'Klara und die Sonne' - Seiten 061 - 132

  • Eher abwesende Väter, oder? In so einer Gesellschaft mag ich nicht leben.


    Edit: Ich frage mich, ob die Kinder eigentlich in die Schule gehen? Josie hat ja wohl eine Art Online-Unterricht. Ich dachte zunächst wegen ihrer Krankheit. Aber vielleicht sind Lehrer ja auch durch KIs ersetzt worden? :gruebel

    Klar, abwesend natürlich. Das war ein Tippfehler.


    Zu Schule oder nicht Schule erfährt man im nächsten Abschnitt ein bisschen mehr.

    Trotzdem will ich eigentlich viel mehr wissen, aber ich fürchte, dass Ishiguro da unserer Fantasie viel, viel Raum für eigene Spekulationen lassen wird.🙃

  • Trotzdem will ich eigentlich viel mehr wissen,

    Ich auch, ich bin total neugierig und hibbelig, weil man so wenig Details über diese seltsame Welt erfährt. Aber ich befürchte auch, dass der Leser einfach nicht alles erfahren wird. Weil er ja auch alles nur durch die Augen von Klara sieht.


    Was mich ja auch die ganze Zeit irritiert ist, dass Klara die Menschen immer in der Dritten Person anspricht. Wenn sie mit Josie redet sagt sie zu ihr nicht "Du" sondern immer nur Josie. Das finde ich irgendwie seltsam.

  • Was mich ja auch die ganze Zeit irritiert ist, dass Klara die Menschen immer in der Dritten Person anspricht. Wenn sie mit Josie redet sagt sie zu ihr nicht "Du" sondern immer nur Josie. Das finde ich irgendwie seltsam.

    Das ist mir auch aufgefallen. Die Sprache vermittelt eher eine Distanz und verdeutlicht, dass eine Hierarchie in der Beziehung der beiden herrscht. Josie der Besitzer, Klara die KF. Ähnlich wie beim Adel und dem Volk.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Was mich ja auch die ganze Zeit irritiert ist, dass Klara die Menschen immer in der Dritten Person anspricht. Wenn sie mit Josie redet sagt sie zu ihr nicht "Du" sondern immer nur Josie. Das finde ich irgendwie seltsam.

    Voraussetzung für ein ICH und ein DU ist, dass sie sich ihrer selbst bewusst ist, und das ist sie scheinbar nicht. Ich ertrappe mich dabei, dass ich vielleicht zu viel bei Klara voraussetze, möglicherweise auch ein Resultat dessen, dass sie die Erzählerin ist.

  • Ich ertrappe mich dabei, dass ich vielleicht zu viel bei Klara voraussetze, möglicherweise auch ein Resultat dessen, dass sie die Erzählerin ist.

    Ja das geht mir tatsächlich auch so. Ich finde Klara in ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art sehr sympathisch und möchte deswegen einfach gerne, dass sie mehr ist als nur ein programmierter Computer. Da muss ich meine Erwartungen an sie und ihr Verhalten vielleicht ein wenig runterschrauben. Sie ist halt doch kein echtes menschliches Wesen, auch wenn ich das während des Lesens oft fast vergesse.

  • Vielleicht geht es gerade darum in dieser Geschichte. Um die Grenzen und darum, mit wem oder was wir uns umgeben wollen.

    Da wirst du Recht haben, denke ich. Wie weit sollte man technische Grenzen ausreizen? Wie weit sollte man ethische Grenzen austesten?

    Ich stelle mir immer wieder mal die Frage, ob zwangsläufig alles gemacht werden muss was möglich ist.

  • Ich stelle mir immer wieder mal die Frage, ob zwangsläufig alles gemacht werden muss was möglich ist.

    Es müsste nicht alles gemacht werden, was möglich ist. Wenn man aber damit Geld verdienen kann, kannst du sicher sein, dass es gemacht wird.

    Zudem ist offenbar der menschliche Geist nicht in der Lage, an manchen Ecken nicht weiter zu forschen. Und alles wird mit dem Fortschritt begründet.

    Ein schwieriges und trauriges Thema.

  • Um die Grenzen und darum, mit wem oder was wir uns umgeben wollen.

    Das ist eine sehr wichtige Frage. Und ich finde den Gedanke schon sehr traurig, dass sich Josie und die anderen Kinder mit einer "Künstlichen Freundin" umgeben möchten oder müssen, weil sie sonst vielleicht zu alleine und einsam sind in dieser seltsamen Welt.

    Und ich frage mich, wie weit unsere Welt noch von so etwas entfernt ist? Wann werden solche künstlichen Intelligenzen bei uns ganz alltäglich sein? ich finde die Vorstellung ganz gruselig.

  • Wissen wir eigent, ich, in welcher Zeit das Buch spielt? Ich habe das hoffentlich nicht überlesen.

    Ich bin aktuell ziemlich gefesselt und beeindruckt von dem Buch. Irgendwie hat die Erzählweise von Klara was, das mich berührt. Nicht nur, weil sie versucht ihre Erfahrungen mit Worten, die sie kennt und vor allem bildlich in Worte zu fassen, sondern auch, weil sie so viel erfasst, was anderen KFs scheinbar nicht sehen können. Ich frage mich, ob das ein Fehler im System ist, denn sie ist ja von Beginn an schon so anders.


