'Das zweite Geheimnis' - Seiten 109 - 175

  • Dieser Abschnitt katapultiert den Leser mitten in die politischen Geschehnisse während des Kalten Krieges.

    Natürlich ist mir die Guillaume-Affäre ein Begriff und ich weiß auch, worum es dabei ging. Was mich jetzt sehr wundert ist, dass ein quasi überführter Spion weiterhin in unmittelbarer Nähe des Kanzlers bleibt. Ist es nicht viel gefährlicher, zu riskieren, dass dieser jede Menge brisante Meldungen an die Gegenseite macht? Wahrscheinlich ist es die richtige Taktik, das Ehepaar erst einmal unauffällig zu beobachten.


    Henning ist eine wirklich starke Persönlichkeit. Bewundernswert, wie es das Verhör meistert.


    Marga ist besessen davon, Ria und ihrer Familie zu schaden. Ich bin gespannt, wie ihre Vorgesetzten reagieren und ob sie ihr das durchgehen lassen.


    Zitat

    "Krieg und Kalter Krieg sind eine schreckliche Sache. Manche Leute begreifen nicht, dass die Welt jetzt wirklich im Frieden laben kann. Das ist das Ergebnis der Technik. Jeder weiß ungefähr, was der andere hat, Betrug und List scheiden aus. Wir sollten die Waffen reduzieren. Nicht nur Waffen globaler Reichweite, auch die von europäischer Dimension."

    (S. 162/163

    Wie weit waren wir doch schon einmal! Diese Sätze Breschnews wärmen nicht nur Brandts Brust.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Regenfischs zitierte Sätze habe ich mir auch markiert und bewegt gelesen. Diese Aktualität... aber leider, 40 Jahre später ist Krieg.


    Der Wert der Autogeschenke an Breschnew und Breschnews Reaktion auf den verunfallten Mercedes sind unglaublich. Auch faszinierend, dass die Glashütten innerhalb von wenigen Stunden eine Breschnewuhr fertig stellen. Gab es mehrere Personen, für die individuelle Portraitzifferblätter erstellt wurden?


    Die DeChiffriertechnik für die Botschaften wäre ja absolut nichts für mich...


    Den Fall Guillaume durch einen Roman erlebbar zu machen, finde ich gut, denn es ist ja wirklich nicht zu glauben, dass er damals lange Zeit unentdeckt im Kanzlerumfeld agieren konnte. Als Kind hatte ich lange Schwierigkeiten, dass jemand mit diesem französischen Nachnamen Spion der DDR ist.


    Ich hoffe und vermute, dass Henning von der BRD freigekauft wird. Er hält noch Stand.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • Auch faszinierend, dass die Glashütten innerhalb von wenigen Stunden eine Breschnewuhr fertig stellen. Gab es mehrere Personen, für die individuelle Portraitzifferblätter erstellt wurden?

    Naja, ich habe es so interpretiert, dass eine Stalin-Uhr etwas "umgearbeitet" wurde. :grin

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • S. 145, erste Zeile: Fernkopie-Fax

    Mich verblüfft, dass es vor 50 Jahren eine Technik/ diesen Begriff schon gab.

    Manche Bücher müssen gekostet werden, manche verschlingt man, und nur einige wenige kaut man und verdaut sie ganz.
    (Tintenherz - Cornelia Funke)

  • wow, es passiert soviel in diesem Buch.... eine wirklich komplexe Geschichte.


    Ria ist echt einsam. Sie kann sich ja wirklich niemanden anvertrauen, weil es sie immer gefährden könnte. Ich stell mir das echt heftig vor, wenn sich mit niemanden beraten kann.


    Marga hat sich ja total in die Geschichte mit Ria verbissen.... Was sie wohl antreibt? Ist es nur, weil Ria in den Verhören so gut stand gehalten hat? Annie gerät damit auch in ihr Visier und die Aussicht auf die Sportkarriere wird also nicht nur vom nicht nehmen des Doping Mittels bedroht.


    Henning ist mittlerweile auch soweit, dass er die Spielchen nicht mehr mitspielt. Er weiß, was dahinter steckt. Als Marga das erkennt kommen wohl auch die eigenen Zweifel hoch. Ich muss sagen, ich mag sie nicht, aber sie ist eine wirklich tolle Protagonistin, da steckt soviel drin!


    Und Hähner hat auch wieder eine Rolle zu spielen. Er ist derjenige, der Guillaume entdeckt.... Ich fand das interessant, wie entschieden wurde, wie da weiter vorzugehen ist. Ich konnte da gut nachvollziehen, warum man ihn erstmal an Ort und Stelle belässt. Er ist ja nicht der einzige Spion, wenn die DDR weiß, was die BRD alles kann, wird es natürlich schwieriger weiter Spione zu entlarven. Wobei ich es gut verstehen kann, dass Hähner es nicht gut findet Guillaume nicht gleich zu entfernen. Hier hat mir das Auftreten Genschers und Brandts gut gefallen. Brandt war ja wohl tatsächlich ein ziemlicher Grübler, kein Wunder, dass er da beim Abend mit Breschnew teilweise gedanklich abschweift. Gut dass Schmidt da auch einspringt... Wobei ich mir die Stille nachdem rauskommt, dass Breschnew und Schmidt sich wohl an der Front gegenüberstanden, sehr gut nachfühlen kann.


