Astrid Fritz - Der dunkle Himmel

  • Kurzbeschreibung (Quelle: Verlagsseite)

    Drei Leben, ein Dorf, eine Weltkrise. Die Bestsellerautorin von «Turm aus Licht» erzählt das berühmte, schicksalhafte Jahr 1816, das «Jahr ohne Sommer», als großen packenden Roman - und als berührende Liebesgeschichte.

    1816: schwarze Wolken, Dauerregen, Kälteeinbrüche, grelle Sonnenuntergänge. Immer wieder schauen die Menschen aus dem schwäbischen Hohenstetten in den Himmel. Das Wetter spielt verrückt. Ernteausfälle bedrohen ihr Leben. Viele Verzweifelte suchen auf fernen Kontinenten ihr Glück. Strenggläubige sehen die Apokalypse nahen. Und wieder andere versuchen, durch Tatkraft und puren Überlebenswillen das Jahr ohne Sommer zu meistern. Wie der junge Schulmeister Friedhelm. Die starke Paulina. Und der kluge Pfarrer Unterseher. Packend und atmosphärisch erzählt «Der dunkle Himmel» anhand des Leinenweberdorfes von einer historischen Klimakatastrophe globalen Ausmaßes nach einem Vulkanausbruch in Indonesien.


    Autorin (Quelle: Verlagsseite)

    Astrid Fritz studierte Germanistik und Romanistik in München, Avignon und Freiburg. Als Fachredakteurin arbeitete sie anschließend in Darmstadt und Freiburg und verbrachte mit ihrer Familie drei Jahre in Santiago de Chile. Zu ihren großen Erfolgen zählen «Die Hexe von Freiburg», «Die Tochter der Hexe» und «Turm aus Licht». Astrid Fritz lebt in der Nähe von Stuttgart.


    Allgemeines

    Erschienen am 22.03. 2022 im Rowohlt Taschenbuch Verlag mit 576 Seiten

    Gliederung: Prolog – Haupthandlung in 43 Kapiteln, jeweils mit Orts- und Zeitangabe betitelt – Epilog – Nachwort der Autorin – umfangreiches Glossar – Danksagung

    Erzählung in der dritten Person aus wechselnden Perspektiven

    Handlungsorte und -zeit: Hohenstetten (fiktiver Ort auf der Schwäbischen Alb), Stuttgart, Amsterdam – Silvesterabend 1815 bis September 1817


    Inhalt

    Der Roman schildert das Leben in der Dorfgemeinschaft des fiktiven Ortes Hohenstetten auf der Schwäbischen Alb vor dem gründlich recherchierten Hintergrund des „Jahres ohne Sommer“ 1816. Aufgrund eines Vulkanausbruchs in Indonesien spielt das Wetter in diesem Jahr komplett verrückt, das ganze Jahr hindurch gibt es schwere Regenfälle, Hagelschläge und selbst in den Sommermonaten eine extreme Kälte, sodass die Äcker verwüstet werden und keine Ernte eingebracht werden kann. Besonders die ärmeren Dorfbewohner nagen schon bald am Hungertuch, aber auch die vergleichsweise Bessergestellten, wie der Pfarrer Unterseher und der Schulmeister Friedhelm Lindenthaler müssen schon bald den Gürtel enger schnallen. Trotzdem bemühen sie sich, den Ärmsten zu helfen und setzen sich auch bei der Obrigkeit für diese ein – König Friedrich I von Württemberg ist jedoch eher an Prunk und Bauprojekten interessiert als daran, für seine hungernden Untertanen Getreide aufzukaufen. Der Einzige in Hohenstetten, der scheinbar nicht unter dem Katastrophenjahr zu leiden hat, ist der Gastwirt und Schultheiß Gutjahr. Schon bald machen Gerüchte die Runde, dass er Kornwucher betreibe.

    Seine Tochter Paulina und Friedhelm sind ineinander verliebt und möchten heiraten, doch ihr Vater untersagt dies nicht nur, sondern möchte sie obendrein mit dem dümmlichen Metzger Lorenz verheiraten, er schreckt auch nicht davor zurück, rabiate Mittel anzuwenden, um die Tochter seinem Willen gefügig zu machen…


    Beurteilung

    Das Thema „Klimakatastrophe“ ist kein neues, schon in vergangenen Zeiten kam es aufgrund von extremen Wetterbedingungen zu Hungersnöten. Die Autorin schildert sehr anschaulich die Missernte des Jahres 1816 und die Folgen für die betroffenen Menschen im süddeutschen Raum. Viele Menschen werden aufgrund des Nahrungsmangels zur leichten Beute für Infektionskrankheiten, andere – eigentlich ehrliche Bürger – begehen in ihrer Verzweiflung Straftaten wie Wilderei und Raub. Unter den Bessergestellten gibt es Menschen, die mit ärmeren Mitmenschen teilen und andere, die aus deren Not noch Profit schlagen, indem sie Getreidevorräte verstecken und dann zu überteuerten Preisen anbieten. Jüngere Männer schließen sich in Stuttgart zu Gruppen Aufständischer zusammen und fordern mehr soziale Gerechtigkeit und Fürsorge des Königs. Diese Aufständischen werden brutal niedergeknüppelt und inhaftiert. Erst nach dem Regierungsantritt von Friedrichs sozialer eingestelltem Sohn Wilhelm I im Herbst 1816 verbessert sich die Lage der einfachen Menschen allmählich.

    Die Frauen schließen sich dagegen eher in Gebetsgruppen zusammen, da sie in der Hungersnot eine Strafe Gottes für menschliche Sünden sehen. Dann gibt es noch die Pragmatischen, die nach Russland oder Amerika auszuwandern versuchen, ein Unterfangen, das für nicht Wenige mit dem Tod endet.

    Vor diesem packend beschriebenen Elend spielt sich die dramatische Liebesgeschichte von Friedhelm und Paulina ab, die zwar in der Handlung viel Raum einnimmt, aber ohne Kitsch und unangemessene „Romantik“ präsentiert wird und dem Roman auch atemlose Spannung verleiht.

    Die Charaktere der Romanfiguren sind differenziert und weitestgehend glaubwürdig ausgestaltet, lediglich Paulinas Vater wird extrem negativ dargestellt.

    Ein Nachwort der Autorin und ein sehr umfangreiches Glossar runden den ebenso packenden wie informativen Roman ab.


    Fazit

    Ein überaus fesselnder Roman, der das Katastrophenjahr 1816 heraufbeschwört, gesellschaftliche und politische Auswirkungen der Hungersnot aufzeigt und mit Liebe & Intrigen auch viel Spannung zu bieten hat!

    10 Punkte

    ASIN/ISBN: 3499005921