Der Deutsche Krimi

  • Caren
    Ok, das waren jetzt die verlagsseitigen Unterschiede, aber ich meinte eher die Inhalte.
    Was unterscheidet einen deutschen Krimi inhaltlich, stilistisch, etc. von einem nicht-deutschen? Gibt es überhaupt Unterschiede (wieder mal abgesehen von den Lokalitäten)? Sind sie der Meinung der genrekundigeren Leser denn besser, als ihre ausländischen Konkurrenten?


    Gruss,


    Doc

  • Doc Hollywood:

    Zitat

    Was unterscheidet einen deutschen Krimi inhaltlich, stilistisch, etc. von einem nicht-deutschen? Gibt es überhaupt Unterschiede (wieder mal abgesehen von den Lokalitäten)? Sind sie der Meinung der genrekundigeren Leser denn besser, als ihre ausländischen Konkurrenten?


    Deutsche Krimis beginnen oftmals damit, dass ein Jogger eine Leiche findet und an diesem Punkt scheiden sich schon viele Geister. Das wirkt schnell eintönig und scheint immer der selbe Schmalz zu sein, egal in welcher Region von Deutschland.


    Nehmen wir mal als Gegenbeispiel Elisabeth George. Von der kenne ich die meisten Bücher: Bei ihr beginnen die Stories fast immer mit einem geheimnisvollen Vorgang, wobei oftmals nicht erkennbar ist, wurde schon gemordet oder wird gemordet...


    Ich glaube das spricht dann einfach mehr Krimileser an, da gerade bei einem Krimi auch geheimnisvolles dazu gehört.


    Ein weiterer Punkt ist, dass oftmals in den Verlagen schlechte Lektorenarbeit geleistet wird, sprich: Der Text wird holperig, voller Fehler und zusammengestückelt. Da heißt es für den Leser Deutscher Krimis oftmals Augen zu und durch. Dennoch: Viele gute Stories verbergen sich hinter unbekannten Verlagen und Autoren in Deutschland.


    LG
    Caren

  • Zitat

    MaryRead:
    Ich dachte, einfach die Originalsprache (wobei ich im Moment nicht weiss, inwieweit Caren österreichische und schweizerische AutorInnen einbezieht)?


    Mittlerweile bieten mir viele Verlage aus dem Ausland deutschsprachige Krimiliteratur an. Selbstverständlich lese ich die. z.B. Sabin Deitmer erscheint im Haymon Verlag, Österreich.


    LG
    Caren

  • Zitat

    Original von Caren
    Ein weiterer Punkt ist, dass oftmals in den Verlagen schlechte Lektorenarbeit geleistet wird, sprich: Der Text wird holperig, voller Fehler und zusammengestückelt. Da heißt es für den Leser Deutscher Krimis oftmals Augen zu und durch. Dennoch: Viele gute Stories verbergen sich hinter unbekannten Verlagen und Autoren in Deutschland.


    Diese Erfahrung konnte ich kürzlich mit dem Krimi Eine Kugel für Lorant von Alfred Bekker machen. Die Idee war toll, die Story hat mir auch gefallen. Nur der Stil war nicht so berauschend und hat mich stellenweise wirklich gestört.

  • Ich bin erst vor einem Jahr auf den deutschen Krimi gekommen, nachdem ich vorher den britischen Autoren meine vielen Lesestunden gewidmet hatte. Das lag zum Teil daran, dass ich einfach nichts von deutschen Krimis wusste. Ein paar Versuche mit Regio-Krimis minderer Qualität hatten mich nicht umgehauen.


    Leider ist es nicht immer einfach, gutes deutsches Krimifutter zu finden, da weder Buchhandel noch Stadtbibliotheken in diesem Bereich besonders bestückt sind. Schade, denn die deutschen Autoren müssen sich keineswegs verstecken.


    Ich lese besonders gerne regional verankerte Krimis, z.B. in Schottland oder Nordengland handelnd, wo ich längere Zeit gelebt habe. Komisch nur, dass bei Ian Rankin, Stephen Booth oder Reginald Hill kein Mensch von Regionalkrimi spricht. Das scheint ein typisch deutsches Wort zu sein.


    Gerade habe ich einen tollen deutschen Krimi gelesen, der auch damit beginnt, dass eine Joggerin eine Leiche findet. Wenn das so spannend geschieht, stört mich das nicht. Man hört ja auch aus dem richtigen Leben, dass Jogger oder Spaziergänger Leichen finden. Übrigens, ich jogge nicht.


    Ach ja, das Buch, von dem ich eben sprach, heißt "Der Wald ist Schweigen" und ist von Gisa Klönne.


    Grüße an alle deutschen Krimifans!

  • Lieber Gast,


    herzlichen Dank für Deine Meinung zu diesem Thema.


