'Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte' - Seiten 001 - 078

  • Zum Thema Gendern habe ich heute im Stern einen interessanten Kommentar gelesen:

    Zitat


    Wir streiten über das Gendern, als wüssten wir nicht, dass Aufmerksamkeit ein begrenztes Gut ist und Frauen noch viele andere Sorgen haben. Die Frage etwa, wie Mädchen aus ärmeren Familien an deutschen Schulen eine gute Zukunft haben können. Oder was aus den Zehnjährigen in Afghanistan wird, die wieder weinen, weil die Taliban Mädchen erneut vom Unterricht ausschließen.

    https://www.stern.de/gesellsch…igeschossen-31746324.html


    Da geht es nicht nur ums Gendern sondern eigentlich um das Thema Feminismus in heutigen Zeiten

  • Oh, ich habe den Eindruck, dass da Äpfel mit Kürbissen verglichen werden. Gute Bildung ist so wichtig wie das Atmen, besonders für Mädchen und ganz besonders für Mädchen in Talibangebieten. Aber man kann trotzdem auf die Sprache achten. Aber natürlich vermute ich auch, dass in den arabischen Staaten erst einmal andere Themen eine Rolle spielen.

  • Ich finde es wichtig, zu gendern. Unsere Sprache wirkt sich auf unsere Gefühle und unser Selbstbild aus.

    Ich verwende den Begriff gendern im Alltag anders. Also wenn ich von oder zu einer Schriftstellerin spreche, dann verwende ich natürlich die weibliche Form. Das ist für mich nicht gendern sondern einfach das richtige Geschlecht benutzen - so wie ich das in der Schule gelernt habe. Dass du nicht Autor genannt werden willst, ist doch klar. Du bist ja auch nicht Herr Ines Thorn. Wenn von mehreren Autorinnen gesprochen wird - ohne männliche Autoren - dann muss das auch so genannt werden. Wenn es gemischt ist meinethalben Autorinnen und Autoren. In Ansprachen z.B. Ich würde das *IN verwenden, wenn ich schrifltich davon berichte und für die lange Variante zu faul bin. Seh das sehr pragmatisch.


    Gendern ist für mich - im Sinne der aktuellen Diskussion - wenn ich überall ein *IN einfüge/anfüge. Das finde ich in Romanen störend bis überflüssig. Selbt in Romanen, die nicht historisch sind. Auch in Gesprächen verwende ich so etwas nicht.


    Für das Selbstwertgefühl mag es in einigen Fällen wichtig sein, aber ich denke nicht, dass sich an der Stellung der Frauen etwas ändert dadurch. Es gibt einige Sprachen, die überhaupt keinen Artikel verwendenden und in denen Frauen trotzdem unterdrückt und als minderwertig angesehen werden. Interessant ist am Gendern für mich eher, dass dadurch gute Gespräche entstehen können, die den eigentlichen Problemen auf den Grund gehen. (Leider gibt es auch viele schlechte Gespräche, weil Radikale beider Lager nicht mit sich reden lassen.)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Liebe Hollyhollunder,


    Ich glaube so fest an die Macht der Sprache, dass ich auch vom Gendern überzeugt bin. Es macht einen Unterschied in meinem Kopf, ob ich mich als mollig oder fett bezeichne. Auch von mir selbst und nur im Kopf . Das hat jetzt nichts mit gendern zu tun, sondern mit der Macht von Sprache.


    Ich bin davon überzeugt, dass das Gendern das Selbstwertgefühl von Frauen beeinflusst. Das sind jedoch auch für mich noch ganz neue Gedanken, die sich noch in mir festsetzen müssen

  • Liebe Ines,


    vielleicht ist das einfach, weil ich von mir immer ein gutes Selbstbild hatte und noch immer habe. Ich wurde auch nie gemobbt (zumindest hab ich es nicht gemerkt) und wurde für mein Sprachgefühl immer gelobt. Bei Äußerlichkeiten bin ich eher pragmatisch. Und ich rechne immer mit den Oberflächlichkeiten und Borniertheiten mancher. Die Genderdebatte treibt meiner Meinung nach Blüten, die ich nicht mag. Aber sie hat auch gute Ansätze.


