'Die Buchhändlerin: Die Macht der Worte' - Seiten 001 - 078

  • Eine schöne Idee, dass durch das Schreiben ihres Lebenslaufs kurz nochmal umrissen wird, was im ersten Band geschehen ist. So bin ich problemlos wieder eingerutsch in die Buchhandlung und in Christas Leben. Leider läuft erst mal nichts besonders gut. Sie ist nicht glücklich und die dramatischen Wendungen des ersten Abschnittes machen erst mal alles viel schlimmer.


    Das der Vater von Heinz auftaucht und ihn so plötzlich mitnimmt ist natürlich hart. Aus der Sicht vom Vater trotz allem irgendwie verständlich. Natürlich möchte der seinen einzigen überlebenen Angehörigen bei sich haben. Und wahrscheinlich ist der Mann vom Krieg und den Gräuel, die er erlebt hat, auch traumatisiert und deshalb ziemlich taktlos. Und ein Mann seiner Generation ist er natürlich auch. Die jungen Menschen sollen den Eltern gehorchen. So wie auch der Mann über die Frau bestimmt. Immer wieder schwer zu schlucken für eine Frau von heute.

    Ich bin froh, dass am Ende des Abschnittes eine Lösung gefunden wird, durch die Heinz wieder in Christas Nähe kommt und er trotzdem bei seinem Vater sein kann. Er ist kein schlechter Kerl. Immerhin will er keinen Cent von Heinz' Erbe. Und geschenkt will er auch nichts. Sehr löblich. Man darf Menschen einfach nicht nach wenigen Infos beurteilen. Bin gespannt, wie sich der noch entwickelt in der Geschichte.


    Dafür bin ich von Jago mehr als enttäuscht. Weder kämpft er um seine Liebe, noch distaniert er sich wirklich von seinem Vater. Er verdrängt und spricht nicht mehr mit ihm. Das ist beileibe nicht genug für das, was der Mann getan und dargestellt hat. Jago laviert sich so durchs Leben. Das gefällt mir nicht. Und dann hat er nicht mal das Kreuz, nach dem Tod des Ehemannes sein Beileid persönlich zu bekunden. Feigling. Ehrlich. :cursing: Bin total genervt von dem Kerl. Wünsche Christa gerade einen anderen, den sie lieben kann und der ihr zeigt, dass das Leben endlich auch mal schön und leicht sein kann. Zumindest kann sie erst mal ihr eigenes Ding machen und hoffentlich findet sie dabei ihre innere Ruhe und Sicherheit wieder.


    Mir ging übrigens fast alles ein wenig schnell. Wie im Zeitraffer sausen wir durch Christas Schicksal. Ich weiß jetzt schon, dass Buch dürfte für mich gerne dicker sein. ;)

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Hallo, liebe Eulen!

    Ich freue mich sehr über und auf unsere gemeinsame Leserunde.

    Liebe Hollyhollunder, ich habe lange über Heinz Vater nachgedacht und fand es ziemlich schwierig, beiden "Eltern" zu genügen. Froh war ich, als August sich entschieden hat, mit nach Frankfurt zu ziehen. (Das hatte ich so gar nicht geplant, der Gedanke war plötzlich in meinem Kopf. Ich bin ja davon überzeugt, dass Romanfiguren ein Eigenleben entwickeln.)

    Jago ist ein Mann seiner Zeit. Und er ist - zumindest manchmal- auch schwach. Diese Schwäche zuzulassen, war zu dieser Zeit eigentlich schon fast wieder mutig.

  • Gestern ist es wieder mal passiert: ich wollte nur gaaanz kurz in "Die Buchhändlerin" reinlesen - um um 030 Uhr habe ich dann endlich das Licht ausgemacht... Ich musste immer weiterlesen, so sehr war ich wieder drin...

    Wirklich eine gelungene Sache, das Buch mit einem Lebenslauf beginnen zu lassen, so hatte ich schnell die "Kerndaten" zusammen (ich hatte z.B. vergessen, dass Heinz nur 8 Jahre Jünger als Christa ist und Christa selbst erst 1937 geboren). Die etwas komplizierte Familienkonstellation fiel mir dann auch sofort nach der 1. Seite sofort wieder ein...

