Ich bin ja heut so glücklich – Charlotte Roth

  • Droemer, 2022

    416 Seiten


    Kurzbeschreibung:

    Berlin 1931: Sie ist der Shooting Star, die Sensation des jungen deutschen Tonfilms. "Ich bin ja heut so glücklich" singt sie und scheint es ernst zu meinen. Renate Müller, der Münchner Journalistentochter, die mit achtzehn nach Berlin kam, verfällt die Filmwelt quasi über Nacht, obwohl sie so gar nicht dem gängigen Leinwandideal entspricht und weder das süße Püppchen noch den männermordenden Vamp verkörpert. Sie ist gefragt, begehrt, selbst Hollywood ruft nach ihr. Renate könnte so glücklich sein, wie es ihr berühmtes Lied verspricht, doch ihre große Liebe hat sie einem Juden geschenkt und gerät damit ins Visier der braunen Machthaber …


    Über die Autorin:

    Charlotte Roth, Jahrgang 1965, ist gebürtige Berlinerin, Literaturwissenschaftlerin und seit zehn Jahren freiberuflich als Autorin tätig. Charlotte Roth hat Globetrotter-Blut und zieht mit Mann und Kindern durch Europa. Sie lebt heute in London, liebt aber Berlin über alles. Ihrem erfolgreichen Debüt »Als wir unsterblich waren« folgten zahlreiche weitere Romane über Frauenschicksale vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte.


    Mein Eindruck:

    Charlotte Roths Romanbiografie beleuchtet die deutsche Filmbranche der dreißiger Jahre anhand dem Leben der Schauspielerin Renate Müller, die für eine kurze Zeit sehr beliebt war. Ich muss gestehen, ich kannte sie von Namen her nicht, obwohl mir der Heinz Rühmann-Film Allotria bekannt ist.

    Einen Erfolg hatte sie mit dem Film Die Privatsekretärin, der heute aber anscheinend leider verschollen ist.Darin trällerte sie das Lied, dass den Romantitel lieferte.


    Man kann über diese Zeit nicht schreiben ohne auch die politischen Einflüsse zu betrachten. Bekanntermaßen war Goebbels überzeugt, durch den deutsche Film effektive Propaganda betreiben zu können, ihn zu einer Propagandamaschine zu machen. Daher hat Goebbels in diesem Buch tatsächlich auch eine maßgebliche Rolle und Einfluss auf Renates Jugendfreund Werner, der sich aufgrund Unsicherheit darin verstricken lässt.

    Renate Müller ist apolitisch. Für sie zählt das Filmen und das positive Leben. Sie liebt neben dem Film das Feiern und das lieben. Dann verliebt sie sich in einen jüdischen Mann und gerät selbst unter Druck.



    Mich hat der deutsche Film immer interessiert, daher funktionierte dieser "Film" in Romanform für mich besonders gut.


    Der Roman zeichnet sich durch Intelligenz und eine sehr gute Lesbarkeit aus.


    ASIN/ISBN: B09KX17568

  • Ich bin ja heute so glücklich

    Inhaltsangabe: Quelle Droemer


    Roman nach einem wahren Schicksal

    Der große biografische Roman über eine der beliebtesten deutschen Schauspielerinnen der 30er Jahre. Die Geschichte eines tragischen Frauenschicksals von der Autorin des Bestsellers »Als wir unsterblich waren« Charlotte Roth.

    Berlin 1931: Sie ist der Shooting Star, die Sensation des jungen deutschen Tonfilms. „Ich bin ja heut so glücklich“ singt sie und scheint es ernst zu meinen. Renate Müller, der Münchner Journalistentochter, die mit achtzehn nach Berlin kam, verfällt die Filmwelt quasi über Nacht, obwohl sie so gar nicht dem gängigen Leinwandideal entspricht und weder das süße Püppchen noch den männermordenden Vamp verkörpert. Sie ist gefragt, begehrt, selbst Hollywood ruft nach ihr. Renate könnte so glücklich sein, wie es ihr berühmtes Lied verspricht, doch ihre große Liebe hat sie einem Juden geschenkt und gerät damit ins Visier der braunen Machthaber …

    Berührend, dramatisch und auf der wahren Geschichte der Schauspielerin Renate Müller beruhend.


    „ Hat die Welt Geburtstag heutˋ,

    Was ist denn heut´bloß los ?