    Ist euch auch aufgefallen, dass sie nur einmal Rick direkt angesprochen hat und ansonsten nur die Namen der Menschen nennt, auch wenn sie sie anspricht? Ist das ein Fehler im Buch oder soll das zeigen, dass sie nur eine Maschine ist? Ich werde da nicht so richtig schlau draus.


    Beim Interaktionsmeeting habe ich erst mal den Sinn gar nicht begriffen und es mir dann so erklärt, dass die Schüler ausschließlich online lernen und damit lernen sollen miteinander umzugehen. Ob nur Klara auf Anweisung von Josie wartet oder sind wohl alle KFs so? Und warum hat Josie nicht einfach gesagt, dass sie tun soll, was die Leutchen sagen? Aus Josie werde ich eh nicht so recht schlau. Anfangs dachte ich, dass sie ein nettes Mädchen ist, aber langsam zweifle ich daran. Nicht nur, weil sie dazu gehören will (als sie meinte, dass sie nicht weiß, warum sie keinen B3 gekauft hat), auch ihr ganzes Verhalten ist seltsam. Ich muss aber noch ergründen, woran das liegt. Ich kann es noch nicht benennen.


    Die Szenen am Wasserfall fand ich auch gruselig, zum Beispiel als Klara Josie sein sollte. Allerdings tat mir die Mutter auch total leid. Sie muss ja ein ganz schön großes Leid erfahren haben. Der Vater ist nicht mehr da (sind die Väter alle weg und wo sind sie?) und dann stirbt auch noch die Schwester von Josie. Kein Wunder, dass die Mutter meint, sie hätte keine Gefühle mehr. Die müssen sie erdrückt haben.


    MIr gefällt das Buch wirklich gut, obwohl es jetzt anfängt seltsam zu werden. Ich finde ja, dass japanische Autoren immer etwas besonderes in ihren Büchern haben (Murakami :love:), hier ist es genauso.


    Ich glaube, diese Zukunft möchte ich gar nicht erleben. Ich möchte echte Menschen um mich rum haben und auch die Gefühle der Leute erleben und nicht von Maschinen umringt sein, die zwar nett und aufmerksam sind, aber irgendwie anders. Da fühlt man sich bestimmt wie eine Katze, die alleine in der Wohnung gehalten wird - man mag die Mitbewohner, aber so richtig zu Hause fühlt man sich mit denen nicht. (Sorry für das Katzenbeispiel, aber die habe ich nun mal um mich und habe genau über das schon mal nachgedacht - also dass die unglücklich ohne Gefährten aus der eigenen Gattung sein müssen, weil das Gegenüber sie nicht zu 100 % versteht.)

  • Was mich ja auch die ganze Zeit irritiert ist, dass Klara die Menschen immer in der Dritten Person anspricht. Wenn sie mit Josie redet sagt sie zu ihr nicht "Du" sondern immer nur Josie. Das finde ich irgendwie seltsam.

    Einmal nicht. Als sie mit Rick alleine ist, spricht sie ihn mit "du" an. Das hat mich dann auch irgendwie wieder irritiert.

  • Es müsste nicht alles gemacht werden, was möglich ist. Wenn man aber damit Geld verdienen kann, kannst du sicher sein, dass es gemacht wird.

    Zudem ist offenbar der menschliche Geist nicht in der Lage, an manchen Ecken nicht weiter zu forschen. Und alles wird mit dem Fortschritt begründet.

    Ein schwieriges und trauriges Thema.

    Erst heute hatte ich, als ich bei meiner Schweigermutter war, eine Kindheitserinnerung. Ich war noch ganz klein, als meine Eltern sich mit den Nachbarn der Siedlung im riesigen Gemeinschaftsgarten getroffen haben und gefühlt haben die den ganzen Sommer über nur gegrillt, Kuchen gegessen, geklönt etc. Gibt es sowas eigentlich noch? Ein Leben, das sich nur draußen und nur in Gesellschaft vieler anderer abspielt? Gut, damals gab es keine Handys, aber ich bin immer wieder erstaunt, wie abhängig mein Ü70-Vater von seinem Handy ist. Gerade von Leuten in dem Alter hätte ich das nicht erwartet.

  • Über die Zeit wird nichts gesagt, es scheint sich um eine nicht näher beschriebene Zukunft zu handeln. so richtig viel gelernt hat die Menschheit ganz offenbar nicht.

    Die Gesellschaft ist jedenfalls wenig menschlich.

    Ob nur Klara auf Anweisung von Josie wartet oder sind wohl alle KFs so? Und warum hat Josie nicht einfach gesagt, dass sie tun soll, was die Leutchen sagen?

    Ich hatte den Eindruck, dass sie auf eine Anweisung Josies wartet und ist eher zurückhaltend.


    Interessant auch, wie sehr ihr eingeimpft wurde, die Privatsphäre zu achten und sich in irgendwelche Ecken stellt.

    Ich war noch ganz klein, als meine Eltern sich mit den Nachbarn der Siedlung im riesigen Gemeinschaftsgarten getroffen haben und gefühlt haben die den ganzen Sommer über nur gegrillt, Kuchen gegessen, geklönt etc.

    Die Gemeinschaftsgärten sind heute bebaut oder Parkplätze :(

    Es gibt aber noch vereinzelt welche, besonders in den Städten. Und manche Schrebergartenanlagen sind sehr gemeinschaftsfördernd.


    Schade, dass es eher die Ausnahme ist und eher der Rückzug ins Private in Mode war.