Hier kann zu den Seiten 167 - 245 (Kapitel 15 - 22) geschrieben werden.
'Mehr als die Finsternis' - Seiten 167 - 245
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Ein guter Platz für einen neuen Abschnitt, den ich jetzt auch für eine Lesepause nütze. Es ist für uns heutige sehr schwer nachzuvollziehen wie fortschrittlich durch die Protagonisten von Gut Mohlenhof da schon gedacht wurde- auch wenn das für mich die Generation meiner Großeltern ist. Die habe ich dann mit 70 in Erinnerung und ich weis wohl wie ich vor vierzig Jahren unreflektiert und unaufgeklärt als es die Bezeichnung noch nicht gab zu LBTQ stand. Der Vater und die Tante sind sicher auch in ihrer Zeit schon rückständig, darum erscheint die Kluft noch größer, aber das Züchtigungsrecht für die Kinder blieb noch lange Recht und Gesetz- das ging wirklich soweit wie beschrieben, solange das Kind überlebte war der Vater als solcher gerechtfertigt. Dazu gibt es eindeutige Entscheidungen des Reichsgerichts vor 1933. Heute gibt es das Recht des Kindes auf gewaltlose Erziehung. Als ich zur Grundschule ging haben und die Lehrer noch regelmäßig verprügelt. Spannend fand ich auch die Ausführungen warum es keine gepolsterte Zelle gab. Ich hätte
gedacht damals gab es schon Gummizellen
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Ich hätte gedacht damals gab es schon Gummizellen
Gummizellen sind etwas, das in Irrenwitzen vorkommt. In Deutschland gab es in der Realität weder Gummizellen noch Zwangsjacken. Da gab (und gibt es) Fixierungsbetten, an denen Randalierer festgeschnallt werden.
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Na ja, ich kenne aus eigenem Erleben von Mandanten mit Suizidgefährdung in der JVA Zellen die gepolsterte Wände und Boden haben und bis auf eine Matratze kahl sind.
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Na ja, ich kenne aus eigenem Erleben von Mandanten mit Suizidgefährdung in der JVA Zellen die gepolsterte Wände und Boden haben und bis auf eine Matratze kahl sind.
In der JVA mag das so sein. In der Psychiatrie in Hamburg jedenfalls nicht. Und da habe ich wirklich alles gesehen - genau aus den Gründen der Hygiene
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Annemarie hat ja Einiges mitgemacht. Kein Wunder, dass sie bisher so zugeknöpft war. Ihre Eltern sind wohl schon so, wie die meisten damals waren, vor allem im Beamtenmilieu.
Es gab sicher auch aufgeschlossenere Menschen, wie man an Gut Mohlendorf sieht. Wirklich ein Vorzeigeprojekt.
Ich bin sicher das Fräulein Gouvernante bekommt dort eine Anstellung. Mit ihren Methoden ist sie von unschätzbarem Wert.
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Ich würde das mal nicht am Beruf des Vaters festmachen, dass er so denkt, wie er denkt Wobei Herr Wenzel wirklich furchtbare Ansichten vertritt. Dass Frauen von ihrem ersten Mann imprägniert werden Danke nein! Aber wenn es so im Lexikon steht...
Annemaries Familie ist insgesamt furchtbar. Manchmal frage ich mich schon, warum auch gerade Frauen anderen Frauen immer wieder Steine in den Weg legen und sie klein halten wollen. Anstatt anderen die Möglichkeiten zu schaffen, die man selber nicht hatte. Die Tante, die sie prügelt und die Schwester, die das auch noch gut findet (bis sie dann selber zum Opfer wird)
Ich bin ja mal gespannt ob der Plan mit den falschen Papieren aufgehen wird. Hamburg ist sicher eine gute Möglichkeit um unterzutauchen.
Und hoffentlich lernt Louise bei der Geschichte auch, dass es wichtig ist, Verbündete zu haben
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Ich muss gestehen, dass ich bei der Szene, in der Adnan Annemarie und Maurice in die Arme nimmt, einen leichten Anfall von "Tränen in den Augen" hatte...