    Im Grunde muss doch jeder für sich den Weg finden, wie er damit umgehen will. Wenn man respektiert, dass ich - ohne jemanden zu verletzen - so spreche, wie ich es möchte, dann muss das gut sein. Bücher die alles gendern würde ich halt nicht lesen. Und noch möchte die Mehrheit der Bürger - auch Frauen - nicht, dass alles vergendert wird. Damit muss dann die Minderheit auch leben können.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • :write:write

    Eigentlich alles gesagt. Mich nervt es inzwischen auch. Mancherorts wird man ja schon schief angeschaut, wenn man nicht IMMER gendert, wenn es geht. Ich mach das wirklich nur in Ausnahmefällen, wenn es passt. Und ich finde durchaus, dass das maskulin oft ausreichend ist, weil es nicht per se verwendet wird, weil ich Frauen diskriminieren will (bin ja selber eine, das wäre doch schön blöd) sondern weil das umgangssprachlich oder auch im deutschen Sprachgebrauch verankert ist. Ich nehme mir auch die Zeit beide Geschlechter anzusprechen, eben um das zu betonen. Und ich hab weiterhin einen Arzttermin, auch wenn 80 % meiner Ärzte Ärztinnen sind.


    Histos müssen für mich eine Sprache verwenden, die der Zeit angemessen ist. Und wenn es in der Schimpfworte oder ähnliches gab, dann sollten die auch so verwendet werden.

    Das kann ich alles so unterschreiben.:write:write

    Das ganze Thema nervt mich mehr und mehr.............

  • Der Einstieg in das Buch ist dank des Lebenslauf von Christa (tolle Idee:thumbup:) sehr einfach gewesen.

    Auch die kurzen Beschreibungen auf der Innenseite vom Einband sind gelungen und hilfreich.


    Ja, nun ist der Vater von Heinz wieder da............was auch bei mir ein mulmiges Gefühl ausgelöst hat.

    Klar, er will seinen Sohn wieder haben (auch von mir das Stichwort Arbeitskraft ;-) ) und klar auch, dass es eine schwere Entscheidung für Heinz ist.

    An die Adoption habe ich auch gedacht. Wahrscheinlich wird aber die Elternschaft überwiegen.


    Und Jago? Nun, ich kann ihn gut verstehen, dass er eine Entscheidung von Christa möchte, vor allem, nachdem dann Heinz tatsächlich bei seinem Vater war.


    Diese ist eben beim 50. Geburtstag von Jagos Mutter eingetroffen............das wird sicher ein Fiasko. ;-)

  • Der Krieg ist nun schon eine Weile vorbei, aber Christa hat es immer noch nicht leicht. Ständig sitzt sie zwischen den Stühlen. Mit dem einen Mann ist sie verheiratet, den anderen liebt sie. Eine Scheidung kommt aber für sie nicht in Frage, denn Werner hat ihr geholfen, ist ein guter Freund und immer für sie da. Doch bei Jago ist ihr Herz. Zum Glück hat sie in Gunda eine Freundin gefunden, mit der sie über alles reden kann.


    Jago möchte mit Christa eine Familie haben, doch er kämpft eigentlich nicht um sie und hat wenig Verständnis für ihre Situation. Dass er an seiner Mutter und Großmutter hängt, verstehe ich ja, aber die kämen auch ohne ihn zurecht. Er ignoriert seinen Vater und zeigt ihm so seine Verachtung und doch lebt er in seinem Haus. So ist das Leben natürlich einfach, aber er muss auch Position beziehen und kann nicht erwarten, dass alle auf ihn eingehen.