    Weil ich lache, lachen alle Leut´,

    Was machen die für dumme Sachen?“

    ( Gilbert und Paul Abraham, Textauschnitt aus ihrem Lied, zu dem Film die Privatsekretärin)


    Meine Meinung zur Autorin und Buch

    Charlotte Roth, hat mich mit ihren bisherigen Romanen jedesmal begeistert. Auch mit ihrem neusten Werk, über die Schauspielerin Renate Müller, es ist ein biografisch gefärbter Roman, eine Hommage an eine vergessene Künstlerin, sie hat damit Renate Müller wieder aus der Versenkung geholt.

    Fassbinder , ist es gelungen dieser Frau ein Denkmal zusetzen, mit seinem Film, „ Die Sehnsucht der Veronika Voss „. Die Geschichte hat meine Neugier geweckt und so habe ich ein wenig über diese für mich unbekannte Frau gegoogelt, sie war eine hübsche Frau, ihre Fotos kommen sympathisch herüber. Wir begegnen in der Geschichte viele Bekannten Größen, und Tauschen in die reale Welt der damaligen Zeit ein. Der Schreibstil ist sehr flüssig, Bildlich und spannend, man fiebert von der ersten Seite an mit. Es war schön Renate von Kindesbeinen an, bis zu ihrem tragischen Tod zu begleiten. Die einzelnen Figuren und ihre Charaktere sind hervorragend herausgearbeitet. Ich konnte mich sehr gut in sie hinein versetzen, habe mitgefiebert, gelitten, gelacht und geweint.

    Es war ein Genuss die Geschichte über Renate zu lesen, einen liebenswerten und doch so verletzlichen Menschen.


    Schon bei der Silvesterfeier, der Familie Müller 1918 in Emmering bei München, fiel mir Werner unangenehm auf, war es Bauchgefühl oder Ahnung, das ich ihn verabscheute und ihn nicht mochte. Ein 15 Jähriger Burschen der unbedingt in der 1. Reihe stellen musste, der auf die 12 jährige Renate Besitzansprüche da schon stellte, der davon besessen ist sie mal zu heiraten. Renates Eltern und ihre Familie, sind dagegen sehr warmherzig und offen, die alles geben für ihre Kinder, sie lieben und beschützen. Man spürt das Renate das Gymnasium kein Spaß macht, es mehr ein Liebesbeweis für ihren Vater ist. Sie hat es ganz schön Faustdick hinter den Ohren, unsere so liebreizende Renate. Sie träumt schon da , einmal Sängerin und Filmschauspielerin zu werden. Sie singt aus voller Leidenschaft, man spürt ihren großen Wunsch. Es sind keine flapsigen Jungmädchen Träume, sie brennt geradezu ihre Ziele zu erreichen. Sie zieht mit ihrer Familie nach Danzig, nimmt Gesangsunterricht. Dieser widerliche Werner folgt ihr nach Danzig, ein Schmarotzer der auf ihre Kosten lebt und nichts auf die Reihe bringt. Für Renates weiterkommen ziehen die Familie nach Berlin, sie nimmt Schauspielunterricht an der Max-Reinhard- Schule, lernt ihre Freundin Sybille kennen, mit der Sie durch dick und dünn gehen kann. Eine Freundin die auch dann da ist wenn es einem dreckig geht, ein Fels in der Brandung. Aber sie genießen auch beide das Berliner Nachtleben in vollen Zügen. Renate schafft es trotz ihrer Bummeligkeit nach oben. Mit ihrem Lied „ Ich bin ja heute so glücklich „ aus ihrem Film die Privatsekretärin, erobert sie die Herzen ihrer Zuschauer. Sie wird immer gefragter, man mag ihren natürlichen Charme, denn sie verkörpert das Mädchen von nebenan. Georg, der Bankier Sohn und Jude, wird zu ihrer großen Liebe , eine Liebe die nicht erlaubt ist in Deutschland. Beide geraten ins Visier der Nazis und Goebbels . Werner ist inzwischen mit ihm befreundet und arbeitet für ihn. Es wunderte mich nicht, den Werner vergöttert diesen Mann , fühlt sich von ihm verstanden und anerkannt. Dabei ist er für mich nur Wachs in seinen Händen, das Goebbels formen kann, der tut was er will. Oh Mann, was habe ich diesen Werner gehasst, der ist es den Renate ins Unglück stürzt sie und Georg seinen Rivalen in Gefahr bringen wird.

  • Arietta ,

    Ich hatte meine Rezi zu diesem Buch unter Historische Romane/20.Jahrhundert eingestellt,

    da ich meine, man kann den Roman auch mit Gewinn lesen, wenn man Renate Müller nicht kennt.

