ASIN/ISBN: 9783864931949 |
„Das Mädchen und der Totengräber“ von Oliver Pötzsch, Verlag Ullstein, habe ich als Buch mit 496 Seiten gelesen, die in 25 Kapitel eingeteilt sind. Es ist der 2. Fall für Leopold von Herzfeldt.
1894 wird im Wiener Kunsthistorischen Museum eine Mumie in einem Sarkophag gefunden. Allerdings handelt es sich um eine frische Mumie, einen Professor der Ägyptologie. Da bei seiner letzten Ausgrabung nicht alles mit rechten Dingen zugegangen ist, geht man vom Fluch der Mumie aus, da es auch schon weitere tote Teilnehmer der Exkursion gab. Aber Inspektor Leopold von Hertzfeld ist davon natürlich nicht überzeugt. Er zieht den Totengräber Augustin Rothmayer zu Rate, der gerade ein Buch über die „Totenkulte der Völker“ schreibt. Beide sind der Auffassung, dass es ein Mord war. Leo bekommt es mit dem Verein für Altertumskunde zu tun, dem hochrangige Mietglieder angehören. Daher soll er den Fall auch ruhen lassen, damit keiner von diesem in Verruf gerät.
Während Leo seinen Fall hat, muss Julia ihrer Arbeit als Tatortfotografin nachgehen. Sie wird zu mehren Einsätzen gerufen, bei denen junge Männer grausam ermordet wurden. Sie gerät an ihre Grenzen und beschließt, sich mehr um ihre kleine Tochter zu kümmern. Sie geht mit ihr in den neu eröffneten Tierpark, wo zufällig vor ein paar Tagen ein Tierpfleger von einem Löwen gefressen wurde. Der Fall wurde ebenfalls als Mord deklariert. Es wird schnell ein Verdächtiger verhaftet. Julia nutzt die Gelegenheit und schnüffelt ein bisschen herum.
Die Beziehung zu Leo gestaltet sich recht schwierig. Sie versuchen, viel Zeit zusammen zu verbringen, aber die unterschiedlichen Interessen sind nicht leicht zu vereinbaren. Außerdem kann Leo mit Sisi nichts anfangen, sodass erst einmal jeder seiner Wege und seinen Ermittlungen nachgeht.
Auch Rothmayer hat so seine Probleme. Die Jugendfürsorge will ihm seine Anna wegnehmen und er lässt sich Vieles einfallen, um das zu verhindern. Die Ideen waren teils ganz lustig. Und auf einem Friedhof gibt es eine Menge, was man tun kann. Leider rückt er in diesem Buch etwas in den Hintergrund. Er ist zwar sehr nützlich für die Ermittlungen, kommt aber selber kaum zum Agieren.
Ich fand dieses zweite Buch genial, sehr spannend, sehr interessant. Gerade auch, was die Ägyptologie und die Herstellung der Mumien betrifft. Es schwebte immer ein Hauch von Mystik über der Geschichte. Eine lebende Mumie geht um, zwei weitere sind verschwunden, ein afrikanischer Dämon ist auch dabei.
Die Charaktere sind wieder sehr authentisch dargestellt. Leo ist natürlich immer noch ein Piefke, der sich mit seinen neumodischen Ermittlungsmethoden keine Freunde bei seinen Kollegen macht. Er wird belächelt und wegen seiner Herkunft auch offen von seinem Kollegen angegriffen. Der Antisemitismus ist nicht nur bei Leo ein Thema, auch im Tierparkfall kommt er sehr deutlich zur Geltung. Letztlich erweisen sich Leo’s Methoden doch als sehr hilfreich und das Verhältnis zu seinen Kollegen verbessert sich etwas, aber Freunde sind sie noch lange nicht.
Durch die ständigen Perspektivwechsel der Personen und auch Taten steigert sich die Spannung immer weiter. Gegen Ende wird es richtig rasant und dramatisch und auch Leo und Julia arbeiten wieder zusammen.
Besonders interessant fand ich auch das Nachwort. So viel wurde im Buch gar nicht erfunden. Vieles entsprach (leider) auch der Wahrheit. Gerade die Mumienpartys sind verabscheuenswürdig.
Insgesamt hat mir das Buch großartig gefallen. Mehrere Handlungsstränge, die jeder für sich spannend waren, sympathische Hauptakteure, grausame Mörder, interessante Themen - was will man mehr. Ich freue mich sehr auf den nächsten Teil.
Auch das Cover ist wieder wunderbar.