    Dass ausgerechnet nachdem Christa eine Entscheidung getroffen hat, die ihr so weh tut, dieser Unfall geschieht, ist eine böses Spiel des Schicksals. Ich hätte erwartet, dass Jago jetzt an Christas Seite steht, da er ihr ja immer ein Freund sein wollte.


    Der Vater von Heinz taucht wieder auf und besteht darauf, seinen Sohn zu sich zu holen. Er hat es wirklich schwer gehabt, doch eigentlich sollte er dankbar sein, dass Christa und ihre Familie sich um den Jungen gekümmert haben. Doch er erwartet, dass Heinz mit ihm geht und seine Erwartungen erfüllt. Was Heinz möchte ist unerheblich. Ich finde es gut, dass Christa eine Möglichkeit findet, mit der alle gut leben können. Viellicht kann jetzt auch der Vater von Heinz seine barsche Art ablegen, da sich auch für ihn ein Traum erfüllen kann.


    Ich verstehe, dass Christa wütend ist, obwohl sie trauert. Sie hat sich immer für alle zurückgenommen und steht nun alleine da. So viel hat sie schon ertragen, dabei ist sie ja noch so jung. Auch für sie dürfte es endlich mal ein Glück geben.

  • Mir hat der erste Teil auch wieder sehr gut gefallen, allerdings hatte ich ein klein wenig das Gefühl, dass mir alles viel zu schnell geht. Teilweise würde ich sehr gerne viel mehr erfahren, mehr Gefühlschaos, mehr Gedankenspiele, mehr Handlungen....


    Christa tut mir sehr leid, sie hat einen großen Verlust erlitten. Nicht nur die Trennung von Jargo und der Tod von Werner, sondern auch der Verlust von Heinz und ihrer Struktur im Alltag. Ich bin sehr froh, als am Ende des Abschnitts klar wurde, dass Heinz (mit seinem Vater) wieder zurück nach Frankfurt kommt. Allerdings habe ich die leise Ahnung, dass es nicht mehr so sein wird wie vorher.


    Ich bin gespannt wie Christa alles alleine so managen wird. Sie kann das ohne Zweifel, aber ob sie auch den Mut dazu hat und ob ihr Umfeld ihr das zutraut und sie machen lässt ist die andere Frage.


    Gendern in historischen Romanen würde sich für mich befremdlich anfühlen. Heute ist es wichtig, ich schreibe auch immer Studentinnen und Studenten, wenn ich auf der Arbeit kommuniziere, aber damals war das einfach noch nicht so und es würde sich für mich falsch anfühlen. Bei Christa würde ich in allem die weibliche Form nehmen (Buchhändlerin, Geschäftsführerin, Doktorandin etc.) dies ist für mich klar.


    Über Gunda habe ich mir noch nicht so viele Gedanken gemacht, werde im nächsten Abschnitt mal genauer darauf achten was sie in mir auslöst.


    Meine Lieblingsfigur im ersten Teil war definitiv Jargos Oma, die Frau war irgendwie cool.

  • Schön finde ich, dass Heinz wieder hier ist und weiter zur Schule gehen und dann studieren kann.

    Auch die Lösung für seinen Vater ist toll, er entpuppt sich dann doch noch als "anderer" Mensch.


    Der Tod von Werner ist überraschend und traurig.....aber er löst so viel aus. Gutes und weniger Gutes.


    Wie geht es jetzt mit Christa und Jargo weiter?:/ Jetzt waren sie zweimal zusammen und wieder getrennt.

    Ich hoffe eigentlich nicht, dass dies noch ein paarmal passiert.;)

  • Guten Morgen, liebe Eulen,

    Wie viel würdet ihr für eine große Liebe in Kauf nehmen? Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt. Reicht allein die Liebe für eine Ehe?

