Dieses Buch sei allen ans Herz gelegt die die deutsche Fernseh-, Politik- und Kultur-Landschaft der letzten 30 Jahre miterlebt haben.
Es geht um Talkshows. Nicht die Nachmittags-Fliessband-Skandal-Runden, sondern die „richtigen“ Talkshows, angefangen mit Dietmar Schönherrs nachgebautem Wohnzimmer namens „Je später der Abend“ in den siebziger Jahren, bis hin zu „Talk im Turm“ und „Sabine Christiansen“.
Im Mittelpunkt jedes der in sich abgeschlossenen Kapitel steht ein Thema der deutschen – siehe oben – Geschichte, sei es Romy Schneider, die RAF oder Michel Friedman. Jedes dieser Themen war einst Talkshow-Gegenstand, und Klaudia Brunst analysiert mit Akribie, was von wem wie warum gesagt wurde. Wer wem was nicht sagen konnte. Wer wie darauf reagierte. Was danach geschah. Wie die Talkshow als Bühne für ein Thema angedient oder missbraucht wurde. Wie ein Talkshowauftritt die weitere Karriere des Gastes beeinflusste – und wie der Auftritt des Gastes seinerseits die Talkshow prägte.
Die Autorin zeichnet Hintergründe und Zusammenhänge in der deutschen Medienlandschaft, die sich dem arglosen III-nach-9-Fan auf der Suche nach locker-leichter Freitag-Abend-Unterhaltung so nie erschlossen haben. Die öffentlichen Bekenntnisse des Parteispendenaffären-geplagten Helmut Kohl. Wer das Medienklavier in der „Outing“-Saga nun souveräner gespielt hat – Bettina Böttinger oder Harald Schmidt. Alice Schwarzer in ihren Begegnungen mit Anti-Feministin Esther Vilar und mit – „blubb!“ - Verona Feldbusch.
Kornelia Brunst hat umfassend recherchiert, zitiert ganze Passagen, als sässe man mit ihr fiebernd vor dem Fernseher und zugleich kritisch analysierend im Regieraum, identifiziert Kernsätze, die eine ganze Geschichte entlarven, erkennt geglückte Inszenierungen an, zerpflückt misslungene Chronologien. Sie kennt sich ganz offensichtlich aus in der deutschen Medienlandschaft, durchschaut Mechanismen und Instrumentalisierungen. Kein Wunder – sie war jahrelang Chefredakteurin der taz, sie arbeitet heute quer durch die deutsche Zeitungslandschaft als freie Fernsehkritikerin, sie ist Mitglied der Grimme-Preis-Jury.
Und – nicht zu vergessen - schreiben kann sie auch noch. Was sollten also wir tun? Lesen!