Über Derek Walcott – Joseph Brodsky

  • Das Klingen der Gezeiten


    OT: On Derek Walcott


    Kurzbeschreibung:

    Essay über den 1930 auf der Karibikinsel St. Lucia geborenen Dichter Derek Walcott.


    Über den Autor:

    Joseph Brodsky, 1940 in Leningrad geboren, wurde nach einem Prozess wegen "Parasitentums" und fünfjähriger Zwangsarbeit 1972 aus der Sowjetunion ausgebürgert. Mit Hilfe des Dichters W. H. Auden emigirierte er in die USA, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1996 lebte. 1987 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen. Im Hanser Verlag erschien 2006 Brief in die Oase, eine umfangreiche und repräsentative Auswahl aus Brodskys dichterischem Werk.


    Mein Eindruck:

    Der Literaturnobelpreisträger Joseph Brodsky hatte 1983 ein Essay über einen anderen Literaturnobelpreisträger geschrieben, dem Dichter Derek Walcott.

    Das interessierte mich auch, weil ich Derek Walcott einmal bei einer Lesung in Heidelberg gesehen habe.


    Brodsky nähert sich Derek Walcott, indem er Teile eines Selbstporträts und mehrere Gedichte betrachtet. Schon das Selbstporträt geht stark auf die unterschiedlichen Teile der Herkunft ein. Walcott wählt drastische Worte.


    Ein roter Nigger, der lieben das Meer,

    Bin ich, mit echt kolonialen Diplom,

    Halb Holländisch, Nigger und Englisch in mir,

    Bin entweder niemand oder eine Nation.


    Die betrachteten Gedichte sind Teile aus:

    Metamorphosen I, Mond

    Another Life

    Goats and Monkeys

    und weitere


    Brodsky macht deutlich, das Derek Walcott weder Traditionalist noch Modernist ist und er gehört auch keiner Schule an.

    Sehr wohl aber schreibt Walcott in Zyklen und neigt zu lyrischen Monolog und narrativer Lyrik. Auch das koloniale Erbe spielt eine Rolle. Seine Gedichte sind aus der Fusion zweier Unendlichkeiten entstanden, der Sprache und dem Ozean.


    Der Essay erschien erstmals als Einführung zu Poems of the Carebean, die Derek Walcott herausgegeben hatte.

    In Deutsch ist das essay in dem Buch Das Königreich des Sternapfels enthalten.


    Essays über Lyrik auf diesem Niveau liest man nur äußerst selten.