    Schwierige Frage. Für mich stellt sich ja zuerst mal die Frage, ob man glaubt, es gäbe für jeden nur eine große Liebe im Leben. Ich für mich würde sagen, dass so eine große Liebe schon selten ist. Vielleicht nicht einmalig aber man muss schon Glück haben, dass man mehrere solche erlebt. Von daher würde ich wohl ziemlich viel für eine große Liebe in Kauf nehmen. Solange ich mich nicht entscheiden müsste, dabei andere sehr wichtige Menschen zu verlieren. (Eltern, Kinder etc.) Ob man seinen Lebenstraum dafür aufgeben sollte ist schon schwieriger. Kommt auf den Lebenstraum an und darauf, wie sehr man sich darüber identifiziert.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Wie definiert man denn große Liebe?

    Ich hab da so ein bisschen ein Definitionsproblem. Man ist ja zuerst sehr verliebt ineinander, die rosa Wölkchen vernebeln den Blick auf den Partner ja gerne.


    Aber Liebe? Ist das nicht etwas was auch über die Jahre wächst? Und weiss man dann nicht erst im nachhinein, ob es eine große Liebe war?


    Nur weil es immer knistert wenn man sich sieht und zusammen ist, heisst das ja noch lange nicht, dass es auch für eine Ehe ausreicht. Da gehört doch mehr dazu als nur ein Knistern, das muss ja doch irgendwo ne gemeinsame Grundlage haben.

  • Also ich hab das schon relativ schnell gemerkt - also nach ein paar Wochen oder Monaten - ob das mehr ist oder nur ein knisterndes Strohfeuer. Letztere hab ich meistens recht zügig gelöscht. :lache

    (Dass auch eine große Liebe kaputt gehen kann, ist ja ein anderes Thema.)


    Bei Jago war Christa schon klar, dass da eigentlich mehr ist. Und bei Uwe ging es sicher zu schnell mit dem Heiraten. Und die ersten Anzeichen, da hat sie einfach die Augen zugemacht weil sie unbedingt heiraten und Kinder kriegen wollte.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Heumahd - Susanne Betz


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Bei uns war es ja erst Freundschaft und er hat sich bei mir Rat wegen seiner damaligen Beziehung geholt. Sprich wir haben schon bevor wir zusammen waren, klar gesagt, was wir von einer Partnerschaft erwarten. Ich wusste also, worauf ich mich einlasse :-) Da gab es dann auch keine bösen Überraschungen.


    Uwe war ja wirklich so ein Typ, der vor der Hochzeit schön tut und sich hinterher bedienen lässt… Ein Blender.

    Bei Jago hatte ich zu dem Zeitpunkt im Buch noch das Gefühl, dass er vor allem mit sich beschäftigt ist und Christa nicht auch mal eine Stütze sein kann.

  • Wie viel würdet ihr für eine große Liebe in Kauf nehmen? Diese Frage habe ich mir immer wieder gestellt. Reicht allein die Liebe für eine Ehe?

    Puh, das ist wirklich eine schwierige Frage... Meine Mutter hat für meinen Vater, den sie kaum kannte, ihre Kleinstadt in Sachsen verlassen (vor dem Mauerbau) und ist ihm nach Afrika gefolgt, wo er die Agentur einer Schifffahrtslinie hatte. 12 Jahre später ist mein Vater dann gestorben. Meine Mutter sagte später immer, die Jahre in Afrika waren ihre glücklichste Zeit, obwohl sie ganz große Schwierigkeiten mit dem tropischen Klima hatte...

    Ich bin nicht so sicher, ob ich so einen radikalen Schritt für meinen Mann gemacht hätte... Ich war relativ jung, er war zwar die Liebe meines (jungen?) Lebens - und ich finde, wir sind miteinander reif geworden (so wie guter Käse, je älter, desto besser...)

    Kann es sein, dass man die "große Liebe" nicht verallgemeinern kann? Ich denke fast, jede / r empfindet etwas anderes darunter...

    Aber es ist eine Frage, über die sich weiteres Nachdenken lohnt...