    Ja, das ist schon ein herber Schicksalsschlag, dass Heinz Vater wieder auftaucht - mich hat nur etwas gewundert, dass die Adoption nichts mehr "gilt", aber es jetzt zum "Kampf" ausarten zu lassen, wäre wohl für Heinz unerträglich geworden, so war es sicherlich einfach der "sanftere" weg... Ich war ja regelrecht entsetzt über Heinz Vater August, ich hatte sofort den Verdacht, dass er nur eine billige Arbeitskraft für seinen Hof sucht... Aber zwei Sachen habe ich ihm zugute gehalten: er hat anscheinend sofort nach seinem Sohn gesucht (na ja, billige Arbeitskraft?) und dass er selbst durch die jahrelangen Gefangenschaft in Sibirien traumatisiert war... Aber Heinz beißt die Zähne zusammen und geht mit, bitter für alle Beteiligten...

    Jago hat mich in diesem Abschnitt schwer enttäuscht, er setzt Christa massiv unter Druck, sich scheiden zu lassen, lässt sie aber über seine eigne Familienkonstellation vollkommen im Unklaren... Nein, der Vater hat Null Einsicht - sogar die Fotos aufzuhängen... Ich glaube, dass hat mich am meisten geschockt... Jago war doch auch mit Martin befreundet... Aber es ist schon schwierig, wie hätte Jago das Thema ansprechen sollen? "Ach, by the way, mein Vater war für die "technischen" Abläufe" in Buchenwald verantwortlich." Ist schon schwierig, aber er hätte sicherlich eine Möglichkeit gefunden (finden müssen)... Ich fand es ehrlich, dass er zugibt, dass er sich anfangs gefreut hat, dass sein Vater mit ihm etwas unternimmt, er hat als Kind sicherlich nicht gemerkt, dass dahinter mehr steckt... Von Hadamer hatte ich übrigens schon gelesen / gehört: in Volker Dützers Buch "Die Unwerten". Also dort hatte Jagos Vater auch "nur" für die Technik zu sorgen... Gut, Jago hat mit seinem Vater gebrochen, aber er setzt sich doch wieder in das "gemachte Nest", um zu schreiben... Etwas verlogen...

    Und dann der nächste Schicksalsschlag - es kommt ja wirklich dicke für Christa... Werner und seine Eltern verunglücken. Werner, der ihr Halt gibt... Ja, jetzt muss sie ihr ganzes Leben neu organisieren, aber anscheinend haben sie und Heinz jetzt ein kleines Vermögen geerbt... ja, Geld heilt nicht alles, aber gibt doch eine gewisse Beruhigung... Da hat mir Heinz Vater sehr gut gefallen, dieses Arrangement ist sicherlich für alle Beteiligten von großem Vorteil...

    Und Jago? Entweder ist er ein Feigling oder vielleicht liegen andere Gründe für seine Abwesenheit vor - wir werden sehen...

    Die Wut, die Christa äußert, dass Werner sie allein gelassen habe, habe ich schon mal von einer Bekannten gehört, deren Mann auch sehr früh gestorben war...

    Mich hat wieder mal schockiert, wiiiiie rechtlos die Frauen damals waren, einige Sachen wusste ich ja schon, aber dass sie nicht mal ein eigenes Konto haben durften...???

  • Und wahrscheinlich ist der Mann vom Krieg und den Gräuel, die er erlebt hat, auch traumatisiert und deshalb ziemlich taktlos. Und ein Mann seiner Generation ist er natürlich auch

    Das habe ich ihm auch zugute gehalten...

    Die jungen Menschen sollen den Eltern gehorchen. So wie auch der Mann über die Frau bestimmt. Immer wieder schwer zu schlucken für eine Frau von heute.

    Ja, man muss sich immer wieder vor Augen halten, dass es erst 70 Jahre her ist...

    Man darf Menschen einfach nicht nach wenigen Infos beurteilen. Bin gespannt, wie sich der noch entwickelt in der Geschichte.

    Ja, auf die Entwicklung von August Nickel bin ich auch gespannt... Ich glaube, da ist noch Potential...

    Dafür bin ich von Jago mehr als enttäuscht. Weder kämpft er um seine Liebe, noch distaniert er sich wirklich von seinem Vater. Er verdrängt und spricht nicht mehr mit ihm. Das ist beileibe nicht genug für das, was der Mann getan und dargestellt hat. Jago laviert sich so durchs Leben. Das gefällt mir nicht. Und dann hat er nicht mal das Kreuz, nach dem Tod des Ehemannes sein Beileid persönlich zu bekunden. Feigling. Ehrlich

    Da bin ich vollkommen an Deiner Seite!