    Oder meinst Du, Biografie ist wirklich die bessere Rubrik?

    Charlotte sagte ja, es sei eine Roman Biografie, deshalb dachte ich sie gehört dahin, ich habe auch da gesucht und nichts gefunden.

  • Zwar sind wir von den Threadsrubriken leider voreinander entfernt, aber vom Ergebnis nah beiandeinder. Schreibstil, Figuren und Atmosphäre sowie Wirkung des Buches sind wirklich stark!


    Obwohl mir Werner am Anfang wirklich leid getan hat. Aber er verstrickt sich heillos in die Machenschaften der Nationalsozialisten und ist darin wahrscheinlich überaus realistisch.

  • Renate Müller hat von klein auf eine Leidenschaft, das Kino! Auch wenn sie versucht ihrem Vater den Sohn zu ersetzen, auf der höheren Schule erfolgreich zu sein und Journalistin zu werden, brennt sie doch nur für die Schauspielerei. So bricht sie schlussendlich die Schule ab und lebt ihren Traum. Sie wird zu einer erfolgreichen Schauspielerin in einem Deutschland, in der ihre Liebe ihr, ihrem Beruf und ihren Lieben gefährlich werden kann.


    Charlotte Roth bringt uns in diesem Buch das Leben von Renate Müller nahe. Müller war eine sehr erfolgreiche Schauspielerin Ende der zwanziger Jahre bis in die dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts. Ihre Geschichte wird aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Einmal natürlich aus ihrer eigenen, dann aus der ihre Jugendfreundes Werner, der allerdings in ihre Beziehung immer mehr hineininterpretiert, als da wirklich ist. Ich muss sagen, dass mir Werner vom ersten Auftritt an zuwider war. Er ist der klassische Typ von Mensch, der immer der Meinung ist, dass die Welt ihm nur böses will und selbst nicht Verantwortung für sein Leben übernimmt. Zusätzlich lernen wir auch noch Sybille Schmitz kennen, die beste Freundin von Renate und auch eine erfolgreiche Schauspielerin.


    Ich hatte zwischendrin ein bisschen meine Probleme mit dem Buch. Renate ist wohl ein liebenswerter Mensch mit erstaunlich wenig Selbstbewusstsein für eine Schauspielerin gewesen. Am schlimmsten ist allerdings Werner für mich gewesen, dessen Besessenheit von Renate sein ganzes Leben bestimmt. Als Chauffeur und Handlanger von Josef Goebbels trägt er seinen Teil zu Renates Schwierigkeiten mit dem neuen Regime bei. Goebbels versucht sie mit Hitler zu verkuppeln, was sie aber nicht will. Am liebsten möchte Renate unpolitisch bleiben, in einer Zeit in der jeder, der in der Öffentlichkeit stand, auch politisch einsortiert wurde.


    Am ehesten ist mir tatsächlich noch Sybille nahegekommen, die versucht ihr Leben so zu leben, wie es ihr gefällt, dabei aber die Unbilden der Zeit nicht aus den Augen verliert.

    Das Grauen, das auch die Filmlandschaft schon bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten ergriff, wird sehr deutlich. Auch die Gewissenskonflikte derer, die bleiben konnten. Ist es rechtens Filme in einem Staat zu drehen, dessen Politik einem zuwider ist? Auch wenn diese Filme vermeintlich unpolitisch sind. Renate Müller ist jedenfalls an diesem Staat zerbrochen.


    Mich hat das Ganze etwas zwiespältig hinterlassen. Einerseits eine spannende und bewegende Geschichte, aber gerade Renate Müller blieb mir zu fern.


    8 von 10 Punkte

  • Mit einer schönen, aber auch tragischen Geschichte nach wahren Begebenheiten ist dieser Roman eine schöne Ode an eine interessante, aber nicht sehr bekannte Persönlichkeit. Ich war fasziniert, aber auch traurig über das Schicksal von Renate Müller, einer eindrucksvollen Persönlichkeit in einer Zeit, wo die Menschheit auf einen historischen Tiefpunkt hinsteuerte. In der wesentlichen Handlung geht es um das Leben von Renate Müller, welche ihren Traum als Filmschauspielerin lebt. Aufgewachsen in der Provinz schafft sie es mit ihrer besonderen Art und der Unterstützung ihrer Familie ihren Traum zu verwirklichen. Doch bald droht der Traum aufgrund der politischen Verhältnisse in Deutschland zu zerplatzen. Das schönste Lächeln kann die Fratzen des Nationalsozialismus leider nicht zu Umkehr bewegen. Ein verhängnisreicher und tragischer Kampf beginnt.

