Klüpfel & Kobr - Affenhitze

  • Udo und Adi


    Affenhitze, Kriminalroman, Kluftinger-Reihe Nr. 12 von Michael Kobr und Volker Klüpfel, 560 Seiten, erschienen im Ullstein-Verlag
    Die Allgäuer wussten es lange selber nicht, dass sie in der Menschheitsgeschichte eine besondere Rolle einnehmen, sie haben den aufrechten Gang erfunden.
    Das Allgäu als Wiege der Menschheit? In einer Tongrube nahe Pforzen i. Allgäu wurden die versteinerten Überreste des Urzeitaffen Udo ausgegraben. Doch auch sein Entdecker Professor Brunner wurde daselbst ermordet aufgefunden. Mit Hochdruck und bei einer geradezu mörderischen Affenhitze die zurzeit herrscht, macht sich der Interims-Polizeipräsident Kluftinger mit seinem Team daran in diesem mysteriösen Fall zu ermitteln. Wissenschaftler, die verschiedener Meinung sind, eine dubiose Sekte, sein Intimfeind Dr. Langhammer, dazu kommt noch die seltsame neue Kinderfrau seiner Enkelin, die er beschatten muss. Nein, der Klufti hat es auch in diesem Fall nicht leicht.
    Das Buch besteht aus 33 Kapiteln die in angenehme Leseabschnitte unterteilt sind. Die Zahlen über den Kapiteln sind passenderweise aus Knochen zusammengesetzt. Lokalkolorit entsteht aus mundartlichen Dialogen, auch das Setting ist bildhaft dargestellt, sodass der Leser stets alles vor dem inneren Auge hat. Die Landschaft prägt den Charakter der handelnden Figuren, das hat mir sehr gut gefallen. Situationskomik ist vorhanden und trägt zum Genuss der Geschichte bei. Zitate, Buchtitel, Gedanken und besonders betonte Worte sind kursiv hervorgehoben.
    Auch der 12. Band der Kluftingerreihe hat mich gut unterhalten, ab der Auffinde-Situation steigt die Spannung und zum Ende zu wird es sogar noch richtig aufregend. Ein Spannungsbogen wird kontinuierlich aufgebaut. Bis zum Schluss war nicht klar, wer der der Täter ist. Stellenweise jedoch hatte ich das Gefühl, dass unnötige Längen den Lesefluss stören, einige Seiten weniger hätten der Geschichte sicher gutgetan. Der Protagonist stellt sich manchmal schon ein wenig zu einfältig an, als dass man das alles noch für bare Münze halten könnte. Ein Kriminalbeamter in so einer gehobenen Position, sollte eigentlich etwas seriöser daherkommen. Aber letztendlich lieben wir unseren Klufti so. Das restliche Team der Polizeiinspektion Kempten war durchweg sympathisch, diesmal auch der Ritschie, die Ermittlungsarbeit war plausibel und hat beim Dabeisein Freude gemacht. Erheiternd natürlich die Gefechte des Protagonisten mit seinem Kurpfuscher-Hausarzt Langhammer, die aber im vorliegenden Band, leider sehr zahm daherkamen, laute Lacher sind mir dieses Mal nicht ausgekommen, die Pizzaaktion, das tölpelhafte Benehmen bei der Begegnung mit dem Landesvater und das Flohmarktgeschehen, haben mich aber schmunzeln lassen. Meine Lieblingsfigur in diesem Buch, die Frau, die den heißesten Reifen bei der Allgäuer Kripo fährt, Lucy Beer. Die Hintergrundgeschichte in diesem Fall, hat mich dafür, zu weiteren Recherchen animiert. Der Faden mit der Tagesmutter wurde ein wenig kaltherzig abgearbeitet, da hätte ich mir noch mehr lustige Situationen vorstellen können.
    Insgesamt gesehen war es nicht der beste Band der Reihe. Seriöse Ermittlungsarbeit und gleichzeitig humoristische Szenen, die nicht peinlich wirken, sind bestimmt nicht leicht miteinander zu vereinbaren, was das Autorenduo aber in vorangegangenen Teilen, schon besser hinbekommen hat. Für Klufti-Fans, zu denen ich mich zähle, eine guter neuer Fall, leider fehlte es mir an noch mehr lustigen Auftritten. Eine Leseempfehlung durchaus, der Band kann als Einzelband gelesen werden. Für alle Fans, des skurrilen Interims-Polizeipräsidenten ein Muss, von mir dafür 8 Punkte.


