'Die Anomalie' - Seiten 001 - 079

  • Schon interessant, dass keine von uns wirklich von Blake abgestoßen oder so ist. Immerhin ust er Auftragskiller, ein Mörder. Der gewaltsame Tod Anderer durch seine Hand ist sein Geschäft.

    Doch, ich war da schon abgeschreckt. Vielleicht wäre ich besser in das Buch hineingekommen, wenn nicht ausgerechnet Blakes Kapitel ganz am Anfang gestanden wäre - ich fands unnötig grausam. Und wer weiß, ob ich das Buch gelesen hätte, wenn ich diesen Beginn als Leseprobe oder im Buchladen gelesen hätte? So als Leserunde musste ich ja durch ;).


    Kleiner Exkurs am Rande: Titus Müller fängt in "Die fremde Spionin" ja auch ähnlich an - ein Killer, der ein Opfer umbringt. Dort hat mich der Anfang auch irritiert, nachträglich fand ich ihn aber wesentlich besser eingebunden und vor allem sinnvoller als hier. Vielleicht weil man während des gesamten Buches viel mehr über die Hintergründe des Charakteres erfährt. In seiner Lesung hat Titus Müller das Thema übrigends auch angesprochen, da er erstaunlich viele positive Rückmeldungen zu dieser Person bekommen hat. Anscheinend mögen die LeserInnen solche "bösen" Protagonisten.

    "Alles vergeht. Wer klug ist, weiß das von Anfang an, und er bereut nichts." Olga Tokarczuk (übersetzt von Doreen Daume), Gesang der Fledermäuse, Kampa 2021

  • Ich fand die Atmosphäre im ersten Abschnitt gar nicht düster, da hab ich überhaupt nicht drüber nachgedacht. :gruebel


    Die Einleitung mit Blake war schon etwas ungewöhnlich, aber ich fand seinen Werdegang interessant beschrieben. Ich glaube, dass mich (Autrags-)Killer in einem Buch jetzt auch nicht so berühren, wie wenn es in der Realität gewesen wäre. Ich fand ihn eher als Person spannend und auch schon etwas "schwarzhumorig", wie trocken das erzählt wurde.

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  • Nicht jedes Kapitel ist so. Dennoch finde ich es nicht depressiv. U.a. auch, weil ich die ganze Zeit darüber nachdenke, was passiert, wenn die Doppelgänger auftauchen. (Also bei David könnte es ja jetzt sein, dass der Doppelgänger rechtzeitig zur Krebsbehandlung kommt, oder verrechne ich mich da?)


    Ich fand genau diese Idee des Buches spannend - was passiert, wenn die zwei Identitäten aufeinandertreffen.

    Bei krebskranken David stand ja auch das FBI im Krankenhaus und da hab ich auch gedacht, dass eben die zweite "Ausgabe" ja dann vielleicht nicht so stark erkrankt.


    Aber dass es bei anderen zu Problemen kommen kann, das hatte ich erstmal gar nicht im Kopf. Ich war viel zu gespannt darauf, wie sie aufeinander reagieren. Man sieht ja nicht jeden Tag den eigenen "Klon" und ich habe mich auf diesen Teil gefreut.


    Ihr habt völlig recht - im ersten Abschnitt ist es ja sowas wie eine Vorstellungsrunde von Menschen mit unterschiedlichen Schicksälen und man bekommt quasi nur die Turbulenzen vom März 2021 mit.


    Regenfisch

    Oh...ich ging automatisch davon aus, den Klappentext oder Kurzbeschreibung liest jeder, habe jetzt erst erfahren, dass Du es nicht tust. Ich hätte dann vermutlich auch im ersten Abschnitt was geschrieben, was Dir nicht klar war, ohne das überhaupt zu bedenken, denn es steht im Klappentext. Ich versuche mir das für später zu merken. Zum Glück hattest Du das Buch oder auf jeden Fall weitere Abschnitte durchgelesen, als ich hier anfing zu schreiben.

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  • Auf der anderen Seite ist es das Erschreckende an der Figur und am Autor, Mord als ganz normalen Job darzustellen.

    Ich musste bei mazians "Er macht ja nur seinen Job" schon leicht schmunzeln. Auftragskiller ist ja nicht irgendein normaler "Job" und ich finde es schon einen Unterschied, ob jemand seinen Job als Verkäufer macht oder Leute umbringt.

    Ich finde das aber nicht "erschreckend" in dem Sinne wie Du vermutlich (wenn ich Dich richtig verstehe). Die Figur Blake findet es anscheinend normal. Das kann ich mir nicht vorstellen, das kann ich schwer bis gar nicht nachvollziehen, aber irgendwie ist es auch klar, dass ein Auftragskiller anders tickt und offenbar die Morde nüchtern betrachtet. Liegt meinem Denken fern, aber dem Denken des Killers offenbar nicht.

    Und dass der Autor einen Mord als normalen Job im Buch darstellt, das erschreckt mich auch nicht. Ich gehe ja nicht davon aus, dass der Autor selbst als Person es wirklich normal findet. Aber er hat ja eine Figur entwickelt, die es eben tut.



