'Klara und die Sonne' - Seiten 305 - Ende

  • Nachdem klar war, dass Josie gesund wird, habe ich so ein Ende auch erwartet und trotzdem ging es mir nahe.

    Ansonsten weiß ich einfach nicht so ganz, was ich von dem Buch halten soll, einerseits hat es mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht, andererseits gab es einfach zu wenig Hintergrundinfos und dadurch kam mir einiges zu abstrus vor.

    Ich glaube ohne LR hätte ich im 2. Abschnitt abgebrochen, ich bin aber sehr froh, dass ich weiter gelesen habe.

  • Nachdem klar war, dass Josie gesund wird, habe ich so ein Ende auch erwartet und trotzdem ging es mir nahe.

    Ansonsten weiß ich einfach nicht so ganz, was ich von dem Buch halten soll, einerseits hat es mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht, andererseits gab es einfach zu wenig Hintergrundinfos und dadurch kam mir einiges zu abstrus vor.

    Ich glaube ohne LR hätte ich im 2. Abschnitt abgebrochen, ich bin aber sehr froh, dass ich weiter gelesen habe.

    Dazu sind Leserunden da:knuddel1

    Ich hätte auch gerne mehr gewusst, aber ich habe von Ishiguro so etwas Ähnliches erwartet. Es ging ihm nicht um das Warum


    Ich denke seit gestern über den Satz auf dem Schutzumschlag nach und darüber, ob es wirklich die Liebe ist, um die es in diesem Roman geht.


    Liebt Klara? Liebt sie Josie und ist deshalb bereit alles aufzugeben, sogar ihre Existenz, ihr Funktionieren? Ist das nicht nur Programmierung?

    Oder geht es um die Liebe der Menschen, die in diesem Buch, in dieser Welt so einsam und trostlos sind?


    Was denkt ihr?

  • Das ist furchtbar!!!


    Und nicht unerwartet.

    Ich finde das Ende grandios! Ishiguro ist ein Meister darin, Gefühlswelten zu erzeugen und Atmosphären zu schaffen. Das ist ihm hier außergewöhnlich gut gelungen.

    Klara zur Erzählerin zu machen ist eine wirklich sehr gute Idee und hat mich voll überzeugt. Natürlich fand ich im ersten Moment die letzte Szene auch traurig und habe sogar geweint. Aber ich freue mich um so mehr, dass Josie sich emanzipieren konnte und ihren Weg geht. Rick gurkt mit dem Auto durch die Gegend und trifft echte Menschen. Was will man mehr?

    In Gedanken bin ich durch unseren Dachboden gegangen und finde dort viele "Klaras". Relikte aus der Vergangenheit, die mal eine immense Bedeutung hatten und deshalb nicht auf dem Müll gelandet sind, die aber in unseren Leben keine Rolle mehr spielten. Es sind halt nur Gegenstände, die eine Zeit lang wichtig sind.

    Für Klara freut mich, dass in ihrer Welt alles für sie einen Sinn ergeben hat und ihr Deal gelungen ist. Sie hat ihren Zweck, Josie aus ihrer Depression zu holen, mehr als erfüllt. Sie hat es geschafft, dass die Menschen sich alle wieder begegnet sind. Sie hat auch geschafft, dass sie ihr Herz wieder geöffnet haben und sich Beziehungen geklärt haben. Ich empfinde ihr Ende auf dem Gnadenhof zwar aus meiner Sicht traurig, sie aber wirkt irgendwie zufrieden.


    Sehr erleichtert gelesen habe ich, dass die KFs wohl eine Modeerscheinung waren und sich nicht auf dem Markt gehalten haben. Das Geschäft ist verschwunden, die neue Generation der KFs kam nicht so an bei den Kunden. Wo kein Geld mehr verdient wird, verschwindet das Produkt.