    Zitat

    Ach ja, das Buch, von dem ich eben sprach, heißt "Der Wald ist Schweigen" und ist von Gisa Klönne.


    Stimmt. Dieses Buch habe ich gerade im letzten Monat gelesen. Auch mich schocken solche ersten Sätze nicht, denn die Gesamtstory ist phantastisch und dieses Buch kann man wirklich empfehlen.

  • Ich habe überhaupt nichts gegen deutsche Krimiautoren und hab' auch schon versucht, von dem einen oder anderen etwas zu lesen. Viele sagten mir gar nicht zu, einige bzw. waren so naja (Ani, Oelker) und andere, wie z.B. Silvia Kaffke und Renate Kampmann haben mir sehr gut gefallen. Da werd' ich noch mehr von lesen. (Renate Kampmann und Silvia Kaffke müssten auf Deiner homepage mal aktualisiert werden :wave - von denen gibt es inzwischen schon mehr Bücher :-) )

  • Zitat

    alisonnenschein
    (Renate Kampmann und Silvia Kaffke müssten auf Deiner homepage mal aktualisiert werden - von denen gibt es inzwischen schon mehr Bücher )


    Das ist richtig und mir auch bekannt, aber auf meiner Homepage wird keine Buchvorstellung betrieben, sondern nur Bücher genannt die ich bereits gelesen habe oder bald lesen werde.


    LG
    Caren
    :wave

  • Ich bin da doch etwas seltsam... Krimis sind für mich englischsprachig... bzw. sie spielen in England oder den USA, schon Australien (obwohl ja auch englischsprachig) ist mir nicht so geheuer.


    Hm... ich sollte es vielleicht so ausdrücken:
    Wenn ein deutscher Krimiautor die Handlung in Washington spielen lassen würde, hätte ich kein Problem, in Köln allerdings schon :-]
    Vielleicht ist Deutschland zu nah an Österreich und deswegen ist es mir zu nahe an der Wahrheit :gruebel

  • Und kaum habe ich hier vor ein paar Tagen geschrieben, dass ich mir wünsche, dass der deutsche Krimi nicht so versteckt wird, schon sehe ich heute in der Stuttgarter S-Bahn eine große Werbung für die Schwaben-Krimis von Klaus Wanninger. ;-)


    Irgendwie lustig, wenn man ein Thema dann mal im Kopf hat, taucht es überall auf.


    Leider fand ich die Titel und Cover nicht wirklich ansprechend, aber ich werde nun trotzdem mal nachlesen, was es so für Meinungen über seine Bücher gibt.

  • Zitat

    Deutsche Krimis beginnen oftmals damit, dass ein Jogger eine Leiche findet


    Klasse! :lache


    Das Thema ist sehr interessant. Ich habe mich für "verkannt" entschieden, weil ich Deine Erfahrung mit den Jogger-Leichen nicht in diesem Ausmaß gemacht habe. Klar: Zunächst ist die Geschichte wichtig; nicht der Spielort oder die Herkunft des Autors. Aber manche Sujets liegen einem dann doch näher. Zum Beispiel komme ich mit Morden, die im Umfeld der Quarterback-Fans in den Riegen von kichernden Cheerleaders an US-Hochschulen passieren, nicht so gut klar. Ehrlich gesagt: Ich könnte hier nicht mal im Detail die Football-Regeln erklären. Geschweige denn Baseball-Feinheiten. Dinge, die in den USA jedes Kleinkind kennt.
    Manches typisch mitteleuropäische oder vielleicht sogar deutsche Detail zieht einen da näher an die Story. Darf ich einen Favoriten von mir nennen, den vielleicht nicht alle kennen? (Klar darf ich das, wie wollt ihr das jetzt auch verhindern ... blöde Frage). Ulrich Ritzel. Ist gut. Zugegebenermaßen hab' ich da Vor-Urteile im schönen Sinne. Aber gut ist er trotzdem. Finde ich zumindest. Außerdem lässt er keine Jogger Leichen finden ...


    Danke für die Umfrage Caren.
    Und jetzt schau' ich mir mal deine Seite an. (Hätte ich schon vorher tun sollen? Uppps)

  • Ich lese sehr gerne Krimis von deutschen Autoren und bin immer dankbar für Vorschläge in dieser Richtung.


    Ich finde sie nicht besser oder schlechter als skandinavische, britische usw. Krimis, nur eben anders. Ich lese skandinavische oder britische wegen ihrer Eigenheiten, Stimmungen und der Orte, an denen die Krimis spielen und genauso geht es mir mit den deutschen.


    Ich finde den Begriff "Regionalkrimi" bei weitem nicht so negativ, wie er oft (auch von Autoren!) dargestellt wird. Gerade Regionalkrimis aus Gegenden, die mich besonders interessiern, lese ich besonders gern.


