. Da beschließt sie zu ihrem Großvater zu fahren, den sie lange Zeit nicht mehr gesehen hat. Siegfried lebt in Spechthausen, sein altes Haus hat er an Isabel und ihren Bruder Elias verkauft. Er nimmt Alina spontan auf und bald spielt sich ein gemeinsamer Alltag ein. Als Siegfried dann einen Unfall hat, muss Alina sich klar werden, wie ihr Leben weitergehen soll.


    Ich muss sagen, dieses Buch hat mich sehr berührt. Alina wird von einem Tag auf den anderen aus ihrem gewohnten Leben gerissen und nutzt die Zeit bei ihrem Großvater, um zu verstehen, wie es weitergehen soll. Siegfried nimmt sie ohne große Worte bei sich auf, auch wenn sie sich Jahre lang nicht gesehen haben. Bei den gemeinsamen Gesprächen wird bald klar, dass die Familie einiges zu erleiden hatte und dass die Verbindung nicht grundlos abbrach. Und trotzdem ist da nichts bitteres, sondern eher Bedauern, die Zeit nicht besser genutzt zu haben.

    Franziska Fischer lässt Alina in Ich-Form von ihrem Leben und ihren Eindrücken erzählen. Normalerweise tu ich mir mit solchen Geschichten schwer, hier hat es aber perfekt gepasst. Ich war Alina sehr nahe und konnte ihre Gefühle und Zweifel gut nachvollziehen. Neben der Beziehung zu Siegfried baut sich auch noch eine tolle Freundschaft zu Isabel, ihrer Tochter Mia und ihrem Bruder Elias auf, die das alte Haus des Großvaters gekauft haben. Hier findet Alina den Rückhalt und die Bestätigung, dass sie genau richtig ist, wie sie ist.


    Ich kann dieses Buch nur empfehlen! Es war eine Auszeit, wirkte entschleunigend und ich mochte die Protagonisten so sehr. Jeder ein liebenswerter Mensch mit Ecken und Kanten. Ich hoffe dieses Buch wird viele Leser finden und Franziska Fischer wird noch mehr so schöne Bücher schreiben. Für mich war es definitiv eines meiner Jahreshighlights!


    10 von 10 Punkte


    ASIN/ISBN: 3832165924

  • Alinas Leben ist ein Scherbenhaufen, ihre Beziehung zerbrochen und als ihr Arbeitgeber ihr den nötigen Urlaub verweigert, kündigt sie auch noch ihren Job. Der einzige Ort, an den sie flüchten möchte, ist das Haus ihres Großvaters, den sie lange nicht mehr gesehen hat. Als sie schließlich in dem kleinen Dorf in Brandenburg ankommt, lebt in dem Haus ihres Großvaters Isabel mit ihrer Tochter und ihrem Bruder. Doch der Großvater ist nur wenige Häuser weiter gezogen nach dem Tod seiner Frau.


    Alina stürzt sich erstmal in die Renovierung des Hauses, in dem ihr Großvater nun lebt, doch so langsam kommt sie auch zur Ruhe, um zu überlegen, wie es weitergehen soll. Dabei ist der Austausch mit Isabel sehr wertvoll, die beiden Frauen scheinen sich ewig zu kennen, und wie es so ist, haben sie sich in ihrer Kindheit bereits mehrfach getroffen, als Isabels und Elias' Familie Urlaub in der Uckermark gemacht haben.


    Alina war mir sofort sympathisch, ich fühlte mit ihr. Die ganze Atmosphäre im Roman ist so besonders, man fühlt sich wie bei Freunden gut aufgehoben, um zu heilen und wieder Kraft schöpfen zu können. Ihr Großvater nimmt sie ohne Vorbehalte auf und zeigt ihr die Natur direkt hinterm Haus. Die beiden können sich aussprechen und finden wieder zueinander.


    "Seine Stimme klingt genau wie in meiner Erinnerung..., Sie kitzelt in meinem Herzen und in meinem Kopf, da, wo gerade die Bilder von unseren gemütlichen Vorleseabenden kreisen...."

    "... unruhige Gednken haben die Angewohnheit, sich nicht verdrängen zu lassen. Sie sind aufdringlich und rechthaberisch und reden permanent"


    Ein wunderbarer Schreibstil mit vielen wunderbaren Stellen, die man am liebsten alle zitieren möchte. Sehr empfehlenswert. Von mir 10 Punkte.

  • In den Wäldern der Biber – Franziska Fischer


    Mein Eindruck:

    Ich kann mich den bisherigen Meinungen nur anschließen.