    ASIN/ISBN: 355020146X

  • Über die Autoren

    Altusried hat einen prominenten Sohn: Kommissar Kluftinger. Volker Klüpfel, Jahrgang 1971, kommt wenigstens aus dem gleichen Ort. Nach dem Abitur zog es ihn in die weite Welt – nach Franken: In Bamberg studierte er Politikwissenschaft und Geschichte. Danach arbeitete er bei einer Zeitung in den USA und stellte beim Bayerischen Rundfunk fest, dass ihm doch eher das Schreiben liegt. Seine letzte Station vor dem Dasein als Schriftsteller war die Feuilletonredaktion der Augsburger Allgemeinen. Die knappe Freizeit verbringt er am liebsten mit seiner Familie, mit der er im Allgäu lebt. Sollte noch etwas Zeit übrig sein, treibt er Sport, fotografiert und spielt Theater. Auf der gleichen Bühne wie Kommissar Kluftinger.

    Michael Kobr, geboren 1973 in Kempten im Allgäu, studierte in Erlangen ziemlich viele Fächer, aber nur zwei bis zum Schluss: Germanistik und Romanistik. Nach dem Staatsexamen arbeitete er als Realschullehrer. Momentan aber hat er schweren Herzens dem Klassenzimmer den Rücken gekehrt – die Schüler werden’s ihm danken –, um sich dem Schreiben, den ausgedehnten Lesetouren und natürlich seiner Familie widmen zu können. Kobr wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern im Unterallgäu – und in einem kleinen Häuschen mitten in den Bergen, wo die Kobrs im Winter häufig auf der Skipiste, im Sommer auf Rad- und Bergtouren unterwegs sind. Wenn nicht gerade mal wieder eine gemeinsame Reise ansteht ...


    Produktinformation

    ASIN ‏ : ‎ B09LNF5X7Y

    Herausgeber ‏ : ‎ Ullstein eBooks (28. April 2022)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Dateigröße ‏ : ‎ 4816 KB

    Seitenzahl der Print-Ausgabe ‏ : ‎ 582 Seiten


    Etwas enttäuschend

    Kommissar Kluftinger ermittelt in der Pforzener Tongrube. Die Knochen des Menschenaffen „Udo“ sorgen dort für eine Sensation. Doch dann wird der Entdecker tot aufgefunden. Kluftinger hat den Verdacht, dass ein streit unter den Wissenschaftlern ein Auslöser für den Tod des Professors war. Oder war es doch eine ehemalige Geliebte, die sich rächen wollte? Und was ist mir der Sekte, und ihren Naturseminaren? Immer mehr Geheimnisse! Dabei ist das Familienlebendes Kommissars auch noch streng. Da ist Erika mit der Organisation eines Flohmarktes für einen guten Zweck und da Kluftinger nichts „opfern“ will, muss er für Ausgleich sorgen. Außerdem entdeckt Kluftinger Facebook für sich mit ungeahnten Folgen. Und die jungen Eltern Yumiko und Markus beschäftigen ein Kindermädchen, das Kluftinger gar nicht gefällt…


    Meine Meinung

    Auch dieser Band der Kluftinger-Reihe des Autoren-Duos ließ sich, dank des unkomplizierten Schreibstils, der keine Unklarheiten im Text zuließ, leicht und flüssig lesen. Daher störte nichts meinen Lesefluss. Allerdings hat mich das Buch doch etwas enttäuscht. Ja, Kluftinger ist manchmal etwa<s deppert, aber in diesem Buch kam er noch depperter rüber als sonst. Er ist definitiv ein sehr guter Ermittler, aber in diesem Buch schweifte er zu oft ins Private ab. Da wo er ermitteln sollte, passierte eben gerade was Privates und das kam zuerst dran. Ich denke da an den Flohmarkt um Kluftingers Beschaffung von Gegenständen, die man verkaufen könnte. An seinen Facebook-Auftritt. Natürlich ist das auch lustig und Lustigkeit zeichnet jeden Kluftinger-Roman aus. Allerdings wurde es mir dieses Mal doch zu viel. Es war einfach zu viel vom Privatleben, das breitgetreten wurde. Zumal es da auch noch das Kindermädchen seiner Enkelin gibt, das Kluftinger so gar nicht gefällt. Und in dieser Richtung wur5de es am Ende auch noch peinlich für Kluftinger, der richtig baff war. Warum das so war und weshalb, da muss der geneigte Leser selbst lesen. Auch wie es mit den Ermittlungen in diesem Fall doch noch voran- und ausging. Für Kluftinger-Fans gehört dieses Buch dazu aber ich hoffe, dass im nächsten Band dem Kriminalfall wieder mehr Seiten gewidmet werden als Kluftingers Privatleben. Der Kriminalfall an sich war ja nicht schlecht und wenn ich mich auf diesen beschränke, so war das Buch auch spannend. Und deshalb bekommt das Buch doch noch knappe vier von fünf Sternen bzw. acht von zehn Punkten von mir. Aber liebe Autoren ihr könnt es besser!


