Große Gefallen
Lillian Fishman
Herausgeber: Atlantik
ISBN: 3455013937
256 Seiten, 22 Euro
Amazon über die Autorin: Lillian Fishman, geboren 1994, hat einen Master-of-Fine-Arts-Abschluss der NYU, wo sie Jill-Davis-Fellow war. Sie gilt in den USA als ein großes literarisches Talent ihrer Zeit. Große Gefallen ist ihr erster heiß ersehnter Roman.
„Eine einzigartige Geschichte über Macht, Scham, weibliche Lust und den gefährlichen Grat zwischen Begehren und Beherrschen.“ – Die Autorin gilt als literarisches Talent und das sollte man diesem Buch auf jeden Fall voranstellen, sonst besteht die Gefahr, Tausende von „50 Shades-of-Grey-Leserinnen“ anzulocken, die aufgrund der tatsächlich literarischen Aufarbeitung der Dreiecksbeziehung von Eve, Nathan und Olivia, furchtbar enttäuscht werden könnten.
Es geht um Eve, die queer ist und eigentlich in einer erfüllten Partnerschaft mit ihrer Freundin Romi lebt. Da ihr das aber nicht reicht, beginnt sie eine Beziehung zu Nathan und Olivia. Sie treffen sich unregelmäßig und anfangs ziemlich sporadisch und leben ihre Lust aus, ohne, dass große Gefühle im Spiel sind. Eve ist sehr an Olivia interessiert, doch die braucht die Unterwerfung durch Nathan…
Im Großen und Ganzen ist dies auch schon die Handlung; Eve beobachtet sich und ihre Partner, betrachtet ihr Verhalten, ihre Abhängigkeiten und analysiert sich sowie alle, die in ihrem Umfeld agieren. Immer wieder sucht sie ihre Unzulänglichkeiten, bespricht sie mit Nathan, sehnt sich nach Olivia, die sich ihr nur halbherzig widmet und sich völlig anders verhält, wenn Nathan in der Nähe ist.
Diese analytische Struktur, die beinahe akribische Auswertung ihres Innenlebens nimmt einen großen Teil des Romans ein. Ihre Gedanken mäandern über weite Strecken ein wenig zäh vor sich hin und man fragt sich, welches Ziel das Ganze anstrebt. Die eingenommene Distanz von Eve ist es dann auch, die mich von allen Figuren fern hielt und in den Status „höflich interessiert“ versetzt hat.
Ob es in den USA immer noch ein Schockmoment ist, wenn das Verb f*** gebraucht wird, ist mir nicht ganz klar – die Autorin setzt es inflationär ein und das ist irgendwann ermüdend. Während sie das Zusammensein der drei teilweise nur vage anreißt, obwohl sie möglicherweise das Talent hätte, ihre Schilderungen ohne unfreiwillige Komik oder der häufig vorzufindenden Unbeholfenheit auszuführen, greift sie immer wieder „nur“ zu diesem Verb. Was sie damit beabsichtigt, ob sie der Handlung damit etwas Verruchtheit einhauchen will, ist unklar.
Ich habe den Roman, der als „einzigartige Geschichte“ angekündigt wurde, mit Interesse gelesen, aber eintauchen konnte ich in die Gedankenwelt von Eve dabei nicht und so bleibt mein Eindruck, die sprachlich gut gemachte Analyse einer Dreiecksbeziehung „durchgearbeitet“ zu haben, deren Figuren mir fremd geblieben sind. Am Ende steht der höfliche Wunsch, dass sich die Lady auf dem Coverbild nicht an der Traube verschluckt, die sie da so gewollt erotisch im Mund trägt…
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ASIN/ISBN: 3455013937 |