Annette Wieners - Die Diplomatenallee

  • ASIN/ISBN: 3764507756


    Herausgeber ‏ : ‎ Blanvalet Verlag; Originalausgabe Edition (14. März 2022)

    Sprache ‏ : ‎ Deutsch

    Gebundene Ausgabe ‏ : ‎ 448 Seiten

    ISBN-10 ‏ : ‎ 3764507756

    ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3764507756


    Inhaltsangabe:


    Heike lebt zurückgezogen mit Mann und Kindern in Bonn, manchmal hilft sie im Schreibwarenladen mit. Von ihr aus könnte es immer so weitergehen. Doch eines Tages steht ihr alter Uni-Professor im Laden, der Leiter des Instituts für Graphologie. Er möchte sich Heikes enorme Begabung zunutze machen: Niemand kann so viel aus einer Handschrift herauslesen wie sie. Nur will sie mit der Graphologie nichts mehr zu tun haben – aus gutem Grund. Außerdem vertraut sie dem Professor nicht. Tatsächlich ist er in den Aufbau der Ständigen Vertretung der DDR in Bonn verstrickt, und Heike gerät in den Strudel dramatischer Begebenheiten...


    Autoreninfo:


    Annette Wieners ist Schriftstellerin und Journalistin. Sie wurde in Paderborn geboren. Nach Stationen in Münster, München und Hannover lebt sie seit vielen Jahren in Köln.

    Meine Meinung:


    Titel: Von Agenten umzingelt..


    Eher zufällig bin ich über den Roman gestolpert und ich bin froh darüber, denn hier habe ich über ein Thema gelesen, was mir nahezu unbekannt war.


    In der Geschichte geht es um Heike, die einst Graphologie studiert, ihr Studium aber nach einem Zerwürfnis abgebrochen hat, obwohl sie die Beste war. Lieber arbeitet sie im Schreibwarenladen und ist glücklich mit Mann und Kindern. Als plötzlich ihr alter Uniprofessor in ihr Leben stolpert ist nichts wie zuvor. Was will er von ihr? Als die ersten Gefahren drohen, hadert Heike an ihren Entscheidungen. Werden sie und ihre Familie das überleben?


    Der Roman spielt in der Zeit vom 05. Februar 1974 bis 06. Mai 1974 und obwohl es nur wenigen Wochen sind, verliert man das Zeitgefühl und glaubt die Protagonisten sind deutlich länger in das ganze Drama involviert.


    Von der Graphologie habe ich schon mal gehört, aber was genau damit alles möglich ist, das war mir nicht bekannt. Die kleinen Einschübe von Erklärungen zu Buchstabenformen und ihren Bedeutungen waren interessant.


    Heike ist als Figur nicht ganz so einfach, weil sie ihrer Umgebung gegenüber oft unnahbar ist. Im Verlauf der Handlung erfährt man immer mehr und versteht dann auch warum sie so agiert. Ich konnte mich gut in sie einfühlen. Ihre Ängste habe ich nicht so gern ausgehalten, denn was sie alles ertragen muss, das ist zwar spannend, aber auch hart.


    Ehemann Peter tat mir aufgrund seiner Selbstzweifel leid, dabei ist er so ein toller Mensch. Er ergänzt Heike perfekt und akzeptiert wie sie ist, das hat man doch eher selten. Auch fand ich klasse wie sehr sie sich mögen und dass die Ehe auf Augenhöhe stattfindet, was für die damalige Zeit ja eher selten war.


    Mit Bonn hatte ich mich zuvor noch nie beschäftigt und so war ich doch sehr erstaunt wer sich alles in der Bundesrepublik aufhielt und wie viele Spione es von allen Seiten gab. Dauernd abgehört zu werden würde mich wahnsinnig machen.


    War der Großteil des Romans immens fesselnd, so fand ich den Schluss etwas übertrieben, da die rohe Gewalt teils zu viel und teils zu konstruiert rüberkam. Insgesamt habe ich mich jedoch gut unterhalten gefühlt und auf jeden Fall Neues gelernt.


    Fazit: Unterhaltsamer Einblick in den kalten Krieg und deutsch- deutsche Geschichte. Gern spreche ich eine Empfehlung aus.


    Bewertung: 8/ 10 Eulenpunkten

  • Schon als Kind hat sich Heike Holländer für Graphologie interessiert und später auch studiert. Doch dann passierte etwas, das sie dazu brachte, ihr Studium abzubrechen. Mit der Graphologie will sie nichts mehr zu tun haben. Inzwischen ist sie mit Peter verheiratet und hat zwei Kinder. Zeitweise hilft sie im Schreibwarengeschäft ihres Mannes aus und begegnet so ihrem früheren Professor Buttermann wieder, der ihre Hilfe möchte. Doch Heike kann nicht vergessen, was damals geschehen ist, uns ist misstrauisch. Doch da Buttermann Informationen über ihren verschwundenen Bruder Johann besorgen kann, lässt sie sich schließlich doch überreden und gerät damit ins Visier von Stasi und BND.

