WimWattwurm und ich waren gestern abend zum Essen eingeladen. Da die Gastgeber gerade aus einem Urlaub in der Provence zurück waren, sollte es ein französisch gefärbtes 5-Gänge-Menue werden. Das hatte man angekündigt.
Nach ein paar Gläsern französischem Rotwein wurden zu Tisch gebeten. Dort wurde erst mal eine Flasche Rose (natürlich auch französisch) entkorkt und auf das gute Leben angestoßen.
Dann entfernte sich der Gastherr und kam kurz darauf mit dem 1. Gang zurück.
Etwas erschrocken blickte ich auf den Teller, der mir vor die Nase gesetzt wurde. Sah aus wie Muscheln, und ich bin eigentlich nicht so scharf auf Muscheln, stärker noch ich würde noch eher einen Teller Rote Beten essen (und die find ich schon 'archch igitt') als diese glibberigen Dinger.
Bei näherer Betrachtung sahen die Dinger allerdings doch nicht wie Muscheln aus. Auf jeden Fall hatte ich noch nie ein Muscheltier mit so einer seltsam gewundenen Schale gesehen.
Und überhaupt, wie sollte man die Dinger essen?
Verstohlen schielte ich zu den Gastgebern.
Aha, mit der klitzekleinen Gabel rechts vom Teller, und damit in das Gehäuse reinstochern. Grün und schleimig, wie eine Muschel sah das jedenfalls nicht aus. Eher wie Rahmspinat von Iglo. Fischig roch es auch nicht gerade, also dann mal rein damit in den Mund.
Bah, am liebsten hätte ich den Mund verzogen, irgendwie eklig, schleimig, und diese Ungewissheit, was es wohl sein würde. Mühsam schluckte ich es hinunter, griff schnell nach einem Stück Weißbrot und einen großen Schluck Rose hinterher.
"Schmeckt's", fragte der Gastherr und noch ehe Wim oder ich antworten konnten fuhr er fort "Wir haben einen ausgezeichneten Delikatessenladen in Rotterdam entdeckt, die machen die besten Escagots von ganz Holland".
Escagots, wie bitte? Das Weißbrot blieb mir fast im Hals stecken. Wenn meine Französichkenntnisse mich nicht im Stich lassen sind das ordinäre Schnecken.
"Schnecken?" rief ich fragend aus und in meiner Stimme muß die Bestürzung durchgeklungen haben denn mein Gastgeber reagierte enttäuscht.
"Jetzt sag bloß du magst keine Schnecken?"
Nach einigem Rumstottern habe ich es zugegeben und mußte die Dinger nicht aufessen. Hab mich ans Weißbrot gehalten.
Gottseidank waren die anderen 4 Gänge weniger exotisch, aber ich werde jetzt das Gefühl nicht los, daß es das letzte Mal war, daß wir von diesen Bekannten zum Essen eingeladen worden sind.
Was hätten ihr in so einem Fall gemacht. Tapfer weitergegessen? Einen Schwindelanfall vorgetäuscht? Heimlich den Hund gefüttert? Oder gesagt, so was ess ich nicht?
Bin ich zu heikel?