Paradigmenwechsel in der Biologie ;-)

  • Wir aufgeklärten modernen Mitteleuropäer leben in dem Bewußtsein, so eine Art "krone der Schöpfung" zu sein, das einzige wirklich intelligente Lebewesen, über ein Bewußtsein zu verfügen und eben nicht nur von INstinkten gesteuert zu werden.


    Während es lange Zeit in der Erforschung des menschlichen Verhaltens den Trend gab, auch den Menschen als Objekt seiner Instinkte zum Tier regelrecht zu degradieren, stellen Biologen zunehmend fest, daß der umgekehrte Weg, vorurteilsfreier an die Erforschung tierischen Verhaltens heranzugehen, Erstaunliches zeigt -- Intelligenz, wie wir sie heute definieren, ist keine spezifisch menschliche Eigenschaft, und sie beschränkt sich auch nicht auf "höhere" Tierarten!


    »<...> je länger die Verhaltensforscher suchen und je genauer sie hinschauen, umso mehr Beispiele für Intelligenz finden sie auch bei anderen Tieren. Und umso drängender wird die Frage, was eigentlich das Besondere am Menschen ist im Vergleich zu anderen Lebewesen.«


    Geistreiche Tierwelt: Intelligenz-Bestien

  • Für mich unterscheidet den Menschen vom Tier, dass wir gerade hier diskutieren, ob wir die Krone der Schöpfung sind. ;-)


    Es hat sich gezeigt, dass wir am Besten anpassungsfähig sind, im Grunde erst ermöglicht durch den aufrechten Gang und die darauf folgenden Ereignisse.


    So haben wir uns auf der ganzen Welt verteilt - das ist eben Unterschied zu anderen Tieren.


    Intelligenz ist relativ und vielfältig - und das wir angeblich die Krone der Schöpfung sein sollen, ist eine arrogante Selbstüberschätzung, die uns schon viele fatale Fehler beschert hat ...


    Gruß

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

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  • Zitat

    Original von Perseus
    So haben wir uns auf der ganzen Welt verteilt - das ist eben Unterschied zu anderen Tieren.


    Falsch! Das können andere Tierarten auch! :lache


    Sie können ebenfalls einen sehr störenden Einfluß auf das Ökosystem, in dem sie leben, ausüben und damit ihre eigene Lebensgrundlage nachhaltig zerstören (das können sogar Bakterien -- die am allerbesten!)

  • Zitat

    Original von Iris
    »<...> Und umso drängender wird die Frage, was eigentlich das Besondere am Menschen ist im Vergleich zu anderen Lebewesen.«


    Das Besondere am Menschen zeigt sich in mannigfaltiger Form. Beispielsweise in der Kunst, aber auch im Krieg, oder in der Fähigkeit Visionen zu haben, Träume denen man nachhängt oder die man zielstrebig zu verwirklichen sucht. Alles Dinge, die nicht allein am diffusen Begriff Intelligenz oder dessen scheinbarer Messbarkeit hängen.


    Der Mensch hat eine herausragende Stellung, die ihn eigentlich dazu befähigen sollte auch das Mehr an Verantwortung, daß durch so eine Position entsteht, zu übernehmen. Wie die Wirklichkeit aussieht, wissen wir leider alle nur zu gut.


    Gruss,


    Doc

  • Zitat

    aber auch im Krieg,


    Auch Affen führen Kriege, wie zum Beispiel Schimpansen.


    Was die Menschheit ausmacht, ist das Weitergeben von Geschichten und Erfahrungen, im Gegensatz zu Menschenaffen auch per Schrift ...


    Gruß

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Als Intelligenz wird, wie im Artikel auch nachzulesen ist, die Fähigkeit bezeichnet, in einer bis dato unbekannten Situation vernünftige Entscheidungen zu treffen, wobei vergleichend auf ähnliche oder sonstwie adaptierbare Erfahrungen zurückgegriffen wird. Vorherige Beobachtung und eine Vielzahl anderer Aspekte helfen dabei. Intelligenz ist übrigens nicht notwendigerweise mit Kreativität gleichzusetzen.