    Ansonsten bleiben die Figuren auch fern, distanziert. Davids Schicksal ergreift mich zwar und auch die Erinnerungen von Sophias Vater gehen nahe, aber ich kann mich mit keiner Figur identifizieren und wirklich ans Herz gewachsen war mir da bisher auch keine. Joanna war mir auch gar nicht so sympathisch wie den meisten anderen hier. Keine Lieblingsfigur bis jetzt oder so. Vielleicht Sophia ein wenig.

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  • Zwergin

    Interessant, dass es Dir mit Joanna auch so ging. Ich könnte nicht mal so richtig sagen, warum ich sie nicht mochte, war so ein Gefühl. Wie ist das bei Dir?

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  • Ich halte Joanna für eine starke Frau, mögen muss ich sie deshalb nicht. Irgendwie klingt bei ihr unterschwellig doch die "Opferrolle" mit. Ich bin Schwarz, ich bin eine Frau - jeder hat mitleid mit mir, keiner mag mich, also muss ich es allen zeigen

  • Gummibärchen sicher Auftragskiller ist kein Job in dem Sinne. Ist aber Blakes Überzeugung und sein Lebensmodell. Und er schafft den Spagat zwischen "Beruf" und Familienleben, denn seine Familie weiss nichts von seinem Dopelleben, ahnt sicher nichts davon :wave

    Da hast Du völlig recht.


    Nur wie gesagt, die Aussage "Er macht ja auch nur seinen Job" passt für mich z.B. zu einem Mitarbeiter des Ordnungsamts, der Knöllchen verteilt und sich damit nicht unbedingt beliebt macht. Ich fand es einfach amüsant, es im Zusammenhang mit einem Auftragskiller zu lesen. Aber vielleicht hast Du das auf Blakes Denken bezogen und ich dachte, es ist Dein Denken. Könnte sein.

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  • Zwergin

    Interessant, dass es Dir mit Joanna auch so ging. Ich könnte nicht mal so richtig sagen, warum ich sie nicht mochte, war so ein Gefühl. Wie ist das bei Dir?

    Ich empfand sie als eine dieser Anwältinnen, denen ihr Erfolg wichtiger ist, als alles andere und die noch die schrecklichsten Typen und Firmen vertreten, wenn nur die Kohle stimmt.

  • Schon, aber ich hatte doch den Eindruck, dass er seinen Job mag. Erschreckt bzw. abgestoßen hat mich tatsächlich nicht die Geschichte, dass er später zum Auftragskiller wurde, sondern ganz zu Anfang die Geschichte mit dem Hund.

    Hm:gruebel

    Ich hab es anders empfunden. Für mich klang das alles sehr nüchtern und pragmatisch, so als gabe er eine Idee ausprobiert und es passte für ihn.

  • Doch, ich war da schon abgeschreckt. Vielleicht wäre ich besser in das Buch hineingekommen, wenn nicht ausgerechnet Blakes Kapitel ganz am Anfang gestanden wäre - ich fands unnötig grausam. Und wer weiß, ob ich das Buch gelesen hätte, wenn ich diesen Beginn als Leseprobe oder im Buchladen gelesen hätte? So als Leserunde musste ich ja durch .

    :write

    Das kann ich so für mich komplett unterschreiben. Ich fand den Anfang mit Blake auch sehr abstoßend. Gerade auch wie ihn der Tod des Hundes so komplett kalt gelassen hat, hat mir gar nicht gefallen und in dem Moment hatte ich auch erst mal überhaupt keine Lust, dieses Buch weiterzulesen.

    Wenn es keine Leserunde gewesen wäre, hätte es gut sein können, dass ich das Buch dann zur Seite gelegt hätte und es gar nicht mehr weitergelesen hätte.


    Allerdings bin ich sehr froh, dass ich das Buch trotzdem weitergelesen habe. Es hat mir ja dann im Laufe der Geschichte unheimlich gut gefallen und ich fand danach die Kapitel mit Blake auch sehr unterhaltsam und humorig.

  • Ich hab es anders empfunden. Für mich klang das alles sehr nüchtern und pragmatisch, so als gabe er eine Idee ausprobiert und es passte für ihn.

    So habe ich die Szene auch empfunden.

    Gerade die Szene mit dem ins Auto gelaufenen Hund, in der der Junge neugierig war, fand ich realistisch. Das kenne ich von älteren Kindern auch, die meisten zeigen zwar mehr Mitleid, möchten aber gerne wissen, wie das ist - eben noch ein lebendiges Wesen, dann nur noch ein lebloser Körper.

  • Selbst ich kann nicht wegsehen, wenn mal wieder was überfahrenes auf der Strasse liegt. Ich ekel mich, bekomme Gänsehaut... Kann aber nicht weggucken. Vielleicht bin ich ja doch nur ein grosses Kind ;)

    Aber ! Bei Verkehrsunfällen bin ich kein Gaffer - das nur noch nachgeschoben :wave

  • Selbst ich kann nicht wegsehen, wenn mal wieder was überfahrenes auf der Strasse liegt. Ich ekel mich, bekomme Gänsehaut... Kann aber nicht weggucken. Vielleicht bin ich ja doch nur ein grosses Kind ;)

    Aber ! Bei Verkehrsunfällen bin ich kein Gaffer - das nur noch nachgeschoben :wave

    Letzteres spricht für dich😘

    Ja, es scheint eine gewisse Faszination in dieser Sache zu liegen...