Unionsverlag
192 Seiten
OT: Al-Shahhad
Übersetzt von Doris Kilias
Kurzbeschreibung:
Omar al-Hamzawi ist erfolgreicher Anwalt in Kairo, fünfundvierzig, verheiratet und Vater von zwei Töchtern. Eines Tages wird ihm bewusst , dass er eingeschlossen ist in einem schalen Alltag voller Kompromisse, in dem die einst glühend verteidigten Ideale keinen Platz mehr haben. Da fasst Omar den Entschluss, sich von der Last des bürgerlichen Daseins zu befreien und seine Familie zu verlassen. Rücksichtslos und verzweifelt zugleich stürzt er sich in ein rauschhaftes Leben ohne Schranken, jenseits aller Konventionen und Tabus.
Über den Autor:
Nagib Machfus, geboren 1911 in Kairo, gehört zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart und gilt als der eigentliche »Vater des ägyptischen Romans«. Sein Lebenswerk umfasst mehr als vierzig Romane, Kurzgeschichten und Novellen. 1988 erhielt er als bisher einziger arabischer Autor den Nobelpreis für Literatur. Nagib Machfus starb 2006 im Alter von 94 Jahren in Kairo.
Mein Eindruck:
Endlich habe ich mal wieder ein Buch des Vaters der ägyptischen Literatur, dem Nobelpreisträger Nagib Machfus gelesen.
Manche Kritiker halten diesen Roman von 1965 für ein Nebenwerk und weniger wichtig, doch mir hat der Roman gerade deswegen so gut gefallen, weil er weniger episch gehalten ist.
Ein Mann in der Midlifekrise steigert sich immer mehr in einen erhofften Rausch der großen Freiheit hinein. Er verlässt sogar seine Familie, die ihn sehr liebt.
Er findet eine Geliebte oder auch mehrere, er entzieht sich seiner Arbeit als Rechtsanwalt und sucht den Sinn des Lebens, auch hofft er, wieder Gedichte schreiben zu können, wie in seiner Jugend. Doch sein Zustand verbessert sich nicht.
Diesen Zustand beschreibt Machfus nachvollziehbar, aber es ist wohl teilweise auch als Kritik einer Gesellschaft dieser Zeit zu sehen.
Im letzten Drittel des Romans erfährt man von frühen politischen Aktivitäten des Protagonisten, für den ein guter Freund ins Gefängnis musste.
Zu den Stärken des Romans gehören die Intensität und die Dialoge.
Der Roman ist dicht, aber kurz, daher hat der Verlag um das Buch aufzupeppen einige Beiträger über Machfus sowie seine Rede zum Erhalt des Literaturnobelpreis 1988 hinten angehängt.
Der Rausch ist ein Buch, das ich beeindruckend fand und ich glaube auch, dass es für Interessierte vielleicht ein guter Einstieg in das mächtige Werk von Nagib Machfus sein könnte.
ASIN/ISBN: 3293003184 |