    Alina sucht nach einer Trennung einen neuen Weg und findet sie in der Vergangenheit, indem sie ihren Großvater aufsucht, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr gesehen hat. Damals, kurz nach dem frühen Tod ihres Vaters, war es zum Zerwürfnis gekommen.

    Doch Alina wird von von ihrem Großvater und Freunden der Kindheit vorbehaltlos in die Gemeinschaft aufgenommen.Franziska Fischer zeichnet da ein wirklich positives Bild ihrer Figuren, den

    das ist nicht gerade selbstverständlich.


    Alina zeigt sich dabei auch durchaus fordernd und will gleich das Haus ihres Opas renovieren. Das hat mich überrascht, war aber wohl gut gemeint.

    Für Alina ist es die Chance zu einem Wandel. Ein Neuanfang und ein

    Wechsel aus ihrem alten, ungeliebten Job mit er Chance hin zu dem,

    was sie studiert hatte, Ökologie.


    Es hat mir gefallen, wie die Autorin zeigt, dass ein Lebenswechsel möglich ist, wenn auch nicht einfach oder abgeschlossen, aber doch mit Chancen.


    Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, zugänglich und meistens auch realistisch gehalten. Das hat mir sehr zugesagt.

  • Danke streifi , dass du mir das Buch im Lieblingsbuch-Event empfohlen hast. Ich hätte es ansonsten nie gelesen und fühle mich immer noch von der Geschichte tragen.


    Ich bin ein bisschen Alina, ein bisschen Siegfried, ein bisschen Isabel, ein bisschen Elias, ein bisschen Ingrid, ein bisschen der Wald...so viele Feinheiten sind in der Geschichte versteckt, so viele Facetten darin enthalten. Die Geschichte ist unaufgeregt und wird langsam erzählt, das alltägliche Leben ist fesselnd auf seine Art und Weise, mit den Sorgen und Gedanken, die sich die Figuren so machen.


    Ich habe in meinem Zwischenfazit ja Folgendes geschrieben:

    "Mir gefällt die Melancholie, ich lebe in einem Dorf, deswegen verstehe ich vieles, wie die Umgebung und Siegfrieds Alltag beschrieben werden und ich entdecke in vielen Kleinigkeiten mich selbst und meine Eltern und mag diese Entschleunigung und Ruhe, die die Geschichte ausstrahlt, aber auch diese seichte Melancholie zwischen Bedauern und Hoffen."

    Das kann ich auch weiterhin nur genau so festhalten.


    Es ist schön, dass das Buch einen über Alina dazu ermutigt, Dinge auszuprobieren, anders zu sein als viele andere und gleichzeitig eben auch deutlich macht, dass jeder seinen eigenen Weg zu Glück, zu Träumen, zu Wünschen etc. hat.


    Dass Alina recht früh überlegt, wie sie das Haus renovieren kann und es dann später auch mit einem Punkt ihrer langen ToDo-Liste beginnt, fand ich zwar auch ein wenig übergriffig, aber auch nicht so furchtbar wie es in manchen Rezis, die ich vorher auf anderen Plattformen gelesen habe, dargestellt wurde. :) Sie macht sich viele Gedanken und das gefiel mir grundlegend gut.


    Die Erwartungen waren für mich im Grunde auch das, was ich am Ende bekommen habe. Entschleunigung, innehalten, Rückzug, Krafttanken...für mich war es auch gerade schön, das Buch einfach kapitelweise oft Tag für Tag vor meiner Berufstätigkeit zu lesen (die ja eher stressig ist) und mich hat das Buch sehr gut runtergeholt. Ich habe mich auch selbst darin sehr gefunden, fand es besonders treffend, als mal einmal an einer Stelle stand, dass man sinngemäß ja so viele "Ichs" besitzt, ein 65-Jähriges, ein Teenager, etc. - das konnte ich so nachfühlen. Manchmal fühle ich mich auch wie aus der Zeit gefallen, wenn ich gefragt werde, ob ich um 23 Uhr in einen Club gehen will und dann antworte, dass ich um die Zeit meistens schon schlafe und ich eben auch nie ein Club-Gänger war...ich finde es gut, dass in dem Buch nicht jeder einfach sofort über den anderen urteilt, sondern jeder Raum bekommt, zu sein, wer er ist...das ist etwas, was viele viele Leute aus meiner Sicht wieder lernen müssten.


    9 Punkte.


    Nur eine Bitte habe ich, weil ich fürchte, dass ich das dann doch irgendwie überlesen habe: kann mir jemand das Ende erklären?