    Für mich ist die zentrale Aussage des Buches, dass niemand die Seele oder das Herz eines Individuums ersetzen kann. Die Persönlichkeit eines Menschen ist so komplex und verändert sich so unvorhersehbar, dass keine Maschine nur annähernd sie kopieren kann. Für mich steht am Ende eigentlich nicht die Frage Mensch oder Maschine im Vordergrund, sondern Liebe versus Nicht-Beachtung, Sinnhaftigkeit oder Oberflächlichkeit, Nähe vs Gefühlskälte im Vordergrund. Wer echte Liebe und Zuneigung zeigt ist nicht entscheidend, sondern wie sehr die Liebe im Herzen ankommt und uns verändert und weiterträgt. Ich finde es großartig, dass Ishiguro in diesem Buch die Maschine nicht verteufelt, sondern sie so echt in unser Leben holt, denn dort sind die Alexas und Siris ja schon längst angekommen. Entscheidend ist der Umgang, ja, und auch der Zeitpunkt, davon wieder wegzukommen, loszulassen.

    Insofern ist das Buch für mich ein ganz warmes und hoffnungsvolles Buch, das ich sehr gerne mit euch gelesen habe.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • Ich fand das Ende auch furchtbar traurig, denn irgendwie hatte ich Klara lieb gewonnen.


    Ich habe den Inhalt so verstanden, dass die Menschen in ihrem Drang perfekt sein zu wollen vergessen haben, dass jeder Mensch einzigartig ist mit all seinen Fehlern und Besonderheiten.

    Das Beispiel von diesem Capaldi zeigt, dass es nur noch Oberflächlichkeit gibt.
    In Klaras Fall glaube ich, dass die Programmierung, dass sie für ihr Kind da sein soll den Weg bereitet dafür, dass sie glaubt, Josie zu lieben. Es ist Pflichtbewusstsein und Gewöhnung, die sie dazu bringen diesen Pakt mit der Sonne zu schließen.

  • Ich finde das Ende grandios!

    Ich doch auch.

    Ishiguro gibt dem Roman genau das Ende, das dieser braucht.

    Mit furchtbar meinte ich Klaras Schicksal, nach alldem in einem Hof zu stehen und den Tag herumgehen zu sehen und keine Aufgabe mehr zu haben. Ich vermenschliche Kkara zu sehr, ich weiß. Wahrscheinlich ist Klara selbst zufrieden, weil sie ihre Aufgabe erfüllen konnte und nun nicht mehr gebraucht wird.

  • Sicher wollte er das.

    Aber ist es deswegen richtiger, dass wir sie so menschlich sehen? Denn sie ist und bleibt eine Künstliche Freundin, eigentlich eine Maschine.


    Ist es richtig, eine Maschine etwas übernehmen zu lassen, was eine menschliche, mitmenschliche oder familiäre, Aufgabe ist?

    Ich finde, dass mir als Mensch etwas weggenommen wird, wenn ich meine Arbeit von einer Maschine machen lasse. Das kann sowohl ein positives Wegnehmen (Auto für große Entfernungen, Geräte für große Lasten...) als auch ein schlechtes Wegnehmen sein.

    Ist das verständlich?

  • Ist es richtig, eine Maschine etwas übernehmen zu lassen, was eine menschliche, mitmenschliche oder familiäre, Aufgabe ist?

    Ich fand es in Josies Fall richtig, weil es außer Rick keine Alternative für sie gab. Klara hat ihr den Glauben an das Leben wieder gegeben, hat ihre inneren Verkrustungen gelöst und sie einfach bedingungslos geliebt. Deshalb fand ich das richtig. In diesem Fall fand ich es besser, dass sie von einer Maschine Aufmerksamkeit bekommt als gar nicht. Ich fand es deshalb auch richtig, dass Ishiguro sie wieder entfremdet hat und auf diesen Gnadenhof gebracht hat. Die Begegnung mit der Managerin hat die Geschichte für mich rund gemacht. Sie hat noch einmal deutlich gemacht, dass Klara ihre Aufgabe bestens erfüllt hat. Ihr Maschinen-Leben hatte einen Sinn.

    Ich finde es großartig, dass Ishiguro KIs nicht verteufelt, denn dann sind sie eine Bedrohung. Mit einem sinnvollen Einsatz kann ich leben.