    Die Hauptprotagonistin ist eine sehr lebensfrohe und weltoffene Person. Obwohl in einem kleinen Ort großgeworden, ist sie Veränderungen gegenüber sehr aufgeschlossen und versucht diese positiv anzunehmen. Ihre herausragende Persönlichkeit ist dabei ihre größte Waffe, schafft sie es doch fast alle Menschen positiv zu beeinflussen. Als wesentliche Nebendarsteller der Handlung können die Schauspielerin Sybille, ihre engste Freundin, Georg Deutsch ihre große Liebe sowie ihr Freund aus Kindertagen, Werner Lohse genannt werden. Dabei war mir der Charakter Werner Lohses etwas zu überzeichnet. Anfangs etwas dümmlich verliebt dargestellt entwickelt sich dieser zu einem „Handlanger“ des Naziregimes was ich persönlich etwas zu konstruiert dargestellt fand. Dies ist aber mein einzig größerer Kritikpunkt an diesem insgesamt sehr schön geschriebene Roman. Der Aufbau ist stringent und wird durch punktierte Zeitsprünge unterbrochen, was auf den Lesefluss keinen größeren Einfluss hat. Der Schreibstil der Autorin ist gehoben, dialogorientiert, flüssig und sehr gut lesbar. Als Besonderheit ist ein ausführliches Glossar über die damaligen Handlungsorte, sowie Begriffe der Zeit am Ende des Buches anzumerken. Sehr gut gefallen hat mir die Darstellung der „innerlichen“ Zerrissenheit von Renate Müller. Sie ist gefangen in ihrem eigenen Schicksal. Dabei wird sie angetrieben von ihrem Traum ihre Liebe zu dem Juden Georg Deutsch unbeschwert fortzuführen, was angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umstände sehr schwierig ist. Dabei ist eine Passage im Roman, welche diese innere Leere am besten beschreiben kann. Auf Seite 363 (E-Book) sagt Renate Müller zu ihrer Freundin Sybille: „Ich kann in keine fremde Wirklichkeit mehr hineinschlüpfen, weil meine eigene mich übermannt hat“. Dies ist sinnbildlich für die Tragik der damaligen Schauspielerin. Sie hat es nie mehr geschafft so glücklich zu sein, wie sie es doch einmal gewesen war.

    8,5/10P.

  • Renate Müller – ein Name, der mir bis zur Lektüre dieses Romans so gar nichts sagte. Der Titel des Buches macht aber neugierig und so wollte ich natürlich rausfinden, weshalb diese Renate Müller so glücklich ist.


    Renate wächst wohlbehütet zunächst in München, dann in Danzig auf, bevor sie mit ihrer Familie nach Berlin zieht, wo sie Schauspielunterricht bekommt und ihre Karriere als Filmschauspielerin beginnt. Sie kommt aus einem weltoffenen Elternhaus, das vor Leben sprudelt. Ihre Karriere startet gut, ihr steht die Welt offen und sie begegnet ihrer großen Liebe – sie hat allen Grund, glücklich zu sein.


    Doch mit der Machtergreifung Hitlers und dem Erstarken des Nationalsozialismus in Deutschland wendet sich das Blatt, das einst so glückliche Leben verblasst und übrig bleiben Angst und Hilflosigkeit gegenüber der neuen Zeit. Die äußeren Umstände bieten keine Perspektive auf ein glückliches Leben mehr. Und ihr Freund aus Kindertagen, Werner, schon im ersten Auftreten ein mehr als unsympathischer Zeitgenosse, ist ein übler Gegenspieler, der durch seine Zuneigung – oder eher Besessenheit von Renate – wenig Hilfe, sondern erst recht Probleme schafft.


    Die Geschichte wühlt auf, macht nachdenklich. Renates Schicksal ist zum Ende hin nur noch schwer auszuhalten, ein Wohlfühlroman ist es sicher nicht, sondern die Darstellung ungeschönten Lebens. Dieser Roman ist keine Biographie, so schreibt die Autorin in einleitenden Sätzen, aber ich nehme ihr in jeder Zeile das dort beschriebene Leben dieser längst vergessenen Schauspielerin ab. So könnte es gewesen sein.


    Man muss sich einlassen auf dieses Buch, das gut geschrieben, dessen Inhalt aber herzzerreißend und streckenweise nur schwer zu ertragen ist. 9 Eulenpunkte.