  • (Das hatte ich so gar nicht geplant, der Gedanke war plötzlich in meinem Kopf. Ich bin ja davon überzeugt, dass Romanfiguren ein Eigenleben entwickeln.)

    Das habe ich schon von einigen Autor*innen gehört, dass ihre Protagonisten auf einmal "eigene" Wege gehen...

    Diese Schwäche zuzulassen, war zu dieser Zeit eigentlich schon fast wieder mutig.

    Na ja, kann sein, aber überzeugt mich nicht wirklich...

  • Ich bin, auch dank des Prologs, super ins Buch gekommen. Das hatte ich genau in der Form gebraucht um wieder auf dem aktuellen Stand der Dinge zu sein.


    Ich war ja vollkommen geschockt, dass Heinz einfach so mit seinem Vater in die DDR gehen musste. Da hab ich mich schon auch gefragt, wie das mit der Adoption jetzt rechtlich ist. Und auch Werners Tod hat mich geschockt, auch wenn er natürlich den Weg für vieles frei macht. Für‘s erste einmal für Heinz, der zurückkehren kann. Dass sein Vater dann doch so einsichtig ist, hat mich überrascht. Aber er hat wohl auch gemerkt, dass er in der DDR auch nichts werden wird und eine sehr freudlose Zukunft vor sich hat. Auf die weitere Entwicklung bin ich da schon gespannt.


    Mit Jago kann ich im Moment nicht viel anfangen. Die Aussage, dass seine Mutter und Großmutter ihn brauchen würden, nehme ich ihm nicht ab. Die Mutter scheint gut klar zukommen und auch die Großmutter wirkte nicht so, als würde sie ohne Jago im Haus nicht zurecht kommen.

    Dass er von seinem Vater enttäuscht ist, kann ich nachvollziehen, Sein Vater wird sich aber im Leben nicht ändern, also muss er sich klar werden, wie er damit umgehen will. Momentan nimmt er die Annehmlichkeiten des Elternhauses ja gerne an und versucht dem Vater aus dem Weg zu gehen. Das wird nicht ewig gut gehen, spätestens wenn der Vater meint sich evtl. auch wegen des Erbes durchzusetzen.


    Ja, Christa ist als Witwe prinzipiell wieder frei, aber sie trauert ja trotzdem um Werner, der ihr der beste Freund war und ihr viel abgenommen hat. Von daher ist es wohl besser, wenn sie erstmal versucht das zu verarbeiten und selbst auf die Füße zu kommen. Ich glaube JAgos Anwesenheit wäre da eher hinderlich.

  • Guten Morgen,

    Ich staune sehr darüber, wie ihr Jago seht. Das hatte ich so nicht beabsichtigt. Nein, er sollte ein bisschen unschlüssig rüber kommen, aber dass ihr ihn als feige anseht, war so nicht geplant.

    Und August ist schwer traumatisiert. Jedoch waren das nach dem 2. Weltkrieg so unheimlich viele, und es gab keinerlei Hilfe.

    Wie erlebt ihr Gunda Schwalm?

  • Guten Morgen,

    Ich staune sehr darüber, wie ihr Jago seht. Das hatte ich so nicht beabsichtigt. Nein, er sollte ein bisschen unschlüssig rüber kommen, aber dass ihr ihn als feige anseht, war so nicht geplant.

    Und August ist schwer traumatisiert. Jedoch waren das nach dem 2. Weltkrieg so unheimlich viele, und es gab keinerlei Hilfe.

    Wie erlebt ihr Gunda Schwalm?

    Gunda finde ich interessant und ein guter Katalysator für Christa. Sie kann ihr auch mal andere Blickwinkel bieten. Und sie scheint ja wirklich Christa sehr zu mögen....

  • Ihr Lieben, jetzt habe ich eine Frage an euch: Wie wichtig ist euch das Gendern in Romanen? Sollte man auch in historischen Romanen gendern, obwohl es das zur beschriebenen Zeit noch nicht gab?

    Ganz ehrlich, da halte ich gar nichts von. Gerade bei historischen Romanen sollte doch bitte der Sprachgebrauch der Zeit genutzt werden. Wir hatten das gerade auch in der Leserunde von Melanie Metzenthins Mehr als die Finsternis. Damals wurden Schwarze Menschen als N*** gezeichnet und Menschen mit psychischen Krankheiten Irre. Das jetzt in den heutigen Sprachgebrauch zu übersetzen nimmt an der Stelle ja auch die Authentizität.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das Thema langsam echt nervt. In Sachtexten wo es sinnvoll ist zu zeigen, dass es sich bei Gruppen um Gemischtgeschlechtliche Gruppen handelt (wobei es sowas ja eigentlich nicht gibt, da es ja kein Geschlecht mehr gibt) mag das noch sinn machen. Oder in Romane, die sich mit dem Thema beschäftigen.

    Ich habe letztens einen Science Fiction Roman gelesen, in dem eine Genderfluide Lebensform vorkam, da fand ich das sogar sehr angemessen. Aber ich fände es seltsam, wenn in den Fünfzigern ein Professor in der Vorlesung seine Studenten mit Student*innen ansprechen würde. Auf die Idee sind sie damals doch gar nicht gekommen.

  • Wie erlebt ihr Gunda Schwalm?

    Ich habe Gunda bisher als wirklich gute Freundin von Christa gesehen... Mit "guter Freundin" meine ich, dass sie ein echtes Gegenüber ist, auch mal Sachen auf den Punkt bringt, z.B. (ich bin gerade zu faul zum Suchen), als sie bei Christa nachfragt (sinngemäß): "Und wie stellst Du Dir ein authentisches Christa-Leben vor?". Dass sie Christas Gedanken hinterfragt, nicht kritisch, sondern wohlmeinend. Das kenne ich selbst von mir: manchmal ist so ein Gewusel von Gedanken, Empfindungen, Gefühlen in meinem Kopf, dass es sehr hilfreich ist, wenn eine Freundin mal beim Sortieren hilft.

    Ich hatte in Band 1 etwas Bedenken, ob es eine "gleichberechtigte" Freundschaft werden könnte - aber ich glaube, dass ist es tatsächlich geworden...

  • Sollte man auch in historischen Romanen gendern, obwohl es das zur beschriebenen Zeit noch nicht gab?

    NEIN!!!! Bitte nicht, auf keinen Fall!

    Ich finde es gerade bei historischen Romanen wichtig und nur dann authentisch, wenn die Menschen die Sprache der damaligen Zeit sprechen!!! Man könnte vielleicht im Nachwort darauf hinweisen , dass man ja als Autor*in nicht ganz aus der Zeit gefallen ist, aber das es das eben damals noch nicht gab... fertig, aus!

    Ich fand anfangs die Diskussion um den Vater von Pippi Langstrumpf noch ganz interessant, aber als ich dann hörte, dass er von N***könig zum Südseehäuptling "mutiert" ist, dachte ich nur "äääähhhh? Und nun???" Nun hat man das Problem von Afrika in den Pazifik verlagert... Ich glaube nicht, dass man Astrid Lindgren Rassismus vorwerfen kann, damals war das N-Wort nichts "Schlimmes"... Ähnliches gilt auch für Jim Knopf und Michael Ende...

  • Ich finde es wichtig, zu gendern. Unsere Sprache wirkt sich auf unsere Gefühle und unser Selbstbild aus. Es macht einen Unterschied, ob mich jemand (oder ich selbst) als Schriftsteller oder Schriftstellerin bezeichnet. Aber ich bin ganz bei euch, wenn es um historische Romane geht. Bislang war das auch noch nie Thema beim Lektorat.

    Neulich habe ich das wunderbare, wichtige Buch "Die Wut, die uns bleibt" von Mareike Fallwickl gelesen (ganz heiße Empfehlung), in dem gerendert wurde. Ich war sehr erstaunt, dass es den Lesefluss überhaupt nicht gestört hat.

  • Versteh mich nicht falsch, ich finde es auch wichtig, Menschen so zu bezeichnen, wie sie das gerne selbst möchten. Ich würde dich nicht als Autor bezeichnen, sondern als Autorin. Das hat für mich nichts mit Gendern zu tun, sondern damit, dass ich mein Gegenüber wahrnehme und dessen Wünsche bezüglich seiner / ihrer Geschlechtlichkeit akzeptiere.

    Mir wird mittlerweile es mittlerweile einfach zuviel. Einerseits wird ja darauf gepocht, dass das Geschlecht nicht wichtig ist und alle gleich behandelt werden sollen. Andererseits wird aber auch ein riesen Gewese darum gemacht, dass man ja jede Geschlechtlichkeit auch persönlich anspricht. Ich bin mir mittlerweile nicht mal mehr sicher, ob es gerade noch LBGTQA+ heisst, oder ob da noch andere Buchstaben und Zeichen dazu gekommen sind.

    Ich versuche für mich meinem Gegenüber freundlich und interessiert entgegenzukommen und ihn so anzusprechen, wie er es möchte.



    Dazu hatte ich in meinem letzten Buch (Himmelsfluss von Dennis E. Taylor) auch eine schöne Textstelle, da ging es darum was jedes Kind der Gesellschaft auf Himmelsfluss lernt:


    Zitat

    "Es existieren drei Verhaltensregeln", erwiderte Theresa mit Dozentinnenstimme. "Die Eiserne Regel: Behandle diejenigen, die weniger Macht haben als du, wie immer es dir beliebt. Die silberne Regle: Behandle andere so, wie du selbst gern behandelt werden möchtest. Die Goldene Regel: Behandle andere so, wie sie behandelt werden möchten."

    Gut, die eiserne Regel finde ich auch eher unangebracht, aber die Goldene trifft es doch ganz gut ;-)

  • Ganz ehrlich, da halte ich gar nichts von. Gerade bei historischen Romanen sollte doch bitte der Sprachgebrauch der Zeit genutzt werden. Wir hatten das gerade auch in der Leserunde von Melanie Metzenthins Mehr als die Finsternis. Damals wurden Schwarze Menschen als N*** gezeichnet und Menschen mit psychischen Krankheiten Irre. Das jetzt in den heutigen Sprachgebrauch zu übersetzen nimmt an der Stelle ja auch die Authentizität.


    Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mich das Thema langsam echt nervt. In Sachtexten wo es sinnvoll ist zu zeigen, dass es sich bei Gruppen um Gemischtgeschlechtliche Gruppen handelt (wobei es sowas ja eigentlich nicht gibt, da es ja kein Geschlecht mehr gibt) mag das noch sinn machen. Oder in Romane, die sich mit dem Thema beschäftigen.

    Ich habe letztens einen Science Fiction Roman gelesen, in dem eine Genderfluide Lebensform vorkam, da fand ich das sogar sehr angemessen. Aber ich fände es seltsam, wenn in den Fünfzigern ein Professor in der Vorlesung seine Studenten mit Student*innen ansprechen würde. Auf die Idee sind sie damals doch gar nicht gekommen.

    :write:write

    Eigentlich alles gesagt. Mich nervt es inzwischen auch. Mancherorts wird man ja schon schief angeschaut, wenn man nicht IMMER gendert, wenn es geht. Ich mach das wirklich nur in Ausnahmefällen, wenn es passt. Und ich finde durchaus, dass das maskulin oft ausreichend ist, weil es nicht per se verwendet wird, weil ich Frauen diskriminieren will (bin ja selber eine, das wäre doch schön blöd) sondern weil das umgangssprachlich oder auch im deutschen Sprachgebrauch verankert ist. Ich nehme mir auch die Zeit beide Geschlechter anzusprechen, eben um das zu betonen. Und ich hab weiterhin einen Arzttermin, auch wenn 80 % meiner Ärzte Ärztinnen sind.


    Histos müssen für mich eine Sprache verwenden, die der Zeit angemessen ist. Und wenn es in der Schimpfworte oder ähnliches gab, dann sollten die auch so verwendet werden.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich staune sehr darüber, wie ihr Jago seht. Das hatte ich so nicht beabsichtigt. Nein, er sollte ein bisschen unschlüssig rüber kommen, aber dass ihr ihn als feige anseht, war so nicht geplant.

    Also sich nicht mehr bei Christa zu melden und nicht mal persönlich zu kondolieren ist schon feige, finde ich. Unschlüssig ist mir zu schwach.

    Hollundergrüße :wave



    :lesend


    Ninni Schulman - Den Tod belauscht man nicht

    Hanna Caspian - Im Takt der Freiheit


    (Die Freiheit des Menschen liegt nicht darin,

    daß er tun kann, was er will,

    sondern daß er nicht tun muß,

    was er nicht will - Jean Rousseau)

  • Ich finde es wichtig, zu gendern. Unsere Sprache wirkt sich auf unsere Gefühle und unser Selbstbild aus.

    Jain... Ich glaube, ich mache das mit dem * (männlich/ weiblich) schon sehr lange und ich ich denke auch, dass es richtig ist, z.B. "Studierende" statt Studenten/Studentinnen zu sagen, aber manchmal kommt es durch das Gendern zu Wortschöpfungen, die mich einfach den Kopf schütteln lassen (mir fällt leider gerade keines ein). Ja, ich bin uneingeschränkt für das Gendern, aber mit Augenmaß...