    Die Autorin Annette Wieners stellt das Leben im Bonn der siebziger Jahre sehr gut dar. Im Schreibwarengeschäft der Familie Holländer geben sich die Politiker und der Angestellte die Klinke in die Hand. Man kennt sich. Es ist die Zeit, als die DDR ihre ständige Vertretung in der Diplomatenallee in Bonn eröffnen will, was zu Beunruhigung führt - berechtigterweise, denn die Affäre Günter Guillaume ist ja bekannt.

    Es ist auch interessant zu erfahren, was die Graphologie aus einer Schrift alles herauslesen kann.

    Heike ist nicht unsympathisch, aber ihr Verhalten konnte ich oft nicht nachvollziehen. Nachdem ihr Studium auf so unrühmliche Weise zu Ende ging, heiratet sie Peter und überschreibt ihm das Geschäft ihrer Eltern. Ich hatte das Gefühl, dass beide eine Art Rettung suchten und sich schlicht etwas vormachten. Ihre Beziehung ist nach außen glücklich, doch mir kam sie etwas merkwürdig vor. Peter weiß nicht einmal, warum Heike ihr Studium abgebrochen hat und warum sie manchmal so seltsam ist. Er zweifelt an sich und Heike verschweigt ihm vieles. Buttermann ist ein unangenehmer und manipulativer Mensch. Nachdem Heike ihr Professor hilft, passieren viele Dinge, die Heike ängstigen, denn sogar ihre Familie gerät in Gefahr.

    Erst nach und nach erfahren wir, was geschehen ist, damit Heike ihr Studium aufgab und was für eine traumatische Kindheit sie hatte.

    Mich störte aber, dass am Ende doch einige Dinge passieren, die für mich absolut nicht schlüssig war.

    Ganz konnte mich dieser Roman nicht überzeugen, obwohl ich die Geschichte interessant finde.


    8/10

  • mir war es am Ende der Geschichte auch Zuviel blutige Gewalt, der Roman glich eher einem Thriller. Damals war ich gerade 20 Jahre und öfters in Bonn bei unseren Verwandten, die Demos bekam ich schon öfters dort mit. Im Diplomaten Viertel und Botschaften ,musste bei Empfängen mein Onkel und seine Truppe öfters Wache halten. Dadurch bekam man viel mit.

  • Mich hat der Klappentext gereizt, denn die Beziehungen zwischen der BRD und DDR, gerade in Bezug auf Diplomatie und Spionage finde ich sehr spannend.


    Heike, Ehefrau und Mutter, war in ihrem Studium als Graphologin schon sehr erfolgreich, bis sie auf Aufforderung ihres Professors ein Gutachten der Freundin ihres Bruders erstellte, was nicht auf die Schrift, sondern auf ihre persönliche Abneigung fusste, was schreckliche Folgen hatte.


    Etliche Jahre später ist Heike nun mit ihrem Mann Peter die Inhaberin des elternlichen Schreibwarengeschäfts, was von etlichen Politikern aufgesucht wird. Doch auch ihr früherer Mentor, Dr. Buttermann meldet sich wieder und erpresst sie, damit sie Gutachten von Schriftproben von angehenden DDR-Bürgern erstellt, die die neu zu eröffnende Ständige Vertretung in Bonn besetzen sollen.


    Leider verlor sich der Roman sehr in der Gefühlswelt des Ehemanns Peters, der sehr zweifelt, weil er sehr wenig von der Vergangenheit seiner Frau erfährt. Vieles ist ihm nicht bekannt und so forscht er auf eigene Faust, was es mit dem Institut für Graphologie auf sich hat, in dem seine Frau so erfolgreich war.


    Es tauchen etliche Personen auf, von denen man nicht weiß, ob man ihnen vertrauen kann, was ja grundsätzlich Spannung erzeugt, denn Heike muss befürchten, für die Stasi arbeiten zu müssen. Ihr Bruder Johann soll in ihren Fängen sein. Doch das war mir alles zu künstlich und zu viel. Und gerade, wenn Spannung aufkam, sprangen wir wieder entweder in die Vergangenheit, um von Heikes schrecklicher Kindheit zu erfahren oder landen in Peters Gefühlswelt.


    Mir gefiel der Erzählstil leider überhaupt nicht und ich habe das Buch nur beendet, weil ich doch wissen wollte, wer zu den Guten und wer zu den Bösen gehörte, doch nicht jeder Erzählstrang wird aufgelöst.


    Da gibt es wesentlich spannendere Romane, die in dieser Zeit spielen.


    Von mir 4 Punkte.