    Auch wenn nicht jeder so gut ist, wie z.B. Andreas Franz, brauchen sich die Krimis von z.B. Sandra Lüpkes oder Susanne Mischke wirklich nicht zu verstecken!


    Was ich allerdings schade finde, ist, dass viele deutsche Krimi Autoren nur in kleinen Verlagen unterkommen, die die armen Autoren, bzw. deren Bücher oft mit furchtbaren Covers strafen! Das macht das Image des deutschen Krimis nicht gerade besser. Solche Covers lässt sie erst recht langweilg und altmodisch aussehen!

  • ich hab vor kurzem (nachdem ich beim eifel-krimi-festival war) die regionalkrimis für mich entdeckt. davor hab ich natürlich auch schon deutsche krimis gelesen, aber es macht mehr spass, wenn ich die gegend kenne :grin


    Caren und alle andern "kundigen": gibts irgendwo eine liste, auf der die autoren nach region und nicht alphabetisch aufgelistet sind? *zugibt, zu faul zum stundenlangen suchen zu sein*

  • Hallo Muffin


    unter Spannung in Hessen findest Du eine Liste, die am Ende auch nach regionen und Städte gegliedert ist. Leider ist der Stand vom Mai 2003


    Und leider gibt es noch keine Deutschlandkarte mit Hinweisen auf an den jeweiligen Orten spielenden Krimis.


    Caren
    Wäre das nicht ein Projekt für Deine Seite? Ich glaube viele Eulen würden Dir mit Tipps dabei helfen


    LG Dyke

    "Sie lesen?"
    "Seit der Grundschule, aber nur, wenn's keiner sieht."


    Geoffrey Wigham in "London Calling" von Finn Tomson

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von dyke ()

  • Hallo Caren,


    ich habe den Punkt


    "Ich unterscheide nicht zwischen Deutschen/Nichtdeutschenkrimis, sondern gut und schlecht"


    gewählt, weil das für mich vordergründig ist. Mich muss der Inhalt interessieren und da ist es mir völlig egal woher der Autor ist. Wie du weißt, stöbere ich ja öfter mal auf deiner HP, die ich sehr liebe, und habe dort schon viele interessante Krimis gefunden.


    Wie es in kleinen Buchhandlungen ist, weiß ich nicht, weil wenn, gehe ich nur in die großen Läden und da gibt es in Wien z.B. den "Amadeus", der seit 1.9.05 nun "Thalia" heißt und dort gibt es die deutschen Krimis und die stehen unter Krimis alphabetisch geordnet mit allen anderen Autoren beisammen.


    Mein Problem ist es nur, dass ich hauptsächlich aus der Bücherei lese und dort gibt es leider sehr wenige deutsche Krimis, also müsste ich sie alle kaufen. Na mal sehen, welche von meiner Liste ich wo finde.

  • Zitat

    Muffin :
    Caren und alle andern "kundigen": gibts irgendwo eine liste, auf der die autoren nach region und nicht alphabetisch aufgelistet sind? *zugibt, zu faul zum stundenlangen suchen zu sein*


    Da bin ich leider völlig überfragt. Auf meiner Seite habe ich mich bislang - und das wirklich aus Zeitgründen - nur dazu entschließen können, alle deutschen Krimis zu listen die in meinem Bundesland spielen. Also für Schleswig-Holstein habe ich eine Liste mit entsprechenden Orten.


    Wenn Du mir die Region sagst, fällt mir vielleicht dazu ganz spontan etwas ein und dann schreibe ich Dir gerne die entsprechenden Autoren und Krimis heraus.


    Zitat

    dyke :
    Wäre das nicht ein Projekt für Deine Seite? Ich glaube viele Eulen würden Dir mit Tipps dabei helfen


    Nein, tut mir leid. Schon jetzt ist meine Homepage sehr zeitaufwendig, so dass ich schon vieles andere nicht schaffe.


    LG
    Caren :wave

  • Zitat

    Helga :
    Mein Problem ist es nur, dass ich hauptsächlich aus der Bücherei lese und dort gibt es leider sehr wenige deutsche Krimis, also müsste ich sie alle kaufen.


    Das kann ich nachvollziehen, zumal die Bücher aus den kleinen Verlagen meistens zwischen 10 - 15 Euro liegen. Ich habe großes Glück und werde von vielen lieben Autoren und Autorinnen, sowie deren Verlage unterstützt.


    Wenn ich mir die Bücher pro Jahr kaufen müsste, das wären so um die 400 Stück wäre ich ein Vermögen los.


    Vielleicht hast Du ja bei dem ein oder anderen Buch Glück. Ansonsten schreibe mir mal, welche Bücher Dich wirklich interssieren. Irgendwie kommen wir zusammen.


    LG
    Caren :knuddel1


    Habe heute etwas an Dich geschickt.