'Klara und die Sonne' - Seiten 211 - 304

  • Ich finde echt gruselig, was hier geschieht...

    Ich bin noch nicht fertig mit dem Abschnitt, aber trotzdem mal kurz:


    Ich verstehe die Trauer der Mutter über Sals Tod und Josies schwere Krankheit, die auch zum Tod führen kann, aber was sie vorhat ist für mich gruselig!!! Es spricht für den Vater, dass er mit Josie abhaut, als er das "Porträt" gesehen hat.

    Ist es wirkliche Trauer, die die Mutter empfindet oder ist es Verlustangst? Nach Sals Tod haben sie das auch schon versucht, allerdings nur mit einer unbelebten Puppe. Ich möchte mir das gar nicht vorstellen.

    Und nun haben sie Klara, die die künstliche Josie beleben, bewohnen soll. Das bedeutet für Klara die Aufgabe ihrer selbst. Ob das Klara bewusst ist?


    Ich muss weiter lesen. Ein paar Minuten hab ich noch.

  • Es gibt doch einen lebenden Vater. Wie erstaunlich. Aber eine schöne Familienzeit stelle ich mir anders vor.

    Ich finde den abwesenden Vater mehr als die Mutter an Josies Wohl interessiert. Vielleicht zeigt er es auch nur offener, weil er weniger Angst vor der Verletzung hat, denn er geht ha wieder und ist nicht immer mit seiner Tochter zusammen.

  • Ich fand interessant, wie schnell Klara verstanden hat, worum es wirklich ging. Ich fand die Szene, in der sie das Wesen angeschaut hat, so unglaublich, dass ich erst überhaupt nicht kapiert habe, was das Ganze soll.


    Am schlimmsten finde ich es ehrlich gesagt für Josie. Sie lebt, aber die Mutter denkt darüber nach, wie sie sie ersetzen kann. Es ist die Frage, wieviel Josie weiß. Aus den Gesprächen geht hervor, dass sie sicher etwas ahnt.


    Der Vater hatte offenbar beschlossen, aus dieser Gesellschaft auszusteigen und sich einer nicht näher erklärten Gemeinschaft angeschlossen.

    Viele Dinge werden im Verlauf des Buches eher rätselhafter.


    Klar wird aber endlich, was es mit der "Hebung" der Kinder auf sich hat. Vance spricht auf S. 283 von einer Genomeditierung, von der nicht alle profitiert haben.

  • Was Jodies Mutter da vor hat finde ich auch einfach nur gruselig, überhaupt auf die Idee zu kommen, sich quasi einen Ersatz für die eigene Tochter bauen zu lassen, dass hat doch nichts mit Trauerbewältigung zu tun, sondern ist einfach nur krank. Ich frage mich auch, wie viel Jodie von dem ahnt, was ihre Mutter da vor hat.

    Der Vater hatte offenbar beschlossen, aus dieser Gesellschaft auszusteigen und sich einer nicht näher erklärten Gemeinschaft angeschlossen.

    Viele Dinge werden im Verlauf des Buches eher rätselhafter.

    Ich hatte es so verstanden, dass der Vater aus der Gesellschaft verstoßen wurde ( weil er seinen Job verloren hatte?) und sich dieser ominösen Gemeinschaft nicht freiwillig angeschlossen hat, auch wenn er sich dort im Nachhinein wohl fühlt.


    Klar wird aber endlich, was es mit der "Hebung" der Kinder auf sich hat. Vance spricht auf S. 283 von einer Genomeditierung, von der nicht alle profitiert haben.

    Ich habe das so verstanden, dass diese Genomeditierung irgendwann im Kindesalter durchgeführt wird und auch schwere Nebenwirkungen haben kann. Sal ist wohl an den Folgen gestorben und Jodie dadurch erkrankt.

  • Eigentlich muss man alles, was man am Genom machen will, schon vor der Zeugung machen. Siehe die chinesischen Babies.

    Nachher kannst du zwar noch einzelne Chromosomen verändern (wenn überhaupt), aber nicht den gesamten Menschen. Und das ist teuer - und noch verboten.

    Und die Folgen sind natürlich nicht absehbar und scheinbar gibt es hier teilweise tödliche Folgeerscheinungen.


    Ich muss das mit dem Vater mal nachlesen, ich hatte das anders verstanden, bin aber überhaupt nicht sicher.

  • Oh je. Ist aber hier wohl kein großes Problem.


    Übrigens interessant, wie diese Information "geliefert" wurde, hingeworfen in einem Nebensatz, in einer Szene, in der es um etwas ganz Anderes ging.

    Ist, glaub ich, wirklich kein Problem. Ich bin ja selbst Schuld, wenn ich hier lese bevor ich fertig bin. Ich hab heute Spätdienst und hatte so etwas Zeit zum Lesen, fast fertig mit dem Abschnitt :grin

  • Ich habe das so verstanden, dass diese Genomeditierung irgendwann im Kindesalter durchgeführt wird und auch schwere Nebenwirkungen haben kann. Sal ist wohl an den Folgen gestorben und Jodie dadurch erkrankt.

    Das denke ich auch. Gruselig.

    Auch für mich stellt sich die Frage, wie viel Josie weiß. Nach diesem Tag mit Sicherheit ziemlich viel. Sie besteht sogar darauf, dass Klara sämtliche Nutzungsrechte für ihr Zimmer erhält, das es nicht abgesperrt wird wie damals bei Sal. Es ist unglaublich, was diesem Kind, diesem kranken Kind, zugemutet wird.

  • Ich traue dem Vater nicht. Da kann er sich scheinbar noch so sehr mit Klara verbrüdern und ihr helfen beim Zerstören der Cooting-Maschine. Ich bezweifle, dass das Ablassen der PEG-9-Flüssigkeit wirklich so harmlos für Klara ist, wie er sagt. Er verbirgt sein wahres Wissen, fürcht ich. Klaras Gesichtsfeld, ihre Wahrnehmung der Kästchen und Erkennen von Formen und Personen hat sich danach sofort verändert. Sie erkennt Josie und Rick nicht gleich, sieht anstelle der Kellnerin Schornsteine, kann sich nur langsam auf Lichtveränderungen einstellen...

    Klara sagt, dass sie für Josies Heilung etwas opfern musste. Ich fürchte, dass sie zu viel gegeben hat.

  • Ich habe den Abschnitt noch nicht fertig gelesen, möchte aber schon mal kurz was schreiben.

    Also ich bin gerade sehr erschrocken und finde diese ganze Szene in dem Atelier so gruselig.=O

    Die Mutter geht davon aus das Josie stirbt und deswegen wird eine künstliche Josie nachgebaut, die dann von Klara bewohnt werden soll? Was für eine schlimme Vorstellung. Keine Person kann doch einfach ersetzt werden, wie gruselig.

    Und anscheinend wurde das mit Sal auch schon versucht, hat aber nicht so geklappt.

    Mich erinnert das Buch gerade ganz stark an "Alles was wir geben mussten". Bei diesem Buch hatte ich auch die ganze Zeit so ein ungutes, trauriges Gefühl beim Lesen. Klara wurde also nur dazu gekauft, um Josie zu ersetzten. Auch wenn sie ja "nur" eine KF ist, gefällt mir diese Vorstellung absolut gar nicht.:(

  • Ich habe den Abschnitt noch nicht fertig gelesen, möchte aber schon mal kurz was schreiben.

    Also ich bin gerade sehr erschrocken und finde diese ganze Szene in dem Atelier so gruselig.=O

    Die Mutter geht davon aus das Josie stirbt und deswegen wird eine künstliche Josie nachgebaut, die dann von Klara bewohnt werden soll? Was für eine schlimme Vorstellung. Keine Person kann doch einfach ersetzt werden, wie gruselig.

    Und anscheinend wurde das mit Sal auch schon versucht, hat aber nicht so geklappt.

    Mich erinnert das Buch gerade ganz stark an "Alles was wir geben mussten". Bei diesem Buch hatte ich auch die ganze Zeit so ein ungutes, trauriges Gefühl beim Lesen. Klara wurde also nur dazu gekauft, um Josie zu ersetzten. Auch wenn sie ja "nur" eine KF ist, gefällt mir diese Vorstellung absolut gar nicht.:(

    Du hast Recht: Das ist ganz fürchterlich! Es ist für Josie fürchterlich, für den Vater, für Rick, falls er es überhaupt erfährt. Und ich finde es fürchterlich für Klara.

    Ja, ich weiß, sie ist ein künstliches Wesen. Sie fände es sicher auch gar nicht schlimm, weil sie einfach dazu gemacht ustvzu helfen, sich anzupassen, zu gehorchen, aber alles in mir als Leserin sträubt sich dagegen.

  • Viele Menschen in dieser Geschichte können einem leid tun. Alles, was Menschen menschlich und liebenswert macht, fehlt ihnen.

    Allerdings bleibt noch immer unklar, warum das so ist.

    Liegt es an dieser Familie und dem frühen Tod der ältesten Tochter? Oder ist es nicht doch ein Problem der gesamten Gesellschaft, die so sehr auf Leistung und "gehobene" Gene setzt?

    Ich finde es schade, dass dieser Aspekt so untergeht.

  • Ich hätte auch gerne die Erklärung der Zusammenhänge und die Hintergrundinformation. Ob wir noch etwas dazu erfahren? Ich glaube, dass Ishiguro das ganz gerne macht, den Leser im Dunneln lassen und ihm Raum für Spekulation zu geben.

  • Klara berührt mich sehr. Ich bin voller Bewunderung für Ishiguro, wie es er schafft, dass ich mit der KF am meisten mitfühlen kann. Klara hat für mich das größte "Herz", sie macht sich am meisten Gedanken um Josie und versucht alles, was in ihrer beschränkten Welt möglich ist, um Josie zu helfen.


    Sonst hat mich auch vielen erschreckt in diesem Abschnitt, vor allem, was die "Klassifizierung" der Menschen betrifft. Das Buch spielt ja eigentlich in der Zukunft, aber gesellschaftlich gesehen machen die Menschen einen riesigen Rückschritt, fast wieder Richtung Feudalismus.

    Ich kann den Vater nur beglückwünschen, dass er da ausgestiegen ist.


    Wenn ich an Josie denke, zerreißt es mir fasst das Herz. Sie behauptet zwar vehement, dass sie nicht einsam ist. Aber ich finde, man kann zwischen jeder Zeile lesen, wie einsam sie wirklich ist.

    Am schlimmsten finde ich es ehrlich gesagt für Josie. Sie lebt, aber die Mutter denkt darüber nach, wie sie sie ersetzen kann. Es ist die Frage, wieviel Josie weiß. Aus den Gesprächen geht hervor, dass sie sicher etwas ahnt.

    Ich denke schon, dass sie etwas ahnt. Im ersten Moment dachte ich auch, dass es für Josie ganz furchtbar sein muss, dass sie ersetzt werden soll. Aber vielleicht hat es für sie auch etwas tröstliches. Ich denke, dass sie weiß, dass sie vielleicht stirbt. Sie hat miterlebt, wie sehr ihre Mutter um Sal getrauert hat bzw. dies immer noch tut. Vielleicht ist es für Josie, leichter zu gehen, wenn sie weiß, dass Klara an der Seite ihrer Mutter bleibt. Das könnte ich mir zumindest vorstellen.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ist es wirkliche Trauer, die die Mutter empfindet oder ist es Verlustangst? Nach Sals Tod haben sie das auch schon versucht, allerdings nur mit einer unbelebten Puppe. Ich möchte mir das gar nicht vorstellen.

    Die Beweggründe der Mutter kann ich auch nicht nachvollziehen. Mich erinnert das daran, dass sich manche Leute ja auch aus der Asche eines geliebten Menschen ein Schmuckstück herstellen lassen, um ihn immer bei sich zu tragen. Das kann ich auch nicht nachvollziehen. Ich denke, dass die Mutter nicht loslassen kann, weil sie dann nur auf sich selbst zurückgeworfen wäre. Damit kommt sie nicht klar. Sie müsste dann über ihre eigenen Entscheidungen, auch über ihre Fehler nachdenken.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin