Die Wissenschaft wird auch heute noch für bare Münze genommen. Das Problem ist, dass Wissenschaft etwas Fließendes ist. Was heute richtig erscheint, kann morgen schon falsch sein. Deshalb muss man bestimmte Dinge immer im historischen Kontext sehen und darf sie nicht nach späteren Maßstäben beurteilen. Wir sehen das ja auch heute noch z.B. in Pandemiezeiten.
Zu Beginn der Corona-Pandemie wurde behauptet, Masken sind unnötig. Dann hieß es, sie seien schädlich, wenn man sie falsch verwende. Später hieß es, es sei ein Gebot der Höflichkeit, sie zu tragen und aktuell ist es Pflicht. Eine 180°-Drehung innerhalb nur eines Jahres. Und alles war jeweils "wissenschaftlich" belegt.
Grundsätzlich finde ich da auch nichts falsches daran - gerade in den letzten 2 Jahren habe ich mich intensiv an die Wissenschaft gehalten, weil ich einfach davon ausging, dass Menschen wie Christian Drosten oder Sandra Ciesek die Daten viel besser einsortieren können als ich (mein wissenschaftliches Verständnis endet mit dem, was im Bio- und Chemie-LK vermittelt wurde).
Die letzten zwei Jahre waren wirklich seltsam für das Ansehen der Wissenschaft - was man da teilweise zu hören und zu lesen bekam war faszinierend und erschreckend zugleich. Auf der einen Seite werden Theorien mit halbgaren oder nur bedingt verstandenen wissenschaftlichen Erkenntnissen belegt, auf der anderen Seite wird Wissenschaftlern zum Vorwurf gemacht, dass sich ihre Sichtweise im Lauf der Pandemie geändert hat (was man bei der Menge an Daten und Erkenntnissen doch eigentlich erwarten sollte). Teilweise werden Wissenschaftler sogar direkt angegangen und ihnen unlautere Absichten unterstellt.