Insel der verlorenen Erinnerung – Yoko Ogawa

  • 352 Seiten


    OT: ‎ Hisoyaka na kessho

    Übersetzt von Sabine Mangold


    Kurzbeschreibung:

    Auf einer Insel, nicht weit vom Festland entfernt, prägen sonderbare Ereignisse das Leben. In regelmäßigen Abständen verschwinden Dinge, und zwar für immer. Zunächst sind es Hüte, dann alle Vögel, später die Fähre. Bald gibt es keine Haarbänder mehr und keine Rosen … Die Bewohner haben sich damit abgefunden, dass auch ihre Erinnerung immer weiter verblasst. Nur einige wenige können nichts vergessen. Deshalb werden sie von der Erinnerungspolizei verfolgt, die dafür Sorge trägt, dass alle verschwundenen Dinge auch verschwunden bleiben, nicht nur im alltäglichen Leben, sondern auch in den Köpfen der Menschen. Als eine junge Schriftstellerin herausfindet, dass ihr Verleger Gefahr läuft, von der Erinnerungspolizei festgenommen zu werden, beschließt sie, ihm zu helfen – auch wenn sie damit ihr Leben riskiert. Sie richtet im Untergeschoss ihres Hauses ein Versteck für ihn ein. Doch die Razzien der Polizei werden ständig ausgeweitet, und immer häufiger verschwinden Dinge. Die beiden hoffen auf die Fertigstellung ihres neuen Romans als letzte Möglichkeit, die Vergangenheit zu bewahren. Yoko Ogawas internationaler Bestseller ist eine faszinierende Parabel über den Verlust von Freiheit und die Bedeutung der eigenen Vergangenheit. Selten werden die drängenden Fragen unserer Zeit so poetisch verhandelt wie hier.


    Über die Autorin:

    Yoko Ogawa gilt als eine der wichtigsten japanischen Autorinnen ihrer Generation. Für ihr umfangreiches Werk wurde sie mit vielen Literaturpreisen ausgezeichnet, u.a. mit dem Akutagawa-Preis und dem Tanizaki-Jun’ichirō-Preis. Für ihren Roman »Das Geheimnis der Eulerschen Formel« erhielt sie den begehrten Yomiuri-Preis. Bei Liebeskind erschienen u.a. die Romane »Das Museum der Stille«, »Schwimmen mit Elefanten« und »Der Herr der kleinen Vögel«. Mit der englischsprachigen Ausgabe von »Insel der verlorenen Erinnerung« wurde Yoko Ogawa für den National Book Award und den International Booker Prize nominiert.


    Über die Übersetzerin:

    Sabine Mangold lebt in Berlin. Aus dem Japanischen übersetzte sie u. a. Werke von Haruki Murakami und Yoko Ogawa.


    Erster Eindruck:

    Von der japanischen Schriftstellerin Yoko Ogawa habe ich schon ein paar Romane gelesen. In diesem gibt es Elemente eines Science Fiction-Romans, denn auf einer Insel verschwinden kollektiv Dinge und die Erinnerung daran. Zum Teil sind es Dinge des Alttags wie Hüte und Schiffe, aber auch übergreifende, z.B. Vögel.

    Oder bei der Hauptfigur, die auch Autorin ist , eine sTages verschwindet ihre Stimme.


    Dazu trägt eine Erinnerungspolizei bei, die deutlcih macht, dass eine Dikatur auf der Insel herrscht.


    Das hat schon viele beklemmende Anklänge an unsere heutige Realität.


    Morgen werde ich dann weiter lesen.

    ASIN/ISBN: 3746639034

  • Im Original ist das Buch schon 1994 entstanden. Das macht fassungslos, wenn man bedenkt, dass die Thematik heute aktueller als jemals ist.


    Auch in unserer Zeit gibt es das Verschwinden, z.B. das Artensterben oder Pressefreiheit in einigen Ländern. Auch das bleibt vielen nicht im Gedächtnis.


    Philosophische wie politische Interpretationsansätze sind möglich.


    Beklemmend sind die Passagen der Bücherverbrennung.

    Es gibt zahlreiche literarische Querverweise, z.B. Fahrenheit 451 von Ray Bradbury.


    Ogawa macht deutlich, was der Verlust der Erinnerung für die Menschen bedeutet. Nämlich Verarmung auf verschiedenen Ebenen.

    Eine jetzt gelebte Dystopie!

  • Der Roman liegt seiner längerer Zeit angelesen auf meinem Stapel unbeendeter Bücher.

    Die Handlung bewegt sich zwischen "Fahrenheit 451" und Orwells "1984", geprägt stark von japanischen Eigenheiten geprägt, die der Geschichte eine gewisse Exotik verleihen. Völlig begeistert nach den ersten Seiten war ich nicht; möglicherweise lag das an der abstrakten Erzählweise, die mit einer Dystopie einhergeht.

    Bedenkt man die Entstehungszeit und kennt andere Bücher von Yoko Ogawa, so habe ich für mich festgestellt, dann darf man eine - m.E. erfreuliche - literarische Weiterentwicklung der Schriftstellerin feststellen.

    Ob und wann ich den Roman wiederaufgreife, weiß ich nicht, werde an dieser Stelle doch auf jeden Fall die Eindrücke weiterverfolgen.

  • Dann hast Du vermutlich die Liebeskind-Ausgabe?


    ASIN/ISBN: 3954381222


    Ein Verlag, den ich sehr schätze.

    Ich lese aber die eBook-Ausgabe.


    Mein favorisierter Roman der Autorin ist Das Geheimnis der Eulerschen Formel,

    fand aber auch Hotel Iris nicht schlecht. Es gibt für mich aber noch einige Ogawa-Romane zu entdecken.

  • Yoko Ogawa beschreibt eine fortschreitende Auflösung. So habe ich das bisher noch nicht gelesen.

    Da sie das mit einigen Themen unterlegt, jedoch universell belässt, bleiben dem Leser Interpretationsspielräume. Manches fasse ich symbolisch auf.

    Die vordergründige Sachlichkeit der Erzählerin verstört, aber dadurch bleibt es dem Leser überlassen, die Trauer über den Verlust zu empfinden.

    Dass Ogawa mir als Leser nicht alles vorwegnimmt, halte ich für eine Bereicherung.