    ASIN/ISBN: B09LNF5X7Y

  • Genial


    Auf den neuen Krimi rund um meinen Lieblingskommissar und inzwischen Interimspräsident Kluftinger habe ich regelrecht hingefiebert! Klufti und seine Kollegen sind wie schon in den Vorgänger-Bänden mal wieder der Hammer. Und auch seine geliebte Erika und Intimfeind Dr. Langhammer samt Göttergattin tauchen natürlich wieder auf. Die gewohnt perfekte Mischung für einen unterhaltsamen Kluftinger-Krimi.

    Aber von vorn: Der Titel "Affenhitze" ist natürlich Programm - denn diese herrscht im aktuellen Fall vor. Während Klufti und seine Truppe ordentlich schwitzen, wird bei einer archäologischen Ausgrabung die Leiche des Ausgrabungsleiters unter einem Bagger gefunden. In Frage kommen neben einem Konkurrenten des Mordopfers auch die Mitglieder einer sektenartigen Gemeinschaft, die sehr undurchsichtig ist.

    Doch auch sein Privatleben treibt dem Kommissar die Schweißperlen auf die Stirn : So muss er sich von seinem Lieblingsfeind und Nervensäge Dr. Langhammer das Fliegen einer Drohne beibringen lassen und spioniert dann auch prompt dem Kindermädchen seiner Enkelin hinterher. Außerdem entdeckt er die Vorzüge und Tücken von Social Media für sich...

    Gewohnt lustig und spannend ist er, der neue Klufti. Genau so wie man ihn sich wünscht und alles andere als in die Jahre gekommen. Ich freue mich schon auf den nächsten Teil und sage: Daumen hoch!

  • In einer Tongrube bei Pforzen wurden Teile des Skelets von Udo gefunden, einem Urzeitaffen, der wohl aufrecht gehen wurde. Bei einer feierlichen Veranstaltung wird dann aber noch ein Skelet gefunden, diesmal aber ein frisches. Der Leiter der Grabung wurde unter einem Schaufelbagger verscharrt. Kluftinger und seine Kollegen machen sich also daran, herauszufinden, was passiert ist.


    Privat macht Klufti sich Sorgen um seine Enkelin Maxima, die eine neue Nanny hat. Diese kommt ihm irgendwie seltsam vor, und so observiert er sie ein wenig, um herauszufinden, was sie so treibt.


    Dieser zwölfte Fall für Klufti war wieder durchaus spannend. Mordmotive gibt es einige und bis zum Schluss ist es unklar, was denn nun genau passiert ist. Interessant fand ich auch das Thema mit der Sekte, die sich direkt neben der Tongrube niedergelassen hat.


    Allerdings muss ich sagen, ging mir der klamaukige Humor diesmal teilweise einfach zu weit. Dass Klufti kein Technikfreak ist, wissen die Leser ja mittlerweile, aber mir war es dann teilweise auch einfach zu viel des Guten, wenn er wieder einmal mit der Technik und ihren Tücken gekämpft hat. An manchen Ecken passt sein Auftreten damit auch einfach nicht zu dem Ermittler, der am Ende ja doch immer den richtigen Riecher hat und die Einzelteile des Puzzles zusammenfügt.


    Alles in allem habe ich mich aber gut mit diesem Fall amüsiert. Für Klufti Fans sicherlich wieder das richtige.


    8 von 10 Punkte