Was für ein Ende! Ishiguro hat mich damit noch einmal völlig überrascht, damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Aber es ist sehr stimmig so, nach einer außergewöhnlichen Zeit geht dann doch alles seinen "normalen" Gang. Den letzten Abschnitt konnte ich dann sogar in einem Rutsch lesen (bin nur nicht zum Schreiben gekommen).
Ich finde es so traurig, wie es mit Klara zu Ende geht. ...
Aber andererseits ist Klara ja anscheinend mit allem sehr zufrieden und glücklich. Ich habe das Gefühl, Klara empfindet ihr Ende auf diesem Hof selbst gar nicht als traurig. ...
Ich finde das Ende grandios! Ishiguro ist ein Meister darin, Gefühlswelten zu erzeugen und Atmosphären zu schaffen. Das ist ihm hier außergewöhnlich gut gelungen. ...
Vielen Dank für die tollen Ausführungen Rouge und Regenfisch , ihr habt verschiedene Gedanken zum Schluss wunderbar in Wort gefasst! Ich war auch zuerst sehr traurig und dachte: "Finden denn die nicht irgendwo eine Ecke, damit Klara - nach allem was sie getan hat - in der Familie bleiben kann???", aber mittlerweile denke ich, dass es so wahrscheinlich besser für alle ist. Klara hat ihre Aufgabe getan und kann jetzt stolz und glücklich ihren Weg zu Ende gehen. Und wahrscheinlich ist sie lieber da, wo sie hingehört und wo andere KF in der Nähe sind, als vergessen in irgendeiner Abstellkammer. Auch wenn es sich für uns "unmenschlich" anfühlt, wenn Klara da so alleine herumsteht - für sie passt es wohl sehr gut!
Regenfisch schrieb:Sehr erleichtert gelesen habe ich, dass die KFs wohl eine Modeerscheinung waren und sich nicht auf dem Markt gehalten haben.
Das würde ich durchaus differenzierter betrachten. Natürlich ist es besser, wenn Menschen sich um Menschen kümmern und die KF überflüssig sind. Nur - sind sie das nun? Oder bleiben die Jugendlichen alleine mit ihren Rechtecken und Haushälterinnen?
Das ist wieder das Problem, das wir viel zu wenig wissen von der Welt, in der die Geschichte spielt. Ja, mich würde ein größerer Rundumblick sehr interessieren, aber Ishiguro erzählt uns sehr geschickt nur Klaras Ausschnitt. Er ist ein Meister im "offenlassen" und so bin ich letztlich froh, dass wir Klaras Geschichte so detailiert und bis zum Ende erzählt bekommen.
Alles anzeigenIch denke seit gestern über den Satz auf dem Schutzumschlag nach und darüber, ob es wirklich die Liebe ist, um die es in diesem Roman geht.
Liebt Klara? Liebt sie Josie und ist deshalb bereit alles aufzugeben, sogar ihre Existenz, ihr Funktionieren? Ist das nicht nur Programmierung?
Oder geht es um die Liebe der Menschen, die in diesem Buch, in dieser Welt so einsam und trostlos sind?
Was denkt ihr?
Für mich geht es darum, wie menschlich können Maschinen sein oder besser gesagt: wie viel Menschlichkeit interpretieren wir in sie hinein und tun wir ihnen damit nicht furchtbar unrecht? Was ist die Grenze zwischen Mensch und Maschine? Und je länger ich darüber nachdenke, umso deutlicher tut sich diese Abtrennung für mich auf und so "liebt" Klara nicht, denn Liebe ist eine Freiwilligkeit und kein Resultat von Programmierung.
Also sind Roboter dann vielleicht doch die besseren Menschen?
Nein. Roboter sind Maschinen und Menschen sind ... Menschen. Mit allen Fehlern und Schwächen. So unzulänglich wir auch sind und so furchtbar die (falschen) Entscheidungen mancher Menschen sich auf andere auswirken - würden wir wirklich in einer "perfekten" Roboterwelt leben wollen? In der es nur noch richtig und falsch, aber keine Grautöne mehr gibt?
Auch wenn ich es teilweise sehr anstrengend zu lesen fand, empfinde ich es als sehr gelungenes Buch! Es ist genau richtig, wie es ist, auch aus der (beschränkten) Sichtweise Klaras. Genau so wünsche ich mit gute Bücher: sprachlich gut lesbar, aber mit vielen Anregungen für eigene Gedanken!