Es ist schon erstaunlich, mit welchen Methoden Fräulein Wermut arbeitet und wie sie Informationen "herauskitzelt", sie beeindruckt mich von Leseabschnitt zu Leseabschnitt mehr... MelanieM , denkst Du noch daran, dass Du uns noch etwas zu Fräulein Wermut "Daseinsberechtigung" im Buch erzählen wolltest? Denn eigentlich sollte sie doch auf dem Bahnhof kehrtmachen und nach Hannover zurückkehren? Oder war es das, dass Du evtl. ein eigenes Buch über sie schreiben willst?
Die Gegenüberstellung der verschiedenen Auffassungen (Annemaries Vater vs. Friederike) der damaligen Zeit fand ich sehr spannend zu lesen - und natürlich war ich vom Vater und Tante sehr erschüttert, aber ich befürchte mal, sie sind zwar extrem, aber waren keineswegs selten und kamen häufiger vor, als wir es uns heute vorstellen können.... Herrn Wenzels Vorstellung, dass Frauen von ihrem ersten Mann "imprägniert" werden - phhhh!!!
Annemarie und Adnan haben sicherlich kein einfaches Leben vor sich - auch in einer weltoffenen Stadt wie Hamburg nicht (siehe auch "Neger, Neger, Schornsteinfeger" von Hans Massaquoi, der ja so ungefähr gleichaltrig mit Maurice sein müsste), aber ich wünsche ihnen jedenfalls viel Glück mit den Papieren von Wolfgang... hoffentlich finden sie gemeinsam eine passende Geschichte, denn etwas dürftig finde ich das "Gerüst" bisher schon...
Und Luise? Wie Friederikes Vater feststellt, hat sie kein psychisches Trauma, sondern ein "impulsives Wesen"... Da bin ich äußerst gespannt, was wir da noch zu ihrer Vorgeschichte erfahren...
Und noch 'ne Frage: MelanieM , Du hast geschrieben, Band drei sei im Lektorat - gibt es da schon ein Erscheinungsdatum?
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Als ich zur Grundschule ging haben und die Lehrer noch regelmäßig verprügelt.
Na ja, verprügelt nicht direkt, aber z.B. mit dem Lineal etwas auf die Finger, das kam auch zu meiner Zeit durchaus noch vor...
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vor allem im Beamtenmilieu.
Ich glaube, das zog sich durch alle Gesellschaftsschichten...
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Und hoffentlich lernt Louise bei der Geschichte auch, dass es wichtig ist, Verbündete zu haben
Und vielleicht nicht mehr so impulsiv und unüberlegt zu handeln...
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Ich glaube, das zog sich durch alle Gesellschaftsschichten...
Sagen wir besser, in den mittleren und oberen Gesellschaftsschichten ganz speziell. Die ärmeren Leute hatten genug mit Überleben zu tun.
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Und vielleicht nicht mehr so impulsiv und unüberlegt zu handeln...
Das ist nicht unbedingt altersabhängig, aber in manchen Situationen ganz praktisch.
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Die ärmeren Leute hatten genug mit Überleben zu tun.
Da hast Du wahrscheinlich recht...
Das ist nicht unbedingt altersabhängig, aber in manchen Situationen ganz praktisch.
Aber ich glaube, das Alter hat schon etwas damit zu tun - obwohl sicher nicht nur, da gebe ich Dir auch recht...
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Bei der Szene mit Adnan und Annemarie liegen auch bei mir die Tränen, vor allem weil Friederike da auch so leidet und mal wieder sieht, was sie durch den Tod Bernhards verloren hat.
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An Frau Wermut sieht man auch wieder einmal wieviel es bringt Menschen auch mal persönlich kennenzulernen. Sie interessiert sich für Adnan und nimmt ihn als Menschen wahr. Da ist es doch leichter, den Mensch dahinter zu sehen und die Vorurteile auch abzubauen.
Das gefällt mir an Frau Wermut besonders gut, sie hat sich an die Wissenschaft, schaltet dabei aber den eigenen Verstand nicht aus und lässt auch den gesunden Menschenverstand zu. Das würde auch heute vielen mal helfen, wenn sie sich auch mal selber ein Bild machen und ihr Hirn einschalten.