    Ich habe heute Nacht viel darüber nachgedacht, ob zum Beispiel Pflegeroboter sinnvoll sind. Ich kann mir das nicht genau vorstellen, dass das funktioniert, aber für mich wäre die Vorstellung, von einem Roboter gewaschen und den Hintern abgeputzt zu bekommen gar nicht so schlimm. Dann würde ich keinen Menschen damit belasten und diesen dann lieber für die seelische Pflege beanspruchen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in den nächsten Jahren mehr Menschen gibt, die unter den miserablen Umständen andere pflegen möchten. Dann ist ein Einsatz zur Entlastung zumindest nachdenkenswert. Auf gar keine Fall Ist eine KI oder ein KF ein Ersatz, aber vielleicht eine Unterstützng.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin

  • An Roboter in der Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen habe ich auch gedacht. Das ist eine ganz schwierige Frage. Natürlich gibt es Dinge, die Roboter sinnvoll tun können.

    In vielen Bereichen. Nur dürfen wir nie vergessen, dass Menschen die Begegnung mit Menschen brauchen und die nicht ersetzt werden kann.


    Ich denke auch, Ishiguro wollte die LeserInnen zum Nachdenken bringen. Über Grenzen, über unser Verhältnis zum Möglichen.


    Bei diesem Herrn Capaldi musste ich an den italienischen Arzt Sergio Canavero denken, der seit Jahren diverse Experimente an Tieren mit der Verpflanzung von Köpfen macht und das auch an einem Menschen probieren wollte, dies aber verboten bekam.

  • Ich fand es deshalb auch richtig, dass Ishiguro sie wieder entfremdet hat und auf diesen Gnadenhof gebracht hat. Die Begegnung mit der Managerin hat die Geschichte für mich rund gemacht. Sie hat noch einmal deutlich gemacht, dass Klara ihre Aufgabe bestens erfüllt hat. Ihr Maschinen-Leben hatte einen Sinn.

    Entfremden ist das richtige Wort. Das hast du gut getroffen. Es ist dadurch, als habe sich der Ablösungsprozess von Klara als Figur in uns schon vollzogen. Die da auf dem Hof steht, das ist nicht mehr die Klara, die wir mit Josie erlebt haben. Ihre Aufgabe ist erfüllt.

    Ich habe heute Nacht viel darüber nachgedacht, ob zum Beispiel Pflegeroboter sinnvoll sind. Ich kann mir das nicht genau vorstellen, dass das funktioniert, aber für mich wäre die Vorstellung, von einem Roboter gewaschen und den Hintern abgeputzt zu bekommen gar nicht so schlimm. Dann würde ich keinen Menschen damit belasten und diesen dann lieber für die seelische Pflege beanspruchen wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es in den nächsten Jahren mehr Menschen gibt, die unter den miserablen Umständen andere pflegen möchten. Dann ist ein Einsatz zur Entlastung zumindest nachdenkenswert. Auf gar keine Fall Ist eine KI oder ein KF ein Ersatz, aber vielleicht eine Unterstützng.

    Das, was du beschreibst, geht weit über das hinaus, was Pflegeroboter, an denen momentan rumgeforscht wird, bewältigen können. Soweit ich weiß ist es denen inzwischen möglich, Jemand, der sonst zu trinken vergessen würde, einen Becher zu reichen. in unserer Welt also noch Zukunftsmusik.

    Ich möchte nicht in einer Einrichtung liegen oder leben, wo Roboter pflegen, es sei denn sie sind so entwickelt und empathisch wie Klara. Und ich glaube, dass ich weiß, wovon ich rede, denn immerhin würde mir dieser Roboter die Arbeit abnehmen. Pflege ist keine rein mechanische Tätigkeit, sondern ein ständiges Bewerten und Erkennen von Veränderungen, um Schaden vom Hilfebedürftigen abzuwenden. Ich glaube und hoffe nicht, dass Maschinen einmal so weit sein werden Entscheidungen zu treffen, die über Gesundheit und Leben von Alten und Kranken entscheidend sind.

    Ich finde es bedenklich, wenn wir darüber nachdenken, Maschinen oder KIs zu entwickeln, die uns solche Aufgaben abnehmen und den Pflegenotstand kompensieren helfen, anstatt die Bedingungen in der Pflege zu verbessern und dieser Arbeit einen anderen Stellenwert zu geben und attraktiver zu machen. Ich finde, dass wir damit einen Teil unserer Menschlichkeit aufgeben.

    Das ist meine Meinung dazu.

