Piper, 2022
240 Seiten
Kurzbeschreibung:
Eine junge Frau steht auf einem Berg in Shaoxing. Sie ist gekommen, um ihre Großmutter zu beerdigen. Die Frage, wo sie selbst hingehört, schiebt sie beiseite. Vielleicht ist sie überall ein bisschen zu Hause oder nirgendwo ganz. Ihre Mutter hat China vor Jahren verlassen, weil sie in Deutschland ein anderes Leben wollte. Die Träume der jungen Frau ähneln denen ihrer Mutter. Und doch träumt sie anders, weil die Orte verschwimmen und sie die Geister der Familie nicht loswird.
Subtil, mutig und mit feinem Gefühl für die Sprache erzählt Lin Hierse in »Wovon wir träumen« von einer Beziehung zwischen Mutter und Tochter und den Fragen nach Identität, Nähe und Abgrenzung. Auf den Spuren der deutsch-chinesischen Geschichte findet sie eine Form, Migration nicht als Trauma zu begreifen, sondern als Traum.
Über die Autorin:
Lin Hierse, geboren 1990 in Braunschweig, hat Asienwissenschaften und Humangeographie studiert. Sie lebt in Berlin und ist seit 2019 Redakteurin der taz. Dort erscheint auch ihre Kolumne poetical correctness. „Wovon wir träumen“ ist ihr erster Roman.
Mein Eindruck:
Lin Hierse ist eine Berliner Schriftstellerin, die mit „Wovon wir träumen“ einen bemerkenswerten Debütroman vorlegt. Es ist offenbar ein autofiktionaler Text,
jedenfalls ist die Erzählstimme der Protagonistin absolut vorherrschend.
Sie ist eine junge deutsche Frau und es wird ausschließlich aus ihrer Perspektive erzählt.
Sie steht zwischen einer durch die Mutter gegebenen chinesischen Herkunft und einem deutschen Alltagsleben. Man kann absolut nicht sagen, das sie davon zerrieben wird, durchaus aber stark geprägt. Es geht um Identität und Zugehörigkeit.
Lin Hierse schafft außerdem ein starkes Bild der Mutter, die aus China nach Deutschland migriert ist. Sie suchte ein anderes, unabhängiges Leben.
Es gibt auch einige Passagen, die in Shaoxing handeln, so auch gleich am Anfang als Mutter und Tochter dort die Großmutter beerdigen müssen.
Die Autorin nutzt auch einige Traumsequenzen, um die Gefühlswelt der Erzählerin zu verstärken.
Mich hat an dem Buch überzeugt, das insbesondere sprachlich auf Pathos verzichtet wird, nicht aber auf poetische Momente. Und es wird sensibel erzählt und einige relevante Fragen berührt.
![]() |
ASIN/ISBN: 3492070744 |