    Und dann schrottet Breschnew den nagelneuen Mercedes! Das schöne Auto :yikes Da sieht man mal, wieviel Wertschätzung denn solchen Geschenken auch entgegen gebracht wurde....

  • S. 145, erste Zeile: Fernkopie-Fax

    Mich verblüfft, dass es vor 50 Jahren eine Technik/ diesen Begriff schon gab.

    Soweit ich weiß hat der Großvater meines Mannes in den Dreissigern bei Siemens an solchen Geräten mitentwickelt... Laut Wikipdia gab es die ersten Versuche schon im 19. Jahrhundert

  • Was Marga antreibt bleibt noch im Dunkeln, aber sie hat eine Fährte aufgenommen, die Witterung war fein aber ihr blieb es nicht verborgen. Ich glaube, solche Leute gab es beim IfS viele. Es mussten ja alle IMs ausgewertet werden, Spreu vom Weizen getrennt werden. Bluthunde, und sie hat Blut geleckt.

    Annie merkt ja auch schon, wie die Freundschaften bröckeln, allein durch Margas Auftreten. Ob sie tatsächlich hinter Michaels Rauswurf steckt?


    Die Affäre Guillaume ist mir noch im Bewusstsein, aber es hier so zu lesen, wie überhaupt Hähner da drauf gekommen ist, das ist wirklich spannend zu lesen und grandios erzählt.

  • Es geht spannend weiter, ich kann das Buch kaum aus der Hand legen.


    Marga finde ich sehr interessant, bin gespannt, warum sie sich so sehr in diesen Fall verbeißt. Doch bestimmt nicht nur aus Langeweile durch die ewig gleiche Routine. Ein ganz kleines bißchen tut sie mir leid, lebt nur für ihren Job, ohne wirkliche andere Kontakte und Interessen.


    Wie Annie nun wohl mit der Situation umgeht? Fies, wie allein ein paar Nachfragen von Marga erste Zweifel bei ihren Klassenkameradinnen säen. Das finde ich insgesam sehr interessant, die ganze "Arbeitsweise".

    Überrascht war ich über Annies Physik Aufgabe, also darüber dass die komplette Textaufgabe abgedruckt wurde.


    Die Affäre Guillaume ist mir noch im Bewusstsein, aber es hier so zu lesen, wie überhaupt Hähner da drauf gekommen ist, das ist wirklich spannend zu lesen und grandios erzählt.

    :write

  • Marga finde ich auch sehr interessant und bin gespannt mehr von ihr zu erfahren. Dass schon diese kleinsten Nachfragen Zweifel bei Annies Freundinnen säen, zeigt wie tief das Misstrauen in der ganzen Gesellschaft steckt.


    Naja, ich habe es so interpretiert, dass eine Stalin-Uhr etwas "umgearbeitet" wurde. :grin

    Stimmt, das macht Sinn :lache An der Technik müssen Sie dann aber noch etwas feilen.

  • Es geht spannend weiter, ich kann das Buch kaum aus der Hand legen.

    :write

    Das geht mir auch so. Das Buch liest sich super spannend. Ich musste mich jetzt nach dem Abschnitt richtig bremsen, um erst mal hier etwas zu schreiben und nicht gleich weiterzulesen.


    Von der Guillaume Affäre hatte ich schon mal gehört, aber ich muss gestehen, ich wusste nicht mehr genau, um was es dabei gegangen ist. Aber es wird so spannend hier erzählt. Und dann habe ich doch mal am Ende vom Buch in die Erklärungen reingelesen und noch ein wenig über die Guillaume Affäre recherchiert. Da habe ich mal wieder was dazu gelernt.:)


    Marga ist eine sehr interessante Figur in diesem Buch. Sie hat sich an der Sache mit Ria total festgebissen. Und ich frage mich schon, ob da wohl irgendwas persönliches dahintersteckt. Und was hat es wohl mit diesem Jacob auf sich, an den sie öfter denkt? Einmal deckt sie ja sogar den Tisch für ihn und verhält sich so, wie wenn er anwesend wäre. Das kommt mir schon wie eine leichte psychische Störung vor.


    Um Annie mache ich mir immer mehr Sorgen. Sie tut mir leid, weil sie so in diesem Leistungs-Sport Drill drinnen ist und ständig aufpassen muss was sie isst, um nicht zuzunehmen. Das ist doch auch nicht wirklich schön für einen Teenager. Und dann hat sie jetzt diese Marga am Hals, die sie bestimmt nicht mehr so schnell los lässt.


    Was mich sehr berührt hat war die Szene am Alexanderplatz, als sich Ria von Jens verabschiedet und im klarmacht, dass sie sich erst mal nicht mehr treffen können. Dabei kam sie mir so unendlich einsam und verloren vor und hat mir sehr leid getan.


    Total interessant fand ich ja die Szenen ganz am Ende des Abschnittes, in der es um die Funksprüche im Radio geht und wie Ria den verschlüsselten Brief schreibt. Diese Methoden der Spionage finde ich echt super interessant und spannend.

  • Einmal deckt sie ja sogar den Tisch für ihn und verhält sich so, wie wenn er anwesend wäre. Das kommt mir schon wie eine leichte psychische Störung vor.

    Das finde ich auch, das hast du gut beschrieben. :write

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Marga ist eine sehr interessante Figur in diesem Buch. Sie hat sich an der Sache mit Ria total festgebissen. Und ich frage mich schon, ob da wohl irgendwas persönliches dahintersteckt. Und was hat es wohl mit diesem Jacob auf sich, an den sie öfter denkt? Einmal deckt sie ja sogar den Tisch für ihn und verhält sich so, wie wenn er anwesend wäre. Das kommt mir schon wie eine leichte psychische Störung vor.

    Marga hat mich überrascht. Erst ist sie total fixiert und fast manisch darauf erpicht Ria zu entlarven - egal wie - und dann sinniert sie, ob das alles richtig läuft in der DDR. Hätte ich so nicht erwartet.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Henning ist mittlerweile auch soweit, dass er die Spielchen nicht mehr mitspielt. Er weiß, was dahinter steckt.

    Henning finde ich Klasse. Ich hoffe sehr, er kann wirklich irgendwie entkommen. Ihn für viele Jahre im Gefängnis verschwinden zu sehen - oder schlimmeres - mag ich mir gar nicht vorstellen.

    Seine Degradierung hatte also nur den Grund, dass er etwas gesagt hat, was man nicht hätte sagen dürfen.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wie weit waren wir doch schon einmal! Diese Sätze Breschnews wärmen nicht nur Brandts Brust.

    Hier beginnt also unser Fehler. Zu glauben "Der Russe" würde an Europa glauben und friedlich abrüsten wollen. Wir haben es getan. Die Russen nicht. :(

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Marga hat mich überrascht. Erst ist sie total fixiert und fast manisch darauf erpicht Ria zu entlarven - egal wie - und dann sinniert sie, ob das alles richtig läuft in der DDR. Hätte ich so nicht erwartet.

    Aber ja auch nur ganz kurz. Die Zweifel, die ihr bei Hennings Verhör kommen, würgt sie ganz schnell wieder ab.

    Ich denke allein, weil Henning sie zum Zweifeln bringt, wird sie sich noch mehr in die Familie verbeißen.

  • Der Wert der Autogeschenke an Breschnew und Breschnews Reaktion auf den verunfallten Mercedes sind unglaublich. Auch faszinierend, dass die Glashütten innerhalb von wenigen Stunden eine Breschnewuhr fertig stellen. Gab es mehrere Personen, für die individuelle Portraitzifferblätter erstellt wurden?

    Der Mercedes als Geschenk an Breschnew und der Unfall mit Totalschaden am selben Abend sind verbürgt. Allerdings war der Satz, den er im Roman nach dem Unfall sagt, die Idee meines Lektors Gunnar Cynybulk. Ich musste so lachen, als Gunnar den Satz gesagt hat! Habe es gleich in den Roman übernommen.


    Die Staatsgeschenke, die Honecker aufzählt, sind alle authentisch. Die Glashütte-Uhr war allerdings meine Idee.


    Wollt ihr sowas eigentlich wissen? Oder mache ich euch die Romanwirklichkeit kaputt? Soll ich es lieber als Spoiler markieren?

  • Der Mercedes als Geschenk an Breschnew und der Unfall mit Totalschaden am selben Abend sind verbürgt. Allerdings war der Satz, den er im Roman nach dem Unfall sagt, die Idee meines Lektors Gunnar Cynybulk. Ich musste so lachen, als Gunnar den Satz gesagt hat! Habe es gleich in den Roman übernommen.


    Die Staatsgeschenke, die Honecker aufzählt, sind alle authentisch. Die Glashütte-Uhr war allerdings meine Idee.


    Wollt ihr sowas eigentlich wissen? Oder mache ich euch die Romanwirklichkeit kaputt? Soll ich es lieber als Spoiler markieren?

    Oh Gunnar Cynybulk als Lektor :anbet Das Halbe Haus fand ich schon großartig.

    Also mir machen diese Informationen den Roman nicht kaputt. Ich finde das sehr spannend und zusätzlich bereichernd.