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Der Vater und die Tante sind sicher auch in ihrer Zeit schon rückständig, darum erscheint die Kluft noch größer, aber das Züchtigungsrecht für die Kinder blieb noch lange Recht und Gesetz- das ging wirklich soweit wie beschrieben, solange das Kind überlebte war der Vater als solcher gerechtfertigt. Dazu gibt es eindeutige Entscheidungen des Reichsgerichts vor 1933. Heute gibt es das Recht des Kindes auf gewaltlose Erziehung. Als ich zur Grundschule ging haben und die Lehrer noch regelmäßig verprügelt.
In meiner Jugend gab es das zum Glück nicht mehr mit Lehrern, die mit Linealen auf Kinderfinger schlugen. Bei meinem Vater schon noch. Und ja, ich habe, einmal auch eine Watschn (Ohrfeige) von meinem Vater bekommen. Es war irgendwann in der Pubertät, da war ich ein wenig renitent und ihm ist im wahrsten Sinne die Hand ausgerutscht. Aber das war wirklich nichts, was ich ihm nachgetragen hätte und meine Eltern haben mich sehr liebevoll und ohne Schläge erzogen (auch wenn sie das damals noch gedurft hätten). Es war schon eine andere Zeit. Ohrfeigen waren zwar nicht beliebt aber nichts, was verdammenswert gewesen wäre. Später bei meinen Söhnen konnte ich erahnen, dass es Situationen gibt, wo Kinder einen schon mal an den Rand der Selbstbeherrschung bringen können. Schlagen war nie eine Option. Aber wenn sie so ähnlich wie Louise getobt haben und nicht auf die Vernunft des klaren Erwachsenenverstandes hören wollten, dann bedurfte es schon einiger kluger Strategien, um wieder an sie ranzukommen.
Das gefällt mir besonders gut an diesem Buch. Die psychologische Raffinesse mit der Friederike zu Gange ist und mit der hier Beweggründe und Abgründe beschrieben und beleuchtet werden.
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Dass Frauen von ihrem ersten Mann imprägniert werden
Da hat mich beim Lesen auch fast der Schlag getroffen.
Kurz darauf hat Friederike ihn mit seinen eigenen Worten geschlagen. Da musste ich dann wieder schmunzeln. Was für bescheuerte Ideen. Aber das Entjungfern ist ja überall auf der Welt etwas besonderes und treibt wildeste Blüten.
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Ich bin in meiner Kindheit auch genau einmal geschlagen worden, da habe ich meinen Vater zur Weißglut getrieben. Aber da sieht man wieder mal, ein einmaliges Erlebnis hat mehr Eindruck hinterlassen als wenn es dauernd zum Einsatz gekommen wäre.
Mir war damals durchaus klar, dass ich es zu weit getrieben habe, meine Eltern haben mich auch nie geschlagen. Und wenn ich mich richtig erinnere war es meinem Vater im Nachhinein auch sehr unangenehm, dass er sich nicht unter Kontrolle hatte.
Wir haben alle draus gelernt….
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Ich bin ja mal gespannt ob der Plan mit den falschen Papieren aufgehen wird. Hamburg ist sicher eine gute Möglichkeit um unterzutauchen.
Ich bin ein wenig überrascht, dass hier tatsächlich schwere Gesetzesverstöße zum Einsatz kommen sollen, um die kleine bunte Familie in Sicherheit zu bringen. Ich hatte ja eher damit gerechnet, dass Annemarie solange auf dem Gut bleibt, bis sie volljährig ist und dann in eine selbstbestimmte Freiheit entlassen wird. Oder dass man ihren Vater dazu bringt, dass er sein Erziehungsrecht abtritt. Irgend eine rechtliche Raffninesse. Aber hier kommen ja Urkundenfälschung und Lug und Betrug zum Zug. Nicht dass ich den beiden nicht helfen will. Aber irgendwie schon schade, dass sie so ein neues Leben aufbauen müssen.