  • Pflegeroboter können bestimmt für Routinearbeiten gut sein, vor allem, wenn sie erkennen, dass etwas nicht so läuft wie es soll.

    Die Seele im Menschen ersetzen sie hoffentlich nie. Ich finde ja, dass der Mensch an sich einfach so großartig ist, weil er nicht immer gleichförmig reagiert bei ähnlichen Situationen. Das wird ein Roboter oder eine KI nie können.

  • Ich weiß nicht, ob es je soweit sein kann...


    Gäbe es heute einen Pflegeroboter, der zu umfassenden Tätigkeiten und Analysen fähig wäre und würde dieser Roboter heute im Austausch mit 1 Pfegekraft arbeiten, dann würde dieser analysieren, dass er für zu viele zu Pflegende zuständig ist und deren Unversehrtheit und Versorgung nicht sicherstellen kann. Er würde eine Notsituation melden. Die heutige Pflegekraft, deren Bereich und Aufgaben er übernommen hätte, kann das nicht, sondern muss zusehen, dass sie alle einigermaßen adäquat versorgt und bedenkliche Beobachtungen weitergibt. Tja...

  • Gäbe es heute einen Pflegeroboter, der zu umfassenden Tätigkeiten und Analysen fähig wäre und würde dieser Roboter heute im Austausch mit 1 Pfegekraft arbeiten, dann würde dieser analysieren, dass er für zu viele zu Pflegende zuständig ist und deren Unversehrtheit und Versorgung nicht sicherstellen kann. Er würde eine Notsituation melden. Die heutige Pflegekraft, deren Bereich und Aufgaben er übernommen hätte, kann das nicht, sondern muss zusehen, dass sie alle einigermaßen adäquat versorgt und bedenkliche Beobachtungen weitergibt. Tja...

    Wer weiß, zu welchen Schlüssen ein solcher Computer käme. :gruebel

  • Ich möchte nicht in einer Einrichtung liegen oder leben, wo Roboter pflegen, es sei denn sie sind so entwickelt und empathisch wie Klara. Und ich glaube, dass ich weiß, wovon ich rede, denn immerhin würde mir dieser Roboter die Arbeit abnehmen. Pflege ist keine rein mechanische Tätigkeit, sondern ein ständiges Bewerten und Erkennen von Veränderungen, um Schaden vom Hilfebedürftigen abzuwenden. Ich glaube und hoffe nicht, dass Maschinen einmal so weit sein werden Entscheidungen zu treffen, die über Gesundheit und Leben von Alten und Kranken entscheidend sind.

    Ich finde es bedenklich, wenn wir darüber nachdenken, Maschinen oder KIs zu entwickeln, die uns solche Aufgaben abnehmen und den Pflegenotstand kompensieren helfen, anstatt die Bedingungen in der Pflege zu verbessern und dieser Arbeit einen anderen Stellenwert zu geben und attraktiver zu machen. Ich finde, dass wir damit einen Teil unserer Menschlichkeit aufgeben.

    Das ist meine Meinung dazu.

    Das war mir in meinem Post ja auch wichtig, dass Menschen nicht ersetzt werden können. Ich hoffe, es kommt eine Diskussion zustande. Aber ich finde, die Bedingungen, die im Moment in der Pflege herrschen, kehren den Gedanken um. Sie machen Menschen zu Robotern, weil die Bedingungen zu so beschissen sind.

    Ich habe so manches Mal im Buch gedacht, ob eine Welt mit Robotern nicht eine bessere Welt wäre. Die Welt könnte so viel besser sein, wenn es nicht immer wieder Menschen gäbe, die zu egoistisch und kapitalistisch handeln und damit enormen Schaden anrichten.


    Natürlich ist es der richtige Weg, soziale Berufe aufzuwerten, besser zu bezahlen, die Bedingungen zu verbessern, damit es auch wieder Freude macht, sich um Menschen zu kümmern. Leider habe ich diesbezüglich aber die Hoffnung verloren. Ich erlebe seit 20 Jahren genau das Gegenteil.

    Die eigentliche Geschichte aber bleibt unerzählt, denn ihre wahre Sprache könnte nur die Sprachlosigkeit sein. Natascha Wodin