    Das Beispiel mit den Putzerfischen und die darin gezogenen Vergleiche (Stammkunden, Laufkundschaft usw.) scheinen auf Intelligenz zu verweisen, da sich der Fisch tatsächlich irgendwie clever verhält. Oder zu verhalten scheint. Inwieweit dies aber ein Ausdruck seiner kognitiven (oder gar betriebswirtschaftlichen) Fähigkeiten ist, scheint mir diskussionsfähig zu sein. Letztlich verfügen viele Parasiten und Symbionten über ähnliche, zuweilen extrem originelle Verhaltensmuster, aber ob deren Ursprung in der Lektüre des Basismaterials "Marketing" besteht oder sich der Fisch einfach über ganz, ganz viele Generationen zu diesem Typus entwickelt hat, diese Frage läßt sich mit einem ganz klaren "Zweiteres" beantworten. Meine ich. Als Laie in den Bereichen Biologie und Verhaltensforschung. Blub. :grin

  • Ich schaue mir die Forschungen von Redouan Bshary -- soweit via Internet greifbar -- gerade an. Insgesamt habe ich nicht den Eindruck, daß der Mann (u.a. immerhin TU München, Cambridge, Max Planck Institut für Verhaltensphysiologie Seewiesen, Uni Neuchâtel) irgendwie ... "naiv" ist. :grin


    Im Internet greifbare Forschungsberichte:


    Dazu gibt 's noch etliche Artikel in wissenschaftlichen Fachzeitschriften von und über Bshary, die ich auf Wunsch gerne verlinke. :-)


    Es mag einem Unternehmer vielleicht auf den ersten Blick etwas herabwürdigend erscheinen, daß sogar kleine Fische geschäftstüchtige Akquisiteure sein können -- mein Weltbild bringt es nicht durcheinander, zumal ich die "Trennlinie" zwischen Mensch und Tier ohnehin nur als Möglichkeit ansehe, die längst nicht jeder Mensch geht oder auch nur gehen kann.


    Das macht den Menschen aber längst nicht zum rechtlosen "Vieh"! Es wertet hingegen tierisches Leben vom reinen Nutzding zum wirklichen Lebewesen auf. :-)


    Vegetarier werde ich trotzdem nicht.

  • Hallo, Iris.


    "Intelligenz" ist ja auch nur ein Hilfsbegriff, den wir noch immer zu füllen versuchen. Ich will dem Fischgeschäftsmann ja auch nicht absprechen, sich "vernünftig" zu verhalten, aber ihn deshalb als "intelligent" zu bezeichnen, davon nähme ich (noch) Abstand - schließlich hat er keine Angestellten, macht keine Werbung und sabotiert auch nicht die Läden seiner Mitbewerber. :grin


    Die Diskussion "Was unterscheidet Menschen von Tieren" ist eine hochkomplexe (und schon die von mir gewählte Fragestellung nimmt die Antwort teilweise vorweg). His hat schon recht mit seiner Feststellung, daß das Stattfinden dieser Diskussion ein Aspekt der Unterschiede ist. Wir Menschen beeinflussen unsere eigene Evolution aktiv, das ist aus meiner Sicht der Hauptunterschied.

  • Zitat

    Wir Menschen beeinflussen unsere eigene Evolution aktiv, das ist aus meiner Sicht der Hauptunterschied.


    Und auch "bewusst".

    Die Geschichte lehrt die Menschen, daß die Geschichte die Menschen nichts lehrt.


    Mahatma Gandhi, indischer Freiheitskämpfer

  • Zitat

    Original von Tom
    Hallo, Iris.


    "Intelligenz" ist ja auch nur ein Hilfsbegriff, den wir noch immer zu füllen versuchen. Ich will dem Fischgeschäftsmann ja auch nicht absprechen, sich "vernünftig" zu verhalten, aber ihn deshalb als "intelligent" zu bezeichnen, ......


    Ich glaube DAS ist auch eine herausragende menschliche Eigenschaft. Nämlich kein nichtmenschliches Wesen als intelligent zu erachten. ;-)

    _______________________
    Grüßle, Heaven


    Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen. (Goethe) ;-)

  • Zitat

    Original von Iris
    Wir aufgeklärten modernen Mitteleuropäer leben in dem Bewußtsein, so eine Art "krone der Schöpfung" zu sein, das einzige wirklich intelligente Lebewesen, über ein Bewußtsein zu verfügen und eben nicht nur von INstinkten gesteuert zu werden.


    Ist das tatsächlich so? :wow Ich zweifele das mal an.
    Ich glaube, an der Stelle, an der Menschen flächendeckend so etwas annehmen, verabschieden sie sich gleichzeitig von ihren eigenen Weiterentwicklungschancen. Fortdauerndes Lernen und zwar nicht nur von der eigenen Spezies ist doch eine Grundvoraussetzung jeder Weiterentwicklung. Es gibt doch zahlreiche Versuche, in denen erlernte Verhaltensweisen von Tieren untersucht und genutzt werden. Leider nicht immer zum Vorteil von Mensch und Tier. Ich kann mir kaum einen Bereich vorstellen, in dem Wissenschaft und Forschung auf die Erkenntnisse über Lernprozesse verschiedener Tierarten verzichten können. Es mag nicht immer mit Intelligenz gleichzusetzen sein, aber was veranlasst Tiere dazu, auf veränderte Umweltbedingungen zu reagieren, um den Fortbestand ihrer Art zu sichern. Nur mit instinktgesteuertem Verhalten mag ich das nicht erklären.


    Ich bin gespannt auf Oryx Meinung zu diesem Thema.

  • Hm...eine der wesentlichsten Eigenschaften, die den Menschen von Tieren unterscheiden sind doch bestimmte Gefühle?


    Mitleid mit Schwächeren zum Beispiel kann...soweit ich weiß, kein anderes Tier empfinden?

  • Bist du sicher? Woher willst du das wissen und warum gibt es zum Beispiel das Phänomen, dass Jungtiere manchmal von (art)fremden Muttertieren aufgezogen werden. Oder die lebenslange Gemeinschaft bei bestimmten Tierarten wie Schwänen? Ich glaube eine Antilopenart hält sich auch lebenslang die Treue.

  • Zitat

    Original von Idgie
    Bist du sicher? Woher willst du das wissen und warum gibt es zum Beispiel das Phänomen, dass Jungtiere manchmal von (art)fremden Muttertieren aufgezogen werden. Oder die lebenslange Gemeinschaft bei bestimmten Tierarten wie Schwänen? Ich glaube eine Antilopenart hält sich auch lebenslang die Treue.


    Nö, sicher bin ich mir keineswegs, Idgie. Meinst Du, das ist echtes, empfundenes Mitleid/Mitgefühl wie bei uns Menschen? :gruebel

  • Naja..wenn man es nicht so wissenschaftlich angeht, dann sind Tiere und auch Pflanzen schon ziemlich schlau
    -Sie essen nur, wenn sie tatsächlich Hunger haben und hören rechtzeitig auf. Und sie fressen nur das, was sie auch brauchen...und nicht anderen Krempel
    -Wissen immer wo und wie man Futter findet, bekommen sie auch von ihren Eltern beigebracht.
    -Halten zum Teil Winterschlaf um Reserven zu sparen
    -Paaren sich immer mit dem Stärksten, um für genetisch guten Nachwuchs zu sorgen.
    -Hauen ab in den Süden wenns im Norden zu eng wird mit Futter und Unterkunft
    -Kranke und alte Tiere werden "zurückgelassen" ohne Mitleid, denn das Überleben der Gruppe ist wichtiger.
    -manche Tierchen sind nur auf der Welt um als Futter zu dienen


    Ziemlich harte Sitten..hm
    Ob man das intelligent nennen kann, na ich weiß nicht

  • Tja, das ist die Frage.
    Wenn wir Menschen mehr unseren Instinkten vertrauen würden, die ja noch da sind, aber überschüttet sind, eben durch ein immer größer werdendes Hirn, dem immer mehr Qautsch einfällt....was wäre dann, Mord und Totschlag? Haben wir auch so.
    Nee, mit viel Intelligenz, können wir glech in Massen vernichten, weil wir ja denken können...sei es die Tomate die im Überfluß gezüchtet wird, oder ein Menschenvölkchen mit einer Monsterwaffe..


    Reisst ein Raubtier ein anderes Tier, lässt er für die Aasfresser immer noch was übrig, jeder Krümel wird verwertet. Tiere und Pflanzen "denken" für andere mit, obwohl sie gar